[AB] Fan auf 4 Pfoten
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Abgebrochenes Buch
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Zeit: Ende 2015
Kapitel: 6
Genre: FanFiction
Soooo... Das ist schon eher in Richtung 'peinliche Vergangenheit'. Da es A) eine YouTuber FF ist, und B) die Idee zwar ganz lieb ist, aber die Umsetzung... Eh meh.
Nein.
Einfach nein.
Viel Spaß beim cringen hehe.
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Klapptext:
Nikole ist ein hardcore Julien Bam Fan. Sie bewertet und kommentiert seine Videos immer als eine der Ersten, hat auf jedem sozialen Netzwerk die Benachrichtigungen angeschaltet, falls er etwas posten sollte, er füllt ihre Hintergrundbilder und Birdschirmschoner, Wände und Galerieordner. Mehr noch als ihrem Geburtstag und Weihnachten zusammen fiebert sie dem Tag X entgegen, an dem sie ihn endlich persönlich treffen wird.
Doch dann hat sie einen Unfall und verstirbt attrupt... denkt sie.
Denn statt im YouTube-Himmel zu landen, wacht sie wieder auf.
Mit weniger als 1 Meter Schulterhöhe, unkontrollierbarer Speichelproduktion und den seltsamen Drang, ein Kissen zu zerreißen.
Und der erste, den sie in diesem Zustand trifft, ist ausgerechnet ihr Idol Julien Bam.
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Cover:
Siehe Anhang.
Erneut, schlechte Qualität, da es nur ein Screenshot ist.
Ich finde das Cover ehrlich gesagt gar nicht so schlecht haha :D dafür, dass es vor 2 Jahren gemacht wurde.
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1. Kapitel
Es war gerade einmal Mittag, als ich starb.
Der rote PKW sauste mit einer dermaßigen Höllengeschwindigkeit auf uns zu, dass Mum nicht einmal mehr Zeit blieb, das Lenkrad zu verreißen. Nein, wir wurden einfach brutalst von der Straße gerammt, der Wagen überschlug sich mehrmals und mein Sichtfeld routierte wie bei einer Achterbahnfahrt. Nur dass dies hier kein Freizeitvergnügen war, sondern ein ungeplantes Date mit dem Tod.
Ich hörte meine kleine Schwester schreien, hörte meine Mutter panisch unsere Namen rufen; doch es drang nicht mehr zu mir durch. Irgendwie war mir sofort bewusst, dass ich das hier nicht überleben würde, schon als ich die blinkenden Lichter des Geisterfahrzeugs im Augenwinkel aufleuchten sah. Eine zähe, warme Flüssigkeit ran mir in die Augen und veranlasste mich dazu, diese zu schließen; für immer, wie ich dachte. Sirenen heulten, Menschen schrien durcheinander, eine kleine Hand rüttelte energisch an meiner Schulter, immer und immer heftiger. Trotzdem verblassten all diese Eindrücke wie die Farben eines Bildes, wo man die Nuance runterschaltet, wurden dumpfer und unwirklicher, fast schon traumgleich. Der letzte Gedanken, den ich noch klar fassen kann, ehe ich komplett abdrifte, ist:
Jetzt werde ich Julien Bam nie sagen können, wie sehr ich ihn liebe.
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2. Kapitel
Etwas krabbelt über meine Schulter, ein Käfer oder so. Seine ekelig spinnenartigen Beinchen kitzeln mich am Hals und bereiten mir eine unangenehme Gänsehaut, und ich schüttel das Mistvieh ab, ohne mich groß zu rühren. Meine Glieder fühlen sich steif und lasch an, mein Kopf ist wie von dicken Nebelschwaden umgeben und alles um mich herum ist seltsam verzerrt und abgehackt, die Geräusche, die Gerüche, der Untergrund.
Ein sanfter Wind streicht mir über meinen Körper und lässt mich erschaudern, ich wälze mich herum, versuche eine bequemere Position zu finden. Sollte ich nicht tot sein? Im Himmel oder so? In einem nachgestellten Köln, wo ich mit Ju, Joon und Vince in einer WG wohne, mit den Apes, iBlali, Melina und den ganzen anderen YouTubern als Nachbarn? Alle, die ich eben so gucke. Das wäre schon fresh.
Erneut fährt mir ein kühler Luftzug über die Haut und ich brumme auf. Verdammt, vielleicht könnte das Himmels-Köln doch eher in einem etwas tropischerem Gebiet stationiert sein als Deutschland? Im Süden, direkt am Meer vielleicht? Darf man im Himmel überhaupt solche Sonderwünsche stellen? Immerhin war ich nicht immer ehrlich in meinem Leben. Ich habe mit illegal kostenlos Musik hinuntergeladen, habe nachts heimlich YouTube gesuchtet, obwohl es schon "Licht aus" hieß, oder die Schokolade meiner Schwester aufgegessen und ihr erzählt, es wäre keine mehr da. Aber immerhin habe ich keinen einzigen Daumen runter auf YouTube vergeben, sondern immer nur positives Feedback verteilt! Und ich habe meine Idole finanziell unterstützt, durch Merch. Sogesehen bin ich ein guter Mensch, oder?
Ein Vogel zwitschert über mir, ich höre Blätter rascheln. Meine Sinne beginne langsam wieder zu arbeiten und letztendlich ringe ich mich dazu durch, die Augen aufzuschlagen.
Zuerst fällt mir nichts besonderes auf. Ich sehe die Welt aus der Froschperspektive - klar, ich liege ja auf dem Boden. Scheinbar hat es mich mitten in einen Laubwald verschlagen - aus welchem Grund auch immer -, rund um mich herum stehen lauter dickstämmige Bäume mit ausladendem Astwerk, welches nur bedingt Licht durchlässt. Es beginnt bereits wieder, auf der nackten Erde frisches Gras zu sprießen, die ersten Frühlingsboten wachsen in Form von kleinen Blümchen hier und dort unter Luftwurzeln und zwischen Steinhaufen hervor.
Erst als ich versuche mich hochzustemmen, kommt mir etwas komisch vor. Mein Körper ist immer noch etwas steif und ungelenk und will nicht recht das tun, was ich von ihm verlange, doch bei einem dermaß steifen Kreuz kann selbst der größte Akrobat nicht elegant aufstehen. Noch dazu rutschen meine Hände ständig auf dem feuchten Untergrund aus, sodass ich wie ein neugeborenes Rehkitzt sofort wieder auf die Fresse fliege. Erneut probiere ich, mich aufzurappeln, dabei gleitet mein Blick nach unten; und ich verliere prompt wieder das Gleichgewicht.
Ich habe Pfoten.
Ich habe verdammt-verf*ckt noch mal Pfoten!!
Das kurze Fell ist blond-gold, wie das eines kurzgeschorenen Labradors, dicke, schwarze Krallen luggen zwischen den Borsten hervor. Mein Mund klappt auf, ich will schreien - doch mehr als ein klägliches Winseln bringe ich nicht hervor. Scheiße ey. Was soll das? Wurde ich etwa als Köter wiedergeboren? Das darf doch nicht wahr sein! Fustriert knurre ich auf und lasse mich wieder auf den Boden sinken. Warum ich? Warum ein Hund? Warum nicht wenigstens etwas Cooles, wie ein Vogel oder so? Ich hatte als kleines Kind immer Angst vor großen Hunden, dementsprechend hatte ich auch im höheren Alter immer Respekt vor diesen Tieren. Und jetzt... bin ich selber ein Flohbeutel. Na ganz toll.
Nun, da ich auch geistig immer wacher werde, spüre ich auch deutlich die Veränderungen meines Körpers. Als erstes mal habe ich einen Schweif, der wie von selbst ständig hin und her schlägt und dabei halb verrottetes Laub aufwirbelt. Meine Wirbelsäule ist gar nicht steif wie vorhin behauptet, sondern schlicht und einfach nicht mehr S-förmig wie die eines Menschen. Der Kopf fühlt sich ungewohnt schwer durch die lange Schnauze an, lange Schlappohren hängen mir ins Gesicht, der Pelz juckt wie verrückt durch den eingetrockneten Schmutz. Meine Hinterbeine liegen an meinem Bauch an, meine Ellbögen bohren sich in den matschigen Untergrund. Trotz dieser ungewohnten Position ist es ausgesprochen entspannend, diese Lage, fast schon gemütlich. Früher hatte ich nie Verständnis dafür, wie Tiere es schafften, so komisch zu schlafen, doch nun sieht die Welt ein kleines bisschen anders aus. Schon allein wegen der neuen Perspektive, die sich nun auf meine frühere Hüfthohe herabgesenkt hat.
Auch die Sinne arbeiten anders, wie mir auffällt. Die Gerüchte sind stärker wahrnehmbar als mit einer Menschennase - was nicht unbedingt appetitlich ist, wenn ich das so sagen darf. Auch mein Gehör ist schärfer, ich kann das Knistern des Ungeziefers im Laub hören, das Gepiepse von kleinen Vogelküken irgendwo über mir in den Baumwipfeln, und... Stimmen. Menschliche Stimmen.
"Weiter... weiter... nein, nicht so weit! Mehr nach rechts. Genau!"
Sie ist seltsam vertraut, doch ich kann sie nicht genau zuordnen. Viel zu viele Eindrücke brechen gerade auf mich herein, als dass ich einen klaren Gedanken fassen hätte könnten.
Trotzdem stemme ich mich umständlich hoch, was sich mit vier Füßen als gar nicht so einfach herausstellt. Mein Hirn muss sich erst in dem ungewohnten Körper zurechtfinden, muss die Koordination von Bein 1, 2, 3 und 4 erlernen. Wie eine Marionette stolpere ich vorwärts, die rechte Pfote weiß nicht genau, was die linke tut, mein Sichtfeld wankt dadurch stark auf und ab und bereitet mir Übelkeit. Die Stimmen werden lauter, deutlicher.
"Okay, auf drei. Eins, zwei... drei!"
Ein leises Plop ertönt, als wäre ein Gegenstand auf die Wiese gefallen, begleitet von leisem Lachen. Ungeschickt rutsche ich einen leichten Hügel hinunter und breche durch das Unterholz, falle wie ein nasser Reissack auf eine ebenmäßige, streng gestutzte Wiese. Eine Parkanlage, wie es aussieht, nicht weit von meinem Standort aus ist ein Kiesweg mit einer Parkbank, und einer Laterne. Erneut lacht jemand und ich drehe meinen unförmigen Kopf in die Richtung des Lärms.
Eine Gruppe junger Männer steht am Waldrand, einer hilft gerade einem zweiten hoch, der vermutlich das Plop fabriziert hatte. Nun, bei hellem Tageslicht und einigermaßen klarem Kopf, braucht mein Verstand nicht lange, um die Lage zu checken.
Da stehen Joon, Bao, John und Ju. Ju. Julien Bam. Der Julien Bam.
Mein Kiefer klappt auf und ich starre die Jungs durch meine komischerweise farbsehenden Hundeaugen ungläubig an, als wären sie der schönste Knochen der Welt.
Ich nehme alle meine Behauptungen von vorhin zurück.
Ich bin doch im Himmel.
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3. Kapitel
Wie versteinert stehe ich da und beobachte die YouTuber, welche ich bisher nur am Computerbildschirm betrachten durfte. Ju lacht gerade über irgendetwas, doch mir ist der eigentliche Witz der Sache total egal. Viel mehr sauge ich mich an dem Anblick fest, an seinen Lachgrübchen, seinem verstrubbeltem Haar, seiner Kappe, die er lässig verkehrt herum trägt. Er trägt ein schlichtes weißes Hemd, welches voller Grasflecken und Erde ist, durch den hellen Stoff kann ich sogar von dieser weiten Entfernung seine Tattoos durchleuchten sehen.
Ach du Scheiße.
Ich sterbe gleich einen Fangirltod.
Ein grausamen Fangirltod.
Ach du Scheiße...
Unbewusst fange ich an zu hecheln, und ich bin am überlegen, zu ihnen hinüber zu laufen. Ich meine, hallo? Da stirbt man erst, und dann trifft man gleich sein Idol! Aber mehr als ein Guck mal, ein Hund! und freundliches Kopftätscheln wird wohl nicht drin sein. Kein Autogramm, kein Selfie, keine Umarmung; obwohl ich selbst für so etwas Absurdes wie eine Streicheleinheit glatt töten würde.
Noch während ich verzweifelt hin und her überlege, fällt mir etwas anderes ins Auge. Ein Kerl, pickelig, mit weiten, ausgewaschenen Jeans und einem schwarzen Hoodie, obwohl die Sonne mit voller Power scheint, schlendert geduckt und in viel zu schnellem Tempo den Weg entlang. Ich weiß nicht, warum dieser Typ mich so misstrauisch macht, jedenfalls wende ich mich schweren Herzens eine Sekunde von den Asiaten ab und mustere den Fremden. Mit fast schon gestresstem Tempo eilt er an der Parkbank vorbei, an der einige Rucksäcke und Krimskrams liegen - wahrscheinlich Stoff für das neuste Video - da schnellt plötzlich eine Hand aus der Hoodietasche und fährt in einer der Beutel. Flink fischt der Dieb eine teuer aussehende Kamera heraus und lässt sie in einer fließenden Bewertung unter seinem XL Pullover verschwinden.
Halt! Das hab ich gesehen! Du kleine Sackratte ey!
Ein Knurren entweicht meiner Kehle und wie von selbst legen sich meine Schlappohren noch mehr an meinen Kopf an. So ein Miststück! Wagt er es, meine Leute zu beklauen? Na warte! Hastig stürme ich los, in Richtung des davoneilenden Räubers. Keiner der Jungs scheint etwas von der Hinterlist mitbekommen zu haben, denn sie lachen munter weiter und beachten den Hund, welcher sich gerade heftigst auf die eigene Schnauze legt, kein Stück. Doch so leicht gebe ich nicht auf!
Ich rappel mich schnell wieder hoch, Adrenalin beginnt sich den Weg in mein Blut zu bahnen und lässt meine Beine schneller laufen. Es klappt einigermaßen gut, wenn ich mich nicht konzentriere; genauso ist es doch beim Laufen als Mensch, oder? Sobald man sich um einen geraden Gang bemüht, bringt der kleinste Stein unter der Schuhsohle einen zum Wanken.
"Lass die Kamera gefälligst da, du Bastard!", schreie ich, heraus kommt jedoch nur ein tiefes, wütendes Bellen. Doch es erfüllt seinen Zweck, denn der Angesproche wirbelt erschrocken herum. Zufrieden grinse ich, was auf Außenstehende wohl wie Zähnefletschen aussehen muss, und trabe nun betont drohend auf den Dieb zu. Dieser starrt mich mit einem derartigen Entsetzen an, dass er mir schon fast wieder leidtut. Es erinnert mich an meine eigene Panik vor Hunden, damals, als ich noch selbst keiner war. Die guten alten Zeiten... Aber ich war im Gegensatz zu ihm unschuldig, er hat eine Kamera gestohlen! Er verdient das hier, jawohl!
Nun werden auch die Asiaten auf mich aufmerksam, doch leider nicht auf jene Weise, die ich gerne hätte.
"Verdammt, was geht mit dem Hund?!", höre ich Joon rufen, dann donnern mehrere Schritte über die Wiese. Das Geräusch ist für Menschen vermutlich nicht hörbar, doch in meinen Ohren klingt es wie Donnergrollen, bei jedem Bodenkontakt gibt es eine kleine Explosion.
"Nicht wegrennen! Sonst läuft er nach!", warnt Julien den Fremden, dieser sieht panisch von mir zu seinen Raubopfern. Ich grinse wieder, entblöße meine - hoffentlich - weißen scharfen Zähne. Wenn der Trottel stehenbleibt, werden sie die Kamera finden, und wenn er rennt... finde ich sie. Bis hierher kann ich ihn schlucken hören.
"Wo ist Besitzer von diesem verdammten Köter?", flucht Bao hinter mir, und ich knurre verärgert auf. Köter? Ich darf doch bitten!
"Kann wer die Polizei rufen? Irgendwer?"
Was? Nein! Sonst komme ich noch in ein Tierheim! Leicht panisch winsel ich auf und drehe den Kopf zu den Asiaten, welche einige Meter entfernt Aufstellung genommen haben und mich abschätzend mustern. Wie in Zeitlupe sehe ich Juliens Hand in seine Hosentasche wandern, um sein Handy herauszuholen. Ohn nein. Das wirst du schön lassen Freundchen!
Ganz von dem neuen Problem abgelenkt, merke ich gar nicht, wie der Dieb rückwärts zurückweicht. Dumpf höre ich seine schlurfenden Schritte über den Kies und reiße sofort wieder den Kopf herum, da dreht er sich plötzlich ruckartig um und rennt. Halt, stop! Ich decke hier einen Diebstahl auf, so leicht kommt der mir nicht davon! Ich stoße einen wütenden Schrei aus, der als lautes Aufheulen an die Außenwelt dringt, und setze dem Kerl nach. Verzweifelt versuchen die YouTuber mich durch Rufe abzulenken, doch davon lasse ich mich nicht irritieren. Wer weiß, wie viel diese Kamera wert ist, und noch eher: Wie viel das Videomaterial wert ist! Unbezahlbar, eine Aufnahme, bei der gleich mehrere berühmte Persönlichkeiten mitspielen. Meine Pfoten fliegen schon beinahe über den Rasen, und ich bin überrascht, um wie viel schneller vier Beine sind, als nur zwei. Selbst ich als absolute Sportniete hole das blutjunge Menschlein mit Links ein, mit einem Satz springe ich gegen seinen Rücken und bringe ihn somit zu Fall. Sofort bereue ich diese Tat: Der Junge stürzt nach vorne, und vermutlich genau auf die Kamera. Er überschlägt sich einige Male durch das hohe Tempo und bleibt schließlich auf dem Rücken liegen wie ein Käfer, versucht verzweifelt und unter lautem Angstgeschrei, sich hochzustemmen. Nun steigt wieder der Ärger in mir hoch und ich umkreise meine Beute wie ein Raubtier, dass zum Finalsprung ansetzt. Wieder donnernde Schritte über Wiese, Stimmengewirr.
"Hör auf zu schreien, das reizt ihn nur!", versucht Joon ihn zum Schweigen zu bringen, doch der Junge brüllt weiter. Schon langsam wird mir dieses Spielchen zu bunt!
"Hallo? Hier spricht Julien Bam, hier greift gerade ein Hund einen Teenager an! Ein Hund, im Park..."
Oups, oke. Lasst uns die Szene ehrenvoll beenden, und zwar schnell! Mit einem Satz springe ich auf die Brust des Diebes und schnuppere mit der Nase unter seinen Hoodie. Ou shit, wann hat der das letzte Mal geduscht??
Ich bekomme einen heftigen Schlag gegen die Schulter, trotzdem lehne ich mich noch einmal mit aller Kraft nach vor und versuche, das elektronische Gerät mit den Zähnen zu fassen. Es ist ungewohnt, etwas zu beißen, doch mit den Pfoten werde ich wohl kaum geschickter sein.
Ich bekomme das Sicherheitsband der Kamera zu fassen und nehme es fest in den Mund, da bekomme ich ein Knie in die Rippen gerammt und ich jaule unterdrückt auf. Winselnd weiche ich zurück, der Schmerz in meinem Bauch pusliert wie eine Explosion und lässt die Welt kurz verschwimmen. Umso energischer verbeiße ich mich in das raue Band, mit meinem Rückzug ziehe ich das Teil endlich aus den Fängen des Feindes und bringe es ans Tageslicht. Nun hält mich nichts mehr in der Nähe dieses stinkenden Iltis, weswegen ich gleich mehrere Meter zwischen mir und dem Kerl bringe. Die Kamera baumelt schwer an dem Gurt und zieht meinen Kopf nach unten, auch der Schmerz in meinem Bauch zwingt mich in die Knie. Keuchend lege ich mich auf das kühle Gras, das Heiligtum bedächtig auf die Pfoten gebettet, und versuche, mich der Schwäche nicht hinzugeben. Ich will nicht ins Tierheim, oder zum Arzt, wo man mich wegen Aggressionen einschläfern wird. Ich bin doch ein lieber Hund...
"Scheiße, ist das meine Kamera??"
Na endlich checkt es jemand.
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4. Kapitel
"Wie meinst du, deine Kamera?"
"Na da! Der Hund hat sie gerade aus dem Hoodie von dem Kerl gezogen!"
Mit ausgestrecktem Finger zeigt Joon zuerst auf mich, dann auf den Dieb, welcher ganz blass um die Nase wird. Bao und John verschränken synchron die Arme vor der Brust und mustern den am Boden Liegenden kritisch. Den Stich in den Rippen so weit es geht ignorierend, hebe ich die Ohren und lege den Kopf schief, so wie ich denke, dass es einigermaßen nett aussieht. Dazu peitsche ich noch mit dem Schweif hin und her und stupse die Kamera mit der Nase an, um zu zeigen, dass sie sie nehmen können. Joon tritt einen Schritt an mich heran, wird aber sofort von Julien zurückgerißen, der immer noch das Handy am Ohr hat.
"Bist du wahnsinnig? Das Vieh hat gerade..."
So weit lasse ich mich nicht demütigen! Empört knurre ich auf, rappel mich ächzend hoch und humpel mit zusammengebissenen Zähnen, die wenigstens dazu beitragen, dass ich die Kamera nicht fallen lasse, auf den Koreaner zu. Einheitlich weichen alle vier Asiaten zurück. Gottchen, sind die feige...
Vorsichtig lege ich das teure Gerät auf den Rasen und trete demonstrativ einige Schritte zurück.
"Passt das jetzt?", will ich fragen, heraus kommt aber nur ein komisches Gequitsche, das jedoch durchaus zu der Frage passt. Die Jungs wechseln stumme Blicke.
Dann, ganz langsam, wie bei einer Opfergabe, tritt Joon nach vor und kniet sich hin, um seine Kamera aufzuheben. Er drückt kurz darauf herum, dann nickt er wie auf eine lautlose Frage.
"Ist wirklich meine...", nuschelt er und ich seufze laut. Ach echt, ne? Hätte ich nicht gedacht, du Schlaumeier.
Nun richten sich alle Blicke auf den vermeidlichen Dieb, auch ich verrenke mir den Hals, ohne mich umzusetzen, was womöglich leichter gewesen wäre. Ich dummer Hund.
"Was soll das?", murrt Joon ihn an, der Junge schüttelt nur wild den Kopf.
"I-ich war das nicht! I-ich... weiß nicht...", stottert er herum, doch keiner scheint ihm wirklich zu glauben. Ju fasst sich gegen die Stirn.
"Na wenigstens kommt jetzt gleich die Polizei und regelt das", murmelt er halblaut, doch ich verstehe es trotzdem. Und unser Halunke anscheinend auch.
"Nein! N-nicht die Polizei..."
"Sorry, aber sowas ist echt nicht okay."
Alle vier haben einen Strafende-Eltern-Blick aufgesetzt, auch ich versuche, möglichst herablassend zu gucken. Der Junge richtet sich mit zitternden Knien auf, dann macht er Anstalt, zurückzuweichen. Unwillkürlich entfährt mir ein Knurren.
"Bleib da und steh zu deinen Taten!", schaltet sich nun auch Ju mit seiner philosophischen Seite ein, doch der Junge scheint sich nicht bekehren zu wollen. Er tritt noch weiter zurück, seine Augen zucken nervös hin und her. Ju macht einige Schritte auf ihn zu.
"Wenn du jetzt abhaust, machst du dich nur doppelt strafbar...", setzt er an, da schnellt der Ellbogen des Jungen so ruckartig hoch, dass nicht einmal Julien früh genug reagieren kann. Er wird am Kinn getroffen und stolpert überrascht nach hinten, sofort eilen seine Freunde heran und hindern ihn an einem Sturz.
"Was soll der Scheiß?", faucht Joon ihn nun deutlich wütend an und versucht ihn an der Schulter zu packen, doch er ist nicht schnell genug. Wie ein gehetztes Tier springt der Typ Ju nach und verpasst ihm einen weiteren Schlag gegen die Brust, die ihn letztendlich zu Fall bringt. Dieser scheint mit so einer hinterlistigen Aktion nicht gerechnet zu haben, denn erst als er am Boden liegt, faucht er ärgerlich auf und versucht wieder aufzustehen. Ihm scheinen die halbherzigen Angriffe seines Gegners nicht viel ausgemacht zu haben, zumindest sehe ich in seinem Blick eher Wut als Schmerz.
"Ihr habt ja keine Ahnung!", brüllt der Dieb, hebt den Fuß und setzt zum Tritt an.
Mein Körper handelt eher als mein Hirn. Fast schon reflexartig stürze ich vor und stelle mich beschützerisch über Ju, der vor Schreck über diese plötzliche Nähe zu dem angeblichen Killerhund erschrocken aufjapst. Zeitgleich wie Joon und Bao den Schlägertyp wegzerren, tritt er zu und trifft statt Juliens Rippen mein Bein, dass ohrenbetäubend knackt. Ein heftiger Schmerz - nicht vergleichbar mit dem sanften Stechen in meinen Bauch vorher - zündelt an mir hoch und ich schreie, nein, jaule laut auf. Mein Heulen lässt alle Angehörigen zusammenfahren und ich krümme mich, krümme mich einfach auf Ju drauf, der ziemlich überfordert zu sein scheint und sich keinen Millimeter rührt.
Das Donnern schwerer Schritte hallt über den Boden und drei Polizisten mit Betäubungsgewehren kommen angerannt. Sofort richten sie die Läufe auf mich, doch wie aus einem Mund, rufen alle vier Asiaten: "Nicht schießen!"
Das ist das letzte, woran ich mich erinnern kann, ehe mir schwarz vor Augen wird.
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5. Kapitel
"Und der Hund hat die Kamera aus dem Hoodie hervorgezogen?"
"Genau!!"
"Natürlich..."
Die Stimme des Arztes klingt schon leicht genervt, der Sarkasmus hinter den Worten ist nicht mehr zu überhören. Schon eine ganze Weile höre ich den Jungs und dem Tierarzt beim diskutieren zu, stelle mich dabei aber weiterhin ohnmächtig. Leider juckt die Schiene an meiner linken Pfote schon gewaltig, und der Drang, nach dem lästigen Verbandsmaterial zu schnappen, übernimmt langsam aber sicher die Übermacht. Mit leisem Knurren verrenke ich meinen Hals hinunter zu meinem Fuß und versuche die Schlaufe mit den Zähnen zu fassen, bekomme aber sofort einen Schlag auf die Schnauze. Oder besser auf den Beißkorb, den sie mir umgebunden haben und welcher nun zusätzlich unangenehm an den Wangenknochen drückt.
"Aus!", zischt der Doktor mich streng an und ein Sprühregen aus winzigen Speicheltröpfchen rieselt mir dabei ins Gesicht. Danach wendet er sich wieder an die Jungs.
"Tja, wie dem auch sei, wir werden den Hund vorerst nicht einschläfern, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind."
Na danke, sehr nett. Da bringt man allen Körpereinsatz auf, um einen Diebstahl zu verhindern, und das ist etwa der Dank? Ich werde sicher nie Polizeihund, so viel steht fest!
"Aber wir haben vier Zeugen, die aussagen können, dass der Hund die Kamera gefunden hat!", mischt sich John, der bisher noch sehr schweigsam war, ein und mein Blick schweift zu den Noobs. Bao mustert mich mit verzwickter Miene, als erwarte er, dass ich jeden Moment aufspringen und ihn anfallen könnte, während John mich keines Blickes würdigt und stattdessen den Tierarzt fixiert. Dieser Typ müffelt übrigens schlimm nach Katzenpisse, seine grauen, fettigen Haarsträhnen, die ohnehin sehr rarr sind, stinken nach Fischöl oder dergleichen. Einige Blutspritzer sind auf der weißen Hose zu sehen und die dicke Hornbrille verleiht ihm etwas Lächerliches, was mich zum Kotzen bringen könnte. Nie im Leben würde ich solch einem Strolch mein Haustier anvertrauen, und wäre es mir noch so egal. Kein Lebewesen verdient es, von diesem Kerl behandelt zu werden. Warum also ich...?
"Aber kann man das nicht irgendwie austesten? Gibt es da keine Varianten, wie man zeigen kann, dass ein Hund ungefährlich ist?", schaltet sich Ju ebenfalls ein und bringt den Alten somit in Verwirrung, scheinbar sind zwei Konversationen zu viel für ihn auf einmal. Bis jetzt hat Julien mich am meisten verteidigt, was mich echt rührt; auf Joons Frage, was er denn für einen Narren an mir gefressen hätte, hat er geantwortet: "Dieser Hund hat mir vermutlich meine Rippen gerettet, vielleicht wäre ich jetzt im Krankenhaus und nicht in der Tierarztpraxis!"
Das fand ich wirklich mega süß von ihm, nur leider durfe ich nicht geräuschvoll fangirlen, da ich ja noch auf bewusstlos tun musste. Doch nun bin ich ohnehin offiziell wach, also lasse ich meine gesamte aufgestaute Energie hinaus und winsel hell auf, dabei schlägt mein Schweif so heftig gegen den Luftpolster, auf dem ich gebettet wurde, dass ein lautes Trommelgeräusch ertönt. Missgelaunt mustert mich der Arzt und schüttelt knapp den Kopf.
"Vielleicht, aber das müsste finanziert werden. Niemand zahlt so etwas für einen eventuell aggressiven Kampfhund."
Pah, Kampfhund.
So weit kommts noch.
"Aber sehen sie, wäre er aggressiv, hätte er uns doch zumindest schon mal angeknurrt?", argumentiert Ju dagegen und deutet mit ausgestrecktem Finger auf meine am Boden liegende Wenigkeit. Tztztz, man zeigt nicht mit nacktem Finger auf angezo... achso, der Spruch funkt ja jetzt auch nicht mehr...
"Er ist noch benommen von der Narkose und bekommt vermutlich nicht viel mit", sagt Doktor Ich-hasse-meinen-Job mit abfälligem Ton und will sich abwenden, um das Gespräch als beendet zu erklären. Doch so leicht lasse ich mich nicht abschieben! Anfangs war ich noch benebelt, klar, doch das bin ich schon lange nicht mehr! Mit einem Ruck hieve ich mich auf meine drei Beine und alle fünf anwesenden Personen machen einen erschrockenen Satz nach hinten. Etwas ungelenk stolpere ich auf drei Stützen über den Sitzpolster und schüttel mich kräftig, sodass die Hängeohren laut gegen meinen Schädel peitschen. Danach reiße ich die Schnauze für einen lauten Gähner auf, wobei ich mir die Nase an dem Beisskorb anschlage, schmatze laut und lasse mich anschließend auf mein Hinterteil fallen, wobei meine stumpfen Krallen halthals über den Fliesenboden schlittern und mich kurz ins Wanken bringen.
"Hah! Sehen Sie, er ist überhaupt nicht aggressiv!", japst Julien nach einer kurzen Schockpause und der Arzt verdreht genervt die Augen.
"Wissen Sie, wenn Ihnen der Hund so sehr am Herzen liegt, überzeugen Sie doch einfach den Kommissar von seiner Harmlosigkeit. Und danach dürfen Sie ihn persönlich ins Tierheim kutschieren."
Bei dem ersten Satz wedel ich noch begeistert mit dem Schweif, doch gegen Ende legt sich meine Freude etwas.
Tierheim...?!
"A-Aber warum denn gleich Tierheim? Hat er denn keinen Besitzer?", stammelt auch Ju total überfordert und der Doktor spielt ungeduldig mit seinem Schlüsselbund herum, das ständige Klimpern macht mich schon direkt nervös.
"Er ist nicht gechipt und es wurden auch keine vermissten Hunde von dieser Art gemeldet. Also nein, hat er nicht. Sie können ja einen Platz für ihn suchen oder selbst aufnehmen, ich muss auf jeden Fall meine Arbeit wieder aufnemen. Wenn ich bitten dürfte..."
Unsanft rempelt der Alte Ju zur Seite und packt mich am Griff des Beißkorbs, vermutlich um mich in einen der großen Käfige zu sperren, welche am anderen Ende des Raumes stehen. Panik erfasst mich, ich werfe ruckartig den Kopf in den Nacken und belle dabei laut, sodass der Arzt loslässt und ich zurückweichen kann. Mehr rutschend als laufend stolpere ich auf drei Pfoten auf Ju zu, der sich ebenfalls von mir entfernen will, jedoch bin ich schneller und wickel mich um seine Füße wie ein Schal. Dabei schlage ich mir mit meinem Schweif ins eigene Gesicht und mit einem angewiderten Grunzen spucke ich ein Maul voll Haare aus. Mein Schweif ist pelziger als erwartet, und haart noch dazu wie verrückt!
Schon wieder breitet sich eisiges Schweigen aus, man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Von meiner Position aus kann ich Ju's Gesicht nicht sehen, doch seinen heftigen Herzschlag nehme ich nur allzu deutlich wahr.
Mit einem leisen Quietschen schlinge ich mich enger um seine Beine und vergrabe die Schnauze unter meiner Rute, um nicht in die hässliche Visage des Tierarztes sehen zu müssen, dessen alterstrübe Augen mich kalt mustern.
"Ich nehme den Hund."
Der Satz hallt durch den Raum wie ein Echo, und ich brauche einen Moment um zu realisieren, was hinter diesen Worten steckt.
"Ju, bist du verrückt? Wir haben doch gar keinen Platz für..."
"Egal. Ich nehme den Hund, und basta. Wir finden schon einen guten Platz, solange bleibt er bei uns."
Joons Klappe hängt bis zum Boden, er scheint viel zu sprachlos, um etwas gegen diesen Beschluss einzuwenden. Der Doktor zieht stumm die Brauen hoch und durchbohrt Julien mit interesselosen Blicken.
"Meinetwegen, nehmt ihn mit. Ich habe keine Verpflichtung unterschrieben, das Biest hierzubehalten."
Mein Blick gleitet zwischen Ju und dem Arzt hin und her, die beiden sehen sich stumm in die Augen wie zwei Westerncowboys in einem Duell. Dann nickt der Asiate leicht, dabei senkt er den Kopf und sieht mich an. Fast schon reflexartig schnellt meine Zunge nach draußen und ich beginne zu hecheln, was mit unheimlich komisch vorkommt. Gleich sabber ich auch noch, aber wenigstens sieht das als Hund weniger strange aus als bei einem Menschen...
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6. Kapitel
Ich weiß nicht genau, was noch besprochen wurde, nach gut einer viertel Stunde jedenfalls kamen sie alle wieder aus dem Raum, in dem sie verschwunden waren, Ju hält ein paar Papierblätter in der Hand. Joon zieht ein Gesicht wie bei drei Tage Regenwetter und John und Bao seufzen in regelmäßigen Abständen oder geben sich leichte Facepalms, was Julien jedoch geflissentlich ignoriert. Schnurstracks kommt er auf mich zu, geht vor mir in die Knie und mustert mich stumm. Ich hebe die Ohren etwas, um freundlich auszusehen, und wedel sachte mit dem Schweif, was allerdings ohne mein Zutuen geschieht. Das Halsband, was man mir umgeschnallt hat und welches mich an meiner Stelle hält, kratzt mir im Nacken und ich schüttle mich, sodass die kurze Leine herumpeitscht und gegen die Mauer schlägt. Dies klingt in meinen neuen Ohren jedoch so laut, dass ich erschrocken zusammenzucke, auf den glatten Fliesenboden ausgleite und auf meinen Allerwertesten plumpse. Jus Mundwinkel zucken nach oben, er beugt sich vorsichtig nach vor und macht die Leine von der Wand los, wobei seine Bewegungen so behutsam und so präzise geführt sind, als wäre er immer noch etwas unsicher bei mir. Betont regungslos sitze ich da und beobachte ihn, wie er kurz an dem Verschluss herumfummelt, ehe es klickt und er sich wieder aufrichtet, das Ende der Leine fest in der Hand.
"Nagut. Gehe wir", murmelt er zu niemanden bestimmten und geht langsam voran, ich starre ihm total fasziniert hinterher. Erst als das Halsband sich zuzieht, reiße ich mich von seinem engelsgleichen Anblick los und rappel mich tollpatschig hoch, nicht ohne dabei mehrere Male zu straucheln. Ungelenkt tapse ich auf drei Beinen durch den Raum, immer, wenn ich unabsichtlich das Vierte, Verletzte absetze, entfährt mir ein leises Winseln und ich beiße mir auf die Zunge. Was ich wiederum bereue - Hundezähne sind um einiges schärfer als die eines Menschen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit komme ich endlich vor der Tür der Praxis an, wo bereits ein Taxi auf uns zu warten scheint. Um den Schwung, den ich mir bereits erarbeitet habe, nicht zu verlieren, stoppe ich nicht am Fuß der Treppe und hinke weiter, auf das Auto zu. Das Halsband wird enger und ich wage einen kurzen Blick zurück.
Die Jungs waren stehengeblieben und starren mich allesamt verblüfft an.
"Dumm ist der nicht, muss man ihm lassen", kommt es kleinlaut von Bao und John nickt stumm. Joon tut gar nichts, er guckt weiterhin mies gelaunt und bringt seinen Unwillen zu meiner übergangsmäßigen Adoption deutlich zum Ausdruck.
"Um genau zu sein ist es eine sie", kommt es von Ju.
"Ach komm, tu jetzt nicht auf neunmalklug!", zischt der Koreaner ihn an und stapft auf das Taxi zu. Verdattert guckt Julien ihm hinterher, verabschiedet sich knapp von den Noobs und führt mich dann zu dem Taxi, wobei er mich halb hineinhieven muss, um mich überhaupt auf die Höhe der Sitzbank zu bekommen. Joon war vorne eingestiegen und zickt nun scheinbar wie eine Schwangere. Mit einem leisen Rattern erwacht der Motor zum Leben und der Fahrer wendet das Fahrzeug aus der Parklücke. Die ganze Fahrt über ist es still, keiner spricht ein Wort. Leise Musik dudelt aus dem Autoradio, bei Seven Years von Lukas Graham summe ich eine kurze Tonreihenfolge mit, als jedoch nur ein verzerrtes Hundequietschen dabei herauskommt, lasse ich es lieber bleiben.
Erst als wir vor einem Wohnblock aussteigen und das Taxi wieder abfährt, brechen die zwei das Schweigen.
"Ach komm Joon, ich habs dir doch schon gesagt. Wir suchen eine schöne Familie für ihn und dann wird alles wieder gut, okay?"
Genervt blickt der Koreaner zu seinem besten Freund, seine Miene spricht alles andere als ein "okay".
"Wir haben einfach keine Zeit für einen Hund, Ju. Gerade du bist mega im Stress mit deinen ganzen Projekten, und jetzt willst du auch noch ein Haustier?"
"Das ist nur für den Übergang! Ich sagte doch schon..."
"Jaja, schlechtes Gewissen und so, Respekt vor anderen Lebewesen und so. Schon klar. Erklär das mal lieber Vince."
Mit dem besten Tussengang, den ich je gesehen habe, stolziert Joon auf die Eingangstür zu. Kurz bevor er im Inneren des Gebäudes verschwindet, dreht er sich noch einmal um und fixiert Ju mit entnervtem Blick.
"Außerdem, sagtest du nicht es sei eine sie?"
Damit lässt er uns dann auch stehen.
Seufzend gibt Ju sich einen Facepalm und sieht auf mich herab, dabei rauft er sich mit der freien Hand ein wunderschönes schwarzes Haar.
"Das kann ja noch was werden", murmelt er mehr zu sich selbst als zu mir; natürlich nicht zu mir, wer redet denn schon mit Hunden? Mit bedrückter Miene schlendert er ins Haus hinein zum Aufzug, seine negative Laune überträgt sich auf mich und ich lasse die Schlappohren hängen. Aufmunternd schmiege ich mich gegen sein Bein, während sich die Aufzugtüren mit einem leisen Pling wieder öffnen und wir vor der Wohnung ankommen. Aus Videos kenne ich das ungefähre Aussehen des Flures und mich fasziniert es, nun genau hier zu sitzen, vor der Haustüre von niemand anderem als Julien Bam.
Ju bückt sich und krault mich kurz hinter den Ohren - was sich übrigens total Hammer anfühlt, kein Wunder, dass die Tiere da so drauf stehen! - und sperrt anschließend die Tür auf. Eine Etage unter uns kann ich die hallenden Schritte von Joon hören, er hat die Treppe genommen; ob nun von mir Abstand zu halten oder dem verletzten Köter den Aufzug zu überlassen, weiß ich nicht.
Ju tritt in den Vorraum und sofort strömen allerhand Düfte auf mich ein. Der himmlische Geruch von Pizza liegt in der Luft, das leise Surren von unzähligen PCs erfüllt die Räume und beinahe schon gebe ich den Drang nach und will an den herumstehenden Schuhen schnüffeln, da ruft Julien auf einmal:
"Vince? Kommst du kurz? Wir müssen was bereden..."
Oje... das kann ja heiter werden.
×
Anmerkung:
Was hält ihr von der Idee? Mein 14-jähriges Ich war ja ziemlich vernarrt in diese asiatische YT-Gruppe... Jetzt ist es nur noch awkward hehe.
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