08.02



      MEDIKAMENTE UM MEDIKAMENTE REIHEN sich auf, bilden eine gerade Linie, eine illusionsartige Perfektion; die einzige, die ihm bleibt wenn er nicht bei ihm war, nicht seine Hand halten konnte, nicht sein Lächeln sehen konnte, seinen Duft einatmen konnte, ihn nicht in seinen Armen halten konnte.

Diese eine Reihe ist alles, was ihm noch an Ordnung blieb; alles, was ihm blieb als er dabei ist, den gesamten Rest zu verlieren.

Jeder Atemzug schmerzt ihn, brennt in seiner Lunge, lässt sein Herz schneller und qualvoller schlagen, bringt sein Blut dazu mit viel zu hoher Geschwindigkeit durch seinen schwächer werdenden Körper zu fließen.

Allein der Gedanke an ihn hält ihn aufrecht, lässt ihn weitermachen, sorgt dafür, dass er nacheinander jede einzelne der Tabletten schluckt; solange bis keine mehr übrig ist.

Und er redet sich ein, dass er sich besser fühlt, dass es wirkt, dass es hilft und sich sein Körper irgendwie regeneriert; er lebt von der Lüge.

Er lebt von Lügen und Liebe, von sanften Lächeln, warmen Händen und schneller schlagenden Herzen. Er lebt von Lügen und Liebe und Illusionen.

Er lebt von ihm, der alles in sich zu vereinen scheint, der alles für ihn zu sein scheint. Und in der warmen Nacht, in der er sich so einsam wie schon lange nicht mehr fühlt, macht er sich einen Tee, setzt sich auf den kühlen Boden in der Küche und starrt in die Dunkelheit, während stumme Tränen sein vom Mondschein erhelltes Gesicht hinab rinnen, ehe sie sanft zu Boden tropfen.

»Das ist doch dein Lieblingstee, oder?
Ich kann ihn gar nicht leiden.«



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