bastiplatte - miscommunication
pov basti
"Danach machen wir noch-" Ich unterbrach meinen Satz, da der Chat am ausrasten war. "F", "Stream weg", "Ist er nur bei mir weg?" Keine Sekunde später wurde ich vom Craft Attack Server gekickt. Mein Internet war weg. Na super. Warum konnte nicht einfach mal was funktionieren? Ich klickte auf das Symbol und versuchte mehrmals eine Verbindung herzustellen, doch ohne Erfolg. Ich murrte einmal wütend, bevor ich aus meinem Streamingzimmer ging, um den Router neu zu starten. Auf dem Weg begegnete ich Kevin. "Hast du auch keine Verbindung?", fragte er mich direkt mit seinem Handy in der Hand. "Man ey, ich war mitten in einem YouTube Video", seufzte er. Wie gerne ich dieses Problem gerade hätte. Er konnte sein Video nicht weiterschauen, mein ganzer Stream war im Arsch. Anscheinend bemerkte er meinen genervten Blick, denn sein Gesichtsausdruck wechselte von traurig zu einfühlsam. "Hey, keiner nimmt es dir übel. Du kannst nichts dafür, das weißt du, ja?" Er kam auf mich zu, umfasste meine Wangen und gab mir einen Kuss. Alles in mir zog sich zusammen. Nicht jetzt. Jetzt war der falsche Zeitpunkt. Überfordert nahm ich meine Hand an Kevins Brust und drückte ihn leicht von mir weg. Er sah mich verwundert an. "Komm, das Problem lässt sich leicht lösen. Das schaffst du", redete er weiter auf mich ein. Diesesmal zog er mich in eine Umarmung. Reichte es denn nicht, wenn ich schon aus dem Kuss ein Rückzieher gemacht habe? Doch Kevin beachtete die Grenze zu meinem Körper nicht. Ich verkrampfte noch weiter, um ihm auf andere Art zu verdeutlichen, dass es mir momentan nicht gut ging. Ich spürte diese Enge zwischen seinen Armen, die mich förmlich erdrückte. Mein Hals war wie zugeschnürt. Ich konnte weder reden, noch richtig atmen. Es war einfach nicht die richtige Zeit für Körperkontakt. Er sollte das doch verstehen. Er kennt mich doch, sollte man meinen. Mit meinen Händen grätschte ich zwischen seine Arme und meinen Körper. Mit gesenktem Kopf und hochgezogenen Schultern lief ich einfach an ihm vorbei, ins Wohnzimmer, wo sich unser Router befand.
Während ich bei diesem einen Neustart durchführte, spürte ich Kevins Blick auf meinen Rücken. Ich stützte mich auf das Holzschränkchen ab und beobachtete das blinkende Licht, welches einfach nicht durchgängig leuchten wollte. Mittlerweile bekam ich üble Kopfschmerzen. Ich hatte erst ein paar wenige Stunden gestreamt. Es war zu wenig, um Feierabend zu machen. Ich durfte meine Community nicht enttäuschen. Als das Lämpchen endlich aufhörte zu blinken stieß ich erstmal Luft aus. Erleichtert lief ich wieder in Richtung meines Arbeitszimmers, wovor immernoch Kevin stand. Ohne ihm eines Blickes zu würdigen ging ich an ihm vorbei. "Basti, was-" Weiter kam er nicht, da ich meine Tür zuknallte. Etwas zu laut. Das Geräusch hallte in meinen Ohren und verwandelte sich in ein Klingeln. Ich kniff meine Augen zusammen und blieb starr. Kevin war jetzt meine kleinste Sorge. Es war einfach der falsche Moment. Als das Läuten langsam verklung, bewegte ich mich weiter auf meinen Stuhl. Diesmal zeigte das Symbol endlich eine Verbindung. Ich startete den Stream, diesmal ohne Intro am Anfang. Natürlich wurde ich gleich freudig begrüßt. "Hallo hallo, bin wieder da. Mein Internet war auf einmal weg, fragt mich nicht warum, aber ich als Techniker habe das natürlich gemeistert. Es tut mir wirklich leid für den Streamabsturz. Ich entschuldige mich aufrichtig. Würde sagen, wir machen dafür heute eins-zwei Stündchen länger" Mein Herz raste, weil ich mich so schämte. Der ganze Chat war voll mt Sachen, wie 'alles okay', 'mach dir keinen Kopf', oder 'kein Grund sich zu entschuldigen peepohappy'. Alles süß und nett, aber es entsprach nicht der Wahrheit. Meine Aufgabe war es, ihnen Entertainment zu bieten. Ich fühlte mich, als hätte ich versagt, obwohl es nur ein paar Minuten waren.
Nach vielen weiteren Stunden Craft Attack entschied ich mich es für heute sein zu lassen. Nachdem ich den Chat verabschiedet hatte, streckte ich mich erstmal, bevor ich dann ins Bad ging. Ich wechselte meine Klamotten, wusch mein Gesicht und putzte Zähne. Dann blieb ich vor unserer Schlafzimmertür stehen. Kevin war bereits schlafen gegangen und die Tür war zu. Wollte er mich nicht bei sich haben? Sollte die Tür mir das sagen? Oder hat er sie einfach nur so zugemacht? Ich überlegte, doch ich schämte mich. Es war nicht fair, wie ich ihn behandelt habe. Aber ich war zuvor einfach extrem genervt. Bin ich schuld? Meine Gefühle plagten mich, schwirrten in meinem zu vollem Kopf umher und brachten mich dazu auf der Couch zu schlafen. Es tat mir weh. Kevin fühlte sich bestimmt zurückgewiesen. Auf unserer Couch lagen nur dünne Decken und zu wenig Kissen. Frierend lag ich da und dachte über den Tag nach. Ich bereute es. Ich bereute alles so sehr. Meine Augen wurden nass. Ich schämte mich. Wie konnte ich meinem festen Freund so weh tun? Das sollte so nicht laufen. Die Tränen nahmen ihre Bahn. Das sollte alles so nicht laufen.
Morgens erwachte ich mit den ersten Sonnenstrahlen. Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass ich gerade mal vier Stunden geschlafen hatte. Völlig übermüdet schmiss ich meinen Kopf wieder auf die dünnen Kissen und schloss die Augen. Meine Gedanken waren sofort wieder bei Kevin. War er sauer auf mich? Wütend? Enttäuscht? Traurig? Kaum dachte ich über ihn nach, stand er auch schon im Zimmer. Er blickte mich an, mit einem Gesichtsausdruck, den ich nicht deuten konnte. Ich hab es vermasselt. "Kevin, hör zu" "Ach jetzt willst du auf einmal reden?" Vorwurfsvoll zog er die Augenbrauen hoch. Ich überlegte, was ich am besten sagen könnte. "Es tut mir leid. Ich war gestern einfach genervt wegen dem Internet und dann warst du halt da" "Also ist das jetzt alles meine Schuld?" Verwirrt blickte ich ihn an. "Was? Das hab ich nie behauptet" Meine Stimme war ruhig, schon fast nur ein Flüstern. "Ich meine doch nur, als du dann das mit dem Video gesagt hast und-" "Machst du dich gerade über mich lustig?", fragte er mich. "Was?" "Findest du, das ist witzig?" Er verstand nicht. Ich verstand nicht. Warum versteht er mich denn nicht? Was mache ich falsch? "Kevin, so war das nicht gemein-" "Komm, spar dir das. Bin heute den Tag bei meinen Eltern. Dann hast du ja keinen der dich nervt, was?" Ich wollte etwas erwidern, doch ich wusste nicht was. Warum konnte ich nicht kommunizieren? Warum fällt mir das so schwer? Warum konnte ich nicht einfach wie jeder andere Mensch reden? Warum finde ich nie die richtigen Worte? Warum? Bevor Kevin zur Wohnungstür verschwand würdigte er mich noch eines letzen Blickes. Ich öffnete meinen Mund, um noch etwas zu sagen. Er zog wieder seine Augenbrauen hoch und wartete auf meine Worte. Ich wollte so viel sagen, aber ich bekam nichts raus. "Dachte ich mir" Damit verschwand er aus der Wohnung.
bisschen credits an stexpertaro peepohappy
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top