Luftballon • Furdify
P.o.V. Furdis
Seufzend steckte ich meine Hände in meinen zu großen Hoodie und kickte einen Stein weg.
"Was kannst du eigentlich?"
Traurig, wie oft ich diesen Satz mittlerweile zu hören bekomme. Echt traurig. Wie oft es mir selbst durch den Kopf gegangen war, und die Gedanken und Taten, die darauf folgten. Und schon wieder traten mir Tränen in meine Augen. Man sollte meinen, mir ginge es gut. Ich war ein YouTuber, zwar ein kleinerer, aber dennoch einer mit über 70 000 Abos, hatte einen Studienplatz und würde in vorraussichtlich zwei Jahren fertig werden, hatte keine Geldprobleme... Doch woran lag es dann, dass mich immer wieder Down-Phasen quälten und ich nicht nur einmal mit der Idee Selbstmord gespielt hatte? Ich wusste es nicht, ehrlich nicht. Aber vermutlich lag es daran, dass ich immer einen Sinn brauchte. Einen Sinn, damit ich etwas tat. Und dieser war nicht existent. Genauso wie lang anhaltende, positive Gefühle. Eine Träne rollte über meine Wange und ich ging zu einer alten, vermoderten und hohen Brücke. Wie oft ich schon hier stand und überlegt hatte, es zu tun? Einfach zu gehen... Jedes Mal zogen mich die dunklen Strudel in einen Bann... Doch dieses Mal erweckte etwas anderes meine Aufmerksamkeit. Ein beinahe luftleerer, hellblauer Luftballon trieb auf dem Wasser und hing zwischen einem Baum und der Brücke fest, sodass ich leicht heran kommen könnte. Aber wieso? Darum. Ein kleiner, weißer Zettel war an einer Schnur befestigt und paralysiert starrte ich auf ihn. Sollte ich?
Hey, na, du da, du Leser?
Das hier ist so sinnlos, Gott. Weil ich ja soooo einsam bin sollte ich den Luftballon schweben lassen. Findet eh niemand. Also, falls doch, schreib mir 'nen Brief. Mein Leben könnte Abwechslung gebrauchen. Ich bin Milian und habe scheiß Freunde.
Als ich diesen Zettel las, musste ich kichern. Auf der Rückseite stand die Adresse und ich zögerte. Ich könnte ihm einen Brief schreiben. Ach, was soll's. Würde ihn nicht interessieren.
Also steckte ich den Zettel nur in meine hintere Hosentasche und machte mich auf meinen Heimweg.
(...)
"Na, Fufu, und wie geht's dir so?" Ich brummte nur und lehnte mich zurück, strich mir in die Augen. "Es läuft, es läuft." "Cool" kicherte mein bester Freund aka Mexify und fuhr fort. "Du, ich muss auch schon weg! Hab dich lieb!" "Ich di-" 'User disconnected of your channel' Na toll. Wieder alleine. Was soll ich denn jetzt machen? Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen, bis er schließlich an meiner alten Hose hängen blieb. Zögernd stand ich auf und griff nach ihr. Der raue Jeansstoff bildete fast keinen Unterschied zu meinen rauen Hände, welcher in letzter Zeit hart anpacken mussten. Meine Finger zogen aus der Hosentasche den Zettel, und bevor ich mich's versah, saß ich schon da und schrieb einen Brief an Milian.
Hey Milian, na?
Hab deinen Brief gesehen und... Mir ist langweilig.
Okay. Mir ist nicht langweilig. Aber... Ich kenne dich nicht, du kennst mich nicht. Vielleicht wird dieser Brief nie ankommen oder du wirst nicht antworten. Aber egal. Ich erzähle dir etwas über mich. Ich bin Fabian, aber bitte nenne mich nicht so. Egal wie, aber nicht so.
Ich habe Depressionen. Wieso?
Weiß ich nicht.
Aber ich weiß, dass ich niemanden zum reden habe und alles nur in mich hinein fresse. Meine Familie hat keinen Kontalt zu mir. Lächerlich, nur wegen meiner Homosexualität. Traurig, sowas, nicht? Ich habe Freunde, aber mir fiel es schon immer schwer, Menschen zu vertrauen, insbesondere denen, die ich liebe. Deswegen plagen mich die Depressionen. Wegen meinen Gedanken, da ich sie nicht ausspreche und sie somit los lasse, fliegen lasse.
Ich bin zwanzig Jahre alt und studiere. Mein Studium läuft gut und ich habe auch keine Geldprobleme. Ich wohne in einer sehr netten Gegend und bin auch relativ zufrieden damit.
Ich sollte rundum glücklich sein.
Aber wer kennt sie nicht, diese Gedanken, die spät in der Nacht in deinen Kopf kriechen und dich nicht mehr los lassen?
Wer kennt das Gefühl nicht, alleine zu sein?
Wer kennt das Gefühl nicht, keinen Sinn für's Leben zu haben?
Du musst nicht antworten. Erwarte ich auch nicht.
Nur, dass du dir durch den Kopf gehen lässt, dass man nicht automatisch so glücklich ist, wie man vorgibt zu sein.
(...)
Müde rieb ich mir über die Augen und schloss den Briefkasten auf. Es war ein Samstagmorgen und ich war für meinen Geschmack viel zu früh wach. Wobei, geschlafen hatte ich sowieso nicht viel. Mit dem Gedanken an meinen heißgeliebten Kaffee in meiner Küche stapfte ich die Treppe hoch, die Briefe durchgehend. Werbung, Rechnung, Werbung, Zeitung... Plötzlich rutschte mir ein weißer Umschlag aus dem Stapel und verwundert bückte ich mich danach, betrachtete ihn. Eindeutig mein Name und meine Adresse. Eine schöne Schrift, wenn auch krackelig. Von wem bitteschön sollte ich einen Brief bekommen haben? Ihn aufknibbelnd ging ich in die Küche und ließ mich auf einem Stuhl nieder. Und sobald ich die ersten paar Wörter gelesen hatte, begann ich zu lächeln.
Er hatte mir geantwortet. Er, Milian. Grinsend legte ich die anderen Sachen weg und las ihn.
Oh mein Gott.
Ich hatte nicht gedacht, dass mich jemand so verstehen und trösten konnte, noch weniger, dass er das durch einen einfachen, schlichten Brief schaffte. Er war neunzehn Jahre alt und gerade in einer Ausbildung als Erzieher. Er liebte es mit Menschen zu reden, schreiben, einfach nur zu kommunizieren. Und ich sollte ihm antworten, dringend.
Lächelnd hastete ich in mein Zimmer, um ihm sofort zu antworten.
Wochen vergingen, Monate. Und ich erlebte nie eine Woche ohne Brief von ihm. Das munterte mich unglaublich auf. Doch trotzdem... Die Depressionen zogen mich immer weiter runter. Ich sollte es einfach beenden... Doch jedes mal wurde ich davon abgehalten. Er sorgte dafür, dass ich nicht hilflos in meinen Gedanken versank, sondern bei der Sache blieb. Meistens jedenfalls...
Jetzt gerade nicht.
"FUFU!" Erschrocken fuhr ich hoch und fuhr mir durch die Haare. "J-ja?" "Meine Güte, was ist momentan nur los mit dir?" Ehrliche Besorgnis schwang in seiner Stimme mit und ich seufzte nur. "Mir geht es... Seit einiger Zeit einfach nicht so gut." "Seit einiger Zeit? Was bedeutet 'seit einiger Zeit'?" Panik erklang und ich kauerte mich zusammen. Er machte sich Sorgen um mich. Er machte sich Sorgen um mich. "Anderthalb Jahre?" Obwohl ich nicht wusste, wie er aussah oder was er gerade tat, konnte ich es mir nur zu gut vorstellen. "ANDERTHALB JAHRE?" Ich wimmerte leise auf. Ich hatte ihn enttäuscht. Eine Träne rollte über meine Wange, weitere folgten.
"Fufu..."
Ein Schluchzer kroch aus meiner Kehle.
"Fufu..."
"Tut mir leid" hauchte ich und schloss den TS.
Hey Milian.
Ich glaube...
Ich glaube ich mache es.
Ich habe jemanden enttäuscht.
Eine Person, von der ich glaube, sie zu lieben.
Mehr als alles andere.
Und ich habe sie enttäuscht.
Sei nicht zu traurig :)
Dein...
Fufu.
"FUFU!" Ich zuckte zurück, festigte jedoch meinen Griff um das Geländer. Nein, ich würde es tun. "FUFU! Lass es!" "Mexi?" Hauchte ich und drehte mich langsam um. Dort stand er. Er war etwas kleiner als ich und seine wunderschönen wasserblauen Augen waren mit Tränen gefüllt. "FUFU! Ich war es! Ich bin es! Milian!" Meine Augen weiteten sich und schlitternd kam er vor mir zum Stehen. Seine Haare sahen so weich aus. Seine Gesichtszüge waren wunderschön. Er war wunderschön. "Bitte, Fufu. Tu es nicht." Sanft griff er nach meiner rechten Hand, die verkrampft den hellblauen Luftballon umschlossen. Den Luftballon. "Bitte, Fufu..." Ich wollte etwas sagen, etwas begründen, ihn nicht enttäuschen.
Doch das hatte ich bereits getan.
"Ich liebe dich doch auch..." Wimmerte er und bezog sich auf den Brief. Meine Augen weiteten sich - ich hatte ihm meine Liebe gestanden. Ich konnte nicht anders. Ein... Ein erstes Mal. Ein letztes Mal. Bevor ich es tat. Sanft hob ich sein Kinn an und verschloss unsere Lippen. Zuerst stand er steif da, erwiederte dann aber. Zart bewegten wir unsere Lippen gegeneinander, genossen dieses wunderbare Kribbeln, welches sich in unserem Körpern ausbreitete. Ein letztes Mal... Bevor er reagieren konnte, löste ich mich von ihm. "Es tut mir leid..." Hauchte ich und ließ mich nach hinten fallen, den hellblauen Luftballon immer noch in meiner Hand. Und da trieb er, mit dem Wasser. Genauso wie ich floss er weg. Nur, dass er irgendwo ankommen würde. Ich würde erst ankommen, wenn der Junge, der um mich weinte, zu mir stoßen würde. Und das für immer.
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1387 Wörter
'Kleiner' Os für Zwischendurch🌚
Hoffe er hat euch allen gefallen. Die einzigste, bei der ich das nicht hoffe, ist Hiyooori . Die ist doof.
Eh ja genau.
Sucht mal Mexify und Furdis auf YouTube, die sind Zucker. Ich sag nur Dado und Mexi... CUUUUUUUUUUUUUUUUUUTE!
*Räusper* ehm ja. Ok.
Sonst noch was?
Eh...
Wünsche?😂
*Kekse hinstell*
Tschüss ihr Menschis!
Rosenlicht~
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