Abschied nehmen|| ZickZack
Shipping: BastiGHG x Venicraft
Genre: sad
Triggerwarnung: Tod, Verlust einer geliebten Person
Für: Lorely_Mystery
-Basti-
Ich sitze an meinem Schreibtisch, den Stift an das Papier angesetzt, die Fläche nur durch eine kleine Schreibtischlampe erleuchtet.
Draußen ist es bis auf die Straße laternen dunkel und seit Stunden prasseln Regentropfen an die Fensterscheibe.
Seit Wochen hatte ich keinen Kontakt mehr zu irgendjemanden mehr gehabt, nicht mal zu Kevin.
Es ist meine Schuld, dass die Einsamkeit mich schier verrückt machte, das war mir durchaus bewusst.
So viele Leute hatten mir angeboten, mir zuzuhören, mir bei den Dingen zu helfen, die ich in meiner Trauer nur noch schwer bewältigen konnte, einfach für mich da zu sein und diese Zeit gemeinsam mit mir zu überwinden: Meine Eltern, meine Schwester, diversen meiner Freunde, wie Kevin, Stegi oder Fabo.
Sie alle wären für mich da gewesen, das wusste ich.
Doch ich hatte sie in meiner Verzweiflung alle ausgeschlossen, hatte mich so weit wie möglich von ihnen entfernt.
Ich hatte endlos viele verpasste Anrufe und ungelesene Nachrichten.
Und nun sitze ich hier, wie die letzten drei Wochen von drückender Stille und Dunkelheit umgeben und beginne, zu schreiben.
Lieber Rafael,
Ich hätte nie gedacht, dass ich mich einmal von dir Abschied nehmen muss. Vor allem nicht so.
Ich mache mir unglaubliche Vorwürfe, weil ich mich nicht einmal von dir verabschieden konnte. Mache mir Vorwürfe, weil ich auf mein Bauchgefühl hätte hören sollen und dich an diesem Abend niemals hätte nochmal rausgehen lassen dürfen. Dann wärst du jetzt vielleicht noch hier. Dann würden wir jetzt vielleicht gerade zusammen in unserem Bett liegen und friedlich schlafen. Du würdest die Arme um mich schlingen und ich würde meinen Kopf auf deiner Brust ablegen, so wie immer. Morgen würden wir aufwachen, du würdest versuchen, mich dazu zu überreden, dass wir noch fünf Minuten liegen bleiben und ich würde einknicken und weiter mit dir kuscheln und aud den fünf Minuten würden fünfzehn werden, so wie immer.
In unserem Haus ist immer noch so viel Zeug: Die Bilder von uns beiden, deine Wäsche, dein Streaming Setup. Und noch so viel mehr.
Alles entsorgen würde ich sowieso nicht, das könnte ich niemals, aber ich habe es nicht einmal geschafft, die Dinge erst einmal zu verstecken, bis die Wunden ein wenig geheilt sind.
Aber wirklich besser ist das auch nicht. Jedes Mal, wenn ich deine Sachen sehe - egal, ob es ein T-Shirt von dir ist, der Schrank im Flur, dein Streamingzimmer ist, oder auch Dinge wie unseren Esstisch, die Couch oder unser Bett - sehe ich dort dich und die ganzen Erinnerungen an unsere Zeit kommen wieder hoch.
Erinnerungen an unsere ersten Aufnahmen zusammen, an unsere Varo Zeit, an die Zeit, in der unsere Freundschaft immer weiter gewachsen ist, an unser erstes Treffen, an unser erstes Date, unseren ersten Kuss, unser erstes "Ich liebe dich". An den Tag, an dem ich dich meinen Eltern und meiner Schwester vorgestellt habe und umgekehrt. An unseren gemeinsamen Umzug in diese Wohnung. An so viele Dinge, die wir zusammen gemacht haben, so viele Gespräche.
Manchmal schaue ich irgendwohin und sehe dich dort so als wärst du wirklich hier.
Ich glaube, ich werde diesen Verlust nie komplett verarbeiten können. Die Sehnsucht nach deiner Anwesenheit ist immer noch so groß. Meistens habe ich das Gefühl, es ohne dich nicht mehr auszuhalten.
Aber ich verspreche dir, dass ich weiter machen werde. Ich werde versuchen, meine sozialen Kontakte wieder aufzubauen, werde wieder rausgehen, werde mich wieder mehr um mich selbst kümmern, werde das Haus wieder in einen ansehnlichen Zustand bringen.
Ich werde wieder anfangen zu streamen.
Es wird dauern, das weiß ich.
Aber vielleicht ist es schon der erste Schritt, dir diesen Brief zu bringen.
Wo auch immer du jetzt bist, ich hoffe, es geht dir gut und du wirst nicht so sehr von diesem Herzschmerz zerfressen wie ich.
Ich hoffe, wenn wir uns irgendwann wieder sehen, kann ich die davon erzählen, dass ich es geschafft habe, weiter zu machen. Ich hoffe, ich kann dich stolz machen.
Ich werde dich nie vergessen und selbst, wenn ich es irgendwann nochmal schaffe, wieder zu lieben, wirst du immer einen Teil meines Herzens ausmachen.
Mach's gut,
Basti
~~~
Es ist noch früh am Morgen, als ich das Gelände des Friedhofes betrete. Die Luft ist kühl und feucht, im grünen Gras hängen Tautropfen.
Mittlerweile ist es Frühling, die ersten Bäume blühen, weshalb einige Blütenblätter den Boden bedecken.
Die Sonne ist noch nicht ganz aufgegangen, weshalb der, im Gegensatz zum gestrigen Tag, wolkenleere Himmel orange leuchtet.
Je näher ich Venis Grab komme, desto schwerer fällt es mir, die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Es fühlt sich immer noch so unrealistisch an, dass er nicht mehr da ist. Die Gewohnheit sagt mir immer noch, dass ich Venis wiedersehen werde, wenn ich die Haustüre öffne.
Venis Grab ist schlicht gehalten. Der Grabstein ist unauffällig. Aus Marmor, dunkelgrau mit ein paar etwas helleren Sprenkeln.
Einige Blumen und Kerzen sind an seinem Grab verteilt.
Ich sinken auf die Knie und hole sowohl eine Kerze, als auch den Brief aus meinem Stoffbeutel.
Die Kerze stelle ich zu den anderen und zünde zie mit einem Feuerzeug an.
Dann lege ich den Brief in seinem weißen Umschlag ab.
Eine einzelne Träne rollt mir über die Wange, mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen.
Eigentlich würde ich länger bleiben, doch ich habe die Befürchtung, dass es den Abschied nur noch schwerer machen wird.
Das wird nicht das letzte Mal sein, dass ich hier bin und vielleicht schaffe ich es irgendwann auch, länger hier zu bleiben.
Doch nun erhebe ich mich wieder und wende mich zum Gehen.
»Ich liebe dich, Rafael Eisler und ich werde es immer tun«, flüstere ich in die Stille, dann lasse ich Venis Grab hinter mir und gehe zurück zum Eingang des Friedhofes.
Und dort sehe ich einen blonden Haarschopf, welchen ich überall wiedererkennen würde.
»Basti?«, haucht Kevin überrascht.
»Kevin. Können wir bitte reden? Ich will endlich weiter machen und ich muss mich bei dir entschuldigen«, bitte ich den Älteren.
Kevin zögert erst kurz und ich habe Angst, dass er nicht mit mir reden will und ich es verbockt habe, doch dann lächelt er leicht und nickt.
Und in diesem Moment verändert sich etwas.
Vielleicht ist das der erste Schritt zurück in mein Leben.
***
1022 Wörter
Hab das gerade innerhalb von zwei Stunden auf ner Busfahrt (Wandertag und so) geschrieben.
Bin nicht soo zufrieden to be honest, aber finds ganz okay.
FiEtBaCk?
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top