Awkward • Rewilz

"Alter ihr Hurensöhne! Ihr könnt doch ni- argh!" Mit vor Wut rot angelaufenen Wangen blieb Sebastian vor Felix und Alex stehen, baute sich auf und wollte sie gerade wüst beleidigen, da glitt sein Blick wie automatisch zur Seite und fiel auf einen eher kleineren, brünetten Jungen, welcher an seinem Schließfach rüttelte und von einem anderen in seinem Alter ausgelacht wurde. Sebastians Herz blieb für einen kurzen Moment stehen, nur um dann noch schneller weiterzuschlagen und seine roten Wangen blieben. Hoffentlich würden die zwei vor ihm, welche den Inhalt seines Schulranzens fett grinsend auf dem Schulflur verteilten, nichts von all dem bemerken, aber schon einen Wimpernschlag später schüttelte er sich und brüllte laut herum, verpasste den zwei lachend eine Kopfnuss.
Felix, welcher sich zu dem Geschrei umdrehte, hatte von dem intensiven Blick, der ihm vor nicht einmal dreißig Sekunden gegolten hatte, nichts bemerkt. Trotzdem folgt sein Blick dem schlaksigen Jungen und ein leichtes Lächeln flog über sein Gesicht, bevor er sich umdrehte und in seine Klasse ging.

"Und hey, da dachte ich mir, wieso sprech' ich sie nicht an und weißt du wa- Rewi!" Etwas empört starrte Patrick zu seinem besten Freund hoch, stemmte seine Arme in die Hüften. "Rewi!" Seine kindliche, leise Stimme ging zwar fast im Tumult der Pause um, aber dennoch blickte Sebastian zu ihm runter - seine graublauen Augen erstaunlich verträumt und in die Ferne blickend. "Hm?" "Also.. ich höre dir zu, weißt du? Im- fast immer! Aber bitte, dann interessiert's dich halt nicht, dass ich vielleicht bald nich' mehr Single bin alda!" Das schien Sebastian nun wirklich wieder ganz in die erschreckend graue Realität gezogen haben, denn mit einem feminin hohen 'WAS?' blickten alle in seiner Umgebung auf die zwei Freunde.
Patrick, dessen Gesicht rot war und er grinste wie noch was, wich seinem Blick aus. "Naja. Ich mag sie. Und sie.. naja.. ich glaub, sie hat vergessen, dass man auf Snapchat Benachrichtigungen bekommt, wenn die andere Person Screenshots macht.." Seine braunen Augen begannen zu funkeln. "Verdammt, Basti, ich hab ein Date! ...oh nein, nicht dieses Gesicht!" Und doch - das fast schon groteske, teuflische Grinsen verhieß nichts gutes, denn schon wieder drehten sich alle im Umkreis um - sogar inklusive Lehrer. "Palle fickt Marie-hie! Palle fickt Marie-hie!"
Und tatsächlich - das zierliche, schwarzhaarige Mädchen errötete bis zu den Haarwurzeln, wurde schließlich aber auch zu ihrem Kreis, der sich in den immer Pausen bildete, geschoben und die beiden flirteten, als gebe es kein gestern und kein morgen.

"Leute!" Wie so oft ging Patricks Stimme unter und hilflos ließ er sich auf seinen Stuhl fallen. "Dann erfährt halt niemand, dass wir hohl haben. Denn halt nicht."
Doch sofort war es still in der elften Klasse - alle starrten auf den Klassensprecher, als wäre er ein allein gelassenes Rehkitz und sie die Jäger.
Einundzwanzig.. zweiundzwanzig.. nicht einmal bis dreiundzwanzig kam Sebastian, denn in der Klasse brach ein Tumult los und so schnell er konnte, packte er seine Sachen zusammen und hastete zur kleinen Aula der Schule - hoffend, dass seine Freunde ihm nicht folgen und er seine Ruhe haben würde.
Und tatsächlich - nur Patrick war ihm gefolgt und nun saßen die beiden über ihre Mathematikbücher gebeugt da, blendeten die Außenwelt aus.

"Alter, Felix, hör' mir doch mal zu!" "Ich hör dir zu, aber du laberst seit fünf Minuten, du egozentrischer Sack!" Belustigung hatte sich in die Stimme des Zehntklässlers geschlichen und er blickte auf seinen Klassenkameraden, welcher in dezent empört anstarrte. "Ich und egozentrisch! Diggah, ich doch nicht."
Jaja, Petrit. Felix schnaubte - er hatte seinen wohl einzig richtig engen Freund zwar schon vor Monaten ins Herz geschlossen (auch wenn er es nicht wirklich zugeben wollte, denn bei jeder Sache, die in Richtung Gefühle, Freundschaft und Liebe ging, bekam Felix meist nur einen Schulterschlag und 'Wixxer'), aber würde er aufpassen, hätte er schon viel früher bemerkt, dass Felix ihm nicht zuhörte. Viel lieber betrachtete er die beiden älteren Schüler, welche sich vor zehn Minuten an einem der Tische in der Aula niedergelassen hatten. Über irgendwelche Bücher gebeugt tauschten sie nicht ein einziges Wort aus und gaben Felix die perfekte Vorlage, die beiden in aller Ruhe betrachten zu können. Der eine kleiner, gut gebaut, leicht gebräunter Teint, braune, fluffige Haare - nicht so fluffig wie Felix' eigene, fast lockige Haare (welche er aber lieber struwwelig nannte) und total konzentriert. Der andere eher desinteressiert aber dennoch bei der Sache, größer, schlaksiger, mit dunkelblonden Haaren und etwas blass. Nur zu gerne hätte Felix seinen Namen erfahren, getestet, wie es sich anfühlte, ihn auszusprechen, aber nicht nur, dass er viel zu schüchtern gewesen wäre, die beiden anzusprechen, nein, Petrit hielt ihn mit seinen Monologen an Ort und Stelle.
"...du bist manchmal so ein Wixxer. Hurensohn, ehrlich." Stimmt, da war ja was. Der egozentische Sack war auch eine Mimose und jetzt war es an Felix, Petrit wieder gutmütig zu stimmen.

"Der kleine Braunhaarige?" "Wo?" Suchend blickte Sebastian sich um und beinahe hätte Patrick sich mit der Hand flach auf die Stirn geschlagen. Solangsam sollte Sebastian sich Mal fangen. Seine 'Schwärmereien' gegenüber dem Kleinen waren - zumindest für Patrick - mehr als nur offensichtlich und durch das übertriebene ahnungslos-über-den-Pausenhof-schauen verlächerlichte alles nur. "Nicht so auffällig, Großer. Von dir aus auf elf Uhr." Erkenntnis blitzte in Sebastians Augen auf und langsam nickte er - ein bisschen gefesselt von dem Auftreten des von Patrick erwähnten. War das nicht dieser cute Kerl vor ein paar Wochen am Spind gewesen? Der, dem er in letzter Zeit öfters mal zufällig sah und natürlich nicht betrachtete? "Der hat dich in der Hohlstunde gestern mega oft und auffällig angestarrt." Sein Herz machte einen Hüpfer - als er einmal von Sinus, Kosinus und Tangens aufgeblickte, hatte er auch kurz das Gefühl gehabt, dass der Blick des Jüngeren auf ihm gelegen hatte.
"Echt?" Bemüht desinteressiert blickte er weg, hatte jedoch das Gefühl, dass sein Blick wie magisch von dem Unbekannten angezogen wurde.
Patrick hörte er nicht mehr zu, das Thema war vom Tisch und schnell merkte er, dass es dem Jungen, welcher auf der anderen Seite des Schulhofes stand, nicht anders als ihm erging und so trafen sich schnell ihre Blicke - Sebastian schauderte es und er drehte sich weg, sein viel zu schnell schlagendes Herz verfluchend.

Es war warm, viel zu warm. Eigentlich war es erst Juni - doch die Hitze hatte die Kleinstadt fest in seiner Hand und sorgte dafür, dass die Lehrer an den unkonzentrieten Schülern verzweifelten. Diese quetschten sich jeden Tag in die überfüllten Busse, anstatt sich im kühlen Haus zu verschanzen und dort abgedunkelt Serien zu schauen, bis die Hitzewelle vorbei war.
Und als er an einem besonders ekelhaft warmen Tag wieder Zuhause war, schälte sich Sebastian erleichtert aus seiner kurzen Hose und seinem T-Shirt, legte sich auf die Couch und ging an sein Handy.
Doch keine neue Nachrichten und besonders aktiv auf Instagram oder Twitter war er nie - schon, ab und zu mal irgendwas, aber nach gut einer Viertelstunde stand er auf und schlich im Wohnzimmer und der ganzen unteren Etage umher. Fünfzehn Uhr. Hausaufgaben hatten die Lehrer schon vor Tagen aufgegeben, es gab keine Arbeit auf die zu lernen war und Patrick musste bei seiner Freundin sein. Oder? In letzter Hoffnung schrieb Sebastian seinem besten Freund, kassierte aber nur eine Absage.

Bin bei Freunden meiner Eltern. Aber die haben einen Sohn in unserem Alter. Komm doch her?
[15:06]

Neeh man, so ein taktloser Sack bin ich dann auch nicht.
[15:07]

Komm schon. Für ihn ist es okay.
Nachtigallenallee 7, wir warten 15 Minuten.
[15:09]

Was konnte er schon verpassen? Ein langweiliger Zockernachmittag.. aber immerhin besser als bei sich Zuhause gammeln, oder?
Ganze fünf Minuten stand Sebastian da, starrt ins Nichts und dachte nach, rannte dann aber blitzschnell in sein Zimmer, warf sich ein graues T-Shirt über und schlüpfte in irgendeine Hosen, sprang aufs Fahrrad und radelte so schnell er konnte los, nur um irgendeinen Bekannten seines besten Freundes zu besuchen.

"Oh. Hey." Ja. Oh. Einatmen, ausatmen. "Hey." Lässig bleiben. "Komm doch rein.."
Patricks Lächeln schien dem des Teufels zu gleichen, als Sebastian und Felix in Felix' Zimmer eintraten. "Hey Rewi. Cool, dass du gekommen bist." Wenn Blicke töten könnten... Sebastians Wangen waren rot angelaufen und auch auf Felix' waren rosa Flecken.
"Felix, das ist Sebastian. Rewi, das ist Felix. Kennt ihr euch scho-" "Nein nein! Noch nie gesehen!" Später hätte Sebastian sich für seine nur zu offensichtliche und zu schnelle Antwort geschlagen, aber im selben Moment hatte auch der Kleinere neben ihm panisch irgendwas gestammelt. Beide blickten in jeweils die entgegen gesetzte Richtung und Patrick schmolz fast bei dem Anblick der zwei, die sich offenbar schon von Anhieb an mochten. Wenigstens von Sebastians Seite hatte man die wochenlangen Beobachtungen, die man fast schon Schwärmereien nennen konnte, beobachten konnte und es war beinahe knuffig nervös der sonst so impulsive, laute Junge war.
"

Leude, ich geh mal. Euch noch viel Spaß." Ein Augenzwinkern, und schon saßen Felix und Sebastian alleine auf Felix' Bett - für zwei auf jeden Fall Platz, aber zur dritt war es dann doch enger geworden und so saßen die beiden dicht nebeneinander.
Der Fernseher, in dem irgendein Film lief, war im Grunde egal, denn ihm wurde keine Beachtung geschenkt. Zumindestens bei Felix.
Viel zu interessant war Sebastian, seine prickelnde, angenehme Nähe und Wärme, seine Beine, wie er sie alle zwei Minuten anders umschlug und seine Hände, die nervös miteinander spielten.
"Bist du müde?" "Ein bisschen. Du?" "Ja. Viele.. Arbeiten. Also Klausuren. Bin ja schon in der elften." "Ich weiß." Stille. Felix hätte sich für seine bescheuerte Frage schlagen können und schluckte hart, bevor Sebastian das Wort ergriff. "Du bist in der zehnten?" "Ja." Erneut Stille. Und so tauschten sie immer wieder ein paar Worte aus, steif, verklemmt. Und als Felix alleine in seinem Bett lag, wünschte er sich trotzdem die Anwesenheit des Älteren zurück. Denn trotz, dass es awkward war, war es schön gewesen. Wirklich schön.

Er konnte sich wirklich, wirklich mehr zwischen ihm und Sebastian vorstellen.

(1649 Wörter)
Geplant: 1300-1500 Wörter
Geplante Handlungspunkte: 5-6
Ausgeführte Handlungspunkte: 2
Jaja.. bin sehr stolz auf mich.
Naja xD
Tut mir leid wegen dem Schreibstil, ich weiß, er ist ein bisschen weird.
Habt ihr Ferien, und wenn ja, was macht ihr da?
-Rooooosenlicht

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