Brandt/Havertz
Julians Sicht:
Weihnachten, wie ich es hasse ... Ich mag die Vorweihnachtszeit, die Vorfreude auf Weihnachten, gemütlich über den Weihnachtsmarkt bummeln, in Läden schauen und sich an den schönen Sachen erfreuen. Doch Weihnachten selbst mag ich nicht ... Ihr fragt euch bestimmt warum das so ist. Ihr denkt Weihnachten ist doch das Fest der Liebe, bei der man mit der Familie zusammensitzt, man schenkt sich was, man isst zusammen, erzählt und freut sich. Gerade als Fußballer hat man da ja Zeit für die Familie und sollte sich darauf freuen. Doch genau da liegt das Problem ... Ich mag meine Familie echt aber mir reicht das ganze für ein paar Stunden. Weihnachten wäre bei uns nicht Weihnachten, wenn nicht mindestens einer am Ende wegen einem Streit weint ... Meist bin ich derjenige der im Zimmer sitzt und weint oder sich ins Auto setzt und losfährt.
Es ist der 24.12. und meine Sachen sind gepackt. Ich packe alles langsam ins Auto und steige dann ein um zu meinen Großeltern zu sein. Ich fahre wie immer alleine da ich Single bin, der einzige aus der Familie, ausgenommen natürlich meine kleine Cousine und der Sohn meines Cousins. Ich seufze einmal ehe ich einsteige und losfahre. Normalerweise brauche ich für die Strecke 3 Stunden, ich liebe es schnell zu fahren, doch heute hetzt mich nichts. Ich fahre gemütlich zu meinen Großeltern. Lust habe ich keine. Nach vier Stunden komme ich schließlich an und bin natürlich der letzte. Ein blöder Spruch von meiner Oma, eine Stichelei von meinem Onkel. Mein Vater haut den Satz raus, ,,Zum Glück bist du auf dem Spielfeld schneller als du fährst." Alle lachen und ich lache gekünstelt mit, doch es tut mir weh. Meine Familie hätte es lieber gesehen wenn ich einen "richtigen" Beruf gewählt hätte. Wenn ich die Firma meines Vaters übernehmen würde die schon seit vier Generationen in unserem Besitz ist. Ich setze mich zu den anderen und wir fangen an zu essen. Alle erzählen wild durcheinander, nur ich nicht. Ich bin still wie immer. Doch meine Oma lenkt das Thema geschickt auf mich. Jedes Mal die gleiche Frage warum ich keine Freundin mitgebracht hätte und warum ich immer noch Single sei. Was sie nicht wissen, ich bin schwul. Es ist bei uns verpönt schwul zu sein. Ich nehme es mir jedes Mal vor doch immer kommen Schwulen-Witze oder böse Bemerkungen. Ich ignoriere die Frage und esse weiter. Alle fiebern auf die Bescherung hin doch ich nicht, ich bekomme eh wieder Geschenke mit denen ich nichts anfangen kann oder etwas Geld. Doch immer weniger als die anderen. Ich bekomme ja als Fußballer so viel und die anderen brauchen das ja dringender als ich ... Diesen Satz höre ich jedes Mal ... Doch damit hab ich mich schon abgefunden. Ich stehe auf und helfe beim Abräumen. Meine Oma ist nicht mehr die Jüngste, weshalb wir ihr so viel wie möglich abnehmen wollen. Auch jedes Mal ein Streitpunkt so wie auch dieses Jahr wieder ... ,,Oma bleib bitte sitzen Mama ist doch fast fertig." Ich hätte es lieber sein lassen sollen ... Oma steht auf und ich versuche es erneut sie wieder zum Hinsetzen zu bewegen. Sie schiebt mich zur Seite, knallt mir genervt an den Kopf ,,Lass mich in Ruhe!". Jetzt ist es auch bei mir vorbei, wütend schaue ich sie an. ,,Wenn das dein Wunsch ist werde ich dich ab jetzt in Ruhe lassen und zwar für immer! Ich hab es satt jedes Mal der Böse zu sein. Der Sündenbock. Das schwarze Schaf der Familie. Alle kriegen tolle Geschenke, kriegen das gleiche Geld geschenkt und ich falle immer hinten runter. Weil ich ja der Fußballer bin der ja eh das große Geld verdient. Ja ich bin Fußballer und ich hab das Glück mein Hobby als Beruf ausführen zu können! Es tut mir leid dass ich die Firma nicht übernehmen will, nein eigentlich nicht! Ich bin dafür nicht geeignet und es interessiert mich auch nicht! Null! Und wenn wir schon dabei sind, ich bin schwul. Ich stehe auf Männer. Ja findet mich jetzt eklig oder sonst was aber ich bin so wie ich bin und wenn ihr mich so nicht akzeptiert dann habt ihr eben Pech!" Alle schauten mich geschockt aber auch böse an. So nach dem Motto wie kann er es wagen Weihnachten so zu zerstören. Das Fest der Liebe, der Familie. Ich stürme mit Tränen in den Augen aus dem Zimmer, nehme meine Sachen und gehe zum Auto. Keiner hält mich auf. Nur mein kleiner Bruder schaut mir traurig hinterher. Als ich im Auto bin fange ich bitterlich an zu weinen. Ich weiß nicht wohin ich jetzt soll. Wieder Weihnachten alleine. Als ich mich einigermaßen beruhigt habe fahre ich einfach los. Ich weiß nicht wohin. Einfach nur so weit weg wie möglich. Keiner ruft mich an oder schreibt mir. Lediglich mein kleiner Bruder schreibt mir ich solle vorsichtig fahren und mich melden wenn ich wieder Zuhause bin und er kommt mich die Tage besuchen. Er ist der einzige der von Anfang an wusste das ich schwul bin. Ich weiß nicht wie lange ich schon fahre. Ich sehe aus dem Fenster und sehe dass ich kurz vor Aachen bin. Der Ort wo mein bester Freund Weihnachten bei seiner Familie feiert. Sie mögen mich so wie ich bin und sind immer sehr nett und herzlich zu mir. Hier bin ich immer willkommen. Ich parke vor dem Haus und atme einmal tief durch. Ob ich da jetzt wirklich stören sollte? Ich bin ja nichtmal eingeladen und wahrscheinlich nicht mal eingeplant ... Letztendlich steige ich doch aus und klingel. Mehr als nein sagen können sie eh nicht ... Wenige Sekunden später geht die Tür auf und Kai steht vor mir. Er strahlt und bittet mich rein. Drinnen umarmt er mich fest und ist für mich da. Ich fange wieder an zu weinen und bin froh dass er nicht nachfragt sondern einfach für mich da ist. Ich höre im Hintergrund Kais Mama die auf mich zukommt und mich herzlich umarmt. ,,Schön dass du hier bist. Komm setz dich zu uns wir wollen gerade Abendbrot essen." Sie lächelt mich an und sofort geht es mir wieder besser.
Ich schreibe noch schnell meinem Bruder dass ich bei Kai bin. Er freut sich und schreibt ,,Dann genieße dein Weihnachten dort. Es wird auf jeden Fall ein sehr schönes Weihnachten für dich.❤"
Ich muss schmunzeln und folge Kai und seiner Mama und begrüße seine restliche Familie. Sie freuen sich so sehr. Wir essen gemeinsam Abendbrot und haben viel Spaß. Wir erzählen und lachen gemeinsam nicht übereinander. Mein Bruder hatte Recht. Am Ende waren es doch noch sehr schöne Weihnachten. Und ich sehe dass Weihnachten nicht nur Stress und Streitereien bedeutet sondern auch sehr schön sein kann.
Hallo ihr Lieben, ich melde mich auch mal wieder 😂 War auch für mich ein verrücktes Jahr und es ist nicht immer einfach sich nach der Arbeit noch zu motivieren etwas zu schreiben. An mangelnden Ideen liegt es auf jeden Fall nicht 🙈 Ich wünsche euch allen Frohe Weihnachten und hoffe dass es bei euch besser ist als bei Julian in diesem Oneshot. Es ist natürlich alles ausgedacht und fiktiv. Ich weiß nicht wie Julian seine Weihnachten feiert. Ich habe mir vorgenommen in nächster Zeit wieder etwas aktiver zu werden und wieder einiges zu schreiben und hochzuladen. 🙏 In diesem Sinne frohe Weihnachten und genießt die Zeit 🥰
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top