Flames
POV Albus
Ich saß in meinem Büro und bearbeitete ein paar Formulare, als es Bestimmt an der Tür klopfte.
"Herein."
Ein Praktikant meiner Abteilung trat ein. Ich hatte ihn erst ein - oder zweimal gesehen.
Zu gerne hätte ich ihn mit freundlichen Ratschlägen davon abgebracht, als Marionette des Ministeriums alles zu glauben, aber ihm waren nach meinem ersten Eindruck Regeln zu wichtig.
Ja, ich fand auch nicht alles gut, was das Ministerium anordnete.
"Mister Dumbledore?"
Ich erwachte aus meinen Überlegungen.
"Ja?"
"Das ist die Mappe für ihren neuen Auftrag. Er ist wichtig."
Ich nickte. Der Praktikant verließ den Raum. Ich schlug die Mappe auf, als mir einige kopierte Seiten entgegensegelten.
"Beziehung mit G.Grindelwald: Sie spüren ihren alten Bekannten aufgrund der zunehmenden Auffälligkeiten auf und liefern ihn aus."
Hektisch blätterte ich alles durch.
Alte Jahrbuchseiten, Gruppenfotos... Immerhin keins, das uns als Paar zeigte.
Das hätte ich jetzt nicht verkraftet.
Die restlichen Informationen kannte ich schon. Doch bei einer war ich überrascht, das das Ministerium sie auch kannte.
Es was Gellerts aktuelle Adresse.
In einsamen Nächten, und dass waren eigentlich alle meine Nächte, schwelgte ich in Erinnerungen.
Ein Mal hatte ich versucht, Gellert aufzuspüren. Ich hatte fast einen Herzinfakt gehabt, als der kleine goldene Punkt auf der Landkarte auf diesem kleinen Haus stehengeblieben war.
Hatte ich nachgesehen, ob er tatsächlich dort wohnte? Natürlich nicht.
Aber jetzt war es fast sicher und ich musste ihn ausliefern. Na super.
Missmutig griff ich mir meinen Mantel und meinen Zauberstab. Irgendwie hoffte ich, ihn zu finden, aber ich wollte ihn nicht ausliefern. Ich konnte es einfach nicht.
Die Leute auf dem Flur sahen mich erstaunt an. Wusste denn jeder von dieser Mission oder war es einfach ungewöhnlich, mich außerhalb meines Büros zu sehen? Egal.
Ich betrat das bunte Treiben von Muggel - London. Die Menschen liefen scheinbar Planlos in großen Pulks durch die Stadt.
Interessant. Je näher ich der Adresse kam, desto weniger wurden die Familien mit ihren Kindern. Nur Menschen auf dem Weg zur Arbeit. In dieser Straße blieb keiner stehen.
Ich atmete tief durch. Ich schirmte meinen Zauberstab von den wenigen neugierigen Blicken ab und öffnete die Türe.
"Alohomora."
Ich betrat ein dunkles Treppenhaus. Erster Stock. Die Tür war nicht angeschrieben. Das dunkle Holz war abgenutzt und morsch.
"Alohomora."
Die Tür blieb verschlossen. Also ein Schutzt. Ich war hier richtig.
Fieberhaft überlegte ich, doch kein Gewöhnlicher Zauber verschaffte mir Eintritt. Schließlich hatte ich keine andere Wahl mehr.
"Bombarda!"
Das Holz am Schloss zersplitterte. Ich stieß die Tür auf.
Der kleine Flur war dunkel und leer. Drei oder Vier Türen gingen davon ab, bis ich den hintersten und größten Raum betrat.
Ein Wohnzimmer. Es hatte mich überrascht, dass Gellert sich ausgerechnet bei Muggeln versteckte, aber noch hatte ich keine Gewissheit.
Die Einrichtung passte zu seiner Einstellung. Eine Couch, Bücherregale. Das war alles. Bücher, Zauberutensilien. Alles war sorgfältig verstaut.
Leise öffnete ich die verschiedenen Schubladen. Nur unbedeutende Dinge. Keiner wäre so dumm, irgendwelche Beweise in gewöhnlichen Schubladen zu lagern.
Ich wirkte einige Zauber. Natürlich fand ich dadurch unzählige doppelte Böden und versteckte Klappen, aber öffnen konnte ich sie nicht.
Ich konnte Schlecht neben der Tür auch noch das komplette Wohnzimmer in Schutt und Asche legen.
"Finite."
Überrascht starrte ich die Schubladen an, in denen ich jetzt etliche versteckte Klappen öffnen konnte.
Das ganze ging mir zu einfach, aber ich musste es einfach sehen.
Ich öffnete vorsichtig einen Großen Schrank.
"Ein Denkarium!" , flüsterte ich ehrfürchtig.
In einer Spirale waren die stark verkleinerten, unzähligen Erinnerungen aufgereiht. Daneben war ein kleines Becken.
"Appare Vestigium."
Einige Kugeln leuchteten auf. Sie waren also vor kurzem Angesehen worden.
Das Ganze war seltsam. Aber jetzt musste ich weitermachen.
Ich nahm eine Kugel, die besonders Hell leuchtete. Vorsichtig aktivierte ich sie.
Ich atmete tief durch und tauchte dann ab.
5. Schuljahr von Albus und Gellert
POV Erzähler
Albus lief zum Schlafsaal, in dem auch Gellert untergebracht war.
"Du kannst dir die Aufzeichnungen jederzeit holen, sie sind in einer der Schubladen." , hatte Gellert gesagt.
Trotzdem fühlte er sich unwohl, nun den kleinen Schreibtisch seines Freundes nach ein paar eher unwichtigen Mitschriften zu durchsuchen.
Nach einer halben Ewigkeit fand er ein Pergament. Das musste es sein.
Albus rollte die Schriftrolle auf dem Tisch aus.
Ganz oben war keine Überschrift, nur ein Datum. Das war eher ungewöhnlich.
Neugierig las er die ersten Zeilen.
"Muggel sind schon immer untergeordnet, weil sie keine besonderen Kräfte besitzen. Sie sind nicht auserwählt und müssen endlich beherrscht werden."
Was war das?!
Albus las hektisch die folgenden Zeilen. Alles war voll von dieser Ansicht und angeblichen Beweisen, die das ganze untermauerten.
Es war handschriftlich aufgeschrieben und mit Notizen versehen. Das sah nicht wie eine Forschung für irgendwas aus.
Mit einem unguten Gefühl lief er zu Gellert in die Bibliothek.
"Gel?"
"Ja?"
Der Blonde lächelte seinen Freund an.
"Ich wollte nur kurz die Mitschrift bei dir holen, als ich etwas seltsames gefunden habe. Ich wollte dich fragen, was das ist."
POV Albus
Gellert nahm mir beunruhigt das Pergament aus der Hand. Er überflog die ersten Zeilen und ließ das Papier dann sinken.
"Al, ich kann das erklären..."
"Bitte! Für welche komische Forschung notierst du dir derartige Hirngespinste?!"
Gellert schwieg. Seine Miene war wie versteinert. Bei den Gedanken, die ich gerade hatte, wurde mir schlecht.
"Oder... Oder das sind deine wahnsinnigen Ansichten", sagte ich kraftlos.
"Das ist nicht wahnsinnig. Muggel sind dumm, und wir müssen sie unter Kontrolle bringen."
Gellert redete auf mich ein. Er versuchte, mir eine Hand auf die Schulter zu legen, aber ich stieß ihn weg.
"Muggel sind Menschen wie wir. Was wir haben, ist riesiges Glück. Diese Gabe ist was besonderes."
"Eben. Wir haben es verdient, dass alles zu können. Muggel sind zu wertlos dafür."
"Für Muggel ist alles anstrengender. Sie sind viel stärker, weil sie keine Magie haben, die Aufgaben für sie erledigen kann."
"Sie sind schwach. Sie wurden dazu bestimmt, so hart zu arbeiten."
"Nein!" , schrie ich ihn an.
"Das ist Wahnsinn! Keiner steht hier über irgendwem, und keiner weiß, wieso wir diese Fähigkeiten haben, aber wir sollten uns einfach geehrt fühlen und alle anderen in Ruhe lassen."
"Das ist die Wahrheit. Und wir werden sie zusammen durchsetzten."
"Niemals. Niemals werde ich so einen Wahnsinn mitmachen."
"Und ich kann dich nicht umstimmen?"
"Du wirst mich nie überzeugen. Aber ich werde versuchen, dich wieder zur Vernunft zu bringen."
"Niemals. Das ist das, woran ich glaube, und ich werde Menschen finden, die es auch erkannt haben."
"Es gibt nichts zu erkennen. Es ist Wahsinn."
"Du wirst mir nie glauben. Ich fürchte, hier trennen sich unsere Wege."
Ungläbig starrte ich Ihn an. Ich liebte Gellert. Das konnte nicht sein Ernst sein.
"Du zerstörst unsere Beziehung für deine Ideologie?" , fragte ich leise.
"Unsere Beziehung?! Du bist nur ein gleichgesinnter, der sich zu einem netten Flirt entwickelt hat. Aber wir sind uns nicht mehr einig, und deshalb beende ich das ganze hier." , erklärte er mir ruhig, als ob er mit einem Kleinkind reden würde.
"Ein Flirt?! Wie kannst du mir das antun!",schrie ich.
"Was heißt hier dir antun?! Ich verfolge mein Ziel, und du bist ein Punkt auf meiner To - Do - Liste, der hiermit abgehakt ist."
"Ich bin also abgehakt für dich?" , fragte ich.
"So habe ich es gesagt. Ich halte nun mal nicht an Romanzen aus der Jugend fest, die sowieso mit viel Drama zerbrechen, sondern plane meine Zukunft" , redete Gellert weiter.
"Das ist keine Zukunft. Das ist etwas, was du einfach nicht ernst meinen kannst." , stellte ich mit tränenerstickter Stimme fest.
"Todernst, Al. Und jetzt lass mich bitte durch."
Gellert schob sich an mir vorbei. Er war wie ein Eiswürfel. Wütend erhob ich meinen Zauberstab gegen ihn, als auch schon ein stechender Schmerz meinen Arm durchzuckte.
Ich sank auf dem Boden zusammen.
"Vergessen? Wir haben eine Abmachung. Unabhängig davon warst du viel zu langsam" , erklärte Gellert mir noch, bevor er ganz normal den Raum verließ.
"Ich werde dich aufhalten!" , schrie ich ihm noch hinterher.
Aber meine Stimme brach ab. Meine komplette Welt schien zu zerbrechen.
Gegenwart
POV Albus
Ich richtete mich wieder auf. Meine Augen tränten.
"Das liegt bestimmt an dem ganzen Prozess" , murmelte ich, aber ich konnte mich nicht selbst belügen.
Wieso musste es ausgerechnet diese Erinnerung sein. Wieso.
Er wollte mich daran erinnern, um mich noch mehr zu verletzten. Natürlich. Das war es.
Ich stolperte aus der Wohnung. Irgendwas würde ich dem Ministerium erzählen, aber ganz sicher nicht das.
Die Erinnerungen waren zu schmerzhaft, um sie einfach zu ignorieren. Ich konnte das nicht.
Als ich mein Büro betrat, wartete glücklicherweise kein Praktikant mit einem neuen Auftrag auf mich.
Die anderen hatten mich auf dem Flur schon seltsam genug angestarrt. Aber ich gab auch ein trauriges Bild ab.
Ich hatte gerötete Augen und verstrubbelte Haare. Ich wies nicht die gewohnte gepflegte Erscheinung vor, sondern eine vollkommen zerstörte. Es verlieh meinen Gefühlen Ausdruck.
Nächster morgen
POV Albus
Ich hatte kurz überlegt, heute einfach in meinem Bett liegen zu bleiben, aber ich brauchte Ablenkung und so kamen die gleichen langweiligen Formulare mir gerade recht.
Die Tür ging auf. Der gleiche Praktikant trat ein. Ich hatte eine Art Deja - Vu.
"Mister Dumbledore?"
"Ja?"
"Ich habe ihnen mündlich folgende Nachricht zu überbringen..."
Er legte eine Kunstpause ein.
"Im Fall G. Grindelwald müssen wir schnell handeln. Bei ihnen liegt die Entscheidung, ob sie die Spur weiter verfolgen oder wir ihre Kollegen darauf ansetzten."
Der Praktikant sah mich erwartungsvoll an. Das konnte einfach nicht sein.
Entweder ich musste ihn ausliefern, oder irgendeiner von den anderen würde alles finden und ich hätte tausende Fragen zu beantworten Plus ich wäre Schuld, dass sie Gellert finden würden.
"Ich mache es. Richten sie das bitte aus."
Entschlossen lief ich nach draußen.
Als ich zum zweiten Mal das Treppenhaus betrat, fühlte ich mich absolut nicht bereit dafür.
Die Tür ließ sich diesmal normal öffnen. Seltsam.
Die Türen waren geschlossen. Aber es roch irgendwie... verbrannt.
Alamiert ging ich dem Geruch nach. Als ich das Wohnzimmer betrat, erstarrte ich.
Er stand da.
Gellert wirkte Incendio auf viele einzelne Blätter.
"Was machst du da?" , schaffte ich schließlich zu fragen.
"Ich zerstöre, womit alles angefangen hat." , erklärte er mir, kein bisschen überrascht, dass ich hier war.
"Ich verstehe nicht...?"
"Diese Dummen Aufschriebe. Ich habe keinen Bock mehr auf den Wahnsinn. Ich habe es erkannt. Ich werde für all das gradestehen, aber erst muss ich die anderen Wahnsinnigen ausliefern." (Anmerkung: Grindelwald hat keine Person bisher selbst ermordet)
Ungläubig blieb ich im Türrahmen stehen. Ein Blatt nach dem anderen wurde von den Flammen zerfressen. Als letztes eins, das mir sehr bekannt war. Viel zu bekannt.
Eigentlich müsste ich ihn jetzt festnehmen und ausliefern. Aber ich konnte nicht.
Die ganze Aktion hier war eindeutig eingefädelt, aber ich hatte außer ihm niemanden gesehen, und ich blieb lieber in diesem Traum von Wiedergutmachung.
Gellert war fertig. Dachte ich.
Bis er eine Tasche nahm und einige Sachen zusammenpackte.
War das der Moment, in dem ein gewöhnlicher Auror einen Schwarzmagier überführte?
Eigentlich schon.
"Das Denkarium kannst du behalten. Aber ich würde mich gleich in Sicherheit bringen."
Gellert deutete auf den Schrank. Ich zweifelte kurz, entschied mich dann aber doch dazu, ihn zu verkleinern und in meine Manteltasche zu stecken.
Ich war sehr darauf bedacht, das Becken nicht auszukippen und die Erinnerungen klirrten wie Murmeln gegeneinander.
Jetzt erst realisierte ich, was Gellert die ganze Zeit machte: Er verkleinerte sämtliche Möbel in seiner Wohnung so, dass sie in seine Tasche passten.
Er wollte abhauen.
Spätestens jetzt hatte ich auf beruflicher Ebene komplett versagt.
Gellert drehte sich zum Fenster. Er hatte seinen Besen in der Hand.
"Ich habe gesagt, du solltest dich in Sicherheit bringen."
Ich bewegte mich zum Fenster. Im gleichen Moment fiel mir auf, wie dumm das war.
Ich spähte nach unten. Das war ein Sprung, kein Sturz.
Noch hätte ich Zeit, die Wohnung durch die Tür zu verlassen, aber ich wollte nicht weg.
Gellert stand direkt neben mir und lächelte mich leicht an.
"Ich fange mal an, ok?"
"Mit was?!"
Doch er gab mir keine Antwort.
"Incendio."
Ein Feuerstrahl traf auf einige leere Regale. Das Holz gab den Flammen sofort nach.
"Sag nicht, du willst das Haus abfackeln" , sagte ich ungläubig.
"So dumm bin ich jetzt auch nicht. Ich vernichte nur alles hier und verschaffe dir zumindest eine Ausrede. Vielleicht werde ich dann für tot erklärt" , erklärte er mir amüsiert.
"Aha."
Gellerts Miene wurde wieder Ernst. Er drehte sich zu mir und ich verlor mich in seinen Augen.
"Machs Gut, Albus."
Kein freundliches "Bis bald mal" .
Er drehte sich langsam zum Fenster, während ein paar weitere von ihm ausgesandte Feuerstrahlen die restliche Wohnung vernichteten.
Ich konnte ihn jetzt einfach nicht gehen lassen.
Keineswegs für meinen Job, sondern einzig und allein für meinen Seelenfrieden.
In einem Anflug von Idiotie zog ich Gellert zu mir und gab ihm einen Kuss auf den Mund.
Ich hatte bisher nichts gespürt, was sich gleichzeitig so richtig und so falsch angefühlt hatte.
"Es-Es tut mir leid..." , stotterte ich und stolperte ein Stück zurück.
"Als ob ich dich danach einfach gehen lasse."
Verwirrt und leicht eingeschüchtert blickte ich Gellert an.
Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.
Bevor ich mir irgendwas ausmalen konnte, zog er mich zu sich und küsste mich ein weiteres Mal.
Fordernd und intensiv.
Glücklich legte ich eine Hand auf seine Wange.
Ich spürte, wie Gellert mich an der Hüfte näher zu sich zog.
Nach einer Weile lösten wir uns.
"Hättest - Hättest du vielleicht Lust, mitzukommen? Also eine Weile bei mir zu bleiben?" , fragte Gellert.
"Ich muss aber nicht zu deinen kranken Anhängern, oder?" , fragte ich mit einem leichten Grinsen.
"Keine Sorge. Nur ein Landhaus in Europa."
Ich stieg auf den Besen und hielt mich an Gellert fest.
"Könnte ich vielleicht noch kurz Sachen aus meiner Wohnung holen?" , fragte ich.
"Klar."
Nachdem ich alles hatte, hielt ich mich mit meinem Vollgepackten Mantel wieder an Gellert fest.
"Wieso sehen die Muggel uns eigentlich nicht?"
"Schutzzauber."
Ich lächelte.
"Das ist wohlmöglich das dümmste, was ich je getan habe."
"Vielleicht. Aber ich freue mich darauf."
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