Just a funny human - Poltergeisha

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Just_a_funny_human schreibt für... Wacrie :)

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Poltergeisha

Schon lange kursieren in dem kleinen Dorf "Gei" Gerüchte, dass es in der alten Villa des Bürgermeisters spuken sollte. Aber weshalb, fragt ihr euch?

Alles fing mit einer neuen Bürgermeisterwahl an. Es gab die Bürgermeisterwahl nun schon mehrere Jahre. Die letzten 4 Jahre wurde sogar immer derselbe gewählt. Doch diese Wahl verlief anders. Die Geschehnisse brannten immer noch in den Köpfen der Bewohner, als wär es erst gestern gewesen. Jeder aus dem Dorf wusste, dass die Villa an den nächsten Bürgermeister weitergegeben wird. Doch seit den Vorfällen wurde kein Bürgermeister mehr gewählt. Auch die Villa steht seitdem leer. 

Aber welche Vorfälle?

Es begann damit, dass der Wahlvorstand gerade am Stimmen zählen war, als sich die Monster das erste Mal zeigten. Man sagt, dass der Wahlvorstand beim Zählen plötzlich nicht mehr sprechen konnte. Die Münder waren wie zugenäht und man munkelt, dass Blut aus den Augen und Ohren trat. Sie erzählten von Gestalten in alten Kimono-Gewändern. Hochgesteckte Frisuren sollen sie gehabt haben und auffallend geschminkt gewesen sein. Sie waren am Singen und Tanzen, anschließend versorgten sie die männlichen Vorstände. Sie wandelten um sie herum und boten ihnen Tee an. Man erklärte sie als verrückt und entließ sie ihres Amtes.  

Das zweite Mal war, als der Bürgermeister in seine Villa einzog. Er erzählte, dass es mit einem Klopfen anfing. Er dachte sich nichts dabei, bis er mehrere Frauen herumgehen sah. Sie waren am Lachen und trugen ihre Shamisen im Arm. Nach den Beschreibungen waren es dieselben Gestalten wie am Wahltag. 

Er wurde paranoid, erzählte man im Dorf herum. Er ging seinen Aufgaben nicht mehr nach und versteckte sich in seinem Zimmer, wie seine Putzfrau berichtete. Man hörte ihn aus seinem Zimmer schreien, die einen sagten aus Lust, andere hielten es für Schmerzensschreie. Die Angestellten bekamen Angst und kündigten nacheinander. Schnell war die Villa heruntergekommen und man merkte, dass der Besitzer sich nicht mehr wirklich darum kümmerte. 

Eines Tages kam ein Postler auf das Grundstück. Er fand ihn vom Balkon herunter hängen. Der Bürgermeister hatte mehrere Schnitte auf seiner Haut. Seine Arme und Beine fehlten. Was den Obduzent, bei der Untersuchung der Leiche, jedoch am meisten verstörte, war seine Kastration. Diese Infos wurden jedoch, aufgrund des Schutzes des Opfers, nicht preisgegeben.

Wie im Lauffeuer gingen Gerüchte durch das Dorf herum. 

Gierige Dorfbewohner ließen sich zur Wahl aufstellen, um die Villa für wenig Aufwand zu erwerben. Doch noch in derselben Nacht wurden sie gefoltert, verstümmelt und kastriert. Jeder dieser Dorfbewohner, fand man am nächsten Tag vom Balkon herabhängend.

Die Älteren sorgten dafür, dass niemand mehr die Villa betreten konnte, und sprachen ein Verbot für die Wahlen aus. 

"-und deswegen dürft ihr niemals, hört ihr, niemals diese Villa betreten!", bat die Mutter ihre mittlerweile 16 Jahre alten Söhne. Bislang hatte sie ihnen nie davon erzählt, weil sie fand, dass sie noch zu jung waren. Sie wollte sie schützen. Da dies aber nun bald in der Schule gelehrt werden würde, dachte sie, es wäre besser, ihnen davon zu erzählen, damit sie vorbereitet sind. 

Einer ihrer Söhne erhob das Wort. "Aber Mama, sind das nicht nur Gerüchte?"

"Nein, Jungkook. Das ist wirklich passiert. Meine Mutter erzählte es mir auch, als ich noch kleiner war, um die nachfolgende Generation zu schützen und deshalb habe ich es euch nun auch erzählt. Also bitte unterlasst eure Neugierde und geht dort nicht hin."

Die beiden Jungs schauten sich an und nickten eifrig. Sie warfen sich jedoch Blicke zu, die Entschlossenheit ausstrahlten. 

Sie hatten einen Gedanken gefasst. 

Sie würden die Wahrheit herausfinden. 

Die Mutter zeigte sich zufrieden und nahm eine beige-goldene Decke aus dem Schrank, in dem sie tagsüber immer die Bettdecke inklusive Kissen verstaute, und deckte ihre Söhne zu, ehe sie auch schon das Zimmer verließ. 

"Wir werden uns ganz bestimmt nicht daran halten, oder Jungkook?"

"Bestimmt nicht, wir haben uns noch nie an was gehalten. Alsoooo, warum jetzt damit anfangen?"

Lächelnd sahen sie sich an und schmiedeten bereits einen Plan. 

- - - 

Sie waren gerade am Esstisch und aßen zu Mittag, als Jimin seine Stimme erhob. 

"Mutter, Jungkook und ich müssen noch einen Aufsatz über die Eiche schreiben. Wir würden also noch etwas rausgehen, um ein paar Bilder dazu zu machen."

"Mhhh, wenn ihr bis zum Abendbrot wieder Zuhause seid, ist das kein Problem."

"Ja, Mutter", sagten sie fast zeitgleich und schoben ihre Teller zusammen, als sie auch schon zur Küche sprinteten, das Geschirr einräumten und anschließend zur Garderobe rannten. 

Sie verabschiedeten sich und liefen hinaus.

"Soo, in welche Richtung müssen wir nochmal?", fragte Jimin seinen Bruder

"Richtung altes Rathaus. Dahinter müsste sich ein großer Wald erstrecken und mittendrin muss sich die Villa befinden."

"Wollen wir das wirklich durchziehen?" Jimin wurde unsicher.

"Klar, als ob an so alten Gerüchten etwas Wahres dran ist", gab Jungkook witzelnd von sich. 

"Naja, Mutter klang dabei sehr ernst", wandte Jimin ein. 

"Jimin, du glaubst doch nicht wirklich an diese sogenannte Poltergeishas, oder wie auch immer Mutter sie genannt hat."

Schnell verneinte Jimin. Er wollte nicht als Angsthase vor seinem Bruder erscheinen. 

"Na also, und jetzt komm."

- - -

Bei der Hälfte der Strecke bekam Jimin ein ungutes Gefühl. Ihm wurde schlecht und er wollte nichts sehnlicheres als umzukehren und sich in sein Bett zu verkriechen. 

"Jungkook, ich hab' Angst."

"Hab' dich nicht so, nicht mehr lange und wir sind da." Dabei zeigte er auf einem Haufen voller Efeu. 

Je näher sie kamen, desto mehr erkannten sie, dass es ein Gebäude war. Es war offensichtlich, dass es schon seit Ewigkeiten keinen Besitzer mehr gab, der sich darum kümmerte. 

Teilweise mussten sich die Zwei ihren Weg freikämpfen. Jungkook blieb plötzlich stehen, sodass Jimin, der hinter ihm ging, volles Karacho gegen ihn prallte. 

"Pass doch auf!", zischte Jungkook seinen Bruder an. 

"Tschuldigung", nuschelte dieser. 

Jetzt bemerkte Jimin, weshalb Jungkook überhaupt stehen geblieben war. Vor ihnen erkannte er eine riesige Treppe. Sein Blick folgte den Treppenstufen nach oben und blieb an der Villa hängen. Das Gebäude war mit Efeu überwuchert und an den Fenstern erkannte er zahlreiche Spinnweben. Die Türen hingen schief in den Rahmen, und auch diese waren zugewachsen und machten einen morschen Eindruck. Das verschnörkelte Eisen der Türangeln war verrostet und die Treppen schrien vereinzelt nach Einsturzgefahr. 

Langsam gingen die Brüder die Treppen hoch und schauten sich nervös um.

"Sag mal, ist dir auch plötzlich so kalt?", fragte Jimin, während er sich die Arme rieb. 

"Ja, vorhin war's noch warm..." Auch bei ihm hat sich mittlerweile eine Gänsehaut gebildet. 

Oben angekommen, schaute Jimin seinen Bruder unsicher an. Als wolle er leise fragen, ob er dies wirklich durchziehen möchte.

Ohne weiter zu zögern, duckte sich Jungkook und trat durch die noch vorhandene Tür. Dicht gefolgt von Jimin kamen sie in ein großes Foyer, das sich weit nach hinten erstreckte. Ein Kronleuchter lag in hunderten Einzelteilen auf dem Boden und bei jedem Schritt knisterte und knackte es. 

"Jungkook, wieso ist es plötzlich so finster?", flüsterte Jimin.

Sein Bruder antwortete nicht. Sein Blick war starr auf die Treppen, am Ende des Foyers, gerichtet. Er blickte nochmal zu den Fenstern, die links und rechts gleichmäßig verteilt waren. Es kam ihm komisch vor. Sie waren nicht mal eine Stunde zur Villa gegangen, es sollte jetzt maximal 14:00 Uhr sein. 

Jimin wurde nervös.

"Mir gefällt das nicht. Komm, lass lieber gehen", sagte Jimin zu ihm und zog am T-Shirt seines Bruders. 

"Jungkook?", fragte Jimin, bekam jedoch wieder keine Antwort. "Hey, ignorier mich nicht!", schimpfte er mit genervter Stimme. 

Doch sein Bruder reagierte nicht. Sein Blick fixierte immer noch denselben Punkt wie zuvor. Jimin hatte die Nase voll. Sein Bruder wusste genau, dass er nicht der Mutige von den beiden war und er sich schnell verunsichern ließ. Dass Jungkook dies auszunutzen würde, um ihm einen Schrecken einzujagen, hätte er nicht gedacht. Seine Emotionen und diese Atmosphäre ließen ihn zappelig werden. Er hatte keine Lust auf solche Spielchen, also ging er in kleinen Schritten und leise rückwärts. Er drehte sich nicht um, er hatte so ein Gefühl, das ihm sagte, er solle Jungkook nicht aus den Augen lassen. 

Plötzlich spürte er einen Widerstand. 

Niemals war er schon an der Tür angelangt. Sie waren doch viel länger nach vorne gegangen und er hätte diese Strecke niemals in so kurzer Zeit zurücklegen können. Sein Atem stockte, er nahm seine Augen von Jungkook und drehte seinen Kopf mit einer langsamen Bewegung nach rechts, um hinter seine Schulter zu blicken.

,,AHHHHHHHH", er stieß einen bitteren Schrei aus und stolperte vor Schreck über seine Füße. 

Eine Frau mittleren Alters stand dort. Ihre Augen starrten tot ins Leere, und ihre Lippen waren zu einem Lächeln verzogen. Sie war in einem älteren Stil gekleidet und kreidebleich. Das einzige, was herausstach, waren ihre blutroten Lippen. Sie hielt ein blutiges Holzinstrument in der Hand. 

Irgendwie konnte sich Jungkook aus seiner Starre befreien, irgendwas zog ihn in die Richtung. Er wollte Jimin gerade die Richtung zeigen, die sie als nächstes erkunden sollten, als er einen Schrei hörte. Blitzschnell drehte er sich um.

Er wusste nicht, wo er hinschauen sollte, zu seinem Bruder, der auf dem Boden hockte und dessen Blut mittlerweile aus seinen Händen trat oder doch lieber zu der Frau, die nicht wirklich wie eine Lebende aussah. 

"Was bringt euch in unser wundervolles Teehaus und wie können wir euch dienen?", sprach sie sanft und zuvorkommend. 

"UNSER?", stieß Jimin unwillkürlich aus. 

Jungkook wusste nicht, was er tun sollte, also entschied er sich kurzerhand, seinem Bruder aufzuhelfen. Jimin nahm die Hand etwas tollpatschig, jedoch dankbar, an. 

"Genau, unser Teehaus."

Nacheinander erschienen mehrere junge Frauen, manche waren deutlich älter, andere erreichten wahrscheinlich nicht einmal das fünfzehnte Lebensjahr. Jimin hatte Schiss wie sonst was, verkniff sich aber jeden dummen Kommentar, der ihm auf der Zunge lag. 

Jungkook begann zu sprechen. "Diese Villa ist euer Teehaus? Was seid ihr?"

Wow, dachte sich Jimin. Was besseres hätte er nicht fragen können. 

"Man nennt uns Geisha. Wir hatten hier unser Teehaus und wir dienten hier vielen Männern. Wir hatten schon so lange keine Gäste mehr", erklärte einer der Frauen. 

"Ja, wir sind so alleine", stimmten ihr die anderen vereinzelt zu. 

"Wir hatten vor ein paar Jahren wieder welche, sie waren aber nicht so erfreut von uns und mussten sich leider nach nicht sehr langer Zeit wieder verabschieden", erzählte ein kleines Mädchen bedauernd und legte ihre kleinen Finger um ihr Gesicht. 

"Ja, dabei waren wir immer sehr höflich und nett. Wie wir es gelernt haben", führte ein weiteres Mädchen das Gespräch fort. 

"Wie lange seid ihr nun schon hier?", beteiligte sich Jimin erstmals an der Konversation. 

"Wir haben vor 120 Jahren aufgehört zu zählen", meinte ein braunhaariges Kind. 

Die zwei Brüder schauten sich fassungslos an. 

"Ihr könnt ja jetzt bleiben oder nicht?", fragte das Mädchen von vorhin erwartungsvoll an die beiden Brüder gewandt. 

"Natürlich Sora. Sie bleiben jetzt bei uns", antwortete die Älteste, jedenfalls sah sie so aus, und ließ ihre Hände auf den Schultern des kleinen Mädchens nieder.

"Ihr könnt hier nicht weg, oder?", fragte Jungkook und ignorierte das zuvor Gesagte. 

Die Gestalten fingen herzhaft an zu lachen. 

Jungkook nutzte die Ablenkung und nahm Jimin an der Hand und rannte so schnell er konnte Richtung zweite Etage. Tipp, an alle - rennt nicht weg, sie holen euch schneller ein, als ihr denken könnt und danach seid ihr bei ihnen unten durch. 

Oben kamen sie zum Stillstand. Drei standen schon oben und erwarteten sie. Die zwei Brüder drehten sich um und wollten nach unten rennen, als sie bemerkten, dass die anderen Fünf unten standen und somit auch diesen Ausweg versperrten. 

Jimin wollte sich am liebsten klein machen, so klein wie eine verdammte Ameise. Sie hätten auf die Worte ihrer Mutter hören sollen. 

"Seid unsere Gäste und bleibt bei uns. Wir können bestes um euch sorgen", trällerten sie.

Jungkook schaute seinen kleinen Bruder an. Er sah verängstigt aus, seine Hände zitterten und seine Beine sahen aus, als würden sie jederzeit zusammenbrechen. Seine Augen waren den Tränen nahe. 

Er hasste es, seinen Bruder so zu sehen und musste bitterlich feststellen und bereute seine Entscheidung. Jungkook hatte da hinein geritten. Er war es gewesen, der unbedingt in die Villa und die Gerüchte auflösen wollte. Er war es gewesen, der trotz der eindringlichen Warnung seiner Mutter auf diese glorreiche Idee gekommen war, und nun bestand die Gefahr, hier nie wieder rauszukommen. Die Schuldgefühle fraßen ihn auf und am liebsten würde er nach Hause rennen und um Vergebung betteln. 

"Wir kommen hier wieder raus. Ich hab uns da reingeritten, also hol ich uns da auch wieder raus", flüsterte er seinem Bruder ins Ohr. 

"Aber wie?", flüsterte Jimin zurück. Tja, soweit hatte Jungkook nur leider noch nicht gedacht. Allerdings kam ihm im selben Augenblick eine Idee. Die Geishas konnten hier nicht weg, obwohl sie dies scheinbar wollten. Was, wenn sie irgendwas gegen ihren Willen an diesem Ort festhielt?

"Ihr seid hier gefangen. Was ist, wenn wir euch erlösen?", stellte Jungkook die Frage in den Raum.

Jimin starrte seinen Bruder entgeistert an. "Bist du jetzt völlig verrückt geworden?", zischte er ihm leise zu. 

Er reagierte nicht und wartete eine Antwort ab. 

"Überlegt es euch gut. Draußen sind sehr viele Menschen, denen ihr Freude bereiten könnt. Ihr wäret nie wieder allein. Jeder könnte euch gehören", säuselte Jungkook. 

Sie überlegten - das war gut. 

Die Älteste begann zu sprechen.

"Ihr habt 2 Stunden Zeit. Wenn ihr es bis dahin nicht geschafft habt, werden wir zuerst ihn -", sie zeigte dabei auf Jimin, "- und dann dich zu einem unseres Gleichen machen."

"Deal, 2 Stunden."

Auf dieselbe Weise wie die Geishas gekommen waren, waren sie auch wieder verschwunden. 

- - -

Sie waren noch immer an derselben Stelle wie vorhin, nur mit dem Unterschied, dass sie sich aufgrund des Schocks und der einsetzenden Erschöpfung hingesetzt hatten. 

"Na toll. Du hast es wirklich besser gemacht. Nur verfickte zwei Stunden. WIE VERDAMMT SOLLEN WIR DAS SCHAFFEN? Wir wissen ja nicht mal nach was wir suchen sollen", stieß Jimin wütend aus.

"Ich musste Zeit verschaffen, okay? Wir wären sonst nicht mehr so lebendig."

Jungkook drehte sich zu seinem Bruder. 

"Hör zu, es tut mir leid. Ich weiß, ich hätte auf dich hören sollen, als du gesagt hast, dass wir umdrehen sollten. Es tut mir leid, dass ich als großer Bruder versagt habe. Ich bin der ältere von uns beiden und sollte mich demnach auch erwachsener verhalten. Ich hätte dich niemals in diese Scheiße reinreiten dürfen, und dafür entschuldige ich mich. Ich brauche jetzt aber deine Hilfe, denn ich alleine schaffe es bestimmt nicht. Hilfst du mir also?"

Jungkook schaute seinen kleinen Bruder an. Sie hatten beide Angst, und würden am liebsten einfach wieder zuhause sein. Aber dafür mussten sie sich jetzt zusammenreißen, um diese Gestalten zu erlösen. 

"Klar, großer Bruder."

- - -

"Also, nach was suchen wir?", warf Jimin die Frage in den Raum. 

"Ich hab' keine Ahnung", gab Jungkook zu. 

Stille kehrte ein. Beide dachten angestrengt nach. 

"Poltergeisha, werden sie genannt...", fing Jimin an.

"Ja? Auf was willst du hinaus?"

"Was macht denn eine Geisha?"

"Soweit ich weiß, waren die meisten Prostituierte. Sie bedienten und unterhielten die männlichen Gäste mit Gesprächen, Liedern oder kleinen Kunststücken. Und sie waren meistens in Teehäusern zu finden."

"Genau, und welche Wahlvorstände konnten, laut Mutter, die Geishas nicht sehen?"

"Die weiblichen."

"Richtig. Die männlichen Gäste müssen also etwas getan haben, was sie hier behält. Sie können mit dem, was passiert ist, keinen Frieden finden. Lass uns mal die Villa anschauen, vielleicht finden wir ja in einer der Räume was."

"Ich sag das ungern, aber lass uns aufteilen", schlug Jungkook vor.

Jimin nickte zustimmend.

"Ich geh rechts - du links", sagte Jungkook zu seinem Bruder. 

- - -

Jimin lief durch den Gang, schaute immer Mal raus aus den Fenstern, aus denen man einen wunderschönen Ausblick auf den Garten hatte. Es war stockdunkel. Doch irgendwas störte ihn an dieser Szene, die sich vor seinem Auge abspielte. Als gehöre irgendwas nicht in das Bild. Er blieb stehen und trat näher an die Fenster heran. Mit einem knirschenden Geräusch machte er das Fenster auf. Er blickte nach unten und sah, wie das Mondlicht auf einen Hügel strahlte. Es scheint nichts untypisches zu sein, aber es störte ihn. Sein Gefühl sagte ihm, dass es nicht dahin passte. Ohne noch länger darüber nachzudenken, rannte er den Gang zurück zum Foyer. Dort angekommen, rannte er so schnell wie möglich die Treppen runter. So leise wie möglich lief er über die Scherben Richtung Türe, davor angekommen machte er jedoch Halt. Er schaute nochmal zurück und trat langsam hinaus. 

Er war mehr als überrascht, als es wieder hell war. Kein Mond, kein Nachthimmel. Die Sonne schien und er hatte das Gefühl, er wäre Ewigkeiten in der Villa gewesen. 

Konzentration, Jimin - sagte er sich in Gedanken zu.

Draußen schaute er die Fenster der Villa genauer an, um sicherzustellen, aus welchem Fenster er hinaus geblickt hatte. Als er sein Fenster gefunden hatte, ging er in diese Richtung. 

Nicht lange und er war an dem Hügel angelangt. Ein Stock, an dem ein Stück Stoff gebunden war, fiel ihm sofort auf. Er kletterte ein wenig nach oben, griff nach diesem und zog ihn aus der Erde heraus. Jimin stockte. 

Er wusste, er konnte nicht mehr viel ausrichten, nahm aber seine Hände als Werkzeug und versuchte, die Erde weg zu buddeln. Wie vorauszusehen war, kam er nicht wirklich weit. Seufzend setzte er sich zurück. Jetzt war er so nahe dran, aber einen wirklichen Beweis konnte man diesen Fetzen jetzt nicht nennen. 

Enttäuscht setzte er seinen Weg zurück in die Villa fort. Gerade als er durch die Tür trat, bekam er erstmal wieder einen Herzinfarkt. 

"Erschreck mich doch nicht so, Jungkook."

"Sorry, ich hab was gefunden und dich gesucht."

"Wirklich? Ich auch."

"Ja, Bilder und Videotapes. Wobei man die Videotapes gar nicht anschauen muss, da die Fotos schon sehr eindeutig sind." Anschließend übergab er ein paar Fotos an seinen Bruder. 

"Das sind doch...-"

"-Genau. Das sind einige der Mädels, und das Beste kommt noch. Schau mal hier", sagte Jungkook und zeigte auf ein Bild.

"Der letzte Bürgermeister?"

"Jap. Ich glaube, dass er die Wahlvorstände mit ihnen bestochen hat. Ich meine, wer würde so ein Leben wegen einer neuen Wahl hergeben?"

"Du meinst also, dass er die Stimmen gefälscht hat, und diese Geishas waren so eine Art Bezahlung."

"Genau, aber halt dich fest. Meine Theorie wird noch heftiger. Ich glaube, dass die Zeit hier seit dem Vorfall anders vergeht, jedenfalls für die Mädchen und Frauen. Während die Zeit bei uns langsam vergeht, ist die Zeit bei ihnen relativ. Deswegen sagen sie, sie sind schon 120 Jahre hier. In Wirklichkeit sind sie aber erst 20 Jahre hier."

"Ja, du hast recht. Ich war gerade draußen und es war so, als wäre außerhalb der Villa keine Zeit vergangen, seit wir sie betreten haben, aber warum sind sie gestorben und wie kannst du die Tode des Bürgermeisters und der Dorfbewohner erklären?"

"Weil jemand sie auffliegen lassen wollte. Vielleicht haben sie die Schnauze voll gehabt. Unsere Vorfahren wollten ihr dunkles Geheimnis mit ins Grab nehmen. Sie konnten jedoch nicht ahnen, dass sie ihre Ruhe nicht finden und verdammt in dieser Villa sind."

"Vielleicht hat das ja was mit dem Hügel da draußen zu tun."

"Hügel? Du warst draußen?"

"Ehm, ja...sagte ich doch gerade?"

"Schon vergessen, dass hier so Arten von Poltergeishas herum poltern?"

"Warte mal, heißt das nicht, dass wir möglicherweise richtig liegen?"

"Zeig mal den Hügel"

- - -

"Hier, da sind wir."

"Also gutes Zeichen ist, dass sie uns noch nicht aufgelauert sind. Und diese Zeitzone ist wirklich zum Kotzen. Wir könnten jetzt einfach schon 3 Jahre älter sein und wir wüssten es nicht."

"Stimmt. Du Jungkook, ich hab' diesen Fetzen gefunden. Er war um einen Ast gewickelt und steckte in der Erde."

"Mhhh, warum kommt er mir so bekannt vor?"

"Was meinst du?" Jimin schaute seinen Bruder fragend an, denn er konnte rein gar nichts damit verbinden. 

"Erinnerst du dich an die Bettdecke von zuhause? Ihr fehlte genau so ein Stoff. Mutter hat einen anderen Stoff dran genäht, weil sie es von unserer Oma bekommen hatte und deshalb nicht wegschmeißen wollte." 

"Jetzt wo du's sagst. Sie hatte tatsächlich den selben Farbton und das Muster erscheint auch ähnlich...", sagte Jimin nachdenklich. 

"Genau, und jetzt meine Theorie. Was ist, wenn unsere Oma auch eine Geisha war, aber dem Tod entkommen konnte? Es könnte doch sein, dass sie so erschüttert war, als einziges überlebt zu haben, dass sie sich bei den Männern gerächt haben könnte."

"Ja, aber dann frage ich mich, wieso nur sie überlebt hat. Und warum dieser Fetzen hier ist."

"Weißt du, was Geihas überhaupt nicht dürfen, außer sie treten aus? Heiraten und schwanger werden. Vielleicht ist sie von einem Vorstand geschwängert worden und musste damit aufhören. Und dieser Fetzen, eventuell wollte sie damit ein Zeichen setzen, dass sie ihre Kameraden gerächt hat. Wer weiß, vielleicht wurden sie hier sogar vergraben."

"Das ergibt Sinn, aber jetzt mal eine andere Frage. Wenn das alles stimmt. Wie sollen wir sie überhaupt erlösen?"

"Keine Ahnung, ihnen helfen, sodass sie sich daran erinnern? Sie verbrennen? Ich weiß es doch auch nicht."

"Verbrennen hört sich gut an, aber wie? Ich hab' kein Feuerzeug dabei. Du?"

"Nein, aber wenn wir Steine finden, können wir damit den Funken erzeugen. Ich suche mal perfekte Steine. Jimin, du versuchst, kleine Äste und vielleicht Papier zusammenzufinden."

Jungkook ging zur Steinmauer. Dadurch, dass sie veraltet war, lösten sich schon einige Steinbrocken ab. Er schaute sich die Mauer genauer an, bis er zwei härtere Steine fand. Zum Test schlug er sie gegeneinander. 

Es klappte nicht, mist. 

Er probierte es noch einmal und noch mal. Es funktionierte einfach nicht. Er wollte schon aufgeben, als Jimin von hinten sagte: "Ich glaube, du musst sie während dem Schlagen schräg halten."

Jungkook vertraute seinem Bruder, weshalb er es gleich ausprobierte. Und siehe da, die ersten Funken flogen in die Luft. Ohne weiter nachzudenken, liefen sie zum Hügel. Dort hatte Jimin schon Äste zusammen gesammelt und in Form eines Kegels aufgestellt. In dem Hohlraum dazwischen hat er ein paar Bilder gelegt. 

Jungkook schlug so fest, es ging die Steine aufeinander. Nicht lange und Funken zeigten sich. Sie waren jedoch zu schwach. Jimin nahm ein Bild in die Hand und hielt es unter die Steine, in der Hoffnung, das Feuer würde sich dort entfachen.  

Es klappte. Die Funken sprangen auf das Papier und verteilten sich in Windeseile. Jimin nahm die Feuerquelle und schmiss es in den Hohlraum. Sie bliesen immer mal in den Hohlraum. Dadurch dass das ganze im Freien war, bekam das Feuer schnell und genügend Sauerstoff und breitete sich aus. 

Als erstes schluckte es die übrig gebliebenen Bilder, anschließend nahm es die Äste ein, bis es sich auf das Gras verteilte. Es war trocken, weshalb es umso besser brannte.

Das Feuer breitete sich rasant aus und sie hatten Angst, dass es sie erreichen würde. Aber es schien, als würde das Feuer die restliche Landschaft vermeiden. Als würde es wissen, dass es nur gemacht worden war, um zu erlösen.

Aus dem Nichts erlosch es, als hätte man den Flammen den Sauerstoff genommen. Sie hatten Zweifel. Hatte es funktioniert? - fragten sie sich.

Sie schauten hinauf zur Villa und konnten erkennen, wie sich die dunkle Aura lichtete.

"Sie haben uns umgebracht, nachdem die Frauen des Wahlvorstands Verdacht geschöpft hatten. Sie wollten keine Beweise hinterlassen, die zu uns geführt hätten", sprach eine Stimme trauernd.

Die Brüder drehten sich um und erkannten die Älteste. 

"Sie haben uns zu Tode gequält und missbraucht. Bilder von uns gemacht und uns damit erpresst, weil wir nie so weit gehen und mit ihnen schlafen wollten. Dann wurde eine von uns schwanger. Sie wurde rausgeschmissen und überlebte somit. Sie erzählte Gerüchte, dass sie ihres Amtes entlassen wurde. Sie rächte sich bei dem Bürgermeister und bei allen, die diese Villa betreten wollten. Es erinnerte sie zu sehr an die Sachen, die uns angetan wurden. Und wir? Wir waren hier gefangen, gefangen in dieser Villa und in den Geschehnissen, an die wir uns nicht einmal mehr wirklich erinnern konnten. Uns war nur klar, dass uns schreckliches widerfahren war."

Jimin wollte gerade ansetzen, um zu antworten, wurde aber unterbrochen.

"Wir sehen das Licht. Es fühlt sich so warm und sicher an. Unsere Zeit ist gekommen, habt vielen Dank. Wir können euch nicht genug danken, dass ihr uns erlöst habt. Jetzt können wir endlich damit abschließen und unseren Frieden finden." 

Wie zuvor, waren sie einfach verschwunden. 

Und mit ihnen war auch die Kälte verschwunden, die zuvor von der Villa ausgestrahlt wurde. Ebenso die dunkle Aura, die von diesem Ort ausging. Sogar die zwei Brüder verspürten einen Hauch von Frieden. 

"Ich glaube, somit haben wir das Rätsel gelöst", fing Jimin an.

"Naja, nicht ganz. Ich meine, wir müssen noch herausfinden, ob unsere Oma wirklich für die Tode verantwortlich war."

"Jungkook, du hast die Geisha gehört. Sie hat sich an den Männern gerächt." 

"Ich weiß, aber irgendwas ist da faul. Ich spüre das."

"Okay. Ich vertraue dir, aber lass jetzt erstmal nach Hause. Ich bin fix und fertig."

Nickend stimmte Jungkook seinem Bruder zu und trat gemeinsam mit ihm den Nachhauseweg an. 

Dabei bemerkten sie nicht die Person, die sie hinter einem Baum die ganze Zeit beobachtet hatte. 

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