Feel it | Bergzone
Ich verabscheute es, Tim mit Dario zu sehen. Ich könnte mich übergeben, weinen, schreien und sterben; und das alles gleichzeitig. Doch ich hab Angst. Angst davor, ihn dann nie wieder zu sehen. Sei es mit seinem anderen Liebhaber, da würde es mich wenig interessieren. Tim war glücklich, ich sah ihn lachen und so schön vor Glück strahlen; da vergisse ich oft mal den Anderen. Ich sah nur Tim und blendete alles andere aus. Nur Tim, der immer so glücklich zu mir rüberschaut, mich angrinst und weiter mit den Anderen sprach. Ich war aufgeregt, als Tim mit mir sprechen wollte. Vielleicht war da ein Funken Hoffnung, doch das war Blödsinn. So schnell lässt Tim seinen Liebhaber nicht gehen, er liebt ihn doch so sehr. Er erzählte mir, dass er mir so sehr dankt, dass ich immer für ihn da war und nie im Stich gelassen hab. Er nahm mich in den Arm, so fest, dass ich schon fast keine Luft mehr bekam. Ich fing an zu lächeln, genoss diesen Moment. Wer weiß, wann es das das nächste Mal sein wird? Dankbarkeit, das verspürte Tim. Wohl oder übel kam dann Dario in den Raum. Ich spürte seine Eifersucht, dieser Blick, mit dem er mich angeschaut hatte. Ich schluckte schwer, ging mit einer nicht so guten Ausrede schnell weg und fuhr zu mir nach Hause. Einsamkeit; das wohl mit einer der schlimmsten Gefühle, die es gibt. Ungeduldig tippte ich mit meinen Fingern auf dem Tisch rum, während im Hintergrund leise Musik läuft, um mich irgendwie abzulenken. Kaum dachte ich eine Sekunde lang nicht an Tim, da ruft er mich an. "Du.. Dominik," sagte er, seufzt und ich ahnte schlimmes. Ich hab nie gewusst, wie unsicher er sich anhörte. "Wir müssen leider den Kontakt abbrechen." Ich wusste nicht, ob das Entsetzen war, Enttäuschung oder Erleichterung, doch alles prallte auf mich ein, ließ mich einfach auflegen und Löcher in die Luft schauen. Kontaktabbruch. Ich war fassungslos. Wie kam es denn dazu? Was hatte er für einen Grund? All diese Fragen, doch ich bin viel zu schwach, um seine Stimme zu hören. Vielleicht wird er ja nicht mal die Wahrheit sagen, was weiß ich denn schon. Ich wusste tagelang nicht, was in seinem Leben abging. Keine Tweets, Bilder oder sonstiges. Langsam machte ich mir Sorgen, obwohl er mir klar machte, keinen Kontakt mehr haben zu wollen. Ich war geduldig, starrte auf seine Nummer, auf das 'Nachrichten'-Symbol; ein Klicken, ganz kurzes Drücken und schon hätte ich ein Lebenszeichen, doch ich konnte es nicht. "Wir haben uns getrennt." Nennt man sowas Glück? In der einen Sekunde, inder ich mir schon Sorgen gemacht habe, so eine Nachricht zu bekommen? "Es ist alles nur deine Schuld!" Ich frage mich immer noch, wieso Dario immer mit solchem Hass mit mir umgeht. Ich habe ihm nie was getan. Hilflos stand ich vor Tim, der anfing sich jedes Mal mit seinem Ärmel über die Augen zu wischen. "Versteck deine Tränen nicht.", hatte ich ihm gesagt und ihm in den Arm genommen. Er fing an zu schluchzen und krallte sich an mich fest. Sein Kummer brachte mich um, doch ich blieb an seiner Seite. Ich versuchte für ihn stark zu sein. Er weint und weint und das vielleicht eine Ewigkeit; so fühlt es sich für mich an. Und dann beruhigte er sich, saß regungslos vor mir und starrte auf einen Punkt im Raum. Ich konnte nicht sagen, ob ich leide oder ihn in diesen Momenten am meisten liebte, aber dann sah er mich an. "Du warst der Grund," sagte er und stand auf, "Immer nur du, deswegen ist Dario so sauer." Er bedankte sich bei mir für's Kommen, brachte mich zur Tür und die Worte machten mich nachdenklich. Dario ist auf mich sauer und Tim bestätigte seine Nachricht. Aber was kann so schlimm sein, das Dario mich so hasst und Tim nach der Trennung so weint? Er wollte mir die ganze Geschichte erzählen, doch ich war viel zu nervös, um zu ihm zu gehen. Trotzdem packte mich die Neugier. Ich möchte gerne die ganze Wahrheit wissen, damit ich Dario's Hass verstehen kann. Also saß ich jetzt hier auf Tim's Sofa, starrte auf den Boden und wartete, bis er sich sammelte. "Das Dario sauer auf dich war, konnte man nicht übersehen. Eifersucht, Neid und alles, was dazu gehört." Er seufzt und schaut mich an. "Er dachte, wir hätten was miteinander. Irgendwie eine Affäre oder so, weil wir uns immer näher kamen. Er wollte, dass ich den Kontakt zu dir abbreche, hat mich vor die Wahl gestellt." Ich spürte den Schmerz; Er hat Dario gewählt, nicht mich. "Ich hab nichts gesagt, dann ist er abgehauen und meinte, er will mich nie wieder sehen. Und jetzt sind wir hier." Ich fühlte mich schuldig für die Trennung, obwohl mich Dario immer verachtet hat. Ich wollte nie was Schlechtes für ihn oder die Beziehung; ich hab's den beiden gegönnt, doch das Dario dachte, Tim würde ihn betrügen ist echt Unsinn. Es war ein Moment der Schwäche, als mich Tim so ansah; als würde er mich für eine Sekunde lang so ansehen, wie er Dario angeschaut hat. "Kommst du klar?" Meine Stimme klang fast schon wie ein Flüstern, da er mich immer noch so ansieht. Er nickt nur, ist in seinen Gedanken. Zu gern würde ich wissen, was gerade in seinem Kopf vorgeht. Dario blieb sturr, war viel zu stolz um Tim zu sagen, er hätte unrecht. Man sah, dass Tim wieder den Spaß fand, Videos zu machen. Regelmäßige Uploads. Er war unglaublich stark, hatte seine Gefühle unter Kontrolle, was ich beneidete. "Überraschung!", schrie er, als er mich per Skype anrief. Im Hintergrund erkannte ich ein 'Happy Birthday' Schild mit ganz viel Konfetti und Tim, der einen Partyhut anhat. Er sagte, ich sollte zu ihm und mit ihm feiern; er hielt nicht locker, bis ich dann doch auf der Party war. Es war toll, ich fand gefallen an dieser Überraschungsparty, doch natürlich muss etwas mein Unglück schmücken. Dario stand bei Tim; ich sah die beiden nur von weitem. Tim schüttelte immer wieder den Kopf, Dario nahm seine Hand und streichelte seine Wange. Ich starrte in die Richtung, bis Dario immer näher kam und kurz, bevor er ihn küssen konnte, Tim ihn wegstieß. Er drehte seinen Kopf, sah mich und schnell verschwand ich auf die Terrasse. Ich brauch einfach mal frische Luft. Es war verblüffend, das Tim ihm nicht verziehen hat. Ich wusste nicht, worüber die sprachen, aber anscheinend wollte Dario ihn zurückgewinnen. "Dominik, vertrau mir." Ich schüttelte den Kopf. Tim stand neben mir. Ich kann in seiner Nähe nicht klar denken oder handeln. Er schien verwirrt zu sein, kam näher und wollte mir durch die Haare streichen, doch ich wich ihm aus. "Lieber nicht.", brachte ich bloß raus, entfernte mich von ihm. "Wieso nicht, Dominik?" Ich schaute zu ihm. Da war wieder dieser Blick. Er sah mich an, als wäre ich Dario, als würde er mich lieben mit all dem, was er hat. Ich wurde weich, musste mich am Geländer festhalten, um nicht zusammen zu fallen. Wortlos schüttelte ich den Kopf, konnte meinen Blick aber nicht von ihm entfernen. Seine Hand legte er auf meine und kurz zuckte ich zusammen. Diese Zuneigung von ihm bin ich nicht gewohnt, vorallem nicht, nachdem das alles mit Dario passierte. Er tritt immer etwas näher an mich heran. Näher und näher, bis nichts mehr zwischen uns passte. Dieser Blick von ihm veränderte sich kein Stück. "Tim..", flüsterte ich, doch er legte seine Finger auf meine Lippen. "Sag nichts.", hauchte er und beugte sich langsam zu mir hinunter. In mir wurde alles weich und ich schloss die Augen, um mich auf seine Berührungen zu konzentrieren. Er legt seine Hand auf meine Wange und streichelte mit seinem Daumen über meine Lippen; ich hielt die Luft an. So zurückhaltend hab ich ihn nie erlebt, doch anscheinend kannte ich ihn nie genug. Doch jetzt würde ich ihn kennenlernen. Jetzt, wo er ganz langsam unsere Lippen vereinten und im Kuss anfing zu lächeln.
---
Gefühle frei in Lauf.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top