Angst • Leser

Langsam stand ich auf und drehte mich im Kreis. Es war dunkel, der sonst hell strahlende Mond schien nur spärlich in mein Zimmer. Mein Blick wanderte langsam über die alten, teils vermoderten Dielenbretter - für einen Moment sah es aus, als würde Wasser auf dem Boden verschüttet worden sein. Leise schlich ich darauf zu - nein, es war kein Wasser. Dunkler, dickflüssiger... Ich ging in die Knie und tauchte sanft, aber trotzdem vor unerklärlicher Nervosität zitternd meine Finger in die Substanz. Bei näherem Betrachten schrie ich leise auf - Blut. Warmes, dickflüssiges, glänzendes Blut tropfte von meinen Fingern auf den Boden. Warm - es war... Frisch? Das hörte sich so brutal an. "Das Blut ist noch frisch". Sowas hörte man oft in Jagdfilmen. Doch das hier war die Realität, weder ein Traum, noch eine Einbildung. Ich blinzelte und meinte kurz einen Schatten zu sehen, doch das schien nicht möglich zu sein. So ein Schatten, wie es kurz auf der Wand zu sehen gewesen war, konnte in diesem Licht gar nicht zustande kommen. Aber eigentlich kann es auch nicht zustande kommen, dass warmes Blut auf meinem Zimmerboden war. Leicht fröstelnd stand ich auf, jetzt war ich wach, na toll. Ein kleiner Blick auf die Uhr verriet mir, dass es vier Uhr nachts war und jeder normale Mensch schlief. Auf jedem Fall die, denen Schule wichtig  war. Ich griff nach meinem Handy und zog mir einen zu großem Pulli über - dann ging ich in das Kaminzimmer - das Wohnzimmer unseren Hauses. Es war kalt und ich fror noch mehr. Deswegen wollte ich mich in den warm und kuschelig aussehenden Sessel setzen, dich dieser schien besetzt zu sein. Tatsächlich - meine kleine Schwester. Wieso war sie hier, noch wach? Mit zierlichen neun Jahren, da sollte man doch meinen, um diese Uhrzeit die Augen nicht mehr offen halten zu können? Leicht berührte ich sie an der Schulter und sje zuckte zusammen. Ich ebenfalls, nur schrie ich dazu auf. Ich hatte nicht an ihre Schulter gefasst, sondern an etwas härtereres. Sie drehte sich um und mein Herz blieb stehen. Mir blickte ein weiß leuchtender Totenschädel entgegen, aus dem klischeehaft Spinnen und Maden hervor kamen - trotz der Tatsache, dass ich keine Angst hatte, sprang ich zurück. Denn, ehrlich, niemand will von einer Madenschleim - und Spinnenüberzogenen Knochenhand berührt werden. Doch der Sprung ging gewaltig in die Hose - ich stieß gegen ein altes, instabiles Bücherregal und zwei, drei Bücher flogen heraus. 'Harry Potter und die Kammer des Schreckens'. Wow. Ernsthaft Schicksal, musste ich genau das Buch der Harry-Potter Reihe in die Finger bekommen, in welchem Spinnen vorkamen? Ich schauderte bei dem Gedanken an Ron Weasleys Irrwicht im dritten Band - zugegeben, ich vergrub heute noch mein Gesicht in der Decke, wenn ich diese fette, haarige Spinne sah. Aber Thema-wechsel: Die schlechte Skelett-Maden-Imitation von Schwester kam auf mich zu, und obwohl ich mehrere Centimeter größer als sie war, fühlte ich mich kleiner als je zuvor. "LASS MICH!" Diese zwei Rufe, und ich kauerte mich auf dem Boden. Unlogisch, ich weiß, ich meine, ich konnte nicht mehr ausweichen. Aber dennoch fühlte ich mich sicherer, wenn ich sie nicht sah. Ich hatte auch das Typische Bettdecken-Syndrom - es knackst, es könnte ein Mörder kommen, ich hatte Angst und ich könnte umgebracht werden, genauso wie meine Familie - vollkommen egal, ich versteckte mich unter meiner Bettdecke und glaubte, ich seie sicher. Genauso wie jetzt. Aber umso mehr erschrack ich mich, als ich die Hand meiner Schwester an meinen Unterarmen spürte - doch sie war warm. Ägnsich hob ich meinen Blick, welcher sofort auf ihre besorgten, giftgrünen Augen traf, welche vor ein paar Momenten noch voller Spinnen gewesen waren. "Hey, alles okay?" Verwirrt blickte ich mich um - es war warm, der Kamin war an, meine Schwester kniete mit Fleisch, Blut und allem was dazu gehörte vor mir. "Wieso bist du noch wach?" Meine Stimme zitterte und meine Frage wurde sofort von einem hellen Licht und einem lauten Schlag unterbrochen - ein Gewitter. Ich hätte es mir denken können, meine Schwester hatte extreme Amgst vor Gewittern. Vorsichtig blickte ich nochmal zu ihr - sie war immer noch Sie. Nervös stieß ich Luft aus und rappelte mich auf. "Alles okay bei dir? Ich meine, du bist reingekommen, hast mich an der Schulter berührt, hast geschrien und bist gegen das Regal gekracht. Außerdem wolltest du mich gerade mit Joanne K. Rowling schlagen!" Am Ende des Satzes war ihre Stimme leicht entrüstet - niemand übertraf ihre Liebe zu Harry Potter. Nervös nickte ich und schaute mich noch einmal um - kein Schatten, nichts. Ich musste doch noch im Halbschlaf gewesen sein. Müde ging ich in mein Bett - die mittlerweile erkaltete Blutlache hatte ich nicht mehr gesehen, genauso wenig wie ein Schatten, der michzu verfolgen schien...

"Wirklich, du hast dir das alles nur eingebildet." Ich seufzte genervt und liess mich in die weichen Kissen zurück fallen. Es war eine schlechte Idee gewesen, meiner besten Freundin davon zu erzählen. Diese schien mich jetzt zu überzeugen wollen, dass ich mir entweder keine Sorgen machen sollte oder vor Sorge total ausrasten sollte. "Ich meine, okay, ich habe unglaubliche Angst vor Motten, und trotzdem sehe ich nicht überall welche." 'Trotzdem sehe ich nicht überall welche'. 'Sehe ich nicht überall welche.' Dieser Satz brannte sich tuef in mein Gehirn. Verzweifelt sah ich auf und blickte in ihre fast schwarzen Augen. "Hey, hörst du mir zu?" Wütend warf sie ihre langen, schwaren Haare zurück. "Dich sollte man echt in 'ne Psychatrie schicken!" Jetzt war sie wieder bei 'PSYCHATRIE!' . Langweilig. Mein Blick wanderte wieder und wieder bildete ich mir einen Schatten ein. Schon auf dem Weg zu ihr hatte ich mir einen eingebildet. Einer, der mich die ganze Zeit zu verfolgen schien. "Das ist sehr weise, Harry. Du hast Angst vor der Angst selbst!" Wurde ich von der größten Nervensäge aka meiner besten Freundin aus den Gedanken gerissen. "Was?" Schnell blickte ich auf und betrachtete sie, wie sie sich vor Lachen kugelte. "Nichts kann dich besser aus dem Konzept bringen wie ein Harry Potter Zitat. Kleiner Potterhead." Wütend stieß ich sie weg. Korrigiere, wollte sie wegstoßen, doch griff nur ins Leere. Verwundert wolte ich ihr etwas sagen, doch die Worte blieben mir im Hals stecken. Ich würde gerne sagen, dass mein Puls ins Unermessliche stieg, doch ich spürte ihn nicht mehr. Ich spürte gar nichts mehr. War von der Angst gelähmt. Zwei große Augen, schwarz wie die Nacht, starrten mich nicht mal mehr an, sondern fixierten mich, als wäre ich ihre Beute, gefolgt von haarigen Fühlern. Eine riesige Motte. Man muss zu seiner Angst selbst werden  oder was? Schlechte Kopie von Batman Begins. Doch erstmal... Erstickt schrie ich auf und kroch zurück. Das einzige was mein Gehirn mittlerweile zustande brachte, waren Angstgefühle und Adrenalinstöße. Weg. Weg. Einfsch nur weg. Ich sprang auf und rannte, dabei auch fast gegen die Tür, aus dem Haus. Es war komplett dunkel, kein Licht leuchtete. Es war komplett still. Ich hörte meinen eigenen, abgehackten Atem und meine leisen Schritte auf dem kalten Asphalt. Barfuß trat ich den Weg nach Hause an - vollkommen orientierungslos, die Schwärze der Nacht verschlung mich und ich wurde Teil von ihr. Oder doch nicht, denn meine 'heldenhafte' Furchtlosigkeit war vorbei, als etwas oder jemand nach meinem Fußgelenk griff. Ich ignorierte es so gut es ging, lief weiter, immer weiter. Doch es wurde schwerer, immer schwerer. Die eiskalte Hand kroch immer weiter nach oben und ich fühlte mich minimal belästigt. Hoffentlich sah ich gleich in dem Tunnel da vorne, was es war, sonst konnte ich meine Heimreise ohne Vergewaltigung gleich streichen.
Das kalte, strahlend helle Licht der Tunnellampen flackerte und ich kan mir immer mehr vor wie in einem schlechten Film - das Gefühl, verfolgt zu werden, eine kalte Hand am Bein, und dann noch, als I-Tüpfelchen, Lampen, die macheinander ausgingen und nur noch eines blieb an. Und, Achtung, das Klischee ging noch weiter, Köpfe, von Menschen, die ich liebte auf dem Boden. Langsam löste sich die Hand von meinem Bein und langsam, bedächtig trat ich nach vorne. Das war nicht die Realität. Das konnte nicht die Realität sein. Doch sage man das mal meinem Unterbewusstsein - Angst kam in mir hoch und mir schauderte es. Meine barfüßigen Zehen stießen an den Kopf meines Vaters, schön ecklich in den blutigen Hals. Ich schrie erneut auf - hachja, es hallte... Schön. Den Angstgrad der Zuschauer gerade NOCHMAL steigern. Jetzt fehlte nur noch das Stolpern über einen - ja. Es war ein Kopf. Nein. Es war ejne Hand. Und ein Messer. Egal, wieviel Sarkasmus, Ironie und Ernstlosigkeit in den letzten paar Sekunden enthalten war - jetzt kam alles so richtig schön in Fahrt. Ich fing an zu schwitzen und zu zittern - meine Arme knickten ein. Mein Fuß stieß an das noch blutige Messer, und es gab nichts Schlimmeres, also zu wissen, dass Blut von Geliebten an sich kleben zu haben. Das hier musste ejn Traum sein. Das war nicht echt. Es war nicht real. Es war nicht real. "DAS IST NICHT REAL!"
"Ey!" Ich blinzelte - plötzlich wurde es hell. Es war Tag und eine kleine Menschnetraube hatte sich um mich gebildet. Ich blickte auf meine Jeans - zerissen, aber nicht blutig. Meine Füße - barfuß, aber nicht blutig. Meine Arme - mit einer Gänsehaut überzogen... Und... Blutig. Ich blickte in die Gesichter der anderen Menschen - zerkratzt, geschockt. Hatte ich mir alles nur eingebildet? Wie im Trance setzte ich mich auf und merkte, wie ich hochgehoben wurde. In ein Auto gesetzt wurde. Langsam schlief ich ein - der Schlaf schien mein einziger Ausweg aus diesem real gewordenen Albtraum geworden zu sein.

"Schizophrenie." Ich wurde wach und blickte mich nervös um. Wo ich war? In einem kleinen Raum. Ich setzte mich mit Müh und Not auf - hatte eine Zwangsjacke an. Am anderen Ende des Raumes - meine Familie. Meine kleine Schwester trat langsam und vorsichtig auf mich zu, fast, als hätte sie Angst vor mir. Angst. Das Wort konnte ich nicht mehr hören. Oder spüren. "Wir lassen dich hier". Hätte es gewindet, hätte ich ihr Hauchen nicht verstanden. "Ich lasse Michael hier." Michael, ihr kleiner Teddy. Ich musste lächeln, als ich ihn  auf meinem Schoß 'sitzen' sah. Er war süß. Solange, bis alle aus dem Raum gingen und Maden anfingen, aus ihm heraus zu kriechen.

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1687 Wörter
Zugegeben, auf diesen OneShot bin ich schon ein bisschen stolz ^-^ hat zwar keinen Feinschliff, aber who cares :D. Die Idee kam von meiner Schwester, und ich bin froh, dass dieses Buch nur 'OneShots' und nicht 'YouTube Omeshots' heißt, hehe, dann kann ich auch sowas hochladen ^^. Feedback? Biete?
Jo.
Rosenlicht

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