Internat • Palinside

Seufzend lehnte ich mich an die Fensterbank, welche sich direkt neben mir befand.
Die Luft stand fast in dem großen Raum und es roch nach frischer Farbe, Tafelwasser und Schweiß von 23 Personen. Mein Lehrer stand vor der Tafel und kritzelte irgendwelche Schaubilder hin, redete dazu irgendeine Scheiße.
Meine Sitznachbarin hatte sich zurückgelehnt, einzig allein ihre Hand war auf dem Tisch, mit der sie den Bleistift hielt.
Frustriert schnaubte ich, als ich auf ihr Blatt blickte.
Alle Leute waren hier nett, wirklich. Meine Zimmernachbarn saßen am anderen Ende des Raumes und warfen mir ein kurzes Grinsen zu, während ich nur mit den Augen rollte.
Ich hatte als einziger genau das Mädchen neben sich, welche die ganze Zeit Herzchen und 'Love' auf ihr Blatt schrieb, nicht aufhörte, alles mit Blümchen zu verschönern.
Warum tat man so etwas?
Achso, klar, Jungs sind in deren Alter ja das wichtigste, was es gibt.
Und die Jungs aus meiner Klasse? Alle total lieb und cool, aber sobald ein Mädchen ihrer Meinung nach einen geilen Arsch hatte, war deren Gehirn praktisch auch weg.
Und dann gab es mich - meine Neutralität für Jungs in all den Jahren nach meinem Inneren Outing nahezu perfektioniert - und fragte mich, wie man nur so hirnverbrannt sein konnte.
Gut - es gab ein paar Jungs, vor allem in der Zehn und Elf, welche ziemlich gut aussahen, aber ich schmiss mich ihnen ja trotzdem nicht direkt an den Hals.
Hoffte ich zumindest.
Wirklich.
Verlegen von meinen Gedanken biss ich mir auf die Unterlippe, blickte auf die Tafel und versuchte zwanghaft, mich zu konzentrieren.
Und auch diese Stunde war - Gott sei Dank - auch Mal vorbei und ich ging zu Julius, dem einzigen Jungen aus der kleinen Schule, der von meiner Sexualität wusste.
"Na, wie war Geschichte?" Grinste er und boxte mich sanft, Ich stöhnte genervt auf und wir liefen die Treppe zum Essenssaal runter.
"Richtig super. Hatte noch nie so eine geile Geschichtestunde."
Belustigt lachte er, stieß die Tür auf und wir liefen zu dem Neunertisch, setzten uns auf unsere Plätze.
Natürlich giggelten die Mädchen wieder über die verschiedensten Jungs und begannen plötzlich, alle auf Sebastian, einen Zehntklässler, zu zeigen und zu reden.
Neugierig musterte auch ich ihn und grinste leicht
Nur zu oft hatten die Lehrer kritisiert, dass wir zu gammlige Klamotten trugen.
Klar, in einem Internat schläft man ja und auch ich trug heute eine Jogginghose - aber Sebastian hatte sich ein Hemd angezogen, welches im verdammt gut stand.
Ich schluckte kurz, musterte ihn und sah dann mit rot angelaufenen Wangen weg, Julius boxte mich grinsend und wir fingen an zu essen.
"Läuft bei dir, nh?"
Klar, dass er mich damit aufzog - Sebastian hatte mich schon öfters irgendwie aufgezogen und verklemmt wie ich war, bin ich immer rot angelaufen.
Verstohlen sah ich wieder zu Sebastian - das Hemd stand ihm aber auch verdammt gut...
Dieses Mal riss mich Marc aus den Gedanken, indem er mit seiner lauten - und normalerweise auch ansteckenden Lache - loslachte.
Aber die ganzen Zehner sahen zu uns, ich versank vor Scham geradezu im Stuhl und drehte meinen Kopf weg. "Marc!" Zischte ich ihn an, er beruhigte sich. "Ey man, No homo und so, aber es ist so verdammt süß, wie du Sebastian anstarrst und rot wirst!"
Fuck.

Das Essen war vorbei, schnell stand ich auf und brachte mein Geschirr weg, während schon die täglichen Ansagen gemacht wurden - ob es irgendwelche Versammlungen von Schülergruppen gibt, Ansagen von Lehrern und die Küchendienste.
Und Natürlich hatte ich wieder Küchendienst - aber Gott sei Dank nicht oben beim Spülen, sondern unten, wo man zu zweit - jeweils immer ein Zehner und ein Neuner - die Tische putzte und für das nächste Essen deckte.
Und natürlich hatte ich mit Sebastian Küchendienst. Julius und Marc - verdammt, seit wann genau wusste er eigentlich, dass ich schwul war? - blickten mich grinsend an und Sebastian sah zu mir. Angestrengt sah ich weg, überall hin, nur nicht zu ihm, und wartete, bis alle den Raum verlassen hatten und wir alleine waren.
Aber auch auf Sebastians Wangen hatte sich eine sanfte Röte niedergelegt und schnell holte ich die Wischlappen, drückte ihm stumm einen in die Hand und begann bei den vorderen Tischen.
So arbeiteten wir uns schweigend voran, bis wir an den hintersten Tischen waren. Mein Gesicht brannte, und schließlich richtete ich mich auf, und blickte im Raum hin und her.
"Fertig?" Sebastian sah auf, blickte ebenfalls auf die Tische, schüttelte den Kopf und zeigte auf einen Tisch hinten in der Ecke. "Der noch."
"Ich antwortete mit einem knappen okay, lief zu dem Tisch und wischte ihn.
Dabei stützte ich mich mit einer Hand auf die Stuhllehne und beugte mich weit vor, um auch an die hintere Ecke des Tisches zu kommen und gab mich konzentriert.
Währenddessen war Sebastian unbemerkt zu mir gekommen, hatte sich sehr dicht hinter mich gestellt.
Als ich mich aufrichtete, spürte ich einen sanften Druck auf meinem Hintern und quiekte erschrocken auf.
"Dein Hintern sieht so süß aus, wenn du dich vorbeugst..." Raunte er mir ins Ohr und mein Gesicht wurde glühend heiß.
"S-sebastian?" Unsicher, was ich tun sollte, drehte ich mich zu ihm um und lehnte nun am Stuhl.
Sebastian hatte seine Hand weiterhin auf meinem Hintern und aus dunklen Augen blickte er mich an.
"Was ist, Patrick?~"
"Ni-nichts.." Quietschte ich und er begann, zu grinsen, bevor er sich noch tiefer beugte, bis seine Lippen dicht an meinem Ohr war.
Ich biss mir auf  meine Unterlippe.
"Jetzt sind wir fertig."
Seine Hände drückten kurz zu (wann war seine andere Hand dazu gekommen?) und er wandte sich von mir ab, ging zur Tür. Er öffnete sie, ging raus, aber steckte kurz bevor er weg war seinen Kopf wieder rein. "Also, wir sind hier fertig. Mit dem Küchendienst."
Und mit einem Zwinkern ging er, ließ mich verwirrt mit roten Wangen am Tisch lehnend zurück.

"Er hat WAS?"
Verlegen blickte ich zur Seite.
"Er ist zu mir gekommen, hat mich am Arsch gegrabscht und isr dann gegangen."
Mein Gegenüber begann zu grinsen und boxte mich an der Schulter.
"Palle Alter, du klärst dir! Dein süßer Arsch bringts zu was!"
Und mit roten Wangen boxte ich zurück.

Es war Nachtruhe und seufzend wälzte ich mich in meinem Bett.
Zwei Uhr und ich konnte immernoch nicht schlafen, zu sehr hielten mich die Ereignisse der letzten Wochen wach.
Ich wusste nicht, was mit Sebastian los war.
Ob er eine Wette verloren, Wahrheit oder Pflicht gespielt oder sonst was hatte.
Mal eine kühle Hand unter Meinem Shirt, während er hinter mir stand, dann ein Klaps auf meinen Hintern oder ein Streichen seiner Fingerspitzen über meinen Nacken.
Aber warum? Ich war vor ihm - hoffentlich - nicht geoutet, und ich war niemand besonderes.
Seufzend stand ich auf und tapste in den Gang, in das Bad. Dort machte ich das Licht an und stützte mich auf das Waschbecken, nur um einen leisen Schrei von mir zu geben.
Sebastian stand da ebenfalls, mit leichten Augenringen und einem belustigten Grinsen.

"Ups."

"Man Sebastian, du kannst doch nicht einfach mitten in der Nacht in unserem Bad stehen und mich so erschrecken!" Flüsterte ich und er grinste breit. "Offenbar doch." Er lächelte mich gewinnend an und mit roten Wangen sah ich zur Seite. "Warum machst du das alles, Sebastian? Ich meine.. warum?"
"Was alles?" Tat er überrascht, ahnungslos und schritt zu mir, löschte wieder das Licht, damit der Aufsichtslehrer nicht aufwachte und schloss die Badezimmertür.
Mit zusammengekniffenen Augen versuchte ich, ihn auszumachen, sah aber nur schwarz und es brauchte ein wenig, bis ich seine Silhouette halbwegs erkennen konnte.
"Das alles in den letzten Tagen. Ich Grabsche dich doch auch nicht random an. Hast du irgendwas verloren? Eine Wette oder so?" "Fast." Er kam langsam näher und ich wich ein paar Schritte zurück, er folgte mir trotzdem. "Wahrheit oder Pflicht?" Versuchte ich es. "Nö." "Erpressung?" "Auch nicht." Seine Stimme hatte einen lächelnden, aber auch einen nervösen Unterton. "Was dann?" "Mein Herz. Das habe ich verloren."

Das klang so kitschig - zwar blieb mir die Luft weg, aber ich kicherte trotzdem leise, unsicher.
Auch er stockte. "Fuck, das klang so schwul."
"Bist du ja auch." Entgegnete ich, hoffte fest, dass es nicht nur eine Phase oder doch irgendein Spiel war. Weiterhin wich ich zurück, aber er drängte mich gegen eine Wand. "Stimmt. Und wie."

Und bevor ich irgendetwas anderes sagen könnte, hatte er seine Lippen auf meine gedrückt, mit einer Wucht und Intensität, dass mein ganzes Innere erst einmal erstarrte, nur um dann heftig auf seine Nähe zu reagieren. Mein Herz wummerte gegen meinen Brustkorb, meine Augen schlossen sich automatisch und meine Beine wurden so weich, dass ich meine Arme um seinen Nacken schlingen musste, um nicht einzuknicken.
Er bewegte weiterhin seine Lippen gegen meine, ich erwiderte und er drückte mich gegen die Wand, legte seine Hände mit sanften, aber bestimmenden Druck auf meine Hüfte.
Wir küssten uns - Mal wilder, Mal ruhiger, aber sehr lange und langsam begann ich mich zu fragen, wie ich mein ganzes Leben ohne ihn verbringen konnte.

{1484 Wörter}
Klischee, Schnulz.
Mein Schreibniveau setzt sich heran und mittlerweile schreibe ich echt nur noch selten.
Tut mir leid, wenn so selten etwas kommt :/
Grüßäh,
Rosenlicht

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