Druna •Draco♡Luna•
Er lief, wie schon so oft in den letzten Monaten, durch den Wald.
Seine Augen brannten, wegen der vielen Tränen und um seinen linken Arm war ein notdürftiger Verband geschlungen. Unter diesem zeichneten sich blutende Risse ab.
Er konnte nicht mehr.
Es wurde zu viel von ihm erwartet.
Bald würde er zusammenbrechen.
Draco kam auf eine Lichtung. Die Sonne schien durch die Ritzen des Blätterdachs und ließen seine platinblonden Haare funkeln.
Alles wirkte so friedlich und ruhig.
Der Slytherin nahm sich eine Sekunde, um aufzuatmen.
Diese Lichtung war der einzige Ort, wo ihm das möglich war.
Er ließ sich auf den, von Tannennadeln überseten, Boden fallen und beobachtete die friedlichen Testrale.
Sie waren sein Abbild.
Von außen angsteinflößend und abstoßend, aber von innen friedlich, liebevoll und gutmütig.
Nachdem er eine Weile so da gesessen hatte, stand er auf, um zu ihnen zu gehen.
Er streichelte eines der dunklen Wesen und konzentrierte sich komplett auf den großen Testral vor sich.
So bekam er auch nicht mit, wie sie die Lichtung betrat.
"Ich wusste nicht, dass du sie sehen kannst.", sagte Luna verträumt und Draco drehte sich blitzartig um.
Das Mädchen vor ihm war barfuß und blickte ihn leicht verklärt an.
"Um deinen Kopf schweben weniger Nebis als sonst.", stellte sie fest und der Slytherin starrte sie nur fragen an.
"Das sind kleine Wesen. Man sieht sie nur, wenn sie wollen, dass man sie sieht. Ich bin gut mit ihnen befreundet.
Sie machen, dass du traurig oder nachdenklich wirst. Je mehr von ihnen um deinen Kopf schwirren, desto mehr Sorgen hast du.", erklärte sie.
Er tat so, als wüsste er genau, wovon sie sprach.
"Wenn du willst, kann ich ihnen sagen, dass sie dich in Ruhe lassen sollen.", bot Luna an und Draco nickte nur.
Plötzlich begann sie, sich wild im Kreis zu drehen und zu summen, während sie mit den Händen in der Luft herumfuchtelte.
Es sah aus, wie ein Tanz.
Sie endete sehr abrupt.
"Jetzt müssten sie dich in Ruhe lassen.", sagte sie und er konnte nicht mehr an sich halten.
Er begann, herumzuglucksen, bis er sich auf dem Boden kullert und sich den Bauch hielt, vor Lachen.
"'tschuldige", sagte der Blonde, nachdem er sich wieder gefangen hatte.
Er stand vom Boden auf und klopfte sich seine Klamotten ab.
Dabei rutschte sein linker Ärmel ein Stück nach oben.
"Was hast du da?"
"Nichts"
"Ich halte dicht"
"Verstehst du sowieso nicht."
"Ich weiß, dass ihr mich für verrückt haltet.", sagte sie da plötzlich.
Peinliche Stille.
"Das... das stimmt nicht?", sagte er und es klang eher wie eine Frage als eine Feststellung.
"Du musst es mir nicht sagen, aber es hilft, mit jemandem zu reden."
"Okay..."
Draco ging etwas in die Hocke, um einen etwas jüngeren Testral zu streicheln.
"Sie hat Hunger.", sagte Luna da plötzlich und klang wieder genauso verträumt wie am Anfang. Die Rawenclaw kramte in ihrer Tasche und warf dem jungen Testral dann ein frohes Stück Fleisch zu.
"Sie?"
"Das ist Pontis.", erklärte die Blonde nun und er sah in ihre Richtung.
"Du bist oft hier, stimmt's?"
"Ja", meinte sie nur und wieder herrschte Schweigen.
"Weißt du, hier ist der einzige Ort, an dem ich Ich sein kann. Hier muss ich mich nicht verstellen. Deswegen bin ich sehr oft hier.", rückte Draco nun mit der Sprache heraus.
Irgendwie vertraute er ihr.
Er wusste selbst nicht, weshalb, aber es war so.
Luna nickte und hockte sich schließlich neben ihn, um Pontis zu streicheln.
Sie blickte verträumt auf das pferdeähnliche Wesen und Draco schoss eine Frage durch den Kopf.
"Wer...", fragte er etwas zögerlich und sie verstand sofort.
"Meine Mum. Sie hat viel geforscht. Wollte der Welt beweisen, dass es noch etwas anderes als nur Drachen, Zentauren und Testrale gibt. Aber einer ihrer Versuche ging schief... Sie infizierte sich und starb kurz darauf.", sagte sie nachdenklich.
"Ich war damals sechs Jahre alt. Papa hat mich getröstet. Ich weiß noch, wie wir zusammen in den Garten gegangen sind, um ihre Lieblingsblumen einzupflanzen.
Dad hat damals gesagt, dass sie gegangen ist, weil sie gegen musste.
Dass jeder Mensch irgendwann gehen muss und ihr Datum nur sehr früh stand.
Er sagte, dass ihr Tod einem anderen Menschen das Leben geschenkt hatte. Das verstehe ich bis heute noch nicht...
Ich weiß noch, was ihre letzten Worte an mich waren, bevor sie starb.
Sie hatte mir damals erklärt, was ein Lurmwurm ist.
Dann hat sie mir versprochen, dass sie immer bei mir sein wird und den selben Satz wie Dad gesagt.
Zuletzt sagte sie "Ut luna luceat tibi". Das hat sie früher immer vor dem Einschlafen gesagt."
Draco empfand starkes Mitleid für die Blonde und hätte sie am liebsten in den Arm genommen, doch er schenkte ihr nur einen tröstenden Blick.
"Vermisst du sie sehr?"
"Manchmal, wenn ich allein bin. Meist ist das abends. Dann überkommt es mich ganz plötzlich. Aber ich weiß ja, dass ihr Leben voller erfüllende Dinge war, also ist es leichter, Abschied zu nehmen.
Außerdem bringt trauern mich nicht weiter.
Ich habe Dad.
Ich habe keine tödliche Krankheit.
Ich lebe.
Also ist eigentlich alles gut, oder?", fragte Luna und er dachte über ihre Worte nach.
Es stimmte.
"Und... bei dir?", fragte sie da.
"Es, es war vor einem Jahr. Da, da hat... Da hat mein Vater sich mit meiner Ma... Sie haben sich gestritten. Ich war der Grund. Mein Vater sagte, Ma würde mich zu einem Weichei erziehen, und sie meinte, er wäre zu hart mit mir. Mein, mein Vater wurde wütend. Er hasst es, wenn ihn jemand in Frage stellt.
Unüberlegt hat er einen Fluch auf sie abgefeuert. Ich sehe den blauen Lichtstrahl vor meinem inneren Auge.
Der Sectumsempra hat ihr mehrere tiefe Schnittwunden zugefügt, und weder ich, noch Vater, wussten den Gegenspruch.
Professor Snape kam zu spät.
Meine Mutter ist verblutet.
Mein Vater wurde nach Askaban gebracht und sitzt dort lebenslänglich in einer Zelle.
Ich werde es ihm nie verzeihen. Ich habe meine Mutter verloren. Nur weil er ein eingebildetes Arschloch war.
Und das ist noch nicht mal das Schlimmste.
Das Schlimmste ist, dass ich der Grund dafür bin, dass meine Ma sich mit Vater gestritten hat. Ich bin der Grund, warum mein Vater ausgerastet ist.
Ich bin der Grund, für den Tod meiner Mutter.", meinte der Malfoy verbittert und eine einzelne Träne rollte über seine Wange.
Sie tröstete ihn.
Sie redeten sehr lange, bis die Sperrstunde begann.
Sie brachten sich gegenseitig zum lachen.
Sie teilte sein Schicksal.
Sie war seltsam.
Gut seltsam.
Und als vierzehn Jahre später ein Mädchen auf die Welt kam, Pontis Luna Malfoy, verstanden die zwei, was es mit dem Satz auf sich hatte.
Der Tod der zwei Mütter hatte dem kleinen Mädchen erst die Existenz ermöglicht.
Ohne diesen Preis, währe alles anders gekommen.
Vielleicht auch gut, aber niemals so, wie es nun war.
****
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