Du sitzt gelangweilt im Unterricht und kritzelst irgendwas unerkennbares in deinen Block. Dein Lehrer steht vorne an der Tafel und erzählt irgendwelche dir unwichtigen Dinge, weshalb du dir nicht einmal die Mühe machst, irgendeines seiner Worte aufzuschnappen.
Eher kreisen deine Gedanken um deine Freunde. Scott, Allison und Stiles sind vor wenigen Tagen für ihre Eltern durch eine Nahtoderfahrung gegangen, was zur Folge hat, dass alles düster werden wird.
Und eigentlich hast du jetzt eine Stunde mit Stiles, der aber seit 20 Minuten fehlt. Natürlich hast du ihm einige Male geschrieben, aber zurück kam nichts. Hättest du heute nicht bereits Scott und Allison in der Schule gesehen, wärst du jetzt wahrscheinlich auf der Suche nach ihm, in der Angst, dass er wegen ihnen in Gefahr schwebt.
Plötzlich öffnet sich dann aber die Tür im Klassenzimmer und dein Blick hebt sich nach langen Minuten wieder freiwillig vom Tisch hoch.
Es ist Stiles.
Jedoch sieht er nicht nach Stiles aus. Augenringe in seinem Gesicht betonen, wie wenig Schlaf er in letzter Zeit hatte und leider musst du einsehen, dass es dir erst jetzt aufgefallen zu sein scheint. Seine Haare sind zersaust und stark durcheinander und stehen in alle erdenklichen Richtungen ab. Dazu ist er so blass, dass es schon unnormal wirkt. Außerdem sind seine Lippen spröde. Alles in allem sieht es aus, als würde er gerade mit sich selbst zu kämpfen haben und damit, dass er bei Bewusstsein bleibt. Du weißt sofort, dass etwas vorgefallen sein muss, was dir entgangen ist.
“Stilinski, schön dass sie uns auch mal Gesellschaft leisten. Setzen sie sich und schreiben sie mit. Ihre Mitschüler erklären ihnen sicher gerne, was wir gerade gemacht haben”, mahnt der Lehrer ihn und man merkt ihm an, wie sehr er gegen Stiles arbeitet.
“Tschuldigung”, gibt dieser nur mit rauer Stimme von sich, fast schon ausdruckslos und macht es sich auf dem Platz neben dir gemütlich. Du siehst mit zusammen gezogenen Augenbrauen zu deinem Freund und musterst ihn noch einmal genau, da er jetzt näher bei dir ist. Er holt sich einen Block hervor und einen Kulli, den er fast schon mit zitternden Händen hält. Kurz streicht er sich über sein Gesicht, als würde er glauben dadurch würde man ihm die Müdigkeit nicht mehr so stark ansehen.
“Stiles? Alles ok?”, fragst du besorgt. Natürlich weißt du, dass nichts ok ist, aber du würdest es gerne von ihm selbst hören. Er sieht zu dir auf und atmet erst einmal durch, nickt dann aber. Genau so, wie erwartet. “Mir geht's gut.”
Kurz siehst du nach vorne, nur um dich zu vergewissern, dass der Lehrer euch nicht bereits warnende Blicke zu wirft. Dann aber beugst du dich noch mehr zu Stiles.
“Dir geht es gut? Du siehst total fertig aus.” Die Besorgnis ist in deiner Stimme zu hören, aber das ist genau das, was Stiles jedes mal aufs Neue verschreckt.
“Ich hab nur wenig geschlafen, mehr ist es nicht. Ist schon ok, kein Ding.” Alles was er dir versucht weis zu machen, reicht dir nicht. Er sieht alles andere, als nur müde aus. Er sieht aus, als würde er beinahe zusammen kippen.
“Du solltest zu Melissa. Vielleicht hat sie was, womit du besser schlafen kannst”, schlägst du vor, jedoch lehnt er es zunächst ab.
“Ich brauche keine Hilfe. Es ist alles gut.”
Du willst noch etwas sagen, ihm klar machen, dass es ganz und gar nicht danach aussieht. Jedoch weißt du nicht wie du es ihm vor Augen führen sollst. Doch glücklicherweise habt ihr ein Rudelmitglied in eurer Stunde, der sich nie scheut ein Blatt vor den Mund zu nehmen.
“Ok, was sie eigentlich sagen will, aber sich offensichtlich nicht traut—daher übernehme ich jetzt den Part—ist, dass du aussiehst, wie eine wandelnde Leiche. Als würdest du gleich sterben, wenn du das nicht schon bist. Völlig am Ende mit den Nerven. Aus und vorbei”, mischt sich Isaac ungebeten ein und dreht sich in seinem Stuhl nach hinten, um Stiles ansehen zu können. Stiles atmet ertappt ein und versucht sich etwas neues einfallen zu lassen. Doch anders als bei euch, wird Isaac dann ermahnt und gebeten, sich wieder nach vorne zu drehen. Augenrollend macht er dies auch, aber du weißt genau er hört euch trotzdem weiterhin zu.
Seufzend murmelst du dann: “Er hat recht.”
Dein Freund sieht betrübt auf seine Hände, die er mittlerweile verzweifelt knetet, als wolle er der Situation entkommen. Dann aber gibt er leise etwas zu. “Ich weiß.”
“Bitte geh zu Melissa, Stiles”, bittest du ihn erneut. Und unerwartet gibt er dir sogar eine Antwort, die dir eine Gänsehaut erspart.
“Ja, ok.”
Dann meldet er sich, wobei allen nochmal genau vor Augen geführt wird, wie schwach und zittrig er gerade ist und fragt den Lehrer um Erlaubnis, den Unterricht nochmal zu verlassen, da es ihm nicht sonderlich gut geht. Und da selbst der Lehrer, was dies betrifft, nicht blind zu sein scheint, lässt er Stiles nickend gehen.
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