Raven + Luna ⚔️ Ich kämpfe für den Tod

FANDOM: The 100
SHIP: Sea Mechanic [Raven Reyes & Luna kom Floukru]

POV: Raven

Lunas wilde Lockenmähne leuchtete rötlich im Licht der untergehenden Sonne. Ein mörderisch entschlossener Ausdruck zeichnete sich in ihrem Gesicht ab, während sie erhobenen Hauptes in die Hauptstadt einmarschierte, die sie vor so vielen Jahren fluchtartig verließ. Die Grounder wichen automatisch zurück und die Jubelrufe verstummten schlagartig.

Bestimmt erklomm Luna die Stufen des Podiums und reihte sich zwischen die zwölf Krieger der anderen Clans ein. Fassungslos schüttelte ich den Kopf. Das Ende der Welt stand bevor und die Grounder wussten keinen anderen Ausweg, als gegeneinander zu kämpfen. Nur einer dieser Krieger würde letztendlich noch am Leben sein. Der Gewinner erhielt den Bunker der zweiten Dämmerung mit eintausendzweihundert Plätzen, die das Überleben der jeweiligen Clans sicherten. Die riesige Todeswelle würde in wenigen Tagen 96 Prozent der Erdoberfläche vernichten. Anstatt gemeinsam zu überleben, bekriegten wir uns lieber. DAS war aus der Menschheit geworden.

Und ich saß viele Stunden entfernt in Becca Pramhedas Labor und starrte auf den riesigen Bildschirm, der das Spektakel live übertrug. Ich war nicht in der Lage, etwas gegen diese Sinnlosigkeit zu tun und meine Leute anscheinend auch nicht. Selbst Clarke schien an ihre Grenzen gestoßen zu sein. Wenn ich noch einen letzten Beweis brauchte, war das Octavia, die mit den Kriegern auf dem Podium stand, um für unser Volk zu kämpfen. Ein sinnloses Gemetzel um Leben und Tod würde also über das Schicksal der gesamten Menschheit entscheiden. Wie hatte die menschliche Rasse es überhaupt so weit geschafft?

Lunas plötzliches Erscheinen beim Konklave hatte nicht nur die Grounder in gespanntes Schweigen versetzt, sondern auch mich. Wie gebannt starrte ich auf die faszinierende Erscheinung des jungen Mädchens, deren Vertrauen wir gnadenlos ausgenutzt hatten. Es tat mir im Herzen weh, dass ich ihr nicht hatte helfen können, nachdem sie treu an meiner Seite stand, als es mir nicht gut ging.

,,Mein Name ist Luna kom Floukru und ich bin die letzte meines Clans", stellte sie sich der Menge vor.

,,Was hast du hier zu suchen, Luna? Vor deinem letzten Konklave bist du wie ein Feigling entflohen und dein Clan ist tot. Für wen kämpfst du?", hallte Gaias klare Stimme über die versammelte Menge. Sie machte kein Geheimnis daraus, wie sie Lunas damaliger Flucht gegenüberstand. Die Grounder nannten Luna eine Verräterin, nur weil sie ihrem Schicksal entfloh und sich weigerte, um den Posten des Commanders zu kämpfen und in einem sinnlosen Blutbad zu sterben.

Luna drehte sich ruckartig um und reckte ihr glänzendes Schwert gen Himmel. ,,Dieses Mal werde ich nicht fliehen!", verkündete sie laut und zynisch. ,,Wenn ich das Konklave erst gewonnen habe, wird niemand in diesen Bunker einziehen! ICH KÄMPFE FÜR DEN TOD!"

Ich kämpfe für den Tod.

Schockiert starrte ich auf den flimmernden Bildschirm. Das schlechte Gewissen nagte an mir. Wir hatten ihr das angetan. Wir hatten sie mit unseren verfluchten Experimenten ruiniert. Vielleicht verdienten wir es wirklich nicht, zu überleben.

Ich fürchtete mich nicht davor, Luna beim bevorstehenden Konklave zu verlieren. Das war nicht das Problem. Das Problem war, dass sie gewinnen würde. Und daran waren die Grounder Schuld. Sie hatten sie zu einer eiskalten Killerin ausgebildet, so wie Lexa kom Trikru eine gewesen war. Die Grounder hatten damals nicht geahnt, dass sie sich damit ihr eigenes Grab schaufelten.

Entschlossen griff ich nach meinem Funkgerät. ,,Clarke", wiederholte ich so oft, bis die Blondine mich endlich registrierte. Ich wartete erst gar nicht auf ihre Antwort, sondern redete gleich drauf los. ,,Du musst Luna vor dem Konklave suchen. Ich möchte mit ihr sprechen."

,,Das spielt keine Rolle mehr", beharrte Clarke. ,,Wir müssen eine Taktik mit Octavia besprechen. Wenn sie Luna nicht besiegen kann, sind wir bald alle tot."

,,Sie wird Luna nicht besiegen", entgegnete ich. Nicht ohne eine Glückssträhne jedenfalls. ,,Luna ist die beste von ihnen. Besser, als Octavia es je sein wird."

,,Es ist vorbei, Raven. Luna wird nicht auf mich hören... Nicht nachdem, was wir ihr angetan haben."

,,Auf mich wird sie vielleicht hören. Wäre es Lexa..."
,,Sprich nicht über Lexa", stoppte Clarke mich sofort und sog scharf sie Luft ein, als müsse sie ihre Tränen unterdrücken.
,,Du hast sie verstanden. Lexa hat dir vertraut. Und wenn es den Hauch einer Chance gibt, dass Luna mir auch vertraut, dann müssen wir sie ergreifen, Clarke."

Es war nur ein vager Hoffnungsschimmer. Ein Tropfen auf dem heißen Stein. Eine Weile geschah nichts. Der Platz wurde geräumt, um das Konklave vorzubereiten. Ich starrte weiterhin den Bildschirm. Langsam wurde es anstrengend. Ich hatte kaum geschlafen und die Synapsen in meinem Gehirn standen kurz vor dem Durchbrennen. Den ganzen Tag arbeitete ich an einer alternativen Lösung, aber so richtig voran kam ich nicht.

Dann endlich rauschte das Funkgerät. Jemand schaltete es ein. ,,Was willst du?", fragte eine unfreundliche Stimme am anderen Ende. Luna. Ich konnte sie natürlich nicht sehen, stellte mir aber vor, wie sie abseits von den anderen Kriegern stand und sich mental auf den bevorstehenden Kampf vorbereitete.

,,Mich entschuldigen. Ich hätte sie aufhalten müssen, als sie gegen deinen Willen weiteres Knochenmark entnommen haben. Es tut mir Leid", sprach ich die Gedanken aus, die mir als erstes in den Sinn kamen.

Lunas Stimme verlor ein wenig Strenge. ,,Du meinst das ernst", stellte sie überrascht fest. Dann eine Pause, nach der sie sich anstrengente, möglichst unbeteiligt zu klingen. ,,Es ist zu spät. Ich habe meine Entscheidung getroffen, Raven. Kein einziger Clan verdient es, in diesen Bunker einzuziehen."

,,Du bist damals während deines ersten Konklaves abgehauen... In der ersten Runde hast du deinen eigenen Bruder getötet. Wieso hast du nicht einfach weitergemacht? Ich weiß, dass du als nächstes gegen Lexa kämpfen solltest. Du hättest sie auch töten können und wärst an ihrer Stelle Commander geworden, aber du hast es nicht getan. Warum?"

Luna sog scharf die Luft ein. Sie wusste genau, worauf ich hinauswollte. ,,Das Gefühl zu töten... Ich habe um meinen Bruder getrauert, aber ich habe es genossen. Ich wollte mehr davon. Und das hat mir Angst gemacht", sprach sie offen. ,,Ich habe den anderen Kämpfen zugesehen. Dann wurde ich gegen Lexa eingeteilt... Ich habe sie angesehen und wusste, dass ich sie nicht töten will. Dass ich nicht Commander werden möchte, wenn das bedeutet, die Menschen zu töten, mit denen ich aufgewachsen bin. Ich wusste, dass ich die Waffen niederlegen muss, damit ich meine Menschlichkeit bewahre und sie nicht abschlachte wie ein wildes Tier... Wie meinen Bruder."

Es war nicht Lunas Schuld. Es war nur die Art, wie sie erzogen wurde. Das Konklave war heilig und sich dagegen zu stellen umso mutiger.

Frieden. Das war Lunas Vermächtnis. Dafür stand ihr Clan. ,,Du hast so vielen Menschen gezeigt, wie ein Leben ohne Gewalt aussehen kann, Luna. Du bist besser als das hier."

Ich kämpfe für den Tod.

,,Sie sind alle tot, Raven. Mein Clan existiert nicht mehr. Das was ich aufgebaut habe, es war alles umsonst."

,,Du hast trotzdem ihre Leben verändert. Deinetwegen sind sie sicher aufgewachsen. Du hast Menschen ein Zuhause gegeben und das ist so viel mehr wert. Du bist ein guter Mensch. Besser als wir alle. Und wenn du diese Menschen auch nur einen Tag glücklich gemacht hast, dann war es nicht umsonst."

,,Du bist auch ein guter Mensch, Raven kom Skaikru." Luna schluckte schwer. ,,Aber ich glaube, dass die Menschheit es nicht verdient zu überleben."

,,Nein, vielleicht nicht. Vielleicht hat mein Clan verdient, was uns widerfahren wird. Aber du kannst es besser machen und ich... Ich würde diesen Weg gerne mit dir gehen." Tränen glitzerten in meinen Augen. Ich fürchtete, dass es schon zu spät war und Luna sich nicht mehr umstimmen ließ. ,,Verstoß nicht gegen deine eigenen Prinzipien, nur weil du einen Groll auf die Menschheit hegst. Sieh sie dir doch an. Sie verbringen die letzten Tage ihres Lebens mit einem Krieg. Wenn du Recht hast, wird niemand in diesen Bunker einziehen. Davor wird die Menschheit sich selbst vernichten."

,,Was erwartest du von mir?" Lunas Stimme klang belegt.

,,Komm zurück auf Beccas Insel. Wir verbringen meine letzten Stunden damit zu leben - richtig zu leben. Wir rennen auf diesem verdammten verstrahlten Planeten herum... Ich simuliere einen spacewalk im Labor für uns. Wir stopfen uns mit ungesundem Essen voll, trinken meine letzten Schnapsreserven leer und dann schlafen wir miteinander, als gäbe es kein Morgen mehr."

,,Wir schlafen miteinander?", hakte Luna nach und plötzlich klang sie amüsiert. ,,Wir haben uns noch nicht einmal geküsst, Reyes."

,,Wen interessiert das? Praimfaya wird nicht warten, nur weil wir es langsam angehen lassen wollen. Du wirst die Zerstörung der Erde vielleicht überleben, aber ich möchte nicht sterben, ohne davor noch wenigstens ein bisschen Spaß zu haben. Und wenn du nicht der letzte Mensch auf Erden sein willst, bringst du dich auch um. Dann sind wir Romeo und Julia... Nur ohne Romeo."

,,Wer soll das sein?", fragte Luna.

,,Nicht so wichtig. Was sagst du?"

,,Nein, ich glaube dir nicht. Raven Reyes gibt nicht einfach auf. Es ist unmöglich, dass du keinen Plan hast, also lock mich nicht mit falschen Versprechungen zu dir."

Schlaues Mädchen. Ich drehte mich um. Direkt hinter mir stand die Rakete, die mit ein wenig Arbeit einsatzbereit wäre. Es war verrückt, absolut unvorstellbar... aber es juckte mich in den Fingern, nicht aufzugeben. ,,Was hältst du davon, ins Weltall zu fliegen?"

,,Du hast nicht genug Treibstoff."

,,Nicht für den Rückweg, nein. Aber ich habe fünf Jahre Zeit, dafür eine Lösung zu finden. So oder so... Ich möchte die Zeit, die uns noch bleibt, gerne in Gesellschaft verbringen. Ich sage das nicht nur, weil ich weiß, dass du das Konklave gewinnen wirst. Ich spreche als deine Freundin zu dir, die sich Sorgen um dich macht. Und ich mag dich. Sehr sogar. Ich dachte das solltest du wissen, bevor wir..."

Luna schluchzte leise. ,,Okay", hauchte sie.

,,Okay?"

,,Ich komme zurück zu dir", sagte sie, um Fassung ringend. ,,Verflucht sei dieses verdammte Konklave! Fliegen wir ins All."

Ich lachte erleichtert und wischte eine Träne aus dem Augenwinkel. ,,Du hast keine Ahnung, wie glücklich du mich machst. Das habe ich eigentlich nicht verdient."

,,Ich komme nur, wenn du all deine Versprechungen einhältst, kleine Mechanikerin."

Ich grinste. ,,Darauf kannst du dich verlassen. Ich kämpfe für das Leben - und guten Sex."




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