zickzack - rache
Schweiß tropfte von seiner Stirn, die Brust hebte und senkte sich etwas schneller als gewöhnlich, als Bastian von seinem Auftrag zurückkehrte. Ein weiteres Opfer ist durch seine Hand gefallen. Ein weiterer Erfolg. Er kehrte zum Hauptsitz zurück, um seinem Boss die Nachricht mitzuteilen.
Die eiserne Tür fiel mit einem lauten Knall ins Schloss. Bastis Stiefel quiekten beim Auftreten leicht, während er sich dem Stuhl näherte, auf dem ein breiter Mann saß. Leicht gräuliche Haare, bärtig und ungepflegte Haut. Doch dieser zeigte keine Reaktion auf die Erscheinung seines Helfers. „Ich habe gerade wichtigeres zu tun", meinte er auf die Rückfrage des Jüngeren.
Auf Bastis Stirn bildeten sich Falten, die Augenbrauen kniff er zusammen. „Bin ich dir etwa nicht wichtig genug?" Der Mann sprang von seinem Stuhl auf, drohte mit seinem Finger und schrie. „Wenn du noch einmal so mit mir redest, setze ich Kopfgeld auf dich" Ein paar Tropfen Spucke landeten auf seiner Brille. „Hast du mich verstanden?" „Ja, Vater"
Er schluckte. Er wollte sich nicht von seinem eigenen Vater so herum schubsen lassen. In seinen Augen war er wie ein König. Ein allmächtiger König. Nur Basti war keinesfalls ein Prinz. Nein, er war ein Bürger. Eher ein Diener, ein Hofnarr, der nur zur Belustigung existierte. So fühlte er sich. Seine Existenz gebührte der Zufriedenheit seines Vaters.
Der Junge drehte sich auf dem Absatz um, nach draußen. Er wollte weg. Er musste weg. Kühle Luft und ein leichter Wind begrüßten ihn vor der Tür. Es war früh morgens. Die ganze Nacht war er unterwegs. Basti atmete tief ein, die frische Luft half etwas gegen die innere Unruhe. Er lehnte sich gegen eine Hauswand und schloss kurz die Augen. Er wünschte sich, weit weg zu sein. Weit weg von seinem Leben, weit weg von seinem Vater. Doch das war nur ein Traum, den er sich noch nicht erfüllen konnte. Er öffnete die Augen wieder und betrachtete die Umgebung. Zu dieser frühren Uhrzeit schliefen die meisten Leute noch.
Aus der Hosentasche schnappte er sich sein Handy. Unendliche Werbeanzeigen, push Nachrichten und eine ungelesene Nachricht von Rafael. „Hast du schon neue Informationen?", fragte der Polizist. Basti nahm seine kalten Finger aus der Jackentasche und tippte eine Antwort. „Es wurde wieder eine Mission abgeschlossen" Der eigentliche Auftragsmörder war außerdem ein Spion für die Polizei. Natürlich kommunizierten sie nur über Text. Er konnte sein Gesicht nicht zeigen, da es dem Polizisten aus der Vergangenheit bekannt war.
Nur zu gerne erinnerte sich der Braunhaarige an seine Zeit im Vehör. Er, alleine mit Veni. So mancher Papierstabel und Ausdruck fiel schon im Verhörraum. Auch ein Stuhl ging das eine Mal zu Bruch. Der Chef des Reviers amüsierte sich darüber eher weniger. Basti reagierte auf jede Anschuldigung gelassen, mit Sarkasmus, was Veni zur Weißglut trieb. Am Ende wurde er als unschuldig freigesprochen. Natürlich war er eigentlich schuldig, er wusste nur, wie man es richtig macht.
Bei diesen Erinnerungen muss Basti sich ein Grinsen verkneifen. Er konnte nicht leugnen, den Älteren schon manchmal hinterher gelaufen zu sein, als er ihn zufällig auf der Straße sah. Was er sich dabei verhoffte, wusste er selber kaum. Aber auch Rafael warf ein Auge auf ihn. Als Basti für eine kurze Zeit in Gewahrsam genommen worden war, beobachtete er ihn durchgängig über die Überwachungskamera.
Genau deswegen würde ihm aber keiner trauen, sollte sich der gesichtslose Spion als Basti vorstellen. Er verstaute das Handy wieder in seiner Tasche und machte sich auf den Weg nach Hause. Durch seinen Ruf konnte er nicht direkt in der Stadt wohnen, sondern musste erst in den angrenzenden Wald laufen. Dort stand eine kleine hölzerne Hütte, die er vor ein paar Jahren verlassen vorgefunden hatte. Mittlerweile standen einfache Möbel in dem Etablissement. Es war nicht wirklich persönlich, oder gemütlich, aber so lange Basti einen Rückzugsort besaß, war er zufrieden.
Kaum angekommen, stieß er stark Luft aus. Der Auftrag war anstrengend und forderte ihn bis an seine Grenzen. Er brauchte wirklich mal Urlaub. Seine Schuhe platzierte er achtlos mitten im Flur, sein Mantel direkt daneben. Aus der Küche holte er den erste Hilfe Kasten, damit er seine Verletzungen versorgen kann. An sich das Gleiche wie immer. Ein paar Kratzer, Schürfwunden, blaue Flecken. Dieses Mal traf ihn jedoch zudem ein scharfes Messer und schnitt den Oberarm entlang. Also entledigte er sich ebenfalls seines Shirts, damit er ungestört an die Verletzung hinkam. Er zog scharf Luft ein, als das Desinfektionsmittel die noch offene Wunde berührte. Dann nahm er etwas Salbe, verteilte es auf die schmerzenden Stellen und umwickelte die Schnittwunde mit einem weißen Verband.
Die leeren Glasflaschen, welche ein dauerhafter Bestandteil seiner Wohnung waren, stellte er auf Seite, um sich auf das Sofa fallen zu lassen. Er merkte erst, wie kaputt er war, als ihn die Müdigkeit überpackte und einschlief.
Lange hielt dies aber nicht an. Nur eine Stunde später wurde der Schlafende von einem Klopfen geweckt. Er hielt sich die Hand vor den Mund, gähnte und streckte sich, bevor er lustlos zur Tür watschelte. Vor ihm stand ein großer Mann. Er kannte ihn, von der Arbeit. „Der Boss will dich sehen", meinte er mit einer tiefen Stimme. Basti seufzte. Er wollte ihn nicht sehen. „Und das kann er mir nichtmal selber sagen?" „Du weißt, er geht nicht in die Öffentlichkeit" „Jaja, wäre nur schön, wenn er sich mal um seinen Sohn kümmert"
Der Mann verschwand so schnell wie er kam. Basti zog sich seine Sachen erneut an, welche immernoch unordentlich auf dem Boden lagen, versteckte sein Gesicht in der Kaputze und lief den altbekannten Weg.
Unterwegs sah er sogar Veni, wie er mit seinen Arbeitskollegen zu mittag aß. Wie gerne er ihn jetzt von hinten erschrecken würde. Er liebte es einfach, dass Rafael so leicht zu provozieren war. Aber natürlich durfte er nicht auffallen.
„Du wolltest mich sprechen?" Die Stimme hallte durch den kargen Raum. Nur ein hölzerner Stuhl und ein Tisch für den Vater standen in der Mitte. „Ich habe einen neuen Auftrag für dich. Ich weiß, du hast erst einen abgeschlossen, aber das ist gerade egal" Basti seufzte kaum hörbar. „Wie sich herausstellt bekommt die Polizei heimlich Informationen über uns. Dem Jüngeren wurde übel. Sein ganzer Körper verkrampfte sich. „Demnach muss sich unter uns ein Spion befinden" Eine kurze Stille entstand. „Ich will, dass du ihn tötest. Das hat allerhöchste Priorität, verstehst du?" „Natürlich, Vater" Er hatte einen Kloß ihm Hals, fühlte sich, als müsste er sich übergeben. Was sollte er nun tun?
Prompt verließ er einfach schnellen Schrittes den Raum, tat so, als würde er sich wirklich an die Arbeit machen. Stattdessen führten ihn seine Füße in die angrenzente Bar. Irgendwas, zum Seelen baumeln lassen wurde jetzt gebraucht. Betrinken stand nicht auf seiner Agenda, nur ein kleines Brennen im Hals. Die Wärme im Magen.
Nach den zwei Shots Wodka erfüllte sich dann der Wunsch. Seine Gedanken flachten etwas ab, die Sorgen verschwanden zumindest teilweise in einen anderen Bereich des Gehirns. Der Barhocker wackelte etwas, als der Braunhaarige aufstand. Ausversehen trat er dabei auf den Fuß eines anderen Mannes. Gerade wollte er sich entschuldigen, da erklang schon die aufgebrachte Stimme „Was soll das denn?". Doch das Gesicht des Fremden ging in die andere Richtung. „Ich habe nichts gemacht", verteidigte sich der Unschuldige. Sie stritten hin und her. Immer mehr Leute wickelten sich mit ein, bis es in der Bar zu einem einzigen Chaos wurde. Basti stand daneben, beobachtete alles und schlich sich mit einem unauffälligen Lächeln nach draußen.
Er machte sich wieder auf den Weg zum Hauptquartier, um so zu tun, als würde er andere auszspionieren. Dabei belauschte er seine Mitarbeiter. Tatsächlich sprachen manche gerade mit dem Boss. Basti stand hinter der Wand und hörte zu. „Die Wahrenübergabe findet heute abend um 24 Uhr statt. An unserem westlichen Standort, da dieser am weitesten vom örtlichen Polizeirevier weg ist. Wir brauchen wieder viele Leute. Es ist eine große Lieferung. Dafür haben wir dann auch endlich neues Equipment", ertönte die bedrohliche Stimme. Im Raum befanden sich nur persönliche Freunde des Vaters, damit dieser sich sicher sein konnte, der Spion sei nicht unter ihnen. Niemals würde er auf die Idee kommen, sein eigener Sohn würde ihn verraten. Basti aber schrieb die Informationen sofort an Rafael weiter. Er wollte es endlich ein Ende setzen.
Und so kam es auch. Die Turmuhr schlug Mitternacht, als sie das Treppenhaus betraten. Der Mond blitzte nur teilweise zwischen den Wolken hervor. Basti, der Vater und die paar anderen standen in einer großen Lagerhalle, wo soeben ein Transporter parkte. Wie versprochen legte Basti draußen eine kleine Markierung, damit die Polizisten sie finden. Der Vater sah dies zwar, aber hielt es vorerst für unwichtig. Als er dann aber die Autos hörte, wie sie an der Straße hielten, die Männer und Frauen, wie sie daraus stürmten, wurde ihm alles klar.
Er zog seinen Sohn an der Hand in einen Nebenraum und stieß ihn gegen die Wand. „Du warst das?" Er schrie. „Du bist der Spion?!" So unglaublich laut. „Du hast mich ja schon oft enttäuscht, aber das übertrifft alles" Er griff ihn erneut am Handgelenk und warf ihn auf einen Stapel Holzkisten. „Wie kannst du es nur wagen?" Von draußen kamen gedämpfte Schreie und Schüsse durch die Wand. „Dein Vater. Dein eigener Vater"
Basti versuchte einen klaren Kopf zu bewahren, als er unten am dreckigen Boden lag. Direkt vor seinen Augen die gezogene Waffe des Vaters. Gerade noch rechtzeitig zog er die Beine weg, der Schuss traf daneben. Nun verteilten sie gegenseitig Faustschläge, Tritte. Sie boxten und kämpften um Leben und Tod. Ein Vater und ein Sohn. Basti war keinesfalls ein schlechter Kämpfer. Aber er hatte so Angst. Und das behinderte seinen Körper. Egal wie gut er war, sein Vater war immer besser.
Trotzdessen wurde der Ältere entwaffnet. Die Pistole landete hinter ihnen auf dem Steinboden. Noch bevor Basti weiter reagieren konnte, spürte er einen heftigen Schlag gegen seinen Kopf. Plötzlich wurde alles langsam. Ein Klingeln bildete sich in seinen Ohren. Kleine schwarze Flecken tanzten bereits vor seinen Augen. Kurzzeitig verlor er die Orientierung, und schon lag er erneut am Boden.
Er spürte zwei Hände, die sich um seinem Hals schlangen. Die Finger drückten seine Schlagader zu. Schon nach wenigen Sekunden röchelte Basti nur noch. Er versuchte sich zu wehren, konnte sich aber kaum bewegen. Er besaß keine Kraft mehr. Sein Herz pochte wie wild und trotzdem bekam er keine Luft. Der Vater drückte immer fester zu, und Basti schloss immer mehr mit seinem Leben ab.
Gerade, als er aufgeben wollte, ertönte ein lauter Schuss. Mit einem Mal verschwand der Druck an seinem Hals. Er musste husten, wandt sich zur Seite, in der Hoffnung, es half etwas. Normalerweise verspürte er doch keine Angst. Jetzt fühlte er sich davon erdrückt. Sein Vater lag vor ihm. Tot. Den Täter konnte er durch sein eingeschränktes Blickfeld nicht erkennen. Die Panik wurde mehr, obwohl es doch nun vorbei war. Er konnte seinen Atem nicht beruhigen, kniff seine Augen zusammen und wünschte sich einfach weg.
Auf einmal umfasste eine Hand sein Oberarm. „Bastian?" Diese Stimme erkannte er. So viele wundervolle Erinnerungen. So viel Spaß, zumindest einseitig. „Es ist okay. Atme mit mir" Er folgte den Anweisungen und schon kurz darauf wurde er ruhiger. Langsam öffneten sich die Augenlider und blickten in das besorgte Gesicht des altbekannten Polizisten. „Ich dachte, ihr seid im gleichen Team?", fragte er verwirrt. Hastig schüttelte Basti den Kopf. „Ich war der Spion. Ich wollte ihn einfach loswerden, ich-" Er zischte auf, als er sich bewegen wollte. Das Adrenalin verflüchtigte sich. Jetzt erst bemerkte er die vielen neuen Wunden. Veni schaute verdutzt auf ihn. Er hatte zwar mit allem gerechnet, aber nicht mit Basti als Spion. Basti fühlte eine innere Leere in sich. Sein einziger Wunsch war nun erfüllt. Das Kapitel war abgeschlossen. Was kommt danach? Hinter ihnen kamen immer mehr Polizisten. „Ist okay. Wir bringen dich jetzt erstmal ins Krankenhaus, danach schauen wir mal, was wir mit dir machen" Mit einem Lächeln klopfte er Basti auf die Schulter. Basti musste Grinsen. „Was ihr mit mir macht?" „Du bist jetzt ein Waisenkind" „Ich bin erwachsen!" „Richtig erkannt. Unzwar mit einem ganz schön langem Strafregister. Also hopp, die Sanitäter sind da"
auch endlich mal geschafft wow
happy end gewünscht von @yeddles (kann mal wieder niemanden taggen wtf)
wörter von emmi_the_turtle
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