Stay | Bergzone


Man sagte mir, um zu lieben, bräuchte man Zuneigung und Zeit und Berührungen; doch das alles ist Schwachsinn.
Sie sagten, man liebe erst dann, wenn man diese Person mit all den Ecken und Kanten kennen würde, doch das alles ist Schwachsinn.

Ich kann jemanden lieben, den ich nie zuvor gesehen habe, bloß vom Schreiben her. Ich kann jemanden lieben, den ich nur vom Sehen her kenne, ohne jemals mit ihm geredet zu haben. Ich kann genauso jemanden lieben, den ich seit meiner Kindheit kenne.

Es ist mir egal, wie lange ich diese Person kenne. Die Liebe wird intensiver, wenn man sich länger kennt; wie man sich kennenlernt, wie schnell man sich vertraut.

Und auch wenn man so viel Selbstvertrauen besitzt, wie es nur möglich ist, trotzdem hört man gerne, dass man hübsch ist, süß oder sonstige Komplimente.

„Es sind die kleinen Dinge, die einen am meisten Freude bereiten.", sagte ich leise, sah dabei Tim an, der nur seufzt.
„Genauso sind es die kleinsten Dinge, die einen Menschen ganz schnell zerstören kann."

Ich habe nur den Kopf geschüttelt. Er hat Recht, aber was sollte ich ihm denn sagen? Ja, das Leben ist scheiße, aber Kopf hoch? Ist das ermutigend für ihn? Ist das überhaupt ermutigend für irgendwen?

„Sie hat dich verloren, nicht du sie. Also müsste sie so traurig sein, wie du es gerade bist und du; du solltest nicht so dasitzen und dich selber bemitleiden."

„Das ist leichter gesagt, als getan, mein Freund." Er krümmte sich etwas, während er auf seinem Sessel sitzt und diesmal bin ich derjenige, der seufzt.

„Wenn sie so schnell vergisst, wie sie dich geliebt hat, dann hat sie dich nie so geliebt, wie sie es gesagt hat."

„Ich liebe sie, Dominik.", flüsterte er und wenn ich mich nicht ganz täusche, hat er dabei Tränen in den Augen. „Ich liebe sie so sehr, dass es wehtut."

Ich setze mich neben ihn, legte meinen Arm um seine Schulter und er stützte seinen Kopf drauf, konzentrierte sich dabei, keine Träne zu verlieren.

„Ich weiß," murmelte ich und fuhr durch seine Haare, „ich weiß und sie auch. Deswegen musst du sie loslassen. Sonst fühlt sie sich noch toller, verstehst du? So, wie du sie begehrst."

Er schüttelte leicht den Kopf, hält sich an mein Shirt fest, als ich mein Kopf auf seinen lehnte. „Ich habe so viele Jahre mit ihr verbracht. Ich kann nicht verstehen, wie schnell sie das hinter sich bringen konnte."

Ich streichelte sanft durch seine Haare, ganz vorsichtig, damit er sich nicht erschreckt. „Das beweist doch nur, dass sie's nie so ernst gemeint hat, wie du!"

Leise hörte ich, wie er zu schluchzen begann und fühlte den Schmerz, den Tim gerade empfindet, mindestens genauso. „Bitte weine nicht.", flüsterte ich leise, zog ihn etwas näher an mich, um ihn zu zeigen, dass ich bei ihm bin.

Es wurde für eine Weile ganz still im Raum. Keiner von uns beiden wollte etwas sagen oder wusste einfach nicht, was man jetzt am besten sagen könnte. Stattdessen hörte Tim auf zu schluchzen und sonst nichts. Nur unser beider Atem.

„Wirst du mich irgendwann auch verlassen, so wie es Marie getan hat?", murmelte Tim leise und fast unverständlich. Da hätte ich mir kurz gewünscht, dass ich es nicht gehört hätte.

„Niemals.", sagte ich ganz vorsichtig und ließ ihn nicht merken, dass es mir schon wehtat. Glaubt er wirklich, ich würde ihn verlassen? Einfach so, wie es Marie getan hat?

„Wenigstens du." Ich fing an seinen Arm entlang zu streicheln und blieb leise, da ich nicht wusste, was ich sonst hätte sagen können.

„Ich bleibe. Egal was passiert. Und ich werde dich nicht verlassen." Und das war keine Lüge oder irgendwas, um ihn aufzumuntern. Es war die Wahrheit. Ich werde ihn bei all dem, was er macht, unterstützen.


Ja. Ich lass das mal so stehen.

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