Betrogen werden|| Bastiplatte
Shipping: BastiGHG x Papalatte
Genre: Drama, Sad, Comfort
Triggerwarnung: Selbstzweifel, Erwähnung einer ungesunden Beziehung
»Halt die Klappe, okay? Ich bring dich von hier weg. Wir gehen nach Hause«
-Kevin-
Ich muss hier weg.
Diese Worte gingen mir durch den Kopf, als ich ihn irgendwo zwischen Silhouetten von Leuten, die ich nicht kannte, sah, eng umschlungen mit einem anderen Typen.
Die grellen, bunten Lichter, welche munter um mich herum tanzten, nahm ich nur noch verschwommen wahr.
Die Worte der Leute waren ein einziges Durcheinander, welches einfach wie ein störendes Rauschen an mir vorbeiging.
Der Bass der Musik, welche selbst nur noch ein Wirrwarr aus Wörter in einer unverständlichen Melodie war, wummerte in meinem gesamten Körper. Ich hatte das Gefühl, mich übergeben zu müssen, obwohl ich selbst ausnahmsweise noch gar keinen Alkohol intus hatte.
Sei es Aufgrund der vielen Menschen, des ekligen Geruches von Schweiß und Alkohol, oder sei Aufgrund des stechenden Gefühls von betrogen werden, welches sich durch meine Brust und Magengegend zog.
Ich hasste diese Welt in diesem Moment, in dem ich realisierte, dass es wieder passiert war ich wieder hintergangen wurde, wollte mich am liebsten selber schlagen.
Ich wollte weinen und schreien, all die Emotionen rauslassen, welche das unangenehme Brennen in meinen Augen, den Schmerz in meiner Kehle und das leere Gefühl an der Stelle meines Herzens verursachten.
Warum war ich nur davon ausgegangen, dass die Beziehung gut gehen konnte? Warum war ich davon ausgegangen, dass er es ernst meinen könnte?
Wir sahen uns aufgrund unserer Berufe und der Entfernung vielleicht zwei Mal im Jahr. Und das schon seit dem Beginn der Beziehung - wenn man das überhaupt jemals so nennen konnte.
Mir hätte klar sein müssen, dass er in der Zeit einen besseren gefunden hatte, sagte ich mir.
Ich drängte mich durch die Menschenmenge in Richtung Ausgang der Bar. Bestimmt fünfmal wurde ich angekeift, dass ich doch aufpassen solle, aber ich registrierte dies nicht einmal.
Als ich nach draußen, an die kühle Nachtluft stolperte, war das wie ein Geschenk für mich.
Ich versuchte, tief durchzuatmen, meine Lungen zu reinigen.
Erschöpft lehnte ich mich an die Fassade hinter mir. Mir war verdammt schwindelig. Ich fühlte mich so, als würde meine ganze Umgebung schwanken.
Zittrig griff ich in meine Hosentasche und bekam mein Handy zu fassen.
Ein Wunder, dass ich es in der letzten Stunde nicht verloren hatte.
Bis ich mein Handy entsperrt hatte, benötigte ich sieben Versuche. Mal konnte ich aufgrund meiner verschwommen Augen die Zahlen nicht mal richtig erkennen und mal zitterte ich so stark, dass ich die Zahlen allesamt verfehlte.
Als ich es schließlich doch geschafft hatte, meine PIN einzugeben, öffnete ich meine Kontakte und scrollte zu der Rubrik B, wo mir gleich als erstes der Name Basti angezeigt wurde.
Ich tippte auf den Kontakt und anschließender auf das Telefonsymbol. Dann hielt ich mir das Handy ans Ohr und wartete. Während es aus dem Lautsprecher tutete, fiel mir ein, wie spät es war. Vielleicht war mein bester Freund überhaupt nicht mehr wach. Meine Hoffnung, dass er noch rangehen würde schwand mit jedem Tuten.
»Kevin?«, ertönte die Stimme, die ich gerade so dringend brauchte. Ich zuckte ein wenig zusammen, da ich nicht damit gerechnet hatte, dass er tatsächlich drangehen würde. »Ist alles in Ordnung?«, wollte Basti direkt wissen, die Sorge in seiner Stimme hörte man deutlich. Ich fand es immer noch erstaunlich, dass er so ein gutes Gespür dafür hatte, wenn etwas nicht stimmte. »N-nein«, antwortete ich stockend.
»Kannst du mich abholen?«, bat ich mit Zittern der Stimme.
Ich war in diesem Moment echt froh, dass ich Basti vorher mitgeteilt hatte, wo ich war. Eigentlich wollte ich meinen besten Freund morgen eh besuchen, aber das würde sich nun wohl schon früher ergeben.
Basti schien sofort zu verstehen, dass es ernst war. »Klar, ich bin in spätestens einer viertel Stunde da. Hältst du so lang durch?«, fragte Basti.
»Bitte leg nicht auf«, beantworte ich seine Frage.
»Tu ich nicht, keine Sorge. Ich lass dich jetzt nicht alleine.«
»Danke.«
Die nächsten Minuten zogen sich wie Kaugummi dahin.
Auch wenn Basti nach wie vor am anderen Ende der Leitung war, so wollte ich ihm nicht per Telefon erzählen, was passiert war.
Trotzdem konnte ich jetzt keine Stille aushalten, ich musste seine Stimme hören.
»Hast du schon geschlafen?«, hakte ich leicht schuldbewusst nach.
»Ich war noch wach, keine Sorge«, verneinte Basti meine Frage.
»Was hast noch du gemacht?«, hakte ich weiter nach.
»Hab noch 'nen Einkaufszettel geschrieben«, berichtete Basti.
»Einen Einkaufszettel? Mitten in der Nacht?«
»Ich muss morgen früh einkaufen und ich habe keine Lust, ohne einen Einkaufszettel einkaufen zu gehen«, begründete Basti sein Handeln. Ich musste ein wenig schmunzeln.
Vermutlich war es ein gutes Zeichen, dass ich schon wieder lächeln konnte. Aber Basti konnte mich eigentlich in jeder Situation zum Lächeln bringen. Egal, wie beschissen es ihm ging, Basti schaffte es jedes Mal, Kevin wieder aufzubauen.
Keine zehn Minuten später war Basti da. »Oh mein Gott, Kevin!«, rief er aus, als er auf mich zukam. Er wirkte schockiert. »Ich schwöre dir, wenn ich ihn sehe, breche ich sein Genick«, fluchte Basti, vermutlich Aufgrund der Tränenspuren an meinen Wangen. »Es ist okay, keine Sorge. Mir geht's gut«, murmelte ich. Wir beide wussten, dass das nicht stimmte. Ich sagte es mehr, um mich selbst zu beruhigen, als um Basti seine Sorge zu nehmen.
»Halt die Klappe, okay? Ich bring dich von hier weg. Wir gehen nach Hause«, redete Basti auf mich ein und nahm meine Hand. Dabei sah er mir eindringlich in die Augen. Seine blauen Augen und seine Berührung beruhigten mich ein wenig.
~~~
Ich saß zusammmengekauert, in eine Decke gewickelt, auf Bastis Sofa. Auf dem Sofatisch stand ein heißer Kakao, welcher Basti mir gemacht hatte, allerdings musste ich diesen noch abkühlen lassen. Basti saß nur wenige Zentimeter neben mir. Er strich mir langsam über den Rücken. Ich hatte meinen Kopf an seine Schulter gelegt, zum Teil, weil ich müde war, zum Teil, weil ich diesen Körperkontakt brauchte.
»Es ist wegen Noah, oder?«, vermutete Basti. Schniefend nickte ich. »Er hat gemeint, er wollte seine Schwester hier in Berlin besuchen, wo er mal ein freies Wochenende hat und vorgeschlagen, dass ich auch kommen könnte, damit wir uns endlich wieder treffen können«, begann ich, zu erzählen. »Und dann, kurz bevor ich bei ihm war, hat er geschrieben, dass ich nicht zu ihm kann und dass wir nur zusammen in einen Club gehen können. Ich hab mir ehrlich nicht viel bei gedacht.« Im Nachhinein kam es mir dumm vor. Wahrscheinlich hatte er bei sich zu Hause einfach schon den nächsten sitzen. Ich schnaubte. »Am Anfang war es schön. Ich hab mich so gefreut, ihn wieder zu sehen und er hat mir auch das Gefühl gegeben. Auf dem Weg haben wir geredet und so, als er zu mir raus gekommen ist, haben wir uns lange geküsst, umarmt und so weiter. Ich schätze mal, wir haben das gemacht, was Paare, die sich länger nicht mehr gesehen haben, eben so machen.«
Ich biss mir auf die Lippe. »Es war doch so schön.«, seufzte ich. Einmal war alles gut. Es war für wenige Minuten fast so, wie es in einer perfekten Beziehung wohl sein musste. Und dann waren wir in diesem verdammten Club und er hat mich einfach - wie sonst auch jedes Mal - einfach links liegen gelassen, ist zu irgendwelchen Bekannten gegangen, hat mit anderen Leuten getanzt, sich wahrscheinlich komplett abgeschossen und wahrscheinlich mit zehn verschiedenen Typen und Mädchen rumgemacht. Und mich hat er so einfach wieder vergessen.«
Die Worte kamen, Aufgrund meines Schluchzens, stockend aus meinem Mund. Nun, wo ich das Ganze laut aussprach, wurde es sofort wieder in mir hochgewirbelt und mir liefen erneut die heißen, salzigen Tränen in Sturzbächen über meine Wangen. Basti legte seine Arme nun komplett um mich. Ich drückte mich noch näher an meinen besten Freund und weinte nun an sein Brust. Sein T-Shirt war an der besagten Stelle innerhalb von Sekunden komplett von meinen Tränen durchnässt.
Haltsuchend krallte ich mich in den Stoff von eben diesem schwarzen T-Shirt, welches bei Basti ziemlich locker fiel.
»Weißt du, ich dachte einfach, ich hätte endlich jemanden, der mich liebt und der das selbe für mich empfindet, wie ich für ihn«, schniefte ich.
»Bin ich nicht liebenswert genug?«
Diese Frage hätte ich mir so oft gestellt. Und mittlerweile war ich überzeugt davon, dass es stimmte, schließlich wäre ich, wenn ich eine liebenswerte Person wäre, jemanden etwas auf diese Art und Weise wert.
Bastis Augen waren geweitet, als wäre er über meine Worte erschrocken. »Kevin, du weißt genau, dass das nicht stimmt«, sagte er ernst und blickte mir dabei eindringlich in die Augen.
Ich wusste, dass er es gut meinte. Und vielleicht hatte er recht.
Aber in diesem Moment fühlte es sich so an, als wäre ich für niemanden gut genug. Für niemanden schön genug, für niemanden lustig genug, für niemanden vertrauenswürdig genug, für niemanden liebevoll genug.
Es fühlte sich so an, als würde mein Herz, egal wie sehr ich mich anstrengte, für jemanden perfekt zu sein, nie für irgendjemanden auszureichen.
Basti war wahrscheinlich auch genervt von mir, immerhin musste er mich mitten in der Nacht vom Club abholen und mich dann auch noch trösten, als wäre ich ein kleines Kind, obwohl er sicherlich tausende bessere Dinge hätte tun können.
»Tut mir leid«, murmelte ich schuldbewusst an Bastis Brust.
Der angesprochene seufzte und strich mir über den Kopf.
»Egal wofür das war, du musst dich nicht entschuldigen. Du hast absolut nichts falsch gemacht«, beharrte Basti.
Ich glaubte ihm nicht. Basti würde niemals irgendjemanden anlügen, vor allem nicht seinen besten Freund, aber ich wollte ... konnte es nicht wirklich wahrhaben und verstehen, was er versuchte, mir klar zu machen.
»Weißt du, Kevin... kann ich dir was sagen?«, fragte Basti irgendwann vorsichtig. Ich entfernte mich ein wenig von ihm und schaute zu ihm auf. Basti kaute nervös auf seiner Unterlippe herum. Ein paar Strähnen seiner dunklen Haare fielen ihm vor seine strahlend blauen Augen.
»Hm?«, machte ich, seine Bitte war nicht wirklich bei mir angekommen. Bastis Mundwinkel zuckten leicht nach oben.
»Darf ich dir was sagen?«, wiederholte der Jüngere.
Ich nickte, war in dem Moment nicht wirklich dazu in der Lage, zu sprechen.
Dazu war ich einfach zu erschöpft.
»Was auch immer Noah getan hat, dass du so über dich denkst, nicht von dem stimmt. Du bist die liebenswerteste Person, die ich in meinem ganzen Leben kennengelernt habe. Jedes Mal, wenn wir mit einander sprechen, geht es mir danach besser als vorher. Jedes Mal, wenn ich dein Lächeln sehe, muss ich auch lächeln. Wenn ich weiß, dass wir etwas zusammen machen, freue ich mich schon Tage vorher darauf. Du weißt so gut wie alles über mich. Du bist die einzige Person in meinem Leben, der ich so viele persönliche Dinge anvertraue«, redete Basti, seine Stimme war todernst und er blickte mir tief in die Augen.
»Und ich werde dir das jeden Tag sagen, bis du mir endlich glaubst und ich werde dir jeden Tag zeigen, wie viel du mir bedeutest«, fügte er hinzu.
»Meinst du das ernst?«
Ich war unsicher und misstrauisch.
Warum sollte jemanden, der so perfekt wie Basti war, jemand wichtig sein, der in jeder Hinsicht das Chaos in Person war?
»Oh ja. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie wichtig du mir bist, Kevin. Du machst mein ganzes Leben besser. Du bist der Grund, warum ich überhaupt noch hier bin. Hätte ich dich nicht kennengelernt, weiß ich ehrlich nicht, ob ich manche Abschnitte meines Lebens überstanden hätte. Kevin, du bist das Beste, was mir je passiert ist.«
Ich war überwältigt, konnte nicht wirklich darauf reagieren.
Doch in diesem Moment spürte ich dort, wo diese schmerzhafte Leere aus dem Gefühl von Einsamkeit, Hilflosigkeit, Enttäuschung und Selbsthass klaffte, noch etwas anderes. Eine Emotion, welche ich so schon lange nicht mehr empfunden hatte: Hoffnung.
Dieser Hoffnungsschimmer konnte nur einen kleinen Teil der Dunkelheit in meinen Gedanken ausleuchten, doch es reichte aus, damit mein Herz ein Stück weniger schmerzte.
Es war keine große Hoffnung, doch irgendwo wusste ich, dass Basti die einzelnen Splitter meines Herzens aufzusammeln und wieder zu einem Ganzen zusammenfügen würde.
***
2004 Wörter
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