"Unter einer Bedingung." - Thomas
Es gibt wohl keinen anderen Weg. Keinen anderen Weg, Minho zu retten, ohne vorher auf Teresa zu sprechen zu kommen — das ist Thomas nun auch klar. Und auch wenn er nur ungern — wirklich sehr ungern — mit seiner ehemaligen Freundin reden möchte, hat Newt ihm nun klar genug vor Augen geführt, dass die größte Priorität darin liegt, ihren Freund zu retten. Ganz egal, was sie dafür tun müssen. Mit seinem blonden Kumpel — der ihm gerade noch außerhalb gebeichtet hat, wieso er sich vor wenigen Minuten im Bezug des Planes so benommen hat — macht Thomas sich wieder auf in das Gebäude. Noch immer stehen alle um den Tisch versammelt. Gally, Brenda, Jorge und Frypan sehen ihm mit gerunzelter Stirn entgegen, sichtlich gespannt, ob er sich nun doch gegen das Mädchen entschieden hat — und zugleich besorgt um Newt, der sich anders verhält als sonst. Doch will Thomas jetzt nicht erklären, dass sein bester Freund womöglich sterben könnte. Dazu hat Newt ihn gebeten, das außenvor zu halten, bis die Mission gestartet ist, denn da wird dieser es ihnen selbst erzählen wollen. Also geht er stumm auf den runden Tisch zu, stellt sich ihnen gegenüber und atmet einmal tief durch, bevor er ihre Blicke erwidert. “Gehen wir den Plan nochmal durch”, fordert er so also, sichtlich wieder mehr dem eigentlichen Ziel gewidmet als zuvor, als er sich mit dem Gedanken — Teresa wieder gegenüber zu stehen — nicht anfreunden konnte. Gally blickt zu ihm auf, wartet einige kurze Sekunden, als müsste er sich zuerst einmal darüber sicher werden, dass der Junge es tatsächlich ernst meint. Thomas selbst ist noch immer kein Fan von der Idee seiner damaligen Partnerin entgegen zu treten, nur um sie kurz darauf hierher zu verfrachten — und umso länger sie für den Start brauchen, umso geringer wird sein Einverständnis dafür. “Okay”, setzt sein Gegenüber wie gebeten an, “Du lockst sie aus den Straßen und den ganzen Menschenmengen an einen ruhigen Platz.” Erneut holt er die Karte dazu. Sein Zeigefinger deutet auf den Punkt, an welchem das riesige Gebäude der Organisation steht und folgt mit seinen Worten den Wegen. “Jeden Abend läuft sie die selbe Straße entlang, seit Monaten schon. Ich hab sie ab und zu beobachten können und es hat sich nie was geändert, also kommst du ihr einfach entgegen. Und zwar... hier.” Der junge Truppeleiter betrachtet genau wohin sein eigentlicher Feind hindeutet und nickt einmal als Zeichen des Verständnisses. Und obwohl seine Gedanken immer wieder abschweifen, versucht er sich nun ganz darauf zu konzentrieren. “Glaub mir, sie wird dich schon entdecken, wenn du da stehst. Und ganz einfach, ohne es dir noch schwieriger zu machen, läufst du wieder zurück. Und sie wird dir folgen. Sobald du am Startpunkt zurück bist, übernehme ich den nächsten Part und bringe sie hierher.” Fertig mit dem Erklären schaut Gally wieder zu dem so genannten Greenie. Für ihn ist das wirklich kein schweres Tun und auch keine schwere Entscheidung zu treffen. So viel er bisher mitbekommen hat, hat das Mädchen ihnen den Rücken zugekehrt. Mehr als das sogar. Sie verraten, in Gefahr gebracht. Dem Löwen als Fraß vorgeworfen. Teresa nach solch einem Vergehen noch in Schutz zu nehmen, käme für ihn gar nicht mehr in Frage. Doch Thomas ist da anders. Er hofft darauf, dass sie noch immer anders ist. Die alte Teresa. Das Mädchen, das sie auf der Lichtung kennengelernt haben. Das Mädchen, welches vor Schuld angefangen hatte zu weinen, als es erfahren musste, dass sie WICKED einst geholfen hatte. Dass sie es bereut, Tag für Tag. Es ändern würde, wenn sie könnte. Sich wünschen würde, doch alles anders getan zu haben. Nur einen kleinen Grund, um ihr zu verzeihen. Ein kleines Gefühl an Reue, welches Thomas seine Kindheitsfreundin zurück schenken würde. Und während alle auf seine Antwort warten, schluckt dieser einmal. “Unter einer Bedingung”, bringt er ein und genau so schnell wird jeder aufs Neue aufmerksam. “Ich will ihr eine Chance geben, uns freiwillig zu helfen.” “Tom, sie hat uns verraten. Sie wird uns nicht helfen,” kommt eine sofort erwartete Beschwerde von Brenda. Doch das ist ihm egal. Ihm geht es nicht darum, was sie ihnen genommen hat. Ihm geht es darum, was sie ihm einst gegeben hat. Darum, was er zurück will. Sie. “Ich muss wissen, ob sie es bereut. Ich meine, was wenn– Wenn nicht, bin ich voll und ganz dabei. Versprochen. Keine Rückzieher.” Er kann nicht riskieren, noch mehr Leute zu verlieren, die ihm wichtig sind. “Und was wenn sie es bereut?,” bringt sich nun auch wieder Newt ein, der dieses Mal versucht, sich ruhig zu halten. Er möchte nicht erneut auf Thomas losgehen, nur weil dieser sich noch um das einstige Teammitglied sorgt. So ist Thomas eben und das wissen sie. Er will sie alle retten. Minho, Newt, alle anderen in diesem Raum. Die Kinder bei WICKED. Jeden. Auch wenn er das nicht kann, will er es zumindest versuchen. Und davon abhalten lassen, wird er sich nicht. Genau das macht ihn zu ihrem Anführer. “Dann kommt sie hoffentlich freiwillig mit und erspart uns einiges an Arbeit,” antwortet also der Braunhaarige. Seine Augen sehen jeden einmal auffordernd an. Einen kleinen Versuch. Nur eine Chance will er ihr geben. Eine Chance, sich zu entschuldigen. Zu zeigen, dass sie es bereut, die Seite gewechselt zu haben. Sie hören zu lassen, dass sie sich für die falschen Leute entschieden hat und sie die Lichter vermisst — und vor allem Thomas. Seufzend gibt Gally nach, rollt einmal die Augen, nickt dann jedoch tatsächlich ohne weitere Widerrede. “Abgemacht.” Brenda legt ihren Kopf in ihren Nacken, Jorge rauft sich die Haare und Frypan — so sehr er auch der Meinung der anderen ist — lächelt über seine Worte, wohlwissend, dass solch etwas nur aus ihrem Anführer kommen kann. “Einfach unglaublich”, murmelt das einzige Mädchen im Raum, bevor sie sich wieder aufrecht stellt, ihre Arme am Tisch gestützt. “Ich muss es einfach versuchen”, kommt es etwas leiser aus Thomas. Ihm ist bewusst, dass jeder diese Idee abwertend und absurd findet. Diesen Versuch am Liebsten wegwerfen würde. Doch Thomas kann das nicht stehen und liegen lassen — kann sie nicht zurück lassen und sie einfach solch einer Gefahr ausliefern. Denn — auch wenn sie ihnen in den Rücken gefallen ist und ihnen jegliche Wahl genommen hat — er will ihr die goldene Wahl offen lassen. Ihr ein letztes Mal die Möglichkeit geben, sich der richtigen Truppe anzuschließen. Ihren Freunden. Der lange tot zu sein geglaubte Junge ergreift damit erneut das Wort, beginnt alles einzupacken und hält seinen Blick aufrecht: “Na dann sollten wir los. Lieber zu früh, als spät. Suchen wir deine Freundin.” Thomas nickt voller Energie und Hoffnung, etwas zu bewegen und eine Veränderung auszulösen — die Welt zu retten. Seine Welt. Und so wirft er seine Kapuze über seinen Kopf, bevor er sich bereits in Bewegung setzt. Schnell genug, als würde er sich nicht mehr von diesem Plan abhalten lassen. “Retten wir Minho.” ...und Teresa.
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