Kind • Germanletsdado

P.o.V. Manuel

"Herr Dormer.. er... Er ist, wie soll man es sagen.. wie ein kleines Kind." Mein Blick glitt zu meinem festen Freund, wie er dort saß, mit unschuldig großen Augen und es irgendwie schaffte, seine unmenschlich langen Beine baumeln zu lassen. "Wie? Er ist vierundzwanzig! Wie soll das bitte schön klappen?" Mein Gesicht musste wohl aussehen wie ein pures Fragezeichen, aber der Doktor gegenüber von mir schien es zu verstehen. Sein warmes Lächeln erinnerte mich an einen gutmütigen, alten Mann, der einem durch die Haare wuschelte und einen Lutscher gab.
Konnte es sein, dass es entweder Pädophile, gruselige Ärzte oder liebe, alte gab?
Gott sei Dank hatte Maudados Hausarzt nicht einmal Anzeichen dafür, pädophil zu werden.
Und trotzdem nahm er komplett ärzte-like seine Brille ab, blickte mir tief in die Augen und warf mit irgendwelchen medizinischen Fachbegriffen um sich. Und das, was ich verstand, hörte sich nicht einmal annähernd gut an.
"Um es noch einmal zusammenzufassen: Herr Dormer hat eine psychosomatische Amnesie*, welche ihn zurück in seine jungen, unschuldigen Jahre zurück befördert hat. Zwar wird sein geistiges Alter extrem schnell wachsen und in gut einem Jahr wird er wieder wie ein Vierundzwanzigjähriger handeln, reden und denken können, aber bis dahin liegt es an ihnen, seine Lebenserfahrung zu stärken. Wir haben Therapeuten, die Herrn Dormer schulisches Wissen beibringen können, aber für zwischenmenschliches sind Sie zuständig." Ich fiel in meinen Stuhl zurück, mein Blick glitt zu dem Blonden, wessen grünblaue Augen mich vor kindlicher Neugier zum Schmelzen brachten. "Das heißt, ich darf ihn erziehen? Ich bin mit ihm in einer Beziehung! Wie soll das klappen?" "Es tut mir leid, Herr Büttinger. Scheint so, als müssen sie es schaffen, dass Herr Dormer sich erneut in sie verliebt."

"Maurice! Komm, Kleiner!" Gestresst hielt ich dem größeren meine Hand hin, welche er sofort umschloss und nun war er es, der mich in einem Hüpfsprung nach vorne zog. Trotz allem blickte ich ihm verliebt dabei zu, während ein schweres Gewicht auf meinem Herzen lag. Maurice war jetzt bei ungefähr sechs, sieben Jahren und war ein kleiner Welterkunder. Auch, wenn er geistig offenbar noch ein Grundschulkind war, fragte er manchmal so unglaublich umwerfende Dinge und auch seine Krankheit hatte er gut verstanden. Naja, er glaubte wahrscheinlich irgendwie, dass er wiedergeboren wurde, aber das Prinzip an sich hatte er verstanden. Und auch, wenn ich eher eine Vater- oder Bruderrolle für ihn angenommen hatte, blieb meine Liebe ihm gegenüber und mit jedem Tag tat es mehr weh, ihn nicht küssen zu dürfen. Aber ich hielt mich noch zurück - der Kleine hatte nicht einmal Homosexualität verstanden, wie sollte er dann die Beziehung zwischen uns verstehen? Ich traute ihm viel zu, aber nicht das.
"Manuuu! Lauf schneller!" Kichernd zog er noch stärker an meiner Hand und aus meinen Gedanken gerissen stolperte ich mit ihm mit, komplett hilflos. So rannten wir und rannten wir, bis wir irgendwo in Karlsruhe zum Stehen kamen, ich atmete schnaufend durch, Maurice schien noch genug Luft zu haben und sprang glücklich um mich herum. "Komm! Nochmal! Das hat Spass gemacht!" Seine unschuldige Stimme und die brav gekämmten Locken ließen ihn zum Anbeißen aussehen und schweren Herzens lehnte ich ab - es war dunkel, kalt und mein Freund sollte wirklich ins Bett.
Und als er zum ersten Mal abends nicht nach einer Geschichte oder dergleichen nachfragte, wusste ich, dass er schon wieder älter geworden war.

"Maurice, nein! Du bist wie alt?" Wütend verschränkte ich meine Arme, blickte den Größeren abwartend von unten an. "Neun..." Betreten nuschelte der Kleine und schien unter meinem Blick fast schon einzugehen. "Eben. Und ab wieviel Jahren ist der Film, den du sehen willst?" "Zwölf..." "Bist du zwölf..?" "Nein..." "Also. Und jetzt geh' auf dein Zimmer und mache deine Hausaufgaben!" Es tat mir echt im Herzen weh, so wie Maurice in das Wohnzimmer an den Tisch tapste, aber irgendwo hörte es auf. Mag sein, dass er schnell älter wurde und er viel vertrug, aber er würde ganz sicher keinen Film ab zwölf schauen und dazu dann noch seine Pflichten vernachlässigen.
Und außerdem saß er heute schon eine gute halbe Stunde vor dem Fernseher - und das morgens, bevor ich wach war. Fernsehen würde er in nächster Zeit definitiv vergessen können.

"Manu?" "Ja Kleiner?" Ihm galt nur ein kurzer Blick, viel zu sehr konzentrierte ich mich auf das Essen, das ich kochte und rührte weiterhin die Sauce um. "Darf ich heute den Film mit anschauen? Bitte?" "Ich weiß nicht. Der geht bis Viertel nach elf." "Die Zeit, wo ich neun oder zehn war, ist vorbei! Ich bin dreizehn Jahre alt!" Und wie er die dreizehn Jahre alt war. Und in der Pubertät, das war das ekelhafteste der Erdgeschichte. 'Mimimii, das ess' ich nicht!', 'Mimimimii das mag ich nicht!', 'Mimimimiii ich hasse dich!'. Vor allem letzteres sagte er oft, ihm schien nicht klar zu sein, wie heftig das Wort 'hassen' war und wie sehr ich zusammen zuckte, wenn er es sagte. Die Zeit, wo er nach einem langen Arbeitstag seinen Arm um mich geschlungen hatte und mir sanft seine Liebe mir gegenüber erklärt hatte, war vorbei und nun musste ich mich seit gut zwei Wochen täglich mit einem zickigen Teenager auseinander setzen, wessen freundlichstes Wort 'Die Tomatensauce ist besser als sonst' gewesen war. Freundlichkeit.
"Naja.. wenn du beim Essen nicht rumzickst und um Viertel nach acht umgezogen mit geputzten Zähnen auf dem Sofa sitzt, dann ja." "Ich zicke nie Rum!" Und trotzdem saß er schon um fünf nach acht auf der Couch, grinst mich überglücklich an, ich schmolz und setzte mich neben ihn. Und Gott, tat das gut, als er dann doch schon um zehn einschlief und seinen Kopf auf meine Schulter legte. Er war eine hauchzarte Berührung, kaum wahrnehmbar, aber mein Körper zitterte, als stände er unter Elektrizität und ich konnte ein zufriedenes Brummen nicht verhindern.
Es war mir so egal, wie alt Maurice im Kopf war. Er würde immer mein kleiner Dado sein und ich hoffte einfach nur, dass er sich wie früher in mich verlieben würde und sich nicht in die 'Mamu-ist-mein-Bruder-Sache' festreiten würde.

"Hey Kleiner." Erschöpft ließ ich mich aufs Sofa fallen, seufzte leise und fuhr mir durch meine Haare. "Ich bin 1,92." Seine beleidigte Stimme ließ mich schmunzeln und Ich lächelte ihn nur sanft an. "Warst du beim Arzt?" "Ja. Er hat gesagt, dass es länger als erwartet gedauert hat, ich jetzt aber wie fünfundzwanzig bin und jah... Das war's." Und tatsächlich, statt dem erwarteten Jahr hatte mein Freund - wenn ich ihn überhaupt noch so nennen konnte - beinahe drei Jahre gebraucht, um seinem physischen Alter mit dem psychischen Gleichauf zu sein. "Oh Dado, das freut mich so sehr!" Ich begann zu lächeln, ja, meine Mundwinkel wanderten nach oben und ich war so glücklich wie lange nicht mehr. Ich hatte meinen Dado zurück. Meinen wundervollen, süßen, Maudado. Und vielleicht kam es ihm überraschend oder gar komisch vor, aber ich schmiss mich zum ersten Mal seit drei Jahren in seine Arme, sog seinen Duft ein und genoss das Gefühl, bei ihm zu sein.

{1164 Wörter}
Vielleicht gibt's nh Fortsetzung..

WICHTIG
Ich weiß, ich Update momentan (auf allen Büchern) selten bis nie. Es tut mir wirklich, wirklich leid.
Ich bin nicht wirklich gestresst, aber ich falle jeden Abend tot ins Bett und habe allgemein nicht super viel Freizeit. (Gott sei Dank sind Ferien - die Hälfte davon bin ich aber auch von morgens bis abends weg.)
Zum Trost - nicht nur mein Wattpad leidet darunter, sondern auch YouTube ._.
Dont ask, wann ich das letzte Mal Glp geschaut habe, ich bin eine Schande, ich weiß xD
I'm really sorry, ich Versuche, so oft es geht weiter zu schreiben.

*Ich hab's einfach Mal so genannt.

LG
Rosenlicht

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top