02.03
ZEIT IST ETWAS RELATIVES; sie vergeht schnell, sie vergeht langsam, sie bleibt stehen und sie scheint gar nicht zu existieren.
Mit Jimin ist es genauso: in einer Sekunde ist er da, in der anderen wieder weg und es fühlt sich an, als würden die Momente, die er mit ihm verbringt nichts anderes sein als wunderschöne, magische Illusionen, als wäre er gefangen in einem endlosen Traum.
Ein Traum, der so leicht enden könnte wie eine Seifenblase manchmal platzt — ganz plötzlich, einfach so, ohne scheinbaren Grund.
Er will nicht, dass dieser wunderschöne, magische Traum endet, dass er aus ihm aufwacht und der Realität ins Auge blicken muss, dass er sich bewusst werden muss, dass alles nichts bringt und es eine einzige große Lüge ist. Er will sich einfach weiter dem Gefühl der Geborgenheit hingeben, der Sicherheit, der gespielten Ahnungslosigkeit. Es ist, als würde er ein Spiel mit dem Leben und irgendwie auch dem Tod spielen.
»Jimin?«
»Ja?«
»Kennst du diese Momente, in denen du im Zug sitzt, und er hält an einem Bahnhof; Menschen steigen aus und ein, jeder mit einem Leben so komplex wie dein eigenes. Und am Gleis direkt gegenüber, der Zug direkt neben dem in dem du sitzt, ist dabei loszufahren, nachdem er einen kurzen Moment neben deinem Zug stand.
Und für einen winzigen Augenblick, den winzigsten Bruchteil der Ewigkeit glaubst du, dass es dein Zug ist der fährt, und du fühlst dich irgendwie schwerelos und auch irgendwie auch komisch und leicht melancholisch, aber weißt gar nicht wieso. Und dann bemerkst du, dass es gar nicht dein Zug ist, der fährt, sondern der gegenüber. Und dann wird er immer schneller und ist bald verschwunden, hinterlässt ein leeres Gleis; und dann setzt sich dein Zug langsam in Bewegung, in die genau entgegengesetzte Richtung.«
Jimin ist überwältigt von dem plötzlichen Redeschwall des Älteren; noch nie hat er in den zwei Monaten mitbekommen, dass Yoongi so viel am Stück geredet hat, und er stellt sich die Frage, warum das so ist.
»Yoongi, was willst du mir damit sagen?«, fragt er kurzerhand vorsichtig nach, mit leiser, lieblicher Stimme, seine Hand mit der großen und warmen Yoongi's verschränkt.
»So fühle ich mich, wann immer ich dich sehe, Jimin. Ich fühle mich, als würde mir meine ganze Welt entgleiten, als würde ich dich verlieren ohne dich überhaupt richtig gesehen, kennengelernt zu haben. Und es macht mir Angst, dass ich so denke.«
Die einzige Antwort, die Jimin Yoongi in diesem Moment geben konnte, war ein hauchzarter, federleichter Kuss auf seine Wange; eine Berührung wie als würde ein rosafarbenes, winziges Kirschblütenblatt im späten Frühling langsam durch die Luft gleiten, mit genau fünf Zentimetern pro Sekunde, und schließlich sanft den Boden berühren. Ein winziger Ausdruck seiner abgrundtiefen Liebe. Dem Versprechen, dass alles gut werden wird.
—
es wundert mich echt, dass das hier überhaupt jemand liest, wow. Jedenfalls danke an euch! Hoffe es hat euch gefallen 💛
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top