haikaveh - graduation

pov kaveh

Die rote Robe hing viel zu weit von meinem Körper. Könnten die nicht kürzer sein? Ich betrat den Festort, welcher festlich geschmückt wurde. Am Eingang hing ein großer Banner: „Akademie von Sumeru" Nach gefühlt einer Ewigkeit hatten wir endlich unser Studium abgeschlossen. Wurde auch mal Zeit. Um mich herum sammelten sich bereits die anderen Studenten mit ihren Familien. Jeder laberte und laberte. Doch ich suchte nur nach einer bestimmten Person. Meine Augen wanderten über den Platz, während ich mich langsam zu den Stühlen begab. Leider fand ich die Person nicht, also platzierte ich mich auf einen der Stühle und aß meinen mitgebrachten Schokoriegel.

„Du fauler Sack", ertönte die vertraute Stimme neben mir. Da war er ja. „Sind wir auch mal aufgetaucht?" Alhaitham rollte mit den Augen. „Ich war schon die ganze Zeit da. Du weißt, die Zeremonie beginnt erst in einer Stunde?" „Mhm" Ich schluckte genüsslich den letzten Bissen meines Riegels herunter. „Warum sitzt du dann hier und isst? Alle anderen Plätze sind leer" „Irgendeiner muss ja anfangen" Ich leckte die Schokolade von meinen Fingerspitzen. Haitham beobachtete mich kritisch. „Wie bist du eigentlich durch dieses Studium gekommen, ganz ehrlich?" Verzweifelt stemmte er seine muskulösen Arme in sein grünes Gewand. Da er eine andere Fachrichtung studierte, hatten wir unterschiedliche Farben. Er gehörte zu Haravatat und ich zu Kshahrewar.

Die Roben unterschieden sich durch die Farben und verschiedene Designs. Mein Blick glitt über meine eigene Robe. Sie war rot mit goldenen Elementen, die an den Enden in Form langer Schlaufen herunterfielen. Nachdem ich den Schokoriegel gegessen hatte, griff ich zu meinem Wasser und genoss die kühle Flüssigkeit. Neben mir saß Alhaitham und musterte mich mit einem amüsierten Gesichtsausdruck. Ich bemerkte seinen Blick und drehte mich zu ihm. Meine Augen trafen auf seine. Er musterte mich von oben bis unten und schüttelte mit dem Kopf, bevor er sprach: „Wie schaffst du es immer, so auszusehen, als wärst du gerade erst aufgewacht und gleichzeitig so, als hättest du dich perfekt zurechtgemacht?", fragte er, ein Schmunzeln auf den Lippen.

„Ein Talent, das man erlernen kann", erwiderte ich mit einem Lächeln. „Man muss einfach so tun, als wäre man gerade erst aufgewacht, während man sich tatsächlich viel Mühe gibt, gut auszusehen" Haitham lachte kurz auf und schüttelte erneut den Kopf. „Ich zweifle daran, dass du das tatsächlich geübt hast", sagte er, während er sich etwas bequemer auf dem Stuhl zurücklehnte. „Sei mal nicht so frech mir gegenüber", wies ich ihn ironisch zurecht. Er beugte sich vor, zeigte bedrohlich einen Finger auf mich und glubschte mich eindringlich mit seinen eisblauen Augen an. „Du!", schrie er schon fast, „Du musst dich mal eher zurückhalten, immerhin wohnst du bei mir" „Was kann ich denn dafür, wenn ich so viel Schulden hab?" Hektisch zuckte sein Kopf hin und her: „Weiß nicht... vielleicht alles?!" Ich wank nur ab. Schließlich besaß ich diese Schulden nur wegen des Architekturstudiums.

Er hatte recht, ich war ein Chaot und hatte immer einen Scherz oder eine flapsige Antwort auf den Lippen. Die Schulden, die ich angehäuft hatte, waren ein Teil davon. Haitham war für mich so etwas wie ein Anker, der mich immer wieder zur Vernunft brachte. Er war ordentlich und organisiert, das genaue Gegenteil von mir. „Ich weiß einfach, wie man das Leben genießt" Ich lehnte mich auf dem Stuhl zurück und stieß ein Seufzen aus. Haitham hob eine Augenbraue. „Hätte ich dich nicht am Leben erhalten, wärst du schon längst pleite gewesen, du Volltrottel" Meine Augen verengten sich. „Hey!" Ich schubste ihn leicht mit meinem Ellenbogen in die Seite, doch er erwiderte lediglich mit einem amüsierten Grinsen.

Haitham wusste immer genau, welche Worte die richtigen waren. Er konnte mich auf die Palme bringen und gleichzeitig meine Stimmung heben, manchmal sogar beides in einem einzigen Satz. Ich war ihm zutiefst dankbar für seine Unterstützung und dafür, dass er mir den Kopf zurechtrückte, wenn es nötig war. "Du bist so ein Klugscheißer", murmelte ich und trank noch einen Schluck Wasser.

Der Platz um uns herum wurde allmählich voller. Die Gäste um uns herum lachten, plauderten, während wir uns weiter neckten und aufzogen. Die Atmosphäre war leicht und ausgelassen, alle freuten sich darauf, dass das lange Studium endlich vorbei war. Als eine ältere Stimme durch die Lautsprecher den Raum füllte, wandte ich mich wieder um zum Hauptbereich, wo eine Gruppe von Professoren in feierlichem Gewand bereitstand. Die Zeremonie war nun offiziell eröffnet. Haitham neben mir schnaubte verärgert. „Ich hasse Ansprachen" murmelte er halblaut.

Unterdessen hatte einer der Professoren das Mikrofon ergriffen und begann mit seiner Rede. Doch ich hörte seinem Geschwafel kaum zu, meine Gedanken schweiften ab. Ich war gespannt, wie sich mein Leben nach dem Studium verändern würde.

Ich seufzte innerlich und ließ meinen Blick über die versammelten Gäste schweifen. Es würde sich sicher vieles verändern. Ich würde nicht mehr in den Hörsälen sitzen, keine endlosen Stunden in der Bibliothek verbringen und keine Projekte mehr entwerfen bis spät in die Nacht. Stattdessen würde ich wohl einen richtigen Job suchen müssen, Verantwortung übernehmen und erwachsen werden. Dafür konnte ich endlich meine Träume als Architekt wahr werden lassen.

Das monotone Gebrabbel des Professors drang kaum in mein Bewusstsein, ich war zu sehr mit meinen eigenen Gedanken und Vorstellungen beschäftigt. Als ein leichtes Ziehen an meinem Umhang meine Aufmerksamkeit erregte, drehte ich mich zu Haitham. Er hatte den Stoff in seiner Hand gefasst und spielte damit. Er sah mich an, leicht amüsiert über meine Unaufmerksamkeit: „Du solltest mal zuhören, sonst verpasst du die Übergabe der Urkunde" Ich schnaubte lautlos und rollte mit den Augen. „Ich bin doch nicht hier, um mir die endlose Bürokratie anzuhören. Ich will nur meine verdammte Urkunde in die Hand gedrückt bekommen und danach die Party genießen" Haitham grinste und ließ den Stoff los. „Wie typisch für dich. Keine Geduld und schon immer auf der Suche nach dem nächsten Nervenkitzel" „Problem mit mir?" Als Antwort grinste er mich nur ironisch an.

Nach einiger Zeit kam dann die Ansprache des Jahrgangsbesten. Alhaitham und ich kämpften während unseres Studiums um diesen Platz. Wir beide hatten einen großen Traum, den wir mit sehr viel Fleiß erreichen wollten. Ich biss mir auf sie Lippen, als der Professor die Ankündigung machte. „Alhaitham" Natürlich. Er stand auf, rückte sein Hörgerät zurecht und trat zur Bühne. Trotz des Neids war ich unheimlich stolz auf meinen Mitbewohner. Er hatte sich das wirklich verdient.

Der Reihe nach wurden die Namen vorgelesen, jeder kam nach vorne und schüttelte sowohl den Professoren, als auch den Jahrgangsbesten - Alhaitham - die Hand. Ich nahm mein Diplom und merkte, ich war nur um 0,1 schlechter als er. Innerlich kochte ich vor Wut. Nicht weil ich es ihm nicht gönne, sondern einfach weil es ärgerlich ist.

Als alle Urkunden verteilt waren, gab ein lautes Klatschen an, dass alle erneut ihre Aufmerksamkeit auf die Bühne lenkten. Es war nun Zeit für die Abschlussreden. Zuerst sprach der Dekan, dann einige Professoren, die uns zum Abschluss beglückwünschten und dann war Haitham an der Reihe. Er schien keine vorbereitete Rede zu haben, sondern sprach einfach aus dem Stehgreif. Sein Vortrag war kurz und informativ, und ich konnte nicht anders, als ihn währenddessen anzustarren. Die Art und Weise, mit der er sprach, war so geschickt. Er wusste genau, was er sagen wollte, aber gleichzeitig schaffte er es, locker und ungezwungen zu wirken. Ich hörte seinen Worten zu und beobachtete seine Mimik und Gestik. Es war faszinierend anzusehen, wie selbstsicher er sich gab. Alhaitham wirkte wie jemand, der genau weiß, was er macht und in welche Richtung er seinen Weg plant. Ein Anflug von Neid durchfuhr mein Herz.

Auch wenn ich kein fauler Mensch war, werde ich niemals so gelassen und trotzdem so erfolgreich sein wie Alhaitham. Während ich immer aufgedreht bin, schaffte er es Ruhe zu bewahren. Zumindest äußerlich. Ich wusste, innerlich besaß er trotzdem seine Ängste und Zweifel.

Zum Schluss hallte nochmal heftig Applaus, bis dann die Zeremonie zu Ende war. Jeder fiel in Gespräche, stand auf, umarmten sich gegenseitig. Haitham kam von der Bühne auf mich zu und lächelte mich leicht an. Naja, seine Mundwinkel zuckten nur ein wenig, aber das war eben Alhaitham. So wie ich ihn kenne und liebe. „Bist du sauer, weil du nicht der beste bist?", fragte er beschämt. „Niemand hat es mehr verdient als du", versicherte ich ihm. „Und jetzt, lass uns mal feiern" „Kein Alkohol!" „Auf das neue Leben!"

hiermit kann ich nun sagen, ich habe endlich meinen abschluss bestanden 🫡

vielleicht schreib ich irgendwann ja auch mal haikaveth angst 🤭

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