2. Advent
Moinsen,
zuerst einmal, einen schönen zweiten Advent euch, wenn auch etwas verspätet, ich war am sonntag den ganzen Tag unterwegs und hatte keine Zeit etwas hochzuladen, dafür entschuldige ich mich. Ich habe euch ja das letzte mal versprochen, dass heute eine Geschichte kommt, die ich vor Ewigkeiten mal angefangen habe und daran werde ich mich auch halten, jedoch kommt heute nur der erste Teil, da ich erst beim abtippen gemerkt habe, dass meine Handschrift damals anscheinen wesentlich kleiner und schmaler war als die Computerschrift, weshalb es für ein Kapitel einfach zu lang ist. Ich habe die Geschichte in der Grundschule geschrieben, jetzt jedoch noch ein wenig aufgebessert und an die Realität angepasst, was auch meine Winzlings Handschrift erklärt, da meine Grundschulklasse einmal den Trend hatte, so klein wie irgend möglich zu schreiben, bis unserer Lehrerin uns deswegen angeschnauzt hat, da sie unsere Arbeiten nicht mehr lesen konnte. Aber das ist eine Geschichte für ein anderes mal.
Ich hoffe ihr habt die erste Adventswoche gut überlebt. Ich für meinen Teil fand die Woche sehr entspannend da wir zum ersten mal seit über einem Monat eine Woche ohne eine einzige Arbeit hatten. Fast wie ein kleines Weihnachtsgeschenk unserer Lehrer, auch wenn wir dafür nächste Woche ganze drei Arbeiten schrieben. Aber hier geht es nicht um mich sondern um meine kleine Geschichte^^'
Nehmt euch eine Tasse mit euerem Lieblingsgetränk, kuschelt euch auf euer Sofa/Bett/whatever und genießt es^^
Eine kalte Focke landete sanft auf meiner eh schon kalten Nase und blieb dort liegen, bis ich unwillig meinen Kopf schüttelte und sie somit verschwand. Wie lange musste ich noch auf dieses gottverdammten Zug warten? Den Pferden wurde langsam Kalt und es wurde schon dunkel. Manchmal hatte es halt auch enorme Nachteile, in einem kleinen Dorf irgendwo im Nirgendwo zu wohnen. Von meinen Freunden aus der Stadt wurde ich zwar glühend beneidet, vorallem, als ich ihnen vor ein paar Tagen ein Bild unserer verschneiten Ranch geschickt hatte. In der Stadt gab es laut ihren Erzählungen nur ein bisschen Schneematsch, wesshalb ich sie schön ausgelacht habe. Einer der Vorteile, wenn man an einer der größten Eliteschulen der Welt angenommen wurde, ist dass man viele Gute Kontakte bekommt. So haben meine Klassenkameraden, als sie gehört haben, wo ich wohne, untereinander ein paar ihrer Kontakte angefragt, die ihnen gerne geholfen haben, mir hier in den hintersten Winkel von Texas eine funktionierende Glasfaserleitung zu legen, sodass wir auch in den Semesterferien Kontakt halten können, via Skype oder ähnliche Programme. Während der Schulzeit lebte ich in einer kleinen Wohnung auf dem Champus, aber ich hatte es mir nicht nehmen lassen, in den Ferien hierher zu kommen. Weil egal wie elitär und nobel alles an der Schule war, die vielen Pferde, die weiten, ungezähmten Landschaften und die etwas in die Jahre gekommenen Ställe würde ich für nichts auf der Welt eintauschen.
Dieses Jahr sollten wir einen Praktikanten bekommen, der auch der Grund war, warum ich hier in der schneidenden Kälte wartete. Es ging rapide auf Weihnachten zu und ich hatte gerade eigentlich besseres zutun, als irgendeinen Großstadtheini (ich hatte mir seine Bewerbung angesehen) vom Bahnhof abzuholen. Ich wusste gar nicht, ob heute überhaupt Züge fuhren. Über Nacht hatte es einige Meter geschneit und ich wusste echt nicht, ob die Züge überhaupt durchkamen.
In diesem Moment wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ich durch den dichten Flockennebel ein helles Licht langsam näherkommen sah und auch das vertraute ohrenbetäubende Hupen hörte, das man in einem Umkreis von mehreren Kilometern noch hörte. Die Pferde, die ich bisher am Zügel locker in der Hand hatte, schnaubten nervös und Fire wich sogar einwenig zurück. Ich drehte mich zu den beiden um und redete leise mit ihnen, um sie zu beruhigen, während ich die Zügel vorsichtshalber einwenig fester nahm. Wenn mir eine der beiden jetzt weglaufen würde, würde man sie nie wieder finden, nicht mit der einsetzenden Dunkelheit und dem aufziehenden Schneesturm. Als Fire und Blacky wieder ruhig neben mir standen und der Zug schon weggefahren war, drehte ich mich wieder zum Bahnhof um. Wenn der Junge jetzt nicht da wäre, würde ich einfach nachhause reiten. Jedoch wurde ich dieses mal nicht enttäuscht. Der Bahnsteig war nicht mehr so leer wie zuvor. Eine entfernte Gestalt war zu erkennen, die sich suchend um sich selbst drehte. Eine dunkle Mütze und ein Schal verdeckten sein Gesicht, während ich mich ihm langsam mit den Pferden am Zügel näherte. "Sind sie Lukas?" rief ich laut. Er drehte sich erschrocken zu mir um und nickte. „Gut, dann komm her, ich habe keinen Bock mehr noch länger in der Kälte rumzustehen und bis nach Hause sind es noch fast eine Halbe Stunde. Bist du schon einmal geritten?" fragte ich ihn, als ich ihm näherkam. „Ich... Also... Gut, ich bin bisher nur auf dem Ponys in dem nahegelegenen Reithof geritten, hab also noch nicht so besonders viel Reit-erfahrung, aber dir hinterher Reiten werde ich noch schaffen und das ich erst so spät komme, liegt daran, dass irgendwie kaum Züge fuhren. Es tut mir sehr leid." Sagte er mit einer warmen, rauen Stimme, die mir einen wohligen Schauer über den Rücken schickte. Auch die warmen, Schokobraunen Augen mit einem leichten Grünstich, die mich interessiert musterten waren wirklich nicht unattraktiv. Vermutlich würde es nicht ganz so schlecht sein, dass er jetzt hier war. Innerlich musste ich mich gerade echt zusammenreißen, dass ich nicht anfing zu sabbern, äußerlich blieb ich jedoch weiterhin cool. „Das hoffe ich für dich. In diesem Schneesturm würde ich dich nie wieder finden. Also sieh zu dass du mich nicht aus den Augen verlierst." Sagte ich, während ich versuchte mich nicht in seinen Augen zu verlieren. Ganz ehrlich, ich habe noch nie so schöne Augen gesehen. Kurz fragte ich mich wie sein ganzes Gesicht aussah, da ich nur seine Augen zwischen Schal und Mütze erkennen konnte. Aber das würde ich so oder so demnächst wissen, wenn wir endlich nachhause kamen. Ich würde ihm Blacky geben, sie würde Fire einfach hinterher laufen und war wesentlich einfacher in der Handhabung. Fire haben wir erst vor einem halben Jahr aus ihrer Geburtsherde genommen um sie einzureiten, daher würde ich sie nie im Leben jemandem geben, von dem ich noch nicht wusste wie gut er reiten kann. Daher drückte ich ihm nach seinem bestätigenden Nicken die Zügel von Blacky in die Hand, während ich mich neben Fire stellte und schnell aufsaß, während sie einige Schritte nach vorne tänzelte. Auch Lukas saß erstaunlich sicher auf, jedoch ohne dass sich Blacky bewegte. Sie war es schon lange gewöhnt die unterschiedlichsten Menschen auf ihrem Rücken zu haben. Sie schnaubte nur einmal einwenig verärgert, als er ihr etwas ungeschickt in den Rücken viel, was ihm auch einen verärgerten Blick von mir einbrachte. „Was denn? Ich bin noch nie mit einem schweren Rucksack aufgesessen." Meinte er, als er meinen Blick bemerkte. Sein Gepäck würde erst später im laufe der Woche kommen, da er laut seiner Bewerbung vorhatte, seine Lehre bei uns zu machen. Dass mein Vater Lehrlinge annahm war mir zwar neu, aber ich war jetzt über ein halbes Jahr nicht da gewesen und auch wenn ich das alles machte, um später einmal den Hof perfekt leiten zu können, eine neue Hilfskraft musste trotzdem her. Auf so einer großen Ranch wie der meines Vaters, ist jede Hilfe willkommen.
Während ich also so in Gedanken versunken war, habe ich ganz automatisch Fire die Hilfen gegeben habe, die sie nach hause leiteten. Sie war schon soweit gut erzogen, dass sie wie jedes gut ausgebildete Westernpferd, schon mit kleinsten Hilfen lenken lies und dann selbst den besten Weg fand. Blacky folgte ihr auf den Fuß, den Kopf auf Höhe meiner Knie, in einem langsamen Schritt. Als ich langsam wieder aus meinen Gedanken gerissen wurde, als Fire den Kopf hoch riss, als ihr eine Schneeflocke in die Nüstern flog und sie einen erschrockenen Satz zur Seite machte. Nur meine Erfahrung hielt mich im Sattel und innerlich schlug ich mich selbst dafür, dass ich die wichtigste Regel meines Vaters so vergessen hatte. ‚Sitze niemals einfach nur auf einem Pferd, sondern sei immer zu 100% psychisch und physisch dabei.' Lukas hatte sich jedoch mehr erschrocken als ich. Er stand schreckensbleich einwenig hinter mir, da er sofort angehalten hatte, als Fire zur Seite Sprang „Geht es dir gut? Ich hab noch nie jemanden gesehen, der sich bei so einem Sprung im Sattel gehalten hätte." Fragte er besorgt, während er langsam auf mich zu ritt. Fire hatte ich am kurzen Zügel genommen damit sie so etwas nicht noch einmal machte. „Ja, mir geht es gut, Fire ist erst seit ungefähr einem halben Jahr in Beritt, da passiert so was schon einmal. Du musst sie einmal sehen wenn sie wirklich bockt. Da geht die vorne und hinten hoch, dass es unmöglich ist, sich auf ihr zu halten. Dass ich noch im Sattel sitze verdanke ich der Erfahrung von jetzt knapp 18 Jahren. Noch bevor ich richtig stehen und laufen konnte, hat mein Vater mich schon vorne auf dem Pferd mitgenommen, wenn er nach den Rindern oder anderen Herden gesehen hat." Meinte ich beruhigend, da er mich immer noch etwas besorgt ansah, was sich mit dem letzten Satz jedoch in Bewunderung umschlug. Ich zog mir währenddessen den Schal über das Gesicht, da der Sturm immer mehr zunahm und sich langsam wie kleine Nadelstiche auf der Haut anfühlte. Auch gab ich Fire die Hilfen für einen schnellen Trab, da ich langsam wirklich schnell nach Hause wollte. Ich hörte Lukas hinter mir kurz überrascht aufquieken, als auch Blacky anfing zu traben und unter dem Schal begann ich leicht zu lachen. Dieser kleine Laut hat sich so süß angehört...
Dieses Lächeln, unter meinem Schal verborgen bleib die ganze Strecke über bis der Hof in Sicht kam in meinem Gesicht, dann riss ich mich wieder zusammen. Kurz bleiben wir oben auf dem Hügel, der unsere Ranch umschloss, stehen und genossen den Anblick des kleinen, verwinkelten und vor allem verschneiten Hofes, der mir von Kindesbeinen an vertraut ist. Jetzt liegt er in dicke Schneedecken eingewickelt da und in friedliches Licht getaucht, von den vielen kleinen Fenstern erleuchtet. Weiter hinten, auf dem gegenüberliegenden Hügel sehe ich eine unserer Herden vorbeiziehen, die eine dichte Schneewolke hinter sich her ziehen. Den ganzen Weg über hatte Lukas geschwiegen, jetzt aber konnte ich sein Profil erkennen und hörte das leise „Wow" das ihm entfloh, so leise, dass ich mir nicht sicher war ob ich es hören sollte. Der Sturm hatte sich auf dem Weg hier her gelegt und so stand jetzt der große Halbmond am Himmel und brachte den Schnee zum glitzern. Noch einen kurzen Moment blieben wir dort oben stehen, dann lies ich Fire weiter laufen. Sie witterte den Stall und wollte dort so schnell wie möglich hin, weshalb sie aus dem Schritt angaloppierte und nicht mehr auf irgendeine meiner Hilfen reagieren wollte. Ich warf einen kurzen blick hinter mich, ob Lukas das aushalten könnte, aber er saß gut im Sattel und hatte zwar seine Zügel lang gelassen, jedoch konnte ich an seiner Haltung erkennen, dass er keine Angst hatte. Also drehte ich mich wieder nach vorne und genoss den Galopp. Das war es was ich am meisten vermisst hatte, während ich in dem College saß und lernen musste. Glücklich lachte ich in den Wind, der mir eiskalt ins Gesicht peitschte. Viel zu schnell meiner Meinung nach kamen wir auf dem Hof an. Fire blieb mitten auf dem Hof stehen, weshalb auch Blacky bleib knapp daneben stehen. Die Haustüre öffnete sich und schickte einen Schwall helles Licht über den Hof, zusammen mit der besorgten Stimme meiner Mutter "Hanna! Wo warst du solange? Wir haben uns Sorgen gemacht! Und hast du den neuen Praktikanten mitgebracht?" rief sie über den Hof, woraufhin ich ein „Ja" zurückrief und mich aus dem Sattel schwang. Meine Füße waren trotz aller Beeilung halb erfroren und wenn ich den unterdrückten Schmerzenslaut von Lukas richtig deutete. Jedoch bevor wir ins Warme nach drinnen können, müssen wir uns um die Pferde kümmern. Das ist Standart.
In der Stallgasse blieb es soweit still zwischen uns, außer wenn ich ihm sagen musste wo sich was befindet. Mir viel einfach kein gutes Gesprächsthema ein und so genossen wir einfach das entspannte Schweigen zwischen uns, während wir routinemäßig die Pferde säuberten. Einmal ertappte ich mich dabei, wie ich ihn einfach anstarrte, über den rücken von Fire hinweg, und ihn musterte. Ohne den Schal sah er noch viel besser aus, als davor. Was war das für ein Gefühl, dass sich da in meiner Brust bewegte?
Nächsten Sonntag geht es weiter. Ich hoffe die Geschichte hat euch gefallen, Rückmeldungen iimmer gerne in die Komentare. Bis zum nächsten mal
Over and out
euer
Chaosgirl<3
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