Bastiplatte (BastiGHG x Papaplatte)

POV Basti
Ich bog um die letzte Ecke, als auch schon das Haus meiner Eltern in Sicht kam. Ich fuhr auf die Einfahrt und parkte das Auto. Ein flüchtiger Blick zur Seite zeigte mir einen ziemlich nervös wirkenden Kevin, der unruhig auf seine Unterlippe biss. Vorsichtig nahm ich seine Hand, die auf seinem wackelnden Oberschenkel lag, in meine.

„Nervös?"

Fragte ich. Er nickte lediglich.

„Hey, alles wird gut. Sie werden dich lieben"

Versuchte ich ihn zu beruhigen. Klappte eher so semi gut.

„Hoffen wir's mal"

Murmelte Kevin und öffnete die Beifahrertür. Keine Minute später standen wir nebeneinander vor der Haustür meiner Eltern. Kevin wippte vor und zurück, was mich langsam ebenfalls nervös machte.

„Kevin alles wird gut. Es ist bloß euer erstes Treffen"

„Bloß is gut"

Sagte Kevin und spielte nervös mit seinen Fingern. Ich lächelte ihm noch einmal zu, bevor ich die Klingel betätigte und die melodische Musik, die ich noch aus Kindheitstagen kannte, ertönte. Kurze Stille, dann Schritte die sich der Tür näherten und schließlich das leise knarzen der Scharniere als sich die schwere Holztür öffnete.

„Ja Minsch dar siet jo endlich, wat hett denn so lang duurt?"

Erklang die fröhliche Stimme meiner Mutter, die mich gleich darauf in ihre Arme schloss. Ich erwiderte mindestens genauso glücklich ihre Umarmung.

„Ik frei mi ok, di to sehn. De Verkehr hett weer veel to wünschen laten"

Antwortete ich und trat wieder einen Schritt zurück. Nun richteten sich ihre braunen Augen auf Kevin, der äußerst angespannt neben mir stand und bisher keinen Ton von sich gegeben hatte.

„Un du musst denn woll Kevin wesen. Dat freut mi, di kennentolehren"

Lächelte sie und zog Kevin ebenfalls in eine kräftige Umarmung. Etwas perplex erwiderte er zögerlich.

„Ja wat steiht ji denn noch hier buten, kummt rein"

Rief meine Mutter und drehte sich mit Schwung auf dem Absatz um. Kevin machte immer noch keine Anstalten sich zu bewegen. Ich stupste ihn an, wodurch ich seine Aufmerksamkeit erlangte. Er machte nur ein fragendes Gesicht. Dann viel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich hatte komplett vergessen ihm zu sagen, dass meine Eltern platt sprechen.

„Oh Gott das hab ich völlig vergessen, tut mir leid"

Flüsterte ich. Kevins Gesichtsausdruck wechselte zu leicht verzweifelt.

„Bitte sag mir deine Eltern sprechen auch Hochdeutsch"

Flehte er. Mit aufeinander gepressten Lippen schüttelte ich den Kopf.

„Verstehen ja aber sprechen eher nich so"

Für mich war es so verständlich zuhause platt zu sprechen, dass ich komplett vergessen hatte Kevin einzuweihen.

„Das wird schon"

Sagte ich schief lächelnd.

„Wehe du lässt mich auch nur eine Sekunde alleine!"

Zischte der blonde und trat nach mir über die Türschwelle.

„Oha chill, man kann sich den Kontext schon denken. Tu nich so als würden wir spanisch reden"

Murmelte ich und stellte meine Schuhe ins Regal.

„Minsch mien Söhn is hier, dat ik dat noch beleev. Un denn sogaar mit Begleitung"

Mit diesen Worten kam mein Vater durch die Tür und umarmte mich ebenfalls kurz. Kevin streckte ihm höflich die Hand entgegen.

„Freut mich sie kennenzulernen Herr Richter"

Sagte er, ungewöhnlich leise für seine Verhältnisse. Ich musste mir das Lachen verkneifen, als mein Vater Kevins ausgesteckte Hand komplett ignorierte und ihn ebenfalls umarmte.

„Laat mal de Formlichkeiten weg, ik bün Oskar. Hebbt ji Döst? Annika is bestimmt ok gliek mit dat Eten trech"

„Ik haal uns Water"

Sagte ich und verschwand in Richtung Küche.

„Segg mal, wo hebbt ji jo kennenlehrt?"

Hörte ich noch meinen Vater, bevor die beiden hinter der Tür zum Wohnzimmer verschwanden. Ein bisschen tat Kevin mir schon leid, dass er jetzt ohne mich ausgefragt wird aber das ist die gerechte Strafe für gestern Nacht. Ich holte die große Glaskaraffe aus dem Schrank und stellte sie unter den Wasserhahn.

„Wat gifft dat denn schöön?"

Fragte ich an meine Mutter gewannt, die neben mir am Herd stand.

„Kantüffeln mit Zander in Dillsoße, darto en Grööntüügpann. Nachtisch verraat ik noch nich"

Lächelte sie.

„Ähm...Kevin is Vegetarier"

Gab ich kleinlaut zu bedenken. Empört drehte sich die braunäugige zu mir um.

„Minsch dat musst du mi ehrder seggen, wat schall de Jung denn nu eten?"

„De schall al nich vun 't Fleesch fallen"

Schmunzelte ich.

„Na du büst mi ja en goden Fründ. Dien Glück, dat ik hier noch en vegetarisch Snitt heff, wiel de Söhn vun den Paster dat letzt dar weer"

Sagte sie kopfschüttelnd und kramte im Kühlschrank herum.

„Man nu vertell mal en beten wat. Wi kriegt ja nix mehr vun di mit"

„Dat gifft ja ok nich veel to vertellen. Streaming löppt goot un uns geiht dat ok goot. Kann ik di hier op een Wies helpen?"

„Nee, nee dat kann ik al alleen. Geihst du mal dien Fründ redden, de würr jüst seker mit Fragen bombardeert"

Mit diesen Worten scheuchte sie mich aus der Küche. Grinsend schloss ich die Tür zur Küche und ging mit dem Wasser ins Wohnzimmer.

„Na wat maakt ji hier schöön?"

Fragte ich und stellte das Wasser auf den Tisch. Kevin schaute mich schelmisch grinsend an. Das heißt nichts gutes für mich.

„Ach dar büst du ja endlich, wi kiekt uns jüst dien oolt Kinnerfotos an. Kiek mal wo sööt du dar weerst"

Sagte mein Vater begeistert und zog mich zu den beiden aufs Sofa. Oh nein bitte nicht..

„Denkst du noch an Max? He hett di in 'n Kinnergaarn ümmer argert un eenmal harrst du noog un hett em mit de Schaufel een över Schädel trucken. Haha dat weer en Geschrei, vör alleen vun de Öllern"

Lachte Papa. Die Röte schoss mir ins Gesicht und ich rutschte etwas weiter in die Polster. Kevins grinsen wurde breiter. Wer hat sich eben nochmal beschwert, dass er nichts verstehen kann?

„So einer warst du also als Kind?"

Schmunzelte er und nahm sich eins der Gläser.

„Oh dat weer noch nix. In de Grundschool hett he sück mal mit en Schoolmeester anleggt, wiel de sien Fründ grundlos to'n Direkter schkt hett. Twee Daag wurr he darför utsett"

„Aver dat hett sik lohnt, de Schoolmeester hett en Afmahnen kriegen un hett mien Fründ vun dar an in Roh laten!"

Verteidigte ich mich kleinlaut.

„Ich hatte ja keine Ahnung mit was für einem Gangster ich zusammen lebe"

Sagte Kevin theatralisch. Mein Vater lachte.

„He hett so veel Arger darop maakt, dat glöövst du gornich"

Bevor er eine weitere meiner äußerst unangenehmen Kindheitsgeschichten erzählen konnte, kam zum Glück meine Mutter in den Raum.

„Eten is trech!"

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„Dat weer ja mal wedder temlich lecker Annika. Wenn du sowat ok mal doon deedst, wenn keen Besöök dar weer"

Sagte mein Vater und lehnte sich zufrieden im Stuhl zurück.

„Nu do mal nich so, as wenn du hier anners nix anständiges kriegen deist"

Beschwerte sich die schwarzhaarige und goss sich noch ein Glas Wasser ein.

„Na komm, wir räumen ab"

Meinte ich zu Kevin und nickte zu den Tellern, die gestapelt am Tischrand standen und darauf warteten abgeräumt zu werden. Der Blonde nickte und trug einen Teil des Geschirrs in die Küche, während ich ihm mit dem anderen folgte.

„Ach dat is doch nich nödig. Ehr siet uns Gäst un schölen nich oprümen!"

Rief meine Mutter vom Küchentisch aus.

„Dat maakt wi al, du hest ümmer kaakt"

Antwortete ich.

„Denn schall dat dien fuulen Vadder maken! Dat liggt doch den ganzen Dag bloot hier rüm!"

Empörte sich die braunäugige. Ich verdrehte belustigt die Augen. Ich schielte zu Kevin hinüber, der warum auch immer sichtlich damit zu kämpfen hatte nicht laut los zu lachen. Fragend schaute ich ihn an.

„Dat stimmt nich! Ik bün temlich anstrengt. Höör nich op dien Moder!"

Kam es gedämpft durch die Küchentür, die in der Zwischenzeit zugefallen war. Die Scharniere sind nun mal nicht die neusten.

„Was hast du denn jetzt?"

Fragte ich lachend. Kevin kniff seine Lippen zusammen bevor er antwortete.

„Hab mir nur vorgestellt, wie du mich von hinten nimmst und dann Dirty Talk auf Plattdeutsch anfängst"

Prustete er los und flüchtete schnell durch die angelehnte Terrassentür. Empört lachend rannte ich ihm hinter her.

„Kevin Teller ich erwarte ein wenig Anstand! Vor allem hier bei meinen Eltern!"

Durch das lautstarke Lachen verlangsamten wir uns beide recht schnell und ich schaffte es den älteren einzuholen. Ich packte seine Schultern und brachte ihn durch ein paar Umdrehungen zu Boden. Ich setzte mich auf seine Hüfte und pinnte seine Hände ins Gras. Kevin beruhigte sich langsam wieder und schaute mir mit Lachtränen in den Augen entgegen. Seine Wangen waren leicht gerötet und seine Haare verwuschelt.

„Aber stell es dir mal vor!"

Begann er plötzlich wieder los zu lachen, wofür ich ihm in den Bauch boxte und somit seine Hände freigab. Das nutzte er direkt aus um mich zu sich herunter zu ziehen und seine Lippen auf meine zu drücken.

„Oskar kiek mal. Sünnen de beden nich sööt?"

Ertönte die Stimme meiner Mutter von der Terrassentür aus und ich sah geradeso noch im Augenwinkel, wie sie ihr Handy wieder wegsteckte. Ein weiteres Foto fürs Album würd ich mal behaupten. Ich löste mich von Kevin, drückte ihm noch einen flüchtigen Kuss auf die Stirn und stand dann auf.

„Wenn ji denn ok mal trech mit spelen, as wärs mit en Spazeergang? Zur Verdauung"

Schlug Oskar vor, der uns belustigt bei der Rangelei zugesehen hatte.

„Kevin is fuul as anners wat, keen Ahnung, wat de mitkummt"

Grinste ich. Prompt tauchte der kleinere neben mir auf.

„Ich hab meinen Namen gehört und ich kenne diesen Tonfall von dir. Was hast jetzt wieder für Lügen über mich erzählt, mhm?"

Fragte er skeptisch.

„Nix, nix"

Kicherte ich und trat hinter meinen Eltern ins Haus.

„Bewegen is gesund, all kaamt mit"

Bestimmte mein Vater und warf sich schon seine Jacke über.

„Auf gehts, Spaziergang"

Sagte ich zu Kevin, während ich meine Schuhe zuband. Keine fünf Minuten später standen alle vor der Tür und wir setzten uns in Bewegung. Meine Eltern vorne weg, Arme eingehakt und wir hinterher. Ich griff nach der Hand meines Freundes und verschenkte unsere Finger miteinander. Auf beide unserer Gesichter legte sich ein kleines Lächeln. Unsere Hände schwenkten leicht vor und zurück, während ich mit meinem Daumen über den Handrücken des blauäugigen strich. Kevin drehte seinen Kopf in meine Richtung, drückte für den Bruchteil einer Sekunde seine Lippen auf meine Wange und legte anschließend seinen Kopf auf meiner Schulter ab. Die Sonne verschwand immer weiter am Horizont und nahm nach und nach das klare, helle Blau des Himmels mit sich. Zurück blieb ein zartes rot-orange, dass sich in dicken Streifen über unseren Köpfen erstreckte.

„Ich liebe dich"

Flüsterte Kevin in das leise Zwitschern der Vögel und das Zirpen der Grillen hinein. Eine wohlige Wärme breitete sich in meinem Körper aus.

„Ich liebe dich auch, Cariño"

Wisperte ich zurück. Ich liebte es Kevin spanische Spitznamen zu geben. Allein schon, weil er bei den wenigsten wusste was sie bedeuten. Aber auch weil sie so einen schönen, melodischen Klang hatten. Und irgendwie verliehen sie den zuvor gesagten Wörtern eine tiefere Bedeutung. Keine Ahnung ob das nur mir so vor kam, aber bis jetzt hatte Kevin sich noch nicht beschwert. Eine Weile liefen wir noch um die Häuserblocks des kleinen Dorfes, in dem ich meine Kindheit und späte Jugend verbracht hatte. Ich erkannte fast alles wieder und erzählte begeistert die Geschichten, die mir zu den Orten einfielen. Und entgegen meiner Erwartungen hörte Kevin aufmerksam zu und kommentierte manchmal sogar mein gesagtes. Das machte mich ziemlich glücklich, auch wenn ich das nie zugeben würde. Nach einer Weile schlossen wir wieder zu meinen Eltern auf und brachten uns in ihr Gespräch mit ein. Manchmal musste ich Übersetzer für Kevin spielen aber wie erwartet verstand er das meiste von selbst. Nach einer letzten Abzweigung kam das mir altbekannte Backsteinhaus in Sicht. Wir blieben noch eine Weile in der Einfahrt stehen und beobachteten wie die Sonne das letzte bisschen vom Tag mit sich nahm und die angenehm warme Nachtluft hinterließ. Seufzend wandte ich mich meinen Eltern zu.

„Na denn... is al laat. Wi föhrt denn wedder na Huus"

Sagte ich und umarmte erst meine Mutter, dann meinen Vater.

„Kummt goot na Hüüs. Un besöök uns so bald as mööglich weer!"

Lächelte die schwarzhaarige und zog nun auch Kevin in ihre Arme. Mein Vater tat es ihr gleich.

„Vielen Dank für ihre Gastfreundschaft. Ich freue mich aufs nächste Treffen"

Lächelte Kevin und nahm schon mal als Beifahrer Platz.

„Ach dat weer doch sülvstverständlich. Macht's goot!"

Rief mein Vater, während ich mich hinters Lenkrad setzte und den Motor startete. Wir winkten ihnen noch so lange zu, bis das Haus hinter einer Ecke verschwand. Ich atmete einmal durch und bog auf die Hauptstraße ab.

„Und? War doch gar nicht schlimm"

Grinste ich und schielte zu Kevin hinüber, der sichtlich zufrieden auf die Straße schaute.

„Nein war es nicht. Ich freu mich wenn wir Annika und Oskar wieder sehen"

„Ich Merk schon. Vor allem von den Kinderstorys warst du begeistert"

Grinste ich. Kevin richtete seinen Blick auf mich und legte seine Hand auf mein Knie.

„Ich bin froh, dass deine Eltern mich mögen"

Sagte er lächelnd. Ich erwiderte das Lächeln.

„Das war mir von Anfang an klar. Sie lieben dich"

Sagte ich überzeugt.

„Aber nicht so sehr, wie ich dich liebe"

Grinste der Blonde.

„Wenn du willst kannst du richtig Sweet sein"

Sagte ich lachend, den Blick dabei auf die Straße gerichtet. Gerade war kein Auto in Sicht weshalb ich die weiter scheinenden Scheinwerfer anschaltete.

„Was heißt denn hier wenn ich will? Ich bin immer Sweet"

Sagte Kevin empört.

„Klar bist du das"

Grinste ich. Die restliche Autofahrt über neckten wir uns durchgehend, bis Kevin kurzzeitig wegnickte und durch ein Schlagloch, welches ich übersehen hatte, wieder hochschreckte. Die nächsten zehn Minuten beschwerte er sich lautstark, dass ich das mit Absicht gemacht hätte. Ich schmunzelte einfach nur. Zuhause angekommen schleppten wir uns das Treppenhaus hoch und ich schloss die Tür auf. Kevin zog seine Schuhe aus und streckte den Rücken durch. Er drehte sich zu mir, nachdem ich die Wohnungstür geschlossen hatte und legte seine Lippen auf meine. Es dauerte keine Minute, da artete der Kuss auch schon aus und ich drückte Kevin gegen die Wand. Mit einem Ruck lösten wir uns und schauten uns verlangend in die Augen.

„Also schieben wir noch ne Nummer?"

Grinste der blauäugige und fuhr mit seiner Hand über meine Brust.

„Aver klaar doch"

Grinste ich. Kevins Gesichtszüge entgleisten und er schaute mich verdattert an.

„Bitte nicht"

Flüsterte er halb lachend, halb flehend.

„Dat hest du nu dar vun"

Lachte ich und drängte den kleineren nebenbei ins Schlafzimmer. Kevin fing sich recht schnell wieder und setzte sein keckes Lächeln auf.

„Na dann. Tob dich aus"

Grinste er und schlug hinter uns die Tür zu.

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Uff was ist das wieder geworden ;-;
Naja ich finds witzig xd

Falls ich irgendwelche Fehler beim Platt gemacht hab, sagt gern Bescheid. Mein Platt is nich das beste, auch wenn meine Familie väterlicherseits fast nur Plattdeutsch spricht.

Und jetzt die wichtigste Frage: hättet ihr Lust auf nen Plattdeutschen Lemon? Ich stell mir das so cringe vor zu schreiben aber auch so ultra funny. Also bevor ich mir die Arbeit umsonst mache: Bock oder eher nich so?

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