Eine Imaginäre Freundin


Ich schlug meine Augen auf. Mein Schädel schmerzte. Ich sah mich etwas um. Offenbar befand ich mich auf einer Wiese, aber ich wusste nicht wie ich hier her gekommen war. Ich wusste einfach nichts mehr. Weder wo ich war noch wie ich hier hergekommen bin. Ich konnte mich noch nicht mal mehr an meinen Namen erinnern. Ich fasste mir an meinen Kopf und stand auf. Mein gesamter Körper fühlte sich erstaunlich leicht an so, als wäre dieser gar nicht vorhanden. Um sicher zu gehen, dass mein Körper doch noch da war, sah ich auf ihn. Ja, er war da. Alles wie immer. Seltsam... Ich ging ein paar Schritte vorwärts und ließ meinen Blick umher schweifen. Ich war tatsächlich auf einer kleinen Wiese aufgewacht. Zwischen dem grünen Gras konnte ich vereinzelt ein paar Gänseblümchen erkennen. Die warme Sonne, welche gerade dabei war unter zu gehen, strahlte mir von hinten auf den Rücken und Luft roch etwas süßlich.
Wenige Minuten später entdeckte ich zwischen zwei Apfelbäumen, dessen Äpfel in der untergehenden Sonne glänzten, ein kleines Häuschen. Es sah schon etwas älter aus, weswegen ich eigentlich davon ausging, dass es leer stand, aber dann entdeckte ich, dass wenige Meter neben dem Haus ein blaues Auto stand. Ich ging noch ein paar Schritte auf das Haus zu. Dann hörte ich wie jemand eine Tür schloss. Vielleicht verließ gerade jemand das Haus? Tatsächlich. Ein kleines Mädchen, wahrscheinlich nicht älter als sechs Jahre, kam aus dem Haus und ging auf die Wiese zu, auf der ich mich befand. Das Mädchen hatte etwas längere, dunkel braune Haare und in den Armen hielt sie einen weißen Teddybären mit einer kleinen roten Schleife um den Hals. Sie trug ein weißes T-Shirt mit einer lächelnden Sonne drauf. Ihre kurze, dunkel blaue Hose ging ihr nur bis zu den Knien und ihre wahrscheinlich ehemaligen hellblauen Schuhe waren mit vertrockneten Schlamm verdreckt. Das Mädchen kam auf mich zu. Als sie vor mir stand, sah sie mich mit ihren braunen Augen an. Jetzt, als das Mädchen vor mir stand, kam es mir bekannt vor, aber mir wollte einfach nicht einfallen woher ich es kannte. „Hallo", begrüßte mich das Mädchen und lächelte. Ich lächelte zurück. „Hallo", entgegnete ich. „Bist du hier um mit mir zu spielen?", fragte sie. Ich wusste nicht so wirklich, was ich darauf antworten sollte. Eigentlich wollte ich nur wissen warum ich hier war und warum ich mich an nichts mehr erinnern konnte, aber ich beschloss einfach 'Ja' zusagen. Ich wusste nicht warum, dennoch hatte ich das Gefühl, dass ich mit ihr spielen sollte. Ich weiß, das hört sich bestimmt komisch an und erinnert an einen Horror Film. - Ein kleines Mädchen mit einem Teddybär in der Hand, was mit dir spielen möchte.
Das kleine Mädchen strahlte mich an und nahm meine Hand. Erst jetzt viel mir der Sandkasten neben einen anderen Baum auf der Wiese auf. Wie konnte ihn an den Sandkasten vorbei laufen, ohne ihn zu bemerken? Das Mädchen und ich gingen zu dem Baum und setzten uns in den Sandkasten. Ihren Teddybär setzte sie auf den hölzernen Rand. „Wie heißt du eigentlich?", fragte ich sie. „Amelia", antwortete das Mädchen und nahm eine kleine blaue Schaufel in die Hand. „Schöner Name. Klingt wie eine Figur aus einem Märchen", meinte ich und nahm mir ebenfalls eine kleine Schaufel. „Und wie heißt du?", fragte mich Amelia. „Ich... Ich weiß es nicht mehr", antwortete ich. Amelia sah mich mit ihren großen Augen an und sagte:„Du weißt nicht wie du heißt? Mh... Dann werde ich dich Luna nennen." Ich lächelte. „Okay, dann heiße ich jetzt Luna", meinte ich. Amelia zeigte auf ihren Teddy. „Das ist Teddy. Er ist mein bester Freund", sagte sie. Ein Teddybär, der Teddy heißt... Sehr kreativ. Ich schmunzelte, doch ich würde dieses Gefühl nicht los, als würde ich das alles schon kennen. - Den Namen des Mädchens, den Teddy, das Haus, das Auto, den Sandkasten... Selbst die Bäume kamen mir so vertraut vor. War ich schon mal hier gewesen? Woher kannte ich das alles?
Amelia und ich bauten zusammen im Sandkasten eine Sandburg. Wir hatten wirklich viel Spaß und am Abend saßen wir gemeinsam im Wohnzimmer auf der Couch und tranken Kakao. Was mich aber ziemlich verwundert war, dass die Eltern von Amelia mich anscheinend ignorierten. Nein, nicht ignorierten. Es schien fast so, als würden sie mich gar nicht wahrnehmen...
Dann, als ich den letzten Schluck Kakao aus meiner Tasse drank, überkam mich eine Erinnerung. Sie war nicht wirklich deutlich und wirkte so, als würde sie von sehr weit weg kommen. Aber in dieser Erinnerung sah ich mich, wie ich von einer Brücke fiel und ins schwarze stürzte. Verdutzt über diese Erinnerung ließ ich meine Tasse fallen und sie zerbrach klirrend auf den Boden. Amelia, welche die einzige war, die das zu bemerken schien, zuckte zusammen und sah auf die kaputte Tasse auf dem Boden. Ich aber starrte nur ins Leere und so langsam kehrten meine Erinnerungen zurück.
Ich konnte mich jetzt wieder an alles erinnern. - Meinen Namen, dieses Haus, die Bäume, der Sandkasten und... An das Mädchen, welches neben mir saß.  Ich wusste jetzt wieder warum das alles hier mir so bekannt vor kam... Denn, als ich sechs war, hatte ich eine imaginäre Freundin namens Luna. Ich saß genau in diesem Moment neben dem kleinen Mädchen, was ich einmal war. Ich war Amelia und...war tot.

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Ja, das war mein erster OneShot. Ist mal was anderes, aber ich hoffe es gefällt euch trotzdem... Irgendwie. Sowas wird in Zukunft öfters mal kommen. Einfach kleine OneShots zu unterschiedlichsten Dingen. Wenn ihr Kritik habt, oder all gemein Dinge die ich verbessern könnte, schreibt sie mir gerne in die Kommentare und schreibt mir auch mal wie ihr das findet. ^^

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