Sevmione: Auf ein Neues 2


"Puh, puh, puh!", rief Hermine aus. Das Wasser im See war im September bereits ziemlich kalt, aber das hielt sie nicht davon ab, hineinzugehen. Sie mochte die frühherbstliche Stimmung und war froh um jeden Sonnenstrahl, den sie jetzt noch kriegen konnte. Also musste sie einfach hinein. Ganz egal, wie ihre Haut prickelte und um wie viel schneller ihre Atmung ging, weil der Körper sich wehren wollte. Tapfer tauchte sie bis zum Hals unter und genoss das Gefühl der Schwerelosigkeit. Wie leicht es war, sich von der dunklen Masse tragen zu lassen.

Als sie ein paar Schwimmzüge später wieder an Land ging, war ein Besucher zum Ufer gekommen.

"Hallo Professor Snape. Ein herrlicher Tag heute. Machen Sie einen Spaziergang?"

Er nickte ihr zu. "Ist es nicht langsam schon zu kalt zum Baden?"

"Wahrscheinlich ist es das letzte Mal in diesem Jahr", sagte Hermine und drückte das Wasser aus den Locken, die sich aus ihrer Frisur gelöst hatten. Ihr entging nicht, dass Severus den Blick von oben nach unten über ihren Körper wandern ließ. Dafür hatte sie den auffällig roten Bikini zwar nicht gekauft, doch es störte sie nicht, wenn sie seine Aufmerksamkeit bekam. Wie es der Zufall so wollte, waren sie sich in der ersten Woche nach Schulstart öfter begegnet und hatten sogar den ein oder anderen Plausch gehalten. Hermine dachte, wenn sie abends mit einem Buch im Bett lag und Sugar hinter den Ohren kraulte, immer wieder daran, wie erheiternd dieser Austausch war. Sie fing an, ihn zu mögen. Der gemeinsame Unterricht war eine willkommene Abwechslung und er zeigte hin und wieder sogar Nachsicht mit denen, die absolut kein Talent im Tränkemischen besaßen. Als wäre er wirklich ein ganz neuer Mensch.

"Hier, bevor Sie mir noch erfrieren." Er reichte ihr das Handtuch, das sie auf einem großen Stein bereitgelegt hatte. Hermine wickelte sich darin ein und rieb sich ab. "Haben Sie sich schon eingelebt?"

"Ziemlich gut. Sie sich auch?", antwortete die junge Frau und schlüpfte ungelenk in ihre Turnschuhe. Ihre Finger waren ganz klamm vor Kälte.

"Es geht. Merlin. Sie zittern ja wie eine Espe im Sturm", bemerkte Severus stirnrunzelnd.

"Das Wasser war doch kälter als gedacht", gab Hermine zähneklappernd zu.

"Sie sollten sich etwas Trockenes anziehen. Kommen Sie, wir gehen rein. Sie ziehen sich in meinem Badezimmer um und ich mache uns inzwischen einen Tee. Sie haben sowieso noch einen gut."

Hermine zwang schlotternd ein Lächeln herauf. "Prima. Das klingt sehr interessant."

Severus versah ihr Handtuch mit einem Wärmezauber. Dann brachte er Hermine über eine Abkürzung in seine Wohnung. Er zeigte ihr das Bad, wo sie sich umzog, während er sich an die Zubereitung des Tees machte. Als sie in ihren trockenen Klamotten ins Wohnzimmer kam, deckte Severus den Tisch.

"Hübsch haben Sie es hier", sagte Hermine. Ihr gefiel der traditionelle Einrichtungsstil gut. Die Möbel waren dunkel, und nichts war zu voll gestellt.

"Danke. Ich mag kein Pressholz. Setzen Sie sich. Ich habe einen Schuss Brandy hineingetan. Das wird Sie wärmen", wies er sie an und nahm seinen Platz am Tisch ein.

Hermine folgte seinem Beispiel. Sie probierte einen Schluck aus der Tasse, die er ihr reichte, hustete kurz und genoss anschließend die Wärme, die sich über ihren Körper legte. "Wollen Sie mich betrunken machen? Das ist mehr als ein Schuss Brandy, aber der Tee schmeckt köstlich."

Severus tat ihren Einwand mit einem Wink der Hand ab. "Weichei. Das ist nur die leichte Schärfe der Minze. Nehmen Sie einen Keks dazu, das wirkt mildernd."

Hermine lachte. "Weichei? Ich war im Wasser, Sie nicht." Sie biss in einen Keks, der ganz köstlich nach Orangen schmeckte.

"Es gibt Angenehmeres als zu frieren", sagte Severus und rieb sich die Hände.

Hermine sah seinen Mundwinkel zucken. Er drehte das Gesicht zur Seite und nahm seine Tasse auf. Sie wartete, bis er getrunken hatte. "Wollen Sie darüber reden?", fragte sie gut gemeint. Sie musste dem Drang widerstehen, seine Hände in ihre zu nehmen.

"Ich sollte. Zu viel hat sich angestaut. Aber es ist nicht leicht, damit anzufangen."

Hermine hing gebannt an seinen Lippen. Leider hörte er viel zu schnell zu reden auf. "Wir können auch über die Ereignisse abseits Schlacht reden", schlug sie das umschreibend vor, was ihr am meisten auf dem Herzen lag. Je mehr Zeit sie mit ihm verbrachte, desto interessierter war sie an seiner Überlebensgeschichte. Nicht zu vergessen, dass seine Stimme absolut erotisch war. Sie war etwas kratzig nachdem Nagini ihn zerfleischt hatte, doch im Redefluss hatte sie eindeutig das Zeug zum Telefonsexkandidaten. Womit Hermine natürlich nur bedingt Erfahrung hatte.

Severus betrachtete sie und schüttelte den Kopf. "Das ist, als würde man ein Pferd von hinten aufzäumen", murmelte er.

Hermine seufzte. "Wie Sie wollen. Dann fange ich an. Ich war am See, weil ich Zeit für mich brauchte. Als ich mit Harry Horkruxe suchen war, sind wir viel in der Natur gewesen. Ich habe mich daran gewöhnt und manchmal wird es mir drinnen zu voll. Die vielen Menschen, das Gerede, wissen Sie? Es macht einsam, berühmt zu sein. Ich meine, ich will mich nicht beklagen. Mir geht es gut. Sehr gut."

"Wen wollen Sie damit überzeugen? Mir müssen Sie nichts vorspielen", grinste Severus schief.

Hermine atmete tief aus. "Na gut. Ich bin gern alleine und genieße die Ruhe am See, aber ich weiß nicht, ob ich immer alleine sein will. Ich habe mit Ron Schluss gemacht." Severus hob eine Augenbraue. "Das kann Ihnen nicht entgangen sein, es war in allen Zeitungen", fügte sie an.

"Ja, berühmt sein ist nicht leicht", sagte Severus und schürzte die Lippen.

Hermine öffnete den Mund. Denkfalten kräuselten ihre Stirn. "Lachen Sie mich gerade aus?"

"Beruhigen Sie sich. Ich stehe genauso oft in den Zeitungen wie Sie."

Sogar noch öfter.

Sie hob die Tasse und trank den wohltuenden Tee bis auf den letzten Tropfen aus. Als es die Runde gemacht hatte, dass Severus überlebt hatte, überschlugen sich die Nachrichten mit Meldungen über ihn. Das Monster ist zurück. Dumbledores Mörder lebt. Snape ein Held? Hermine hatte es irgendwann gelassen, sich aufzuregen. So gesehen war sie noch ganz gut weggekommen. Sie war jedoch froh gewesen, dass Harry alles richtigstellen konnte, um zu zeigen, wie es mit Severus und Dumbledore wirklich gewesen war. Dann hatte sie angefangen, ihr eigenes Leben neu zu orientieren und beschlossen, nach Hogwarts zu gehen. Vieles von dem, was sie dort gefunden hatte, war genau das, was sie dorthin gezogen hatte. Ihr Wunsch, ihre Bildung fortzusetzen, den Horizont zu erweitern. Aber auch der Kontakt zu Menschen aus ihrer Kindheit, der ihr gefehlt hatte, tat ihr gut. Es war schön, Minerva und Hagrid und Severus wiederzusehen.

Hermine löste ihr Haarband und ging sich durch die Locken, von denen ein Teil noch nass war. Sie merkte, dass sein Blick ihrem Tun folgte. Wie zuvor am See fand sie Gefallen daran. Ihr Herz klopfte heftig, als sie fragte: "Haben Sie nicht auch genug davon, jeden Tag alleine zu sein? Für den Rest des Lebens?"

"Irgendein Gefühl sagt mir, dass das der Moment ist, wo ich das Thema wechseln sollte. Der Bikini war schon zu viel des Guten. Du bist eine schöne Frau. Jeder Mann wäre wild auf dich, wenn er die Chance bekäme. Was ist deine Meinung dazu?", zählte Severus auf und musterte sie mit zusammengekniffenen Augen.

Hermine fühlte ein Ziehen in ihrem Bauch. Endlich sprachen sie die gleiche Sprache. Eine Woche in Hogwarts und schon verdrehte ihr dieser Kerl den Kopf. Aber wieso nicht? Genau betrachtet war sie wirklich schon zu alt für die Schulbank. Beide waren Kriegshelden und hatten ein sehr großes Maß an Intelligenz, was nicht leicht zu finden war und ihn schon deswegen attraktiv machte. Merlin, es hätte wirklich schlimmer kommen können.

"Ich bin dafür, dass wir das Thema vertiefen", entgegnete sie und benetzte ihre Lippen. In ihrem Höschen wurde es bereits feucht. Wenn er noch länger wartete, gab es bald einen nassen Fleck auf dem Stuhl.

Für einen Moment schwirrte in starker Spannung die Luft. Dann lehnte er sich über sie, fuhr mit dem Daumen über ihre feuchte Unterlippe und atmete wohlwollend auf, als sie ihre Zunge über seinen Daumen gleiten ließ.

Severus' Hände wanderten in ihren Nacken und zogen sie in einen Kuss. Das Aufeinandertreffen ihrer Lippen war wie der Knopfdruck auf den Auslöser eines Feuerwerks. Hermines Gefühle gerieten außer Kontrolle. Sie hielt sich an seinen Schultern fest und kletterte von ihrem Stuhl auf seinen Schoß. Küsste ihn zurück. Er schmeckte umwerfend. Malzig. Salzig und auch etwas süß. Seine Zunge kämpfte mit ihrer, es war ein hoffnungsloses Unterfangen. In beiden sprudelte die Lust auf Sex an die Oberfläche, und die Sturheit, nicht nachzugeben, war ihre große Gemeinsamkeit. Er schob die Hände unter ihren Arsch und knetete ihn. Seine Muskeln spannten sich an. Das harte Rohr an ihrem Bauch. Sie schnappte nach Luft. Lachte innerlich vor Glückseligkeit. Konnte das sein? Severus. So viel Verlangen.

Sie trieben es hart. Verließen das Wochenende kaum das Bett. Am Sonntagabend bei einem Spaziergang am See streckte Hermione sich und legte die Arme um seinen Hals. Nach einem Kuss fragte sie: "Sagst du es mir jetzt?"

Severus strich ihr eine Locke aus dem Gesicht. Ein Schmunzeln lag auf seinen Mundwinkeln. "Ich hatte einen Traum. Die letzten Lebensfunktionen sind in mein Gehirn gewandert, nicht so weit nach Süden wie jetzt gerade. Lily sagte, dass sie mir vergibt und noch eine Mission auf mich wartet. Sie wollte, dass ich glücklich bin, und befahl mir, meinen Arsch zu heben und endlich ein paar Zauber auszuführen."

In Hermines Augen schimmerten Tränen. Glaubte sie an Wunder? Vielleicht. Nach allem, was sie mit Harry durch hatte, war ihre Intelligenz nicht alleine dafür verantwortlich, dass sie überlebt hatten. Severus' Vision von Lily klang so gesehen schon irgendwie plausibel. Er hatte vielleicht einfach nur erkannt, dass er neu anfangen wollte.

1613 Wörter

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