Roommates
"Muss ich wirklich zu einem Blinddate?", quengelte ich meine beste Freundin an, die mich grinsend musterte. Vor nur wenigen Minuten hatte sie mein Zimmer betreten und mir unterbreitet, dass sie mir für heute Abend ein Blinddate arrangiert hätte.
"Jap du musst dahin. Sonst bin ich beleidigt. Du verbringst viel zu viel Zeit in deinem Zimmer und zockst! Du versuchst nicht mal andere kennen zu lernen!"
Ich verdrehte die Augen. Das war momentan ihr Lieblingsthema. Ich solle mir doch mal ne Freundin suchen, damit ich nicht für den Rest meines Lebens alleine bin.
"Aber ich will mich nicht auf diesen depperten Dating Seiten anmelden und Blinddates sind auch kacke.", meckerte ich.
"Blinddates sind nicht kacke und du kommst jetze mit mir mit. Wir werden dir gemeinsam ein Outfit aussuchen."
Sie hatte vor gar nicht allzu langer Zeit herausgefunden dass ich nicht wie "jedes" andere Mädchen auf Jungen stand sondern auf Mädchen. Seitdem hatte sie es sich zu ihrer Aufgabe gemacht mir eine feste Freundin zu suchen. Sehr zu meinem Leidwesen. Sie hatte mich schon zu etlichen Veranstaltungen geschleppt, mit dem Ergebnis, dass ich mich immer wieder blamiert hatte, da die anderen mir komplett falsche Zeichen gesendet haben und am Ende meinten sie wären nicht lesbisch.
Meine beste Freundin zog mich durch das Wohnzimmer, an meiner Mitbewohnerin vorbei, zur Haustür.
"Du weißt schon dass mein Kleiderschrank in der anderen Richtung liegt oder?", versuchte ich es ein letztes Mal, aber erfolglos. Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte dann war das auch so und dann würde es auch durchgeführt werden.
Wir hielten vor der kleinen Wohnung in der sie, seit sie aus unserer WG ausgezogen war, mit ihrem festen Freund wohnte. Die Beiden ergänzten sich perfekt und so hatte es mir überhaupt nichts ausgemacht, als meine Freundin mir eröffnete, dass ich mir eine neue Mitbewohnerin suchen müsste. Zudem habe ich perfekten Ersatz für sie gefunden. Meine neue Mitbewohnerin passte perfekt in die WG. Sie zockte genauso gerne wie ich und wir konnten gemeinsam stundenlang vor dem Fernseher hocken ohne, dass uns langweilig wurde. Im Vorbeigehen grüßte ich den Freund meiner Freundin, der mich wissend angrinste, und folgte ihr ergeben.
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"Das Outfit ist perfekt!", meinte sie nach einer Stunde des Anprobierens.
Ich betrachtete mich im Spiegel. Tatsächlich das Kleid, sah ziemlich gut aus. Widerwillig lächelte ich sie an. Je näher das Date rückte desto nervöser wurde ich.
Wer wird es wohl sein? Wie sehr werde ich mich blamieren? Warum zur Hölle hab ich mich noch gleich darauf eingelassen?
All diese Fragen schossen mir gleichzeitig durch den Kopf, während ich auf dem Weg war zu der Adresse die mir meine Freundin gegeben hatte.
Unterwegs traf ich meine Mitbewohnerin, die ziemlich gehetzt wirkte und etwas von Verabredung und zu spät stammelte ehe sie weiter rannte. Ich sah ihr lächelnd hinterher. Sie war schon so ein niedlich verplanter Mensch mit dem es echt Spaß machte zusammen zu wohnen.
Als ich schließlich die Adresse erreichte stand ich vor einem unscheinbaren Restaurant. Ich betrat dieses und ließ mich wie beauftragt zu dem Platz den meine Freundin anscheinend organisiert hatte bringen.
Mein Blinddate war noch nicht da also setzte ich mich auf einen der Stühle und starrte aus dem Fenster.
"Sorry für die Verspätung. Ich...", ertönte eine weibliche, mir sehr bekannt vorkommende, Stimme hinter mir und verstummte sofort als ich mich umdrehte.
"Du?", fragten wir beide überrascht.
Vor mir stand niemand geringeres als meine Mitbewohnerin, die genauso überrascht wirkte wie ich. Um die peinlich berührte Stille zu umgehen bedeutete ich ihr sich doch zu setzen. Sie tat dies und wir sahen uns eine Weile einfach nur an, ehe wir beide anfingen zu lachen.
"D-das glaub ich jetzt nicht.", meinte sie zwischen ihren Lachanfällen. "Ich auch nicht.", antwortete ich und grinste.
Nachdem wir aufgehört hatten zu lachen, weil die anderen schon böse schauten, bestellten wir uns was zu essen und zu trinken. Kaum war der Kellner weg, wandte ich mich meiner Mitbewohnerin zu.
"Wie kommt es dass du mit mir auf ein Blinddate gehst?", fragte ich sie.
"Ehrlich gesagt hab ich mich von deiner besten Freundin dazu überreden lassen mal wieder rauszugehen. Sie meinte sie wüsste die perfekte Freundin für mich.", mein Gegenüber grinste schief.
Langsam sickerte es bei mir durch. Das Ganze war kein schlechter Scherz meiner Freundin. Nein! Sie hatte herausgefunden, dass meine Mitbewohnerin auch lesbisch war. Eine Tatsache die ich nicht wusste, obwohl wir jetze schon länger gemeinsam unter einem Dach wohnten. Etwas beschämt blickte ich zu Boden.
"Wir reden doch sonst immer über alles.", meinte ich schließlich, "Wie kommt es, dass wir nichts voneinander wussten?"
"Ehrlich gesagt keine Ahnung.", grinste sie, "Aber ehrlich gesagt is das auch unwichtig. Denn was zählt ist das wir jetze hier sind."
Ehe ich antworten konnte erschien der Kellner und brachte unser Essen. So aßen wir erstmal und redeten erst wieder, als wir aufgegessen hatten.
"Wenn wir schon dabei sind.", meinte ich, "Was hast du mir alles noch nicht erzählt?"
Sie überlegte kurz ehe sie mir antwortete.
"Ich glaube tatsächlich, dass ich dir alles erzählt habe bei unseren gemeinsamen Abenden. Ich hab dir nur die Tatsache verschwiegen, dass meine bisherigen Freunde eigentlich keine Freunde sondern Freundinnen waren, aber die Storys bleiben dieselben."
Unwillkürlich lächelte ich bei dem Gedanken daran, wie wir uns gegenseitig unsere Geschichten erzählt hatten.
"Wie sieht es bei dir aus?", fragte sie.
"Ich hab dir eventuell verschwiegen, dass ich ne Zeit lang auf meine beste Freundin stand und ein bisschen gebraucht habe bis ich ihren Freund akzeptiert habe..."
"Warte? Echt jetzt?", sie lachte, "Und ich dachte immer, du wärst eifersüchtig WEGEN ihrem Freund."
Wir kicherten beide. Da der Kellner schon wieder genervt zu uns sah, beschloss ich zu zahlen, was eine kleine Kabbelei bei uns auslöste, wer es denn nun tun soll. Letzten Endes gewann ich und mit einem triumphierenden Grinsen legte ich das Geld dem Kellner hin.
"Passt so.", meinte ich als dieser begann nach dem Rückgeld zu kramen.
"Das nächste Mal zahl ich!", bestimmte mein Date sofort, als wir das Restaurant verlassen hatten.
"Meinetwegen.", grinste ich.
"Was grinst du so?", wurde ich sofort neugierig gefragt.
"Du hast gesagt "Das nächste Mal", das heißt, dass es dir gefallen hat."
"Ne überhaupt nicht.", meinte sie und grinste mich herausfordernd an.
"Na wenn das so ist.", meinte ich und drehte mich gespielt beleidigt zur Seite.
"Hey so meinte ich das doch gar nicht."
Ich tat weiterhin so als würde ich schmollen. Plötzlich stellte sie sich mitten in mein Blickfeld, lehnte sich nach vorne und küsste mich kurz auf die Lippen. Verlegen wandte sie den Blick ab.
"Das wollte ich tun, seitdem ich damals mit dir zusammengezogen bin.", murmelte sie so leise, dass man es fast nicht hören konnte.
"Ich auch.", antwortete ich.
Sie drehte sich überrascht zu mir.
"Vielleicht nicht ganz so lange wie du, aber doch das wollte ich schon lange tun."
Dann zog ich sie zu mir und vereinte unsere Lippen ein weiteres Mal und ich schmolz unter ihren Berührungen. Sie hatte es geschafft. Ich war ihr komplett und unwiderruflich verfallen.
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Diese Geschichte ist am Anfang ein bisschen schwer gewesen für mich zu schreiben, weil es schwer war sich in die Protagonistin hinein zu versetzen, aber jetze bin ich sehr zufrieden.
Ich hoffe euch gefällt die Story und ich konnte euch den Tag ein bisschen versüßen.
Wir sehen uns dann irgendwann mal wieder unter neuen Storys.
Bis denne und ciao ciao eure Wildfreund.
*Wusch*
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