• Palinside

"Papaaaa! Schau mal, ich habe ganz viele Fische gefangen!" Sebastian seufzte innerlich und kniete sich zu seinem kleinen Sohn runter. "Echt? Zeig mal!" Stolz hielt der kleine Leo ein paar Rindenmulchteile in seiner zierlichen Hand hoch und strahlte dabei so sehr, dass man seine Zahnlücke sehen konnte und Sebastian lächeln musste. "Großer, die sind ja toll! Hast du die selbst gefangen!" Leo lachte und man sah seine Grübchen, welche Sebastian an die Mutter des Kleinen erinnerte. Vanessa, welche ihn mit Sorgerecht alleine in Deutschland hatte sitzen lassen. Der kleine Vierjährige hatte damit kein Problem, er hatte einfach keine Mama und malte als Familie sich, Sebastian und seinen Teddybär Blaui, welchen er auch in seiner Hand hatte.
Der graublaue Stoff war verdreckt und eine Naht war aufgerissen, schon wieder.
Seufzend nahm der Zweiunddreißigjährige seinem Sohn den Teddy weg, schickte ihn kommentarlos wieder zum Spielen.
Er liebte seinen Kleinen, keine Frage, aber als alleinerziehender Polizist hatte er einfach nicht die Möglichkeiten, die manch andere Vater hatte.
Der Teddy war drei Jahre alt und der anfangs dunkelblaue Stoff war in ein verwaschenes Graublau gegangen und trostlos hing der Matrosenanzug in Fetzen von dem Kuscheltier.
Probeweise klopfte Sebastian den Sand weg, aber das meiste blieb in dem geriffelten Stoff hängen.
Er würde Leo demnächst einen neuen Teddy mitbringen, zudem würde er ihn nicht mehr zum Spielplatz mitnehmen dürfen, beschloss er. Schließlich wurde Leo im nächsten Jahr schon ein kleiner Vorschüler und war deutlich zu alt, seinen Teddy überall mit hin zu schleppen.

Der Teddy baumelte zwischen seinen Beinen, Sebastian saß auf einer der Bänke am Spielplatz und behielt seinen Sohn im Auge.
Dieser tobte munter auf der Klettergerüst herum, zeigte den verschiedensten Kindern stolz sein Auto-Pflaster von gestern, als er in der Küche sich den Arm an einer Kante gestoßen hatte und hingefallen war. Gott sei Dank war Leo keins dieser Kinder, die bei allem sofort losschrien. Ein paar Tränen des Schocks waren schon geflossen, aber als der Vierjährige das Pflaster gesehen hatte, war alles schon vergessen.

"Papaaaaaa! Komm schnell! Jetzt!"
Sebastian sprang auf, es geschah wirklich selten, dass er zu dem Kleinen gehen musste, also zwängte er sich in das kleine Piratenschiff des Spielplatzes. "Leo, was ist denn?"
Da kniete sein Sohn, bei einem kleinen Mädchen, welches einen kleinen, pinken Rucksack auf ihrem Schoß hatte und weinte.
"Sie hat gesagt, sie ist weggerannt, weil sich ihre Eltern nicht mehr lieb haben! Dann habe ich ihr gesagt, dass das gar nicht schlimm sei, und dass du auch ohne Mama der tollste Papa der Welt bist! Und dann hat sie geweint und es mir nicht geglaubt!" Beleidigt schob der Braunhaarige seine Unterlippe vor und das kleine, schwarzhaarige Mädchen sah mit großen Augen zu Sebastian hoch. Dieser lächelte hilflos. "Wo sind denn deine Eltern?" Mit einem Ächzen setzte er sich hin, zog die Kleine auf seinen Schoß. "Hm? Ich mach nix. Du kannst auch mit Leo reden, wenn du magst."
Doch die höchstens Fünfjährige schüttelte ihren Kopf und piepste: "Zuhause. Ich bin weggelaufen! Ich möchte nicht bei Mama und Papa sein, wenn sie sich nicht mehr lieb haben!"
Innerlich seufzte Sebastian, begann aber, auf sie einzureden. "Aber schau Mal, jetzt, wo du weg bist, haben sie sich bestimmt wieder lieb, weil sie sich so sehr um dich sorgen!"
Die Kleine schüttelte aber nur noch ihren Kopf und ihre Zöpfchen flogen ihr um den Kopf. "Wie sollen sie mich lieb haben, wenn sie sich nicht einmal selbst lieb haben?"
Sebastians Herz schmolz bei ihren Worten und seufzend zog er seinen Sohn und das kleine Mädchen aus dem Schiff.
"Wie heißt du denn?"
"Marie!"
"Also Marie, Leo und ich glauben beide, dass deine Mama und dein Papa dich ganz dolle lieb haben und sie dich schon sehr vermissen! Glaubst du mir nicht?"
Marie schüttelte ihren Kopf, und schnell hob Sebastian sie auf ihren Arm, sie krallte sich an ihm fest. Leo griff nach seiner freien Hand.
"Wo wohnst du denn, dann können wir zu dir nach Hause gehen und ich beweise es dir!"
Leise piepste Marie die Adresse und Sebastian lief los.
Erleichtert klingelte der junge Polizist an der Haustür - der Spielplatz war gerade Mal um die Ecke gewesen und wenn man sich in München auskannte, war es kein Problem, die Straße zu finden. Schließlich war es eine der größeren und gut bewohnten Straßen, in denen die Mittelschicht wohnte. Meyer stand in einer klotzigen Schrift auf dem Namensschild, der Knopf war schon leicht eingerostet und Sebastian musste mehrmals klingeln, bis er Schritte hörte.
Die Tür wurde geöffnet, eine junge Frau stand ihm gegenüber.
"Ach, da ist die kleine Ausreißerin ja. PATRICK! Kommen sie doch rein." Fast schon genervt ließ die höchstens Dreißigjährige den skeptischen Sebastian ins Haus und zögerlich trat er ein, folgte ihr in die Küche.
Dort saß ein anderer junger Mann auf der Kücheninsel und war am Handy, aber als er das 'Papa!' seiner Tochter hörte, sah er auf und seine anfangs genervte Miene verwandelte sich in ein unglaublich schönes Lächeln. 
"Marie, meine kleine Abenteurerin! Wo warst du denn! Wir-" Ein Blick zu seiner.. Freundin?, welche  in einem anderen Zimmer verschwand, "Ich habe mir Sorgen gemacht!" Er streckte seine Arme aus und Marie fing an zu zappeln, Sebastian ließ sie sanft auf den Schoß ihres Vaters.
Leo schaute sich mit großen Augen um und versteckte sich hinter Sebastians Bein, hielt sich an seiner Hand fest.
"Papa, können wir wieder gehen?" Flüsterte er, seufzend strich Sebastian ihm durch die Haare. "Gleich, Großer. Ich muss Maries Papa noch etwas fragen."
Als hätte jener jetzt erst registriert, dass die beiden da waren, blickte der Braunhaarige auf und sah direkt in Sebastians Augen.
Von plötzlicher Schüchternheit ergriffen blickte Sebastian kurz zu Boden, hob dann wieder seinen Blick und streckte dem Sitzenden seine Hand hin.
"Sebastian Steiner, ich habe ihre Tochter bei dem Spielplatz um die Ecke aufgegabelt."
"Danke, Herr Steiner. Ich bin Patrick Meyer. Vielen lieben Dank, dass Sie Marie vorbei gebracht haben. Ich habe schon alle Verwandten durchtelefoniert, aber auf den Spielplatz wäre ich nie im Leben gekommen. Ist das Ihr Sohn?"
Leo versteckte sich noch mehr hinter den Beinen seines Vaters, Sebastian seufzte und hob ihn hoch. "Komm, du bist doch ein großer Junge. Sag Herrn Meyer hallo." Mit großen Augen Augen hielt Leo Patrick seine kleine Hand hin, welcher diese mit einem Lächeln ergriff. "Hallo Herr Meyer, ich bin Leonardo, Sebastians Sohn." Stolz erfüllte Sebastian, als sein Sohn sich so vorstellte. Er hatte ihm nie gesagt, aber der Kleine schien wohl verstanden zu haben, dass man sich erwachsenen Personen besonders als Kind mit ganzem Namen vorstellen sollte. "Hallo Leonardo. Schön, dich kennenzulernen. Herr Steiner, setzen Sie sich doch."
Verlegen wies Patrick Sebastian zum Küchentisch, ließ Marie herunter, welche Leo in ihr Kinderzimmer zog.
"Kaffee?" "Ja, gerne."
Verlegenheit machte sich in der Küche breit, schnell musterte Sebastian den anderen. Etwas kleiner, aber stämmig. Hose, Hemd, aber nicht zu förmlich. Gemachte Haare, jugendlich, aber nicht krampfhaft. Lachfalten, ein gebräunter Teint und stark betonte Wangenknochen.
Nicht unbedingt Sebastians Geschmack, aber dennoch empfand er Patrick als extrem hübschen und sympathischen Mann.
Patrick kam auch nicht umhin, wenigstens ein Mal den Besucher zu betrachten.
Beide hatten nicht annähernd den Gedanken, dass der jeweils andere ebenfalls bisexuell war und somit blieb ihr folgendes Gespräch bei dem üblichen Smalltalk, den Eltern bei ihren Kleinkindern normalerweise betrieben.

"Papa, können wir dann wieder Mal Marie besuchen?"
Leo war mit Marie wieder in der Küche aufgetaucht und Sebastian und Patrick tauschten einen kurzen Blick, bejahten dann.

Und durch die entstehende Freundschaft zwischen Marie und Leo begannen auch Patrick und Sebastian sich näher zu kommen und es dauerte nicht lange, bis sie per du waren und einander öfter sahen.

"Ich kann nicht mehr."
Erschöpft ließ sich Patrick gegenüber von Sebastian fallen, welcher ihm mitfühlend einen Kaffee hinschob.
"Immernoch Sylvia?"
Bedrückt nickte Patrick, musterte kurz Sebastian.
Da Patrick und Marie kurz nach Schichtende zu Sebastian und Leo gegangen waren, war jener noch nicht dazu gekommen, sich umzuziehen und saß somit noch in voller Polizeimontur gegenüber von ihm. Patrick musste schlucken, nicht nur, dass Sebastian wirklich gutaussehend war, die Kleidung machte ihn um einiges.. männlicher und er wirkte stärker.
"Kopf hoch. Nächsten Monat zieht sie doch aus, dann hast du deine Ruhe." Beruhigend legte Sebastian seine Hand auf Patricks und blickte ihm tief in die Augen, beugte sich vor.
"Du hast doch sowieso etwas besseres als sie verdient."
Blut schoss Patrick in die Wangen, er musste sich beherrschen, um nicht vor Schreck seine Hand wegzuziehen und Sebastian damit zu vergraulen.
Es war nicht zu leugnen, dass dieser offene Flirtversuch ihn überrascht hatte, jedoch nicht negativ.
Eher war er über die Offenheit Sebastians überrascht und verlegen biss er sich auf die Unterlippe. "Danke."
Die Wärme von Sebastians Hand auf Patricks verschwand und er lehnte sich zurück, musterte Patrick und trank einen Schluck seines Kaffees.
"Nur die Wahrheit."

Unverhohlen musterte Sebastian Patrick.
Es war Winter, eine Kältefront hatte München erreicht und dick eingemummelt war der einzige Kontakt zwischen ihnen das leichte Berühren ihrer Hände, immer wenn sie zu nah aneinander liefen.
"Wie geht es Sylvia? Bist du über sie hinweg?"
Verlegen richtete Patrick seine - wie Sebastian fand unglaublich niedliche - Mütze und ließ seine Hand senken, welche schon wieder gegen Sebastians stieß. Beinahe hoffte Sebastian, dass der kleine Finger Patricks mit Absicht kurz zwischen seine eigene geglitten war. Doch bevor er nach den anderen Fingern seines.. nunja, Freundes greifen konnte, hatte dieser seine Hand schon in seine Jackentasche geschoben.
"Naja... Denke schon." Schüchtern blinzelte Patrick zu dem Polizisten hoch und schaute dann seinen Füßen zu, wie sie durch den tiefen Schnee liefen und dabei ein knauschendes Geräusch machten.
"Ich meine... Ich denke eigentlich nicht mehr an sie, also nicht mehr wirklich. Ich bin jetzt für wirklich alles offen. Klischee bisexuell halt." Verlegen lachte Patrick, aber Sebastian fiel ein Stein vom Herzen. Eine Weile schwieg er.
"Für alles offen?"
"Ja, wirklich alles."
Der Blick, den Sebastian Patrick schenkte, verpasste Patrick eine Gänsehaut und er trat einen kleinen Schritt näher.
"Cool."
Ein bisschen liefen sie noch durch den Schnee, dann fasste Sebastian sich ein Herz und hielt Patrick seine Hand hin.
"Dürfte ich?"
Patrick ergriff sofort Sebastians Hand und fing an zu schmunzeln, der sonst so selbstbewusste Mann war rot geworden und blickte starr nach vorne.
Der Kleinere konnte nicht anders, er drückte dem Größeren einen Kuss auf die Wange und kicherte.
"Gehen wir zu mir?"
"Klar."

Da standen sie nun, Patrick saß - Mal wieder - auf der Küchentheke und betrachtete Sebastian, welcher an dem Kühlschrank lehnte.
Wann wurde denn endlich etwas aus ihnen?
Für Sebastian war es fast schon zum verzweifeln.
Er verzweifelte an der Tatsache, dass er Patrick immerzu nah an sich hatte, ihn aber nicht berühren durfte.
Er verzweifelte daran, dass Patrick und nicht er durch dessen weichen Haare fuhr.
Er verzweifelte daran, ihn nur mit seinen eigenen Worten und nicht mit seinen Lippen zum Schweigen bringen zu dürfen.
In ihm brodelte es, doch sein undurchdringbarer Blick halt nur dem Küchenboden, während Patricks auf ihm lag.
Patrick, welcher immer mehr mit dem Gedanken spielte, einfach zu Sebastian zu gehen, ihn an seinem T-Shirtkragen zu packen und zu küssen.
Doch keiner von ihnen sagte etwas.
Keiner von ihnen beschrieb das Verlangen, dass sie beide von innen zu verschlingen drohte.
Mehrere Minuten saßen sie da, ohne zu reden, starrten Löcher in die Luft, bis schließlich Sebastian das Wort erhob.
"Ich denke, ich gehe dann auch. Wir haben ja nichts mehr vor, oder?"
Doch, hatten sie. Sie hatten noch eine Menge vor.
Unschlüssig biss sich Patrick auf die Unterlippe und betrachtete Sebastian, der eine Augenbraue hochzog.
"Antwort?"
Patrick antwortete immernoch nicht, bedachte Sebastian mit einem skeptischen Blick.
Konnte er sich wirklich in ihn verliebt haben?
Das war schließlich Sebastian, und nicht irgendjemand besonderes.
Doch, irgendwie schon. Irgendwie hatte Sebastian sich in Patricks Leben eingeschlichen und nahm seine ganzen Gedanken ein.
Irgendwie war er doch was besonderes.
Wie das kleine Detail im Leben, das nicht mehr wegzudenken war. Wie Musik oder andere Menschen, die Kinder oder das Lieblingsbuch.
"Willst..  willst du nicht noch bleiben?" Kam es Patrick dann stockend über die Lippen und Sebastian legte seinen Kopf schief.
"Was hast du denn noch alles vor mit mir?"
"Eine Menge, Sebastian. Eine Menge."
Leicht grinste der Polizist.
"Na dann, aber zeig mir, dass es wert war, hierzubleiben."

Und er hatte nicht reagieren können, so schnell war Patrick  schon bei ihm und hatte seine Lippen auf Sebastians gelegt.

Sebastian erstarrte, er sah gegen die geschlossenen Lider Patricks und blinzelte, um es zu realisieren, dass sein heimlicher Schwarm ihn küsste.
Doch bevor Patrick den Kuss wieder löste, fuhr ein Zittern durch Sebastians Körper und er zog Patrick am Hinterkopf näher, lehnte sich an den Kühlschrank.
Eine tiefe Ruhe machte sich in ihm breit, gleichzeitig wollte er hüpfend durch die Küche springen.
Sanft erwiderte Sebastian und nach einer Weile krabbelten seine Hände unter Patricks T-Shirt, welcher gegen seine Lippen kicherte.
"So weit wollte ich eigentlich nicht gehen, aber..."
"Sei ruhig und lass mich dich in Ruhe begrabschen."

{2159 Wörter}
Ehm ja.
Drei Abende saß ich dran. Okay, zusammen gezählt bestimmt 2-4 Stunden.
Naja.
How're you?
Ich bin ein happy girl huiiiiiii~
bis daaaaaaaaaaann!
Roooooooooooooooooooooooooosenlicht!

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