Brief • Glpaddlu
P.o.V. Palleee
Zitternd halte ich den Brief in der Hand. 'Paluten <3' heißt es dort mit krakeliger Schrift, die mir nur allzu bekannt ist und meine Kehle schnürt sich zu. Steif setze ich mich auf meinen Computerstuhl und lesse ihn zu Boden flattern. Ungeöffnet. Ich wollte nicht wissen, was drin stand. Nein. Bitte nicht. Eine Träne fiel auf den Boden. Noch eine. Leicht hob ich meinen Kopf und sah in den Spiegel - an die Wand hinter mir. Die Foto Collage schien mich zu verhöhnen - die türkisen Haare, die eisblauen Augen. Er hatte mich verrückt gemacht. Zitternd stehe ich auf. Greife nach einer Jacke. Schuhe, Geldbeutel, Schlüßel. Handy. Brief. Und schon sitze ich in der nächsten Bahn nach Essen. Fahre zu den braunen Haaren, den stechend grünen Augen. Er macht mich verrückt.
"Hey Manu. Ich... Ich muss dir etwas sagen."
"Dann schieß los."
Meine Stimme ist ernst, sie kiekst ab und zu.
"Zuerst... Damit... Du es... Verstehst... Ich bin schwul. Taddl.... Taddl auch."
Nervös atme ich ein. Atme aus.
"Weißt du... Bis das... Das hier, wo wir gerade sind, geschah, passierte viel zu viel."
"Und dass hier ist Patrick. Palle, du hast bestimmt schon von ihm gehört. Wer nicht?" Belustigt lachte Simon und ich stand auf, strich mein etwas zerknittertes Hemd glatt. "Hey, Taddl?" Erst jetzt sah ich ihn an. Seine Haare hatten noch einen leichten Türkis-Ton und seine eisblauen Augen durchbohrten mich. "Richtig, gut erkannt. Nun, mein jinger Herr, was führt dich zu mir?" Sein tiefes Lachen dröhnt durch die ganze Wohung, während ich nur blöd grinsend daneben stehe und rot werde, gar nicht bemerkend, wie Alex zusammen mit Sebastian im Hintergrund steht und uns grinsend beobachtet.
"Wir... Verstanden uns von Anfang an gut. Egal ob es einfach zusammen Essen gehen war, oder zusammen zocken. Wor hatten immer Spaß." Manu schwieg. Ich wusste nicht, ob das gut oder schlecht war. "Bis dann zu dem Abend..."
"Boah, du Arschloch!" Lachte ich und stieß in seine Hüfte. "Ach komm, dir gefällt das doch!" Taddls Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken und seine Lippen striffen mein Ohr. Langsam drehte ich mich um und lehnte jetzt mit dem Rücken zum Fluss am Brückengeländer. Lachend hielt mich Taddl weiter an meiner Hüfte fest und trat noch einen Schritt näher auf mich zu - kein Blatt hätte mehr zwischen uns gepasst. "Naa, mache ich dich nervös?" Ich stieß Luft aus und atmete tief ein. "Du bringst mich nicht nur dazu, mich nervös zu fühlen" hauchte ich und legte meine Hand in seinen Nacken, um unsere Lippen miteinander zu verschließen.
"Zu der Zeit wusste ich noch nicht, dass es dein Ex war. Hätte nie etwas mit ihm angefangen, noch weniger, wenn ich gewusst hätte, dass du gedacht hast, er hätte dich angelogen und wäre hetero." "Essen." Dröhnte die Frauenstimme der deutschen Bahn durch mein Abteil und ich stand auf, erzählte dem schweigenden Manu weiter. "Wir kamen zusammen - ich war der wahrscheinlich glücklichste Mensch auf Erden. Das war vor vier Jahren." Ich schluckte - für Manu musste es gerade so sehr schmerzen, dass ich ihn praktisch hintergangen hatte. "Doch... Nach einiger Zeit... Ich verliebte mich neu. Unbewusst. Unternahm weniger mit Taddl mehr mit... Der anderen Person. Telefonierte mehr mit ihr. Und so weiter, das Typische. Und ich verletzte ihn mehr damit, als ich gedacht hatte. "Quietschend hielt der Zug und mir stiegen Tränen in die Augen, als ich daran dachte. Unseren letzten Streit.
"Ich verbringe nicht mehr Zeit mit ihm!" "Doch, eben das tust du! Du bist versessen in ihn, bemerkst mich nicht einmal mehr!" Enttäuscht blitzten seune blauen Augen mich an und ich machte einen Schritt nach vorne. "Bitte...." Ich küsste ihn sanft, doch er stieß mich weg. "Taddl... Ich liebe dich..." "Patt... Bist du dir da wirklich so sicher?" Tränen flossen über meine Wangen und als er außer Haus ging, rief ich die Wörter, die, wie ich mir wünschte, ich nie gerufen hätte. "Du hast recht...
Ich hasse dich!"
Ich konnte mir ein paar Schluchzer nicht unterdrücken. "Eine Stunde später ging ich los. Hatte ein schlechtes Gewissen. Kaufte eine gelbe Tulpe - er liebte diese. Rief ihn an. Doch als ich es hörte - das berühmte Dubstep-Intro, welches mir schon so manchen Tag verschönert hatte - Taddls Klingelton - , da brach für mich eine Welt zusammen. Denn als ich dem Ton hörte, sah ich etwas, was ich nie sehen wollte."
Die gelbe Tulpe fällt ins Wasser - fließt mit dem Strom ses Flusses, über Gesteine und über einen dunklen, menschenähichen Schatten. An der Brücke war es. Oben waren Sirenen, ein Auto hatte das Geländer weggerissen und einen Passanten in den Fluss geschmissen. Den Passanten, wessen Handy beim Flussufer lag und von einem jungen Mann aufgehoben wurde. Blasses Gesicht, glitzernde Tränen. Die Sirenen vermischten sich mit dem Dubstep Intro, der Verkehr, den Menschenmassen zu einem einzelnen lautem Dröhnen, welches denn jungem Mann dazu half, in der Trauer zu versinken - wohlwissend, dass seine letzte Worte zu seinem damals Geliebten 'Ich hasse dich' gewesen waren.
Ich ließ los. Mir war klar - Tränen konnte ich nicht mehr zurück halten. Sie tropften auf den Asphalt, über den ich lief. Ich ging zur Adresse - setzte mich an eine Bank auf der anderen Straßenseite. "Damals, vor... 3 Wochen... ich fand auch einen Brief. Den, den ich jetzt in der Hand halte. Und ich würde ihn dir gerne vorlesen." Ich hörte ein Schniefen aus meinem Lautsprecher und ließ mich auch kurz im Trauer treiben, bis ich dem Brief mit zutternden Händen öffne.
Hey Palle, und, so wie ich dich kenne, auch Hey Manu. Wenn ihr das lest, bin ich tot. Könnte auch theoretisch sein, dass jemand den Brief so findet, aber... Egal. Auf jeden Fall... Hey. Und, Palle, Patrick, Patt, Patti, ich möchte nur, dass du eines weißt, dir eines bewusst bist. Ich liebe dich, und werde nie aufhören dich zu lieben. Manu... Ich habe dich geliebt, und im tiefsten Innern liebe ich dich auch noch. Aber... Sind wir realistisch. Ihr fühlt beide nicht das, was ich für euch fühle. Beziehungsweise... Gefühlt habe. Ich frage mich, wie es passiert ist. Bin ich gesprungen, war es unfreiwillig, was waren meine letzten Worte zu euch? Hauptsache, wir sind nicht im Streit auseinader gegangen. Wenn, dann tut es mir leid. Dann tut es mir unglaublich leid. Aber... Ich kann es nicht ändern. Wie gesagt, sind wir realistisch. Ihr liebt euch. Nicht als Freunde, sondern als Beziehungspartner. Ich hoffe, ich habe euch gerade einen Anstoß gegeben. Patt, wir wissen beide, dass du nirgendwo lieber sein würdest als bei Manu. Und das genau anders herum. Wenn ihr das hier lest, bin ich tot. Schade eigentlich. Ich wäre gerne alt geworden. Mal sehen, was ich dann erreicht hätte. Aber jetzt, jetzt bin ich weg. Aber... Das sage ich jetzt einmal. Dann nie wieder. Geht los. Liebt euch. Bitte. Um meiner Willen. Ich liebe euch.
Taddl."
Ich hörte es tuten. Er hatte aufgelegt. Wieso? Und jetzt war es klar. Die Tür öffnete sich.
Und da stand er. Der Brief flatterte zu Boden, und Manu rannte auf den Größeren zu. Im Schutz des Regens teilten sie ihren ersten und gleichzeitig auch letzten Kuss, voller Liebe, voller Trauer, voller Hoffnung. Sie trauerten um ihre alte, gemeinsame Liebe. Sie konnten diesen Moment jedoch nicht lange genießen, denn just in diesem Moment raste ein Auto um die Ecke.
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1211 Wörter
Ich brauche Schlaf, aaaargh .-.
Habe ich im 2 Uhr nachts geschrieben, bitte beachtet das. Feedback?
Jo.
Rosenlicht
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