Das Spiel
POV Harry
Ich stieg weiter nach oben und sah mich suchend um. Der kleine, goldene Schnatz war nirgends zu finden. Ich war leicht nervös, denn wir lagen knapp hinten.
"Das Spiel wird immer spannender: Der Schnatz ist noch nicht aufgetaucht und dazu liegt Slytherin knapp in Führung! An dieser Stelle bitte einen kleinen Applaus für Draco Malfoy, der einen Großteil der Punkte selbst erspielt hat!"
Respektvoller Applaus von den meisten. Draco errötete leicht und stieg nach oben. Unabsichtlich schwebten wir nebeneinander.
"Ernsthaft? Das ist eine echt gute Leistung."
"Danke."
Ich nicte ihm anerkennend zu und er wurde schon wieder rot.
"Sind deine Eltern eigentlich da?"
"Natürlich."
"Und du freust dich... nicht?" , fragte ich vorsichtig.
"Na ja... Sagen wir, ich habe mehr Druck als sonst."
"Oh."
"Schon gut. Aber wir sollten aufhören, hier oben ein Kaffeekränzchen abzuhalten."
"Stimmt. Möge der bessere es schaffen!"
In diesem Moment sah ich etwas goldenes, links unter mir. Die Zuschauer regten sich ebenfalls. Ich ging in den Sturzflug, Draco dicht neben mir.
Auf den letzten Metern spannte ich mich an und lehnte mich noch weiter nach vorne, um meinen Luftwiderstand zu minimieren. Im Augenwinkel sah ich, dass mein Rivale das Gleiche machte.Ich war etwas verärgert und geschmeichelt zugleich. Als der Schnatz noch weiter nach links schoss, legten wir uns beide stark in die Kurve. Alle starrten auf den kleinen, geflügelten Ball. Ich verlagerte mein Gewicht noch weiter nach vorne und wollte gerade den Arm ausstrecken, als ich einen kleinen Stoß in die Rippen bekam. Er war nicht fest, aber ich ließ nach und kam ins straucheln. Als Draco den Schnatz fing, legte ich eine Bruchlandung hin. Ich sah, wie meine Freunde mit ein paar anderen Gryffindors und zu meiner Überraschung auch 3,4 Hufflepuffs und Ravenclaws zu McGonnagall eilten und wild gestikulierten. Schließlich hob sie ihre Hand als Anerkennung zum Sieg. Lauter Jubel. Ich ließ, immer noch fassungslos den Kopf hängen und hielt mir meine schmerzende Schulter. Hermine und Ron kamen mit Madame Pomfrey aufs Spielfeld.Ron sah sehr sauer aus. Als wir in den Krankenflügel liefen, machte er seinem Ärger Luft.
"Diese Schlange! Dieser Idiot! Dieses verdammte A-"
"Schon gut."
Ich klang harscher als beabsichtigt.
"Ich kenne ihn ja und muss einfach besser aufpassen."
Hermine sah mich mitfühlend an.
"Tut sicher ziemlich weh. Tut mir leid für dich."
"Alles ok."
Meine Freunde wollten noch ein bisschen bleiben, aber sie wurden erstmal verscheucht.
"Sie haben sich ziemlich was verrenkt. Ich behalte sie bis Montag da, und bis zum nächsten Spiel sollten sie es ruhig angehen lassen."
Ich fand mich damit ab. Ron und Hermine kamen nochmal vorbei und brachten Neville, Luna, Fred, George und Ginny mit, die mich zusammen tatsächlich etwas aufmunterten. Aber zur Nachtruhe waren auch sie wieder weg und ich war alleine.
Nach einer unruhigen Nacht war ich wieder gelangweilt, als es klopfte. Ich dachte an meine Freunde, aber ein schüchterner Cedric stand im Türrahmen.
"Äh...Hey, Harry, wir kennen uns ja ganz gut und... deshalb dachte ich, ich frag mal, wie... es dir geht."
"Ganz ok."
Ich lächelte ihm einladend zu und Cedric entspannte sich sichtlich.
"Tut es weh?"
"Schon."
Am meisten tat eigentlich weh, dass ich schon wieder falsche Hoffnungen in Draco gehabt hatte, die mir selbst geschadet hatten. Er hatte mich hinters Licht geführt. Aber ich gab nicht auf. Er war zu perfekt, um so zu sein.
"Was ist es denn genau?"
"Irgendwas verrenkt, meinte Madame Pomfrey."
"Kenne ich zu gut."
"Du hattest das auch schon?"
"Viel zu oft. Aber zum Glück kennt mein Vater ein paar physische Tricks gegen den Schmerz."
"Schön. Ich spüre immer Stiche, wenn ich den Arm bewege."
"Du Armer. Aber... Wenn du willst, kann ich bei dir auch ein bisschen Tricksen."
"Ok..."
"Gut. Darf ich?"
Ich nickte und Cedric setzte sich dicht neben mich. Etwas zu dicht. Er begann, meine Schulter mit seinen schlanken Fingern abzutasten und ich bekam eine Gänsehaut. Schließlich hatte er anscheinend den Punkt gefunden und drückte fest darauf. Ich zog scharf die Luft ein.
"Das tut etwas weh, aber es hilft."
Ich nickte halbherzig und biss die Zähne zusammen.
Er strich, angeblich unabsichtlich auch öfter mal über meinen Nacken und mein Knie. Ich wollte das nicht. Ich fand es komisch, dass er mich so berührte.
Schließlich drückte er ein letztes Mal auf die Stelle.
"Drehe jetzt die Schulter mal langsam zurück."
Ich tat das und tatsächlich hatte es geholfen.
"Danke!"
Ich lächelte ihn an und endlich stand er auf.
Etwas verwirrt legte ich mich nochmal hin.
Später wurde ich wieder gut von meinen Freunden unterhalten und bis zum Abend schaffte ich auch, mich nicht zu sehr zu langweilen. Am Montagmorgen verkündete Madame Pomfrey, dass ich zum Unterricht gehen könnte. Na super. Das ganze Wochenende krank und dann wieder zu Snape. Ich schlurfte die Gänge entlang, aber Hermine und Ron freuten sich riesig und es lief besser als gedacht, obwohl ich ein paar Bemerkungen abbekam. Draco würdigte mich keines Blickes und ich tat es ihm gleich.
Eineinhalb Wochen später war das nächste Spiel. Ich befand mich in der gleichen Position wie beim letzten mal: Slytherin vorne, Schnatz nicht zu finden, Malfoy neben mir. Nur dass wir nicht quatschten. Ich sah den Schnatz und machte alles wie beim letzten Mal. Ich und Draco waren uns so nah, dass er mich einfach unauffällig wieder hätte schubsen können, aber er tat es nicht. Ich war erstaunt. Als ich gleich den Arm ausstrecken wollte, bremste mein Rivale plötzlich ab. Aus Reflex wurde ich auch langsamer.
"Los jetzt!"
"Was?!"
"Hol ihn dir, Potter!"
Ich schaffte es, sehr verwirrt, den Schnatz zu fangen. Jubel von den meisten, während Malfoy scheinbar geknickt vom Feld flog. Ich verstand immer noch nicht.
Während die anderen schon unseren Sieg feierten, zog ich mich zurück und lief etwas planlos zu den Slytherins. Auf dem Weg sah ich plötzlich Draco, der auch jemanden zu suchen schien. Wir liefen fast gegeneinander.
"Hey."
"Hi."
"Können wir reden?"
Wir hatten gleichzeitig gesprochen. Lächelnd und etwas verlegen blickte ich auf meine Schuhe.
"Am See?"
"Klar."
Schweigend liefen wir ans Ufer. Ich begann.
"Ich wollte mich erstmal bedanken."
"Für was?"
"Vorher natürlich. Ich bin zwar verwirrt, aber danke."
"Gerne."
Wir lächelten uns an.
"Also wieso?"
"Was?"
"Wieso schubst du mich erst und dann lässt du mich gewinnen?"
"Hast du gerade selbst festgestellt."
"Was?"
"Wegen dem letzten Spiel. Ich habe es bereut, dass ich so unfair war, und ich musste es wieder ausbügeln."
"Danke."
Ich lächelte und hatte plötzlich Schmetterlinge im Bauch, als Draco ausversehen meinen Arm streifte. Kein komisches Gefühl. Es war wunderschön.
"Und hattest du noch was?"
"Mmh?"
"Du wolltest ja auch reden."
"Na ja... Ich wollte mich eigentlich nur für alles entschuldigen."
"Für was denn?"
"Für alles. Das ich zu allen so ein Arsch war."
"Angenommen."
Ich lächelte wieder.
"Aber wieso jetzt?"
"Das ist meinem Liebenswerten Vater geschuldet."
"Was?"
"Nach dem Spiel haben wir uns gestritten. Er hat gemerkt, dass das Absicht war und mich zusammengestaucht. Wir haben uns lauter Sachen an den Kopf geworfen und er hat gesagt, ich könnte mich entweder einordnen oder gleich aus der Familienhistoire austreten und so weitermachen."
"Und..."
"Ich habe dankend das Zweite angenommen. Ich bin so frei wie noch nie."
Ich war beeindruckt.
"Und noch was."
Draco war leiser geworden.
"Ja?"
"Es tut mir leid. Ich habe dich die ganzen Jahre verunsichert und verletzt, weil ich selbst zu unsicher war. Du bist so wundervoll, dass hast du nicht verdient."
Ich bekam meinen Mund nicht mehr zu.
Wir schwiegen uns wieder an. Plötzlich holte Draco zwei Behälter aus seiner Tasche.
"Was ist das?"
"Wir wollen beide etwas sagen, aber wir haben beide Angst davor, also habe ich etwas vorbereitet. Das ist Veritaserum. Wir können es beide nehmen, und dann werden wir vollkommen ehrlich sein."
Ich war skeptisch. Plötzlich kamen meine Vertrauensängste wieder ans Tageslicht:
"Er kann dich ausnutzen, deine Geheimnisse herausfinden, dich lächerlich machen. Er hat dich so oft hintergangen, wieso solltest du ihm dabei vertrauen?"
Ich verscheuchte die Gedanken, nahm sie mir aber zu Herzen.
"Ich schätzte es sehr, dass du an das denkst, aber ich kann dir noch nicht voll vertrauen. Woher weiß ich, dass du nicht alles vorspielst und mich reinlegst?"
"Es schmerzt mich zwar, dass du mir nicht vertraust, aber ich verstehe es. Ich gebe dir einen Vertrauensvorschuss. Ich werde es einfach zuerst nehmen, du stellst mir irgendeine Frage und du kannst immer noch entscheiden, ob du es auch nimmst."
Meine Ängste sprachen wieder zu mir.
"Er kennt dich gut. Er beantwortet dir die Frage so wie du denkst dass es ist, aber er nimmt nur Wasser."
Schnell vertauschte ich die Behälter.
"Ok. Du zuerst."
Draco nickte bedächtig und führte den Behälter zu seinen Lippen. Ich wartete gespannt.
"Was willst du sagen, Draco?"
"Ich liebe dich. Schon lange."
Mir blieb fast das Herz stehen. Das war der beste Tag meines Lebens. Ich musste ihm vertrauen.
"Er betrügt dich, er ist nicht echt!" , schrien die Stimmen in mir.
Ich spülte sie mit dem Inhalt des Fläschchens weg. Sonst konnte ich es nicht.
"Ich dich auch, ich dich auch."
Mir kamen fast die Tränen. Dracos wunderschöne Augen glitzernden im Licht der untergehenden Sonne.
"Willst du mein Freund sein?"
Ich nickte glücklich.
"Und übrigens: Mein Vater ist auch Gay as F*ck , frag mal Mister Lupin und Sirius, und Reg erst und sie haben diese Ka-"
Erschrocken schlug ich mir die Hand vor den Mund. Draco sah irritiert hoch.
"Du hast Vertrauensängste, oder?"
Ich nickte.
"Und du hast die Behälter vertauscht?"
Wieder nickte ich, etwas beschämt.
"Um ehrlich zu sein, war nur eins Serum."
Meine Angst hatte sich bestätigt.
"Ich wollte dich nicht unter Druck setzten, irgendwas zu sagen, was du jetzt nicht sagen willst."
Alle Zweifel waren verflogen. Zu Tränen gerührt umarmte ich meinen Freund. Wir kuschelten uns aneinander.
"Aber du solltest jetzt das Gegenmittel einnehmen. Sonst erzählst du mir Dinge, die ich vielleicht nicht wissen will."
Ich wurde rot.
"Sagen wir, die ich jetzt noch nicht wissen will."
Tomate.
"OK. Wo ist es?"
Jetzt wurde Draco rot.
"Was?!"
"Na ja... Ich benutze es als Lipgloss."
"Bitte was?!"
"Na ja... Meine Family ist ja paranoid und so und es ist eine Vorsichtsmaßnahme, falls mir jemand Veritaserum geben will. Wenn ich es einnehmen möchte, ziehe ich die Lippen einfach etwas an."
Er wirkte verzweifelt.
Ich grinste plötzlich.
"Du hast das Gegenmittel auf deinen Lippen..."
"Ja?"
"..und ich brauche es."
Ich beugte mich vor und sah ihm tief in die Augen.
"Darf ich?"
"Du immer."
Ich schloss den Abstand zwischen unseren Lippen.
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