,,Bergmann!", rief der Direktor streng, Tim stand direkt auf, ,,Vertretung. Herr Range's Klasse, wie das letzte Mal." Gerade als der Blonde die Hand ausstreckte, ging der Direktor zielstrebig in sein Büro. Er konnte nichts weiteres als zu nicken und sich wieder hinzusetzen. Die Frage, die er sich jetzt stellte ist was er wohl mit der Klasse machen konnte.

Gelangweilt schaute Dominik aus dem Fenster, als auf einmal Michael auf sein Tisch kletterte und keine zwei Zentimeter vor seiner Nase saß. ,,Wir haben wieder mit Herr Bergmann.", flüsterte er mit großen, funkelnden Augen. Irritiert sah sein Gegenüber ihn an. ,,Du stehst doch überhaupt nicht auf den Unterrichtsstoff." Michael zuckte nur mit den Schultern und machte es sich auf dem Tisch gemütlich. ,,Immerhin besser als Mathe.", seufzte er und schloss die Augen. Dominik grinste und sah wieder aus dem Fenster. Was Herr Bergmann diesmal für ein Thema zum Diskutieren hatte?

Quietschend sah Kelly auf den Plan als sie den Namen der Vertretung las. ,,Herr Bergmann.", flüsterte sie verträumt und fühlte die Freude. Neben ihr seufzte Mirella und verdrehte die Augen. ,,Ich hab keine Ahnung, wieso du so verdammt verliebt in ihn bist." Kelly ignorierte bloß die Frage, lächelte ganz breit und stellte ihn sich wieder mit seiner Brille vor, die seine schönen Augen zum Vorschein brachte und diese blonden, zerstrausten Haare-
Das Klingeln brachte sie wieder in die Realität und lässt sie erinnern, dass sie nur noch zwei Stunden warten muss. Zwei Stunden, bis sie Herr Bergmann wiedersieht.

,,Hey", flüsterte Michael in der Mathestunde, "wieso interessierst du dich eigentlich so sehr für Philosophie?" Als Antwort wurde er nur von Dominik verwirrt angeschaut und fing an zu lachen. ,,Ruhe!", hörte er von irgendwoher und verstummte sofort. ,,Wieso fragst du? Und wieso genau jetzt?" Belustigt sah er seinen Sitznachbarn an, der nur mit den Schultern zuckte. ,,Worüber redet ihr?", fragte dann Alex in die Ruhe. ,,Alex!", mahnte ihn sein Lehrer und widmete sich dann wieder seinem Schreibkram. Michael und Dominik fingen nur an zu lachen aber so leise, dass es bloß niemand hören sollte. Doch wie das Glück so wollte wurden direkt alle drei rausgeschmissen; für den Lehrer wahrscheinlich die beste Lösung für die Ruhe, für das Trio draußen aber ist das genau das, was sie brauchten um ungestört reden zu können.
,,Also?", fragte Michael, lehnte sich lässig an die Wand und verschränkte die Arme vor seiner Brust, ,,Wieso bist du an Philosophie so interessiert?" Nun verstand auch Alex worüber sie reden und hörte gespannt zu. Sie bekamen nur ein Schulterzucken als Antwort, doch natürlich gab sich Michael damit nicht zufrieden und stocherte weiter herum. ,,Es gibt bestimmt einen Grund weswegen du das so feierst!", sagte Michael und klang schon fast verzweifelt. Dominik schüttelte den Kopf. ,,Naja, ich möchte gerne die Meinungen anderer hören, sie verstehen und mit ihnen diskutieren. Zum Beispiel kann jetzt Alex sagen dein Shirt sieht scheiße aus", Michael schaute den Blonden gespielt geschockt an, der nur grinste, "und dann fragst du dich bestimmt warum er das denn so scheiße findet und dann diskutiert ihr." Michael musste lange überlegen. ,,Im Prinzip das, bloß mit Themen die man sich einfach so nicht fragen würde, weil man nie richtig darüber nachdenkt." Alex schien das direkt zu verstehen, sein bester Freund hingegen musste am meisten überlegen, um das nachzuvollziehen. ,,Verstehst du jetzt?", fragte Alex Michael, er nickte hastig und lächelt ganz breit. ,,Ihr findet mein Shirt doch gar nicht hässlich, oder?" Beide fingen sofort an zu lachen; sein Shirt war schlicht schwarz mit einem Portrait; sieht aus wie Merchandise, stellte Dominik gedanklich fest. ,,Und wenn schon! Once you eliminate the impossible whatever remains no matter how improbable must be the truth.", zitierte Michael stolz und streckte seine Brust raus, sodass sie das nochmal auf dem Shirt lesen konnten.

Als es zur besagten Stunde mit Herr Bergmann klingelte, war die ganze Klasse ganz hibbelig und gar nicht zur Ruhe zu bekommen. Was auch immer mit ihnen vorgefallen war- es war merkwürdig. Als Tim in die Klasse kam, wurden ein paar Schüler und Schülerinnen leise, doch die meisten waren immer noch nicht zu beruhigen. Der Blonde seufzte, legte seine Tasche auf den Pult und nahm sich Kreide.

,,Was kannst du im Leben alles erreichen?", stand an der Tafel. Dominik sah sich in der Klasse um, war für eine kurze Zeit sogar verwirrt. War die Frage nicht zu einfach? In dem Moment blickte Michael ihn an und dann Alex. ,,Millionär werden.", sagte Michael ganz einfach, fand seine Antwort so beeindruckend das er ganz breit grinsen musste. ,,Oder ein Obdachloser.", entgegnete Alex, um ihm zu widersprechen und kurz sah Michael aus als wäre er traurig, weil er nicht die beste Antwort hatte. ,,Geh und schreib das doch an die Tafel." Alex streckte ihm die Zunge raus. ,,Geh du doch!"

Kelly saß ruhig auf ihrem Platz, stützte ihren Kopf mit ihren Händen und sah den Vertretungslehrer so auffällig verträumt an. Mirella stupste sie an, verwirrt sah die Blonde zu ihr. ,,Schau nicht so direkt! Es sieht ja schon fast so aus, als würdest du ihm gleich die Klamotten vom Leib reißen." Beide fingen an zu kichern und Kelly zuckte nur mit den Schultern. ,,Das Hemd steht ihm super, die Brille so oder so.", schwärmte sie, Mirella zuckte bloß mit den Schultern. ,,Oh ja, Sex mit einer Lehrerin- so geil, weil das übertrieben verboten ist.", hörte sie in den hinteren Reihen Luca und Max lachen. Kelly verdrehte die Augen und konzentrierte sich dann wieder nur auf Herr Bergmann.

Tim klatschte in die Hände um die Aufmerksamkeit von allen Schülern und Schülerinnen zu bekommen. ,,Falls es jemand bemerkt hat bin ich wieder hier für die Vertretung. Ich weiß auch nicht wieso in letzter Zeit in eurer Klasse so viele Lehrer und Lehrerinnen krank sind, aber auch egal." Er zeigt auf die Tafel und dann auf die Kreide in seiner Hand. ,,Möchte jemand was dazu sagen?" Tim ging durch die Klasse und schaute die jeweiligen Schüler/-innen an. Als er eine Meldung sah, drehte er sich direkt um und nickte dem Schüler zu. ,,Bitte mit Namen.", sagte der Blonde noch und lächelte ihm zu. ,,Also mein Name ist Dario und ich denke das man nicht alles im Leben erreichen kann was man will, weil die Regeln das einem verbieten." Interessiert hörte Tim zu, nickte und bat ihm, es weiter auszuführen. ,,Zum Beispiel wenn man woanders leben möchte- ausziehen aus dem Elternhaus weil man unbedingt alleine wohnen möchte, um Verantwortung zu übernehmen; das geht ja auch erst ab 18 Jahren."

Michael seufzte, schnipste mit dem Finger um die Aufmerksamkeit so schnell wie möglich zu bekommen, was auch klappte. ,,Ich finde es okay, das man die meisten Sachen erst ab 18 machen kann, weil man bis dahin Erfahrungen sammelt, die dein Leben beeinflussen." Erstaunt blickte Dominik seinen Freund an, der sonst nie so sachlich redete. ,,Interessant.", murmelte Tim, lächelte dann.

,,Will noch jemand anderes was dazu sagen?", fragte der Blonde in die Klasse. Er sah Alex aufzeigen. ,,Ich finde man kann alles mit seinem Leben machen. Zum Beispiel kann man mit fünf Jahren anfangen die Liebe zu Stiften zu finden. Dadurch hat man doch mehr Motivation etwas zeichnen oder malen zu wollen. Durch diese Motivation lernt man und probiert alles aus, um besser zu werden- um zufrieden zu sein und dann kann man später immer noch überlegen ob man das beruflich machen möchte." Tim nickte glücklich, fragte nach weiteren Beispielen als Sebastian aufzeigte. ,,Man kann doch auch Milliardär werden!" Man hört von Michael nur ein ,,Wollte ich auch sagen", murmeln. ,,Solange man das macht, was man liebt und wofür man eine Leidenschaft entwickelt hat, kann man alles machen, was man möchte.", fügte Sebastian noch hinzu.

Kelly blickte Tim die ganze Zeit an, ließ ihn überhaupt nicht aus den Augen und das spürte er natürlich auch. Er ließ die Jungs ihre Ideen in Stichpunkten an die Tafel schreiben, drehte sich dann um und geht auf ihren Platz zu. Er überlegte nicht lange. ,,Hm, Kelly, richtig?" Sie nickte hastig und strahlte über das ganze Gesicht. ,,Möchtest du noch etwas dazu sagen?" Kelly schüttelte langsam den Kopf. ,,Alles was ich sagen würde, wurde schon gesagt. Ich finde auch das man alles erreichen kann, solange man das möchte und dafür kämpft." Ihre Sitznachbarin Mirella wusste nicht mehr, ob sie über das Thema redet oder doch über Herr Bergmann, der aber zufrieden lächelte und nickte. ,,Vielen Dank."

—
Die Liebe zwischen Kelly und Tim finde ich immer noch komisch vorzustellen, aber auch witzig.
Wer weiß, was das für ein Zitat ist, der/die darf sich geehrt fühlen.