Long Time ~Stexpert
Entspannt sah ich aus dem großen Zugfenster und beobachtete die traumhafte Landschaft die sich mir bot. Große Felder, bunter Wald. Alles schien mir perfekt. Die Vögel die in Schwärmen am Horizont entlang flogen, auf dem Weg in ein komplett neues Land, um den bevorstehenden kalten Wintertagen zu entfliehen. Glücklich lehnte ich mich zurück und schloss meine Augen, während ich der leisen Musik lauschte die durch meine Kopfhörer Drang. Ich freute mich auf die bevorstehenden Wochen auf dem Land. Obwohl ich in Karlsruhe wohnte, war ich nicht sonderlich angetan von den großen und beängstigenden Beton Wüsten. Nein, viel lieber verbrachte ich meine Zeit in den großen Parks die sich in der Nähe meines Elternhauses befanden. Nur mit Mühe konnte ich meine Eltern davon überzeugen, mich die Semesterferien über, zu einem alten Freund aufs Land zu schicken. Ich hatte ihn ewig nicht gesehen und es machte mich traurig zu wissen, das er vielleicht nicht mehr wusste wer ich war, wir hatten Jahre keinen Kontakt. Meine Eltern zogen, als ich knappe 14 Jahre alt war, nach Karlsruhe und so musste ich mich von meiner damals großen Liebe trennen, die nicht einmal wusste was ich empfand und sich anscheinend nun auch nicht an mich zu erinnern scheint. Ich beschloss mir jedoch keine zu großen Gedanken darüber zu machen und wechselte das Lied um meine, nun etwas bedrückte, Stimmung zu heben. Ich sah wieder aus dem Fenster, ungeduldig auf das Schild wartend auf dem der Name dieses Dorfes stand. Diese Wochen werden hoffentlich unbeschreiblich schön. Dafür werde ich schon noch Sorgen.
Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, als der Zug an der gewünschten Haltestelle anhielt. Die anderen Fahrgäste nicht beachtend, nam ich meinen Koffer aus dem Gepäckträger und rannte schon fast aus meinem Abteil, hinaus in die so herbstlich bunt erscheinende Natur. Ich strich mir meine Stroh blonden Haare aus dem Gesicht und atmete die so frisch erscheinende Landluft ein. Ich lief eine Weile über das Feld, welches sich vor mir erstreckte, und lief einen etwas größeren Berg hinauf. Hier hatte sich die letzten 6 Jahre nicht viel verändert.
Ich lief auf ein recht großes Haus zu und bei jedem Schritt mehr hatte ich das Gefühl, dass mein Herzschlag sich immer weiter verdoppelte. Zitternd, ängstlich dennoch voller Vorfreude stand ich vor Tims Haus. Als meine Mutter mich damals zum Aufräumen verdonnert hatte, fand ich in einer Kiste die mit seinem Namen versehen war, einen Zettel mit der Adresse seines Zuhauses wieder. Daraufhin begann ich ihm Briefe zu schreiben, was sich über Monate hinweg zog. Bis zu dem Zeitpunkt als er fragte ob ich nicht in den Ferien zu ihm kommen könne. Woher ich seine Adresse hatte fragte er nie. Es wunderte mich jedoch versuchte ich nicht zu viele Gedanken daran zu verschwenden. Das wirklich wichtige war, dass ich ihn nun endlich nach sehr langer Zeit ihn wieder sah. Mit nervösem Blick und weichen Knien stand ich regungslos vor seiner Tür. Langsam drückte ich die Klingel, die an der Hauswand daneben angebracht war, und wartete. Ein junger Mann, vielleicht ein bis zwei Jahre älter als ich, öffnete die Tür. Er war nicht viel großer als ich und trotz der recht kalten Jahreszeit trug er nichts weiter als ein T-Shirt und eine lange Hose. Er hatte sich ziemlich verändert, hatte an Muskeln zugelegt und sah um einiges kräftiger aus als ich. Ich blickte in seine rehbraunen Augen und fühlte mich so wohl wie noch nie. In seinen Augen lag etwas so liebevolles und vertrautes das ich nicht weg schauen konnte. Und in diesem Moment fühlte ich etwas was ich so lange vermisst hatte.
Ich war zu Hause.
"Hey kleiner..." Seine so tiefe Stimme bescherte mir eine Gänsehaut. Und das nächste was ich spürte waren seine kräftigen Arme die mich besitzergreifend an ihn drückten. "W-Wie?" Damals hatte er mich immer "kleiner" genannt, selbst wenn ich teilweise größer als er war. "Dachtest du wirklich ich vergesse meinen besten Freund? So lächerlich Stegi." Ich kicherte leise und vergrub mein Gesicht in seiner Schulter. Freude, Sehnsucht, Liebe und Verlangen stauten sich in mir auf. Ich spürte die Zuneigung zu ihm am ganzen Körper und es schien als hätte ich nie aufgehört ihn zu lieben wie am dem Tag als ich ihn das erste Mal traf. Ich wusste nicht wie lange wir nur da standen und uns umarmten, uns völlig den Gefühlen hingaben. "Komm doch rein", sagte er als er sich löste und ein leichter rotschimmer lag auf seinen Wangen. Grinsend folgte ich ihm hinein. Dieser Parkettboden der unter jedem Schritt leicht knarrte, das cremefarbene Sofa welches eine leicht rosane Stelle besaß. Damals saßen Tim und ich genau auf diesem Sofa und entdeckten eine Flasche Rotwein. Wie es bei Kindern nunmal so ist wollten wir den Wein mal ausprobieren jedoch ist mir die Flasche aus der Hand gerutscht und hinterließ genau diesen Fleck. Wir hatten versucht es irgendwie sauber zu bekommen, jedoch ohne großen Erfolg. Als uns dann seine Eltern zur Rede stellen wollte, nahm er die gesamte Schuld auf sich. "Ich mag es nicht dich traurig zu sehen.", antwortete er mir als ich ihn fragte warum er dies getan hatte. Ich fand es so unfassbar süß das ich nicht anders konnte als ihn kurz auf die Wange zu küssen.
Sanft strich ich mit meinen Fingerspitzen die Lehne des Sofas nach. In Erinnerung schwelgend bemerkte ich nicht wie Tim mich ansah.
Hier hatte sich nicht viel verändert, die Wände waren in sanften grün Tönen gestrichen und allgemein wirkte es hier so unglaublich einladend und offen. Unter Tränen sah ich zu Tim, der sich inzwischen neben mich gestellt hatte. Sanft umschloss er meine Hand, die immer noch auf dem Sofa ruhte, und ich hatte das Gefühl die Welt bliebe einen Moment stehen als ich in seine so braunen Augen blickte. Wir sagten nichts. Standen uns gegenüber und sahen dem jeweils anderen in die Augen. "Ich hab dich vermisst, Timmi." Er lächelte mich an und schloss mich erneut in seine Arme. Ich presste mich an seinen warmen und beschützenden Körper, während ich sein Shirt durchnässte. Aber nicht nur ich weinte. Ich spürte wie sich seine Schultern immer wieder hastig bewegten, was mich dazu brachte ihn noch näher zu mir zu ziehen. Mit einer Hand fuhr er durch meine blonden Haare und ich seufzte zufrieden. Nachdem wir uns widerwillig voneinander lösten brummte seine tiefe Stimme in meinem Ohr. "Komm, ich möchte dir etwas zeigen." Ich nickte und er nam erneut meine Hand und führte mich aus dem Haus. Wir liefen eine Zeitlang über ein großes Maisfeld, welches schon geerntet worden war. Der Himmel färbte sich in ein wunderschönes orange-rot und ich konnte meinen Blick nicht von diesem Schauspiel lassen.
"Nicht dein Ernst..." Völlig überwältigt versuchte ich die Situation zu begreifen. "Gefällt es dir nicht?", fragte mich Tim leicht bedrückt. "Tim, es ist umwerfend....ich weiß nicht mal was ich sagen soll." Vor mir erstreckte sich eine große Wiese die in einer Klippe endete. Nah am Rand liegt eine Decke mit allen möglichen Speisen und man konnte perfekt den leuchtenden Sonnenuntergang betrachten. "Komm kleiner." Sanft und doch bestimmt zog er mich Richtung Decke und wir setzten uns, darauf bedacht den, noch immer anhaltenden, Körperkontakt nicht zu unterbrechen. Ich konnte nicht beschreiben was sich vor meinen Augen bot. Es war wie die Freiheit selbst. In diesem Gebiet sah man nichts von den stinkenden Staßen, den großen Gebäuden und der ätzenden Gesellschaft. "Ich dachte mir dies wäre eine nette Abwechslung, im Gegensatz zu dem Stadtleben." Liebevoll sah er mich an. "Danke", hauchte ich glücklich. "Weißt du...", begann er, "...es fühlt sich alles so surreal an. Als wäre dies alles nur ein so schöner Traum und sobald ich aufwachen würde, bist du wieder weg." Ein Hauch von Traurigkeit begleitete seine so beruhigende Stimme. "Ich will dich nicht verlieren. Ich würde es nicht verkraften. Nicht nochmal. Dennoch....selbst wenn es alles nur ein Traum wäre, würde ich es genauso bereuen wenn ich es verschweigen würde wie damals." Ich sagte nichts. Sah ihn einfach nur gespannt an. "Aber ich habe Angst. Und genau diese verdammte Angst treibt mich noch in den Wahnsinn. Selbst wenn du mich jetzt für verrückt halten wirst, aber ich weiß wenn ich es jetzt nicht loswerde gehe ich irgendwann daran kaputt." Ich strich leicht mit dem Daumen über seinen Handrücken. "Hey...Timmi, es ist alles ok. Du brauchst dich vor nichts zu fürchten." Schwach schmunzelte er. "Aber versprich mir, das du bei mir bleibst....bitte." Entschlossen nickte ich. " Stegi, ich...also...-" Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht und ich wollte ihm diese Sache etwas erleichtern. Sanft zog ich seinen Kopf zu mir, legte stürmisch meine Lippen auf seine und setzte seinem nervösem Gestotter ein Ende. Sanft erwiderte er den Kuss und ich zog ihn näher an mich heran. Ich hatte das Gefühl mein Körper brannte. Ich war überwältigt von der Leidenschaft, Sehnsucht und Begierde die Tim in diesen Kuss legte. Ich fühlte mich wie in Watte gepackt nahm nichts anderes wahr außer die warmen Strahlen der Abendsonne und Tims Lippen auf meinen. Vorsichtig lösten wir uns und ich blickte triumphierend zu Tim.
"Stegi, ich liebe dich. Hab ich immer. Werd ich immer." Ich legte behutsam eine Hand auf seine Wange. "Och Timmi, hör doch auf so süß zu sein" Mit einem Lächeln küsste ich ihn erneut und begann diesen Kuss noch weiter zu vertiefen.
Ich würde immer bei ihm bleiben. Egal was passiert. Immerhin sind wir Stexpert. Und Stexpert übersteht alles.
Bisschen kürzer als die anderen aber naja. Kritik ist immer gern gesehen 😆
Gewidmet: lysann2012
Kann mir mal jemand sagen wieso diese ganzen Titelbilder grau sind -.-
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