1 - Dramione

Draco

Wenn es nicht braune, sich wild kringelnge Locken wären, die sich über die Schulter des Mädchens vor mir ergießen. Und wenn es nicht ihre neunmalklugen Worte wären, die noch in den kalten Kerkern nachhallen. Und wenn es nicht Muggelblut wäre, dass in ihren Adern fließt. Dann könnte ich - unter Umständen - durchaus angetan von der sich mir bietenden Ausblick sein. Hermine Granger, die Vertreterin der Muggelstämmigen schlechthin, präsentiert mir ohne es zu wollen ihren wohlgeformten Hintern.
Was für ein Idiot muss Weasley nur sein, dass er sie hat gehen lassen? Was will ein Mann mehr als diesen schicken Körper?

Wie es zu solch verwirrenden Gedanken kommen konnte? Nun ja, das ist ganz leicht. Eine zufällige Begegnung am Zutatenschrank während des Zaubertrankunzerrichts, eine spitze Bemerkung über ihren besten Kumpel Potter und seinen treuen Lakeien und glitschiges Tentakelgedärme in meinen Haaren später. Und voila, hier sind wir. Wir bekamen beide die Aufgabe, das gesamte Zaubertrankklassenzimmer auf Vordermann zu bringen, ohne Aufsicht, ohne Zauberei, damit wir zeigen können, dass wir aus einem guten Grund das siebte Schuljahr besuchen.

Und so landete ich mit einem schmutzigem Putzlappen in der Hand und mit Hermine Granger als Kompagnon im spärlich beleuchteten Kerker von Hogwarts.

»Malfoy?« Granger dreht den Kopf und ich wende meine Augen gemächlich von ihrem hübschen Hintern und schaue ihr stattdessen ins Gesicht. Sie runzelt verwirrt die Stirn, lässt sich aber sonst nicht anmerken, ob sie meinen Blick gesehen hat. »Halt mal die Leiter fest.« Als ich meine Augenbrauen in die Höhe wandern lasse, fügt sie noch ein genervtes »Bitte« hinzu.

Da ich hier schneller wieder raus bin, wenn ich jetzt keinen Streit anfange, mache ich, worum sie mich bittet. Wieso auch nicht? Der Krieg liegt hinter uns, ich sollte mich endlich an den Gedanken gewöhnen, dass ich nicht mehr den hochnäsigen Reinblüter raushängen lassen muss. Aber das ist leichter gesagt als getan. Ich habe mich schon so in meine Rolle hineinverbogen, dass ich inzwischen keine Ahnung habe, wer oder was ich ohne sie bin.

»Klar... Hermine«, sage ich lahm. Wieder hat sie die Stirn in Falten gelegt und ihren Blick aufmerksam wie ein Hippogreif auf mich gelegt. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber langsam beginnt es mich zu nerven, dann Hermine mich so von oben herab ansieht. Auch wenn es nur aus arbeitstechnischen Gründen ist. »Was?«, blaffe ich forsch. Sie schüttelt den Kopf und wendet sich wieder dem Regal vor ihr zu. Dabei dreht sie abrupt den Kopf, woraufhin ihr Haar durch die Luft peitscht und einen Schwall von Lavendel in meine Richtung weht. Mhm. Der Duft steht ihr. Natürlich. Frisch. Rein. Ich löse meine Hand von der Leiter, weil der Lappen in meiner Hand sich anfühlt wie eine Mischung aus feuchtem Schleim und ledriger Haut. Es ist nur ein kurzer Moment, in dem ich zum nächsten Tisch gehe und den dreckigen Lappen drauf fallen lasse, aber diese Sekunde scheint zu reichen, um die Leiter mitsamt Hermine ins Wanken zu bringen. Sie stößt einen kurzen, erschrockenen Schrei aus und ich sehe sie schon durch die Luft fallen und auf den Boden aufschlagen. Doch ich habe nicht mit meinen Reflexen gerechnet. Ohne meinen Körper bewusst zu steuern, gehe ich einen Schritt vorwärts und fange das Gryffindor-Mädchen auf. Es schmerzt in meinem Rücken und in meinen Schultern, aber es ist nicht so schlimm, als dass ich das nicht aushalten könnte. Hermine hat die Augen fest zusammengekniffen und die Arme schützend an die Brust gezogen. Allein wegen diesem lächerlichen Anblick lohnt sich die Anstrengung. Ganz langsam öffnet sie ein Auge, dann das andere. Haselnussbraun. Entgegen meinen Erwartungen aus den vergangenen Jahren voller Abneigung und ja sogar voller Hass, hat Hermine Granger schöne, außergewöhnliche Augen. Ich könnte jedem Menschen der Welt in die Augen sehen, aber diese ausdrucksstarken, einzigartigen Augen würde ich niemals wiederfinden. Hermine lässt die Hände sinken, dabei streift sie mit ihren warmen Fingern meine Brust. Es ist nur eine flüchtige Berührung, aber dennoch fühle ich sie in meinem ganzen Körper. »Du hast...äh... Danke.«, sagt sie leise. Ich neige den Kopf. »Mädchenauffangroboter zu ihren Diensten, Madam.« Überrascht blinzelt sie mich an. Wer hätte gedacht, dass ich die schlaue Hermine Granger jemals sprachlos erleben würde? Ich jedenfalls nicht! Ohne Hast stelle ich sie wieder auf die Beine, die mir ein bisschen wacklig erscheinen. Sie muss sich ganz schön erschreckt haben. Doch mit ihren nächsten Worte, lenkt sie mich ziemlich schnell von ihren langen, schlanken Beinen ab:»Du kennst Roboter?« Bescheiden und womöglich auch ein wenig beschämt zucke ich mit den Achseln. »Hab mal darüber gelesen.« Ich drehe mich von ihr weg und greife nach dem ekelerregenden Putzlappen. »Wieso können wir nicht einfach zaubern, um diesen verdammten Keller wieder herzurichten?«, meine ich missmutig, während ich zu dem Eimer gehe, in dem vor einer Stunde einmal noch sauberes und heißes Wasser gewesen ist. »Naja, das könnten wir. Aber wir sollen ja nicht.« Ich wirble herum. »Du kannst uns diese dämliche Putzerei ersparen und machst es nicht? Und dass ohne Zauberstab?« Hermine zuckt mit den Schultern. »Ich könnte, ja.« Ein leichtes Grinsen tritt auf ihr Gesicht. »Pass auf, was du sagt. Ich könnte ja auf die Idee kommen, dass du mich für eine talentierte Hexe hältst.« Ich verdrehe die Augen. »Du hast mir noch keinen Grund gegeben, dich für talentiert zu halten.« Das stimmt so nicht ganz, immerhin war ich jahrelang mit ihr zusammen in hunderten von Unterrichtsstunden. Ich weiß ganz genau, dass sie gut ist. Vielleicht sogar besser als das. Hermine scheint ein ambitionierter Mensch zu sein, denn sie sieht sich nachdenklich im Zuabertrankklassenzimmer um, sich eindeutig fragend, ob sie mir den Gefallen tun will, zu dem ich sie gerade herausgefordert habe. Ich verkneife mir ein Grinsen. So berechenbar! »Was krieg ich dafür?« Ich sehe stirnrunzelnd auf. »Was willst du denn?«, entgegne ich. »Mhm« Sie sieht sich im Raum um. Dann breitet sich ein unheimlich breites Grinsen auf ihren Lippen aus. »Eine Nackenmassage. Der ist heute ganz verspannt. Und das nicht zuletzt wegen dir und deinen dummen Sprüchen.« Ich verziehe, ganz wie es von mir erwartet wird, den Mund. Doch hinter meinem Pokerface ist da keine ausgeprägte Abneigung gegen die Muggelstämmige Hexe. Nicht einmal ein kleines Bisschen. »Deal«, presse ich bemüht um meine Würde hervor. Sobald sich die Staubschicht wie eine lange, graue Wolke in die Luft erhebt, lasse ich meinen Lappen in den Eimer neben mir fallen. Sieht aus, als wäre die ewige Putzerei vorbei. Hermine ist wirklich talentiert, dass muss ich zugeben. Aber nicht unbedingt zeigen. Um ihr nicht mein Gesicht zuzuwenden, drehe ich mich um und gehe zu dem alten Waschbecken am anderen Ende des Raumes, um mir das aufdringlich riechende Putzmittel von den Händen zu waschen. Als ich fertig bin und sich meine Hände wieder angenehm und sauber anfühlen, sitzt Hermine, die Füße vor sich auf dem Tisch abgelegt, am Lehrerpult und grinst mich auffordernd an. Mein Blick wandert wie von selbst du ihren Beinen, ihrem Rock, der ein kleines Stückchen nach oben gerutscht ist. Im nächsten Moment trifft mich etwas Weiches ins Gesicht. »Meine Augen sind ein paar Zoll weiter oben!« Gerade noch so bekomme ich meinen Umhang zu greifen, bevor er auf den Boden fällt. Hat sie mich gerade ernsthaft abgeworfen? Meine nicht ausgesprochene Frage muss mir wohl ins Gesicht geschrieben stehen, denn Hermine Granger verdreht die Augen und sagt:»Komm drüber weg, Draco, es war ja kein Stein oder so.« Seufzend mache ich mich auf den Weg zu ihr. Ich muss ja immerhin meinen Teil der Abmachung einhalten. Ungefährt auf der Hälfte bleibe ich wie vom Donner getroffen stehen. »Seit wann Draco?«, frage ich mit kaum unterdrückter Überraschung in der Stimme. Hermine zuckt die Schultern. »Der Krieg ist vorbei. Wir sind inzwischen erwachsen. Ich bin es leid, jemandem mit Hass zu begegnen, den ich überhaupt nicht kenne. Such dir was aus, Draco.«, meinen Namen betont sie extra. Aus unerfindlichen Gründen gefällt mir, dass sie neue Wege beschreiten will. Und außerdem hat mein Name aus ihrem Mund einen außergewöhnlich schönen Klang. Sie sagt ihn anders als meine Freunde und meine Eltern, irgendwie positiver. Soweit so etwas möglich ist. Ich trete hinter sie und lege meine Hände auf ihre Schultern. Hermine zuckt leicht zusammen. Vielleicht hat sie nicht wirklich mit einer kleinen Massage gerechnet. Aber ich stehe zu meinem Wort, weswegen ich behutsam die Schuluniform von ihren Schultern schiebe. Sie schnappt nach Atem, sagt aber nichts. Als meine Finger ihre Haut berühren spüre ich eine prickelnde Aufregung in mir, ein unleugbare Spannung zwischen uns. Hermine scheint sich nicht entspannen zu wollen, denn sie hat so ziemlich jeden Muskel, den man anspannen kann, angespannt, während meine Hände ihre weiche Haut kneten. Also beuge ich mich vor und flüstere ihr ins Ohr:»Entspann dich, Hermine.« Ihr Kopf wirbelt herum und plötzlich befinden wir uns Nasenspitze an Nasenspitze. Ihr Atem kitzelt mich, ihr Duft liegt so deutlich in meiner Nase, dass ich mir sicher bin, ihn nie wieder vergessen zu können. Meine Hände ruhen schwer auf ihren Schultern und mit jeder Sekunde, die wir uns anstarren, kommen sie mir schwerer vor. Ich atme stockend und so schnell, als hätte ich gerade ein Quidditchspiel hinter mir. Hermine wirkt, als würde es ihr ähnlich gehen. Zumindest kann ich eine Spur von Unsicherheit und Nervosität in ihren Augen sehen. Wie vorher, als ich sie ganz automatisch aufgefangen habe, übernimmt mein Körper und nicht mein Kopf die Führung. Schneller als ich denken kann, habe ich mich weiter zu ihrem Mund gebeugt. Ich glaube schon, ihre Lippen zu berühren...als unüberhörbare, watschelnde Schritte vor dem Klassenzimmer zu hören sind. Blitzschnell ziehe ich Hermines Schuluniform einigermaßen zurecht und trete zwei Schritte zurück, wo ich mich gegen den nächsten Tisch lehne. Einen Moment später steht Professor Slughorn im Türrahmen und sieht sich staunend um. Aus dem Augenwinkel bemerke ich, wie sich Hermine aufsetzt und ihre Bluse zurechtzupft.
Meine Nerven sind bis zum Zerreißen gespannt. Doch der alte Slughorn scheint überhaupt nicht wahrzunehmen, wie schuldbewusst wir beide aus der Wäsche schauen. »Sehr schöne Arbeit. Wirklich, sehr schön!« Strahlend und mir wabernden Doppelkinnen wendet er sich uns zu. »Sie können gehen. Sie alle beide.« Erfreut sieht er sich noch einmal in seinem Klassenzimmer um. Dabei murmelt er ungefähr ein dutzend Mal »sehr schön«. Hastig, ehe er es sich anders überlegt, gehe ich auf ihn zu, um meinen Zauberstab zurückzubekommen, den er zusammen mit Hermines in der Hand hält. Sobald ich den Raum hinter mir gelassen habe, fällt es mir wieder leichter zu denken. Und zu atmen. Was beim Barte des Merlin ist gerade eben geschehen? Wollte ich wirklich Hermine Granger küssen? Die Hermine Granger?

»Draco« Oh nein! »Warte« Ich bleibe ruckartig stehen. Dann drehe ich mich mit einem fragenden und auch abweisenden Gesichtsausdruck zu ihr um. Sie räuspert sich und sieht kurz nachdenklich auf den Boden, dann schaut sie mich direkt an. »Wegen eben...«, sie spricht nicht weiter, sondern kaut nervös auf ihrer rosanen Unterlippe. Hypnotisiert beobachte ich, wie sie mit den Zähnen über die weichsten Lippen der Menschheitsgeschichte fährt. Mein Mund wird trocken, mein Atem stockt und in meinem tiefsten Inneren regt sich ein heißer Funke. Das gibt mir den Rest. Wenn ich sie jetzt nicht küsse... Wenn ich sie gegen die steinernde Kerkerwand hinter ihr presse und küsse, als würde mein Leben davon abhängen, werde ich es bis ans Ende meiner Tage bereuen, das ist das einzige, an das ich denken kann. Ich mache einen Schritt auf sie zu. Dann noch einen. Und noch einen. Hermine weicht so weit zurück, bis sie mit dem Rücken zur Wand steht. Schließlich schaut sie mit großen braunen Augen zu mir auf. »Was machst du?«, ihre Stimme ist nur ein Flüstern, wie ein Blatt, das im Wind tanzt. Ich antworte, indem ich erst mein Gesicht vor ihres bringe und dann meinen Mund auf ihren presse. Weiche, volle Lippen begrüßen mich, gefolgt von einem süßem Stöhnen. Und sobald ich noch einen Schritt auf Hermine Granger zugetan habe, begrüßt mich auch ihr perfekter Körper. Ihre Hände verschränken sich hinter meinem Nacken und ziehen mich näher, ihre Brüste drücken gegen meine Brust, ihre Hüfte wird von meiner gegen die Wand gepinnt. Wer hätte gedacht, dass Hermine Granger sich so anfühlt? Dass sie küssen kann wie eine Göttin? Dass sie mir mit nur einem Kuss so dermaßen den Hals verdrehen kann? »Was tust du da?«, haucht sie atemlos gegen meinen Mund, als wir kurz nach Luft ringen. »Das muss falsch sein, Draco, wir...« Ich lasse nicht zu, dass sie weiter spricht. Ich lege meine Lippen wieder auf ihre und beginne diesmal einen ganz langsamen, sanften Kuss. Der löst sich aber in Luft auf, sobald ich Hermines Hand an meiner Brust spüre. Sie streicht mit den Fingerspitzen über mein Hemd, so federleicht, dass ich das Gefühl habe, verrückt zu werden. Ein Laut, der halb Stöhnen, halb Seufzen ist, kommt mir über die Lippen. Ich nehme ganz deutlich Hermines Lächeln über meine Reaktion wahr. Ich sollte es ihr übel nehmen, aber ich kann nur meine Stirn an ihre lehnen und ebenfalls lächeln.

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