Old Heartbreaks Pt. 2

POV Dumbledore

Ich lag wach in meinem Schlafsack. Der restliche Tag war unspektakulär verlaufen. Ich überlegte mir die ganze Zeit, was mich zu der Hütte geführt hatte, als ich etwas hörte.

"Krähen."

Als ich zwischen den Bäumen hindurchsah, sah ich etwa 3 Vögel, die vom Seeufer wegflogen. Misstrauisch griff ich mir meinen Zauberstab und lief zum Ufer.

Der See war glatt und tiefschwarz. Vorsichtig näherte ich mich einer Trauerweide, die theoretisch ein hervorragendes Versteck bieten würde.

Plötzlich durchschnitt eine eisige Stimme die Stille.

"Bleib dort stehen."

Nervös drehte ich mich um. Meinen Zauberstab hielt ich fest umklammert.

Etwa 10 Meter von mir entfernt stand Gellert. Er war dürr und richtete seinen Zauberstab auf meine Brust.

"Ich sagte, bleib dort stehen."

"Schon gut."

Wie zum Beweis bewegte ich meine Füße wieder in die Ursprungsposition.

"Gut."

"Was hast du vor."

"Das geht dich nichts an."

"Natürlich. Wie dumm von mir."

"Ich würde mich nicht wütend machen."

"Soll ich Angst vor dir haben?"

"Ich habe mehr Leben beendet als du gelebt."

"Ich wäre nicht sonderlich stolz darauf, ein durchgeknallter Serienkiller zu sein."

"Ich schon. Ich bin mächtig."

"Du scheinst mächtig. Aber dass man andere für sein Selbstbewusstsein verletzten muss, ist unglaublich schwach."

"Mag sein. Trotzdem geht es mir ziemlich gut damit."

Er lachte gehässig. Ich musste versuchen, Ruhe zu bewahren. Gleichzeitig wurde ich immer wütender.

"Sicher? Du bist einsam, unterernährt und wirst von allen gehasst."

"Das ist egal. Ich stehe über allen."

"Es ist einsam an der Spitze. Hass tötet einen selbst ziemlich schnell."

"Ich komme gut mit Einsamkeit klar. Ich brauche kein Anhängsel, um mich wertvoll zu fühlen. Und es ist kein Hass. Ich vollziehe die Wahrheit."

Ich war verletzt und stinksauer. Hatte er mich jemals geliebt? War überhaupt irgendwas echt gewesen?

"Ach ja? Bist du dir sicher, dass irgendjemand will, dass die Wahrheit Menschenmassen tötet? Ist dass die Wahrheit? Und willst du wirklich allein sterben, ohne irgendjemandem gesagt zu haben, dass du ihn liebst?"

"Die Wahrheit tut weh. Sie setzt sich gegen alle durch, die nicht an sie glauben. Und ich habe es jemandem gesagt."

"Ach ja?!"

"Erzähl mir nicht, du hättest es verdrängt. Wir im sechsten Jahr? Du warst dieser Punkt auf meiner To - Do - Liste des Lebens, und ich habe ihn ein für alle Mal abgehakt."

"Wirklich?! Ist das, was ich dir bedeute? Und nicht die ganzen Briefe, die du mir in den Sommerferien alle zwei Tage geschickt hast, weil du bei deiner kranken Familie niemanden hattest?"

Gellert trat einen Schritt auf mich zu. Ich hatte meinen Zauberstab erhoben.

"Provozier mich nicht."

"Ich?! Du bedrohst mich, nachdem du aus Askaban ausgebrochen bist, und ich rede nur mit dir, oder? Oder ist dass für Grindelwald zu viel? Lieber ein Paar Leichen mehr als Schuldgefühle?"

"Expelliarmus!"

Ich wehrte den Spruch gekonnt ab.

"Ein Duell? In deiner Verfassung? Bist du nicht ein bisschen zu... schwach?"

"Ich kann jeden brechen. Immer. Das hast du ja gesehen."

"Das wirkt sich aus. Du bist ja so emotionslos, weil jedes deiner Mordopfer eine deiner Emotionen ist, die du nicht kontrollieren kannst. Wenn keine Leichen mehr da sind, töten deine Gefühle dich."

"Eine Leiche mehr ist egal. Du bist nutzlos. Ich habe dich gebrochen, und mir ging es bestens."

Mir stiegen Tränen in die Augen. Die Wut in mir brodelte.

"Richtig. Du hast mein Herz gebrochen. Mein Körper, geschweige denn meine Seele, ist da nur ein Anhang. Aber das kann dir ja egal sein."

"Natürlich! Glaubst du, das ganze hier würde mich davon abhalten, dich zu besiegen?"

"Niemals. Du bist eine Hülle ohne Gefühle, die alle aus dem Weg räumt. Du hattest nie diesen Moment Abends, wenn du deine Tür versiegelt hast, weil jemand dich verhaften könnte. Dieser Moment, wo du an die Decke starrst, und all die entsetzten Gesichter vor dir siehst, bevor du sie ihren liebsten entrissen hast."

"Hör auf!"

"Nein. Du bist ein Verrückter, und du nimmst auf nichts Rücksicht."

"Flipendo!"

Ich wurde von einer unsichtbaren Welle zurückgeworfen. Mein Aufprall auf dem nicht ganz so weichen Boden war schmerzhaft. Ich hielt mir den Arm.

"Na? Immer noch so mutig?"

"Ich glaube an mich. Ich habe einen Wert für andere, und ich werde niemals so traurig enden."

Gellert kam auf mich zu. Ich wollte nach meinem Zauberstab greifen, der einige Meter entfernt im Gras lag, doch er trat kurzerhand auf meine Hand. Ich zog scharf die Luft ein.

"Was soll das."

"Was? Ist Albus Dumbledore jetzt doch nicht mehr so optimistisch?"

"Ich bin realistisch, und in der Realität bin ich kein Massenmörder."

"Locomotor Mortis!"

Gellert hatte seinen Zauberstab auf meinen Kopf gerichtet. Seine Adern traten hervor.

"Beruhig dich."

"Mich beruhigen?! Nach all dem?!"

"Ja...?"

"Flipendo!"

Erneut wurde ich durch die Luft geschleudert. Ich versuchte, mich abzufangen, doch meine Beine waren immer noch gelähmt und so schlug ich hart auf. Mein Kopf dröhnte. Ich roch Blut.

Es drehte sich alles.

"Was soll die Scheiße! Willst du mich töten?!"

"Weiß ich noch nicht."

"Ist das dein Ernst?! Nachdem ich herausgefunden habe, dass meine große Liebe und mein Ex ein bessessener Mörder und Verrückter ist, und du mir klipp und klar gesagt hast, dass ich für dich nichts wert bin?"

"Komm schon."

"Nein! Ich denke jeden Tag daran, und dich scheint es überhaupt nicht zu jucken!"

Mir liefen Tränen über die Wangen. Ich hatte Mühe, meine Augen offenzuhalten.

"Das stimmt nicht."

"Wieso tötest du dann unschuldige Menschen, weil du mit dir selbst nicht klarkommst?!"

Meine Stimme wurde immer schwächer.

"Flipendo!"

Entsetzt spürte ich, wie eine Druckwelle mich weiter nach hinten katalputierte.

Die Wasseroberfläche war hart. Nach wenigen Sekunden wurde ich von den Wasermassen verschluckt. Ich schrie, doch so verbrauchte ich nur Sauerstoff. Panisch ruderte ich mit den Armen, doch meine Beine sanken schnell ab und die Adern an meinem Kopf pulsierten.

Es wurde immer anstrengender, mich halbwegs an der Wasseroberfläche zu halten. Die Spiegelung des Mondes wurde immer kleiner. Ich formte lautlos "Hilfe". Immer sicherer schloss ich meine Augen.


POV Grindelwald

Schwer atmend starrte ich auf den See. Auf der Waseroberfläche zeichneten sich kleiner werdende Ringe ab, genauso wie die Immer seltener aufsteigenden Luftblasen.

Albus war versunken, und zwar für immer. Und das wegen mir.

Eigentlich sollte ich weggehen, wie ich es immer tat. Doch seine Worte blieben mir im Gedächtnis.

"Mörder. Emotionslos. Entsetzt. Leichen. Gebrochen."

Ich wollte das nicht sein.

"Fuck!"

Hektisch rannte ich zum Ufer und legte meinen Mantel ab. Ich holte tief Luft und tauchte ab.

Immer tiefer nach unten. Meine Ohren dröhnten.

Plötzlich, in etwa 3 Metern Entfernung, sah ich einen sich in den Strömungen wiegenden Mantel.

Ich schwamm immer hektischer, bis ich Albus an seinem Hemd zu fassen bekam. Mit aller Kraft zog ich ihn hoch.


Nach Luft schnappend kam ich am Ufer an. Ich bugsierte Albus auf das weiche Gras. Da notierte ich die Blutspur, die er hinter sich herzog.

"Fuck."

Ich griff nach meinem Zauberstab.

"Episkey."

Seine Platzwunde versiegelte sich magisch. Im selben Moment fiel mir sein seltsam verdrehtes Knie auf.

"Fuck!"

Ich hob den Fluch auf und legte meine Hände auf seine Brust. Nichts.

"Fuck, Fuck, Fuck!"

Ich lehnte mich nach hinten. Panisch drückte ich meinen Mantel an mich. Tränen liefen mir die Wangen hinunter.

Immer fester drückte ich den rauen Stoff an meie Brust und sog den Geruch tief ein.

Es roch wie ein Eisengeländer im Winter. Ich bemerkte wieder einmal die vielen Dunklen Flecken.

Ich erhob meine Hand mit meinem Zauberstab, den ich fest umklammert hielt. Mit einem Impuls in meinen Arm zwang ich mich, ihn fallen zu lassen, bevor ich irgendwas falsches tun würde.

Ich rollte mich zusammen und schloss die Augen. Die vereinzelten, leisen Geräusche der Waldtiere und das fast nonexistente Rauschen des Windes auf dem See vermischte sich in meinen Ohren zu einem drückenden Lärm, der immer lauter wurde. Ich zitterte.


POV Dumbledore.

Ich spürte kalten Wind auf meiner Haut. Ich traute mich nicht, meine Augen aufzumachen, zwang mich aber schließlich dazu.

Erleichtert erblickte ich den Nachthimmel. Ich setzte mich auf und Griff mir an die Stirn. Nichts.

Hatte ich alles geträumt? Nein, meine Kleidung war durchnässt und meine Haarspitzen rochen nach Blut.

Schnell stand ich auf. Im gleichen Moment war ich überrascht, dass ich dazu fähig war. Was war passiert?

Ich drehte mich um. In meinem Schlaflager war ich nicht. Ich sah den Waldrand, die Waseroberfläche, den Mond und... Gellert.

Er lag zusammengekauert im Gras und zitterte. Er klammerte sich an seinen Mantel und hatte seine Augen zugekniffen. Vorsichtig trat ich näher.

Ich beugte mich über Gellert. Seine Haarsträhnen hingen Schlaff in seiner Stirn. Plötzlich flatterten seine Augenlider.

"Albus" , flüsterte er.

Ich hielt ihm meine Hand hin, aber er schob mich weg. Dabei rutschte sein Ärmel ein wenig nach oben und ich starrte auf seinen vernarbten Unterarm.

"Fuck."

Ich setzte mich neben Gellert und zog ihn an meine Brust. Er wehrte sich nicht, aber ich hatte das Gefühl, als müsste ich ihn immer fester halten, damit er nicht mehr weglaufen würde.

"Ich bin ein Monster."

Seine Stimme war tränenerstickt.

"Nein, bist du nicht. Du hast Fehler gemacht, viele Fehler, aber ich glaube daran. Du bist immer noch der Junge, den ich liebe."

"Du hast Recht. Du hast mit allem Recht. Meine Gefühle töten mich, und ich lasse es an anderen aus. Ich will nicht mehr allein sein."

"Es gibt immer zwei Wege."

Ich sah im tief in die Augen.

"Entweder ich sterbe allein, oder in Askaban. Das sind Sackgassen."

"Das stimmt nicht."

"Du wirst mich ausliefern, weil ich es verdient habe. Ich werde in diesem Gemäuer verrückt werden, und an allem bin ich selbst schuld."

"Ich würde dich niemals töten."

"Beweise es mir."

Kurzerhand presste ich meine Lippen auf seine. Es fühlte sich unfassbar gut an.

Langsam lösten wir uns.

"Meinst du das Ernst?"

"Natürlich."

Ich drückte ihn noch mehr an mich.

"Genauso Ernst wie die letzten Jahrzehnte."

Gellert zog mich näher und verband unsere Lippen ein weiteres Mal. Ich ließ mich komplett in den Kuss fallen.

Nachdem wir uns wieder gelöst hatten, drehte er sich weg.

"Ich kann dir das nicht antun. Mir kann man das alles nicht mehr verzeihen. Niemand."

"Ich schon."

Ich zog ihn am Kinn zu mir.

"Lieber sterben wir beide so als als Feinde."

"Wir?"

"Wir."

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