Over
CN: Erwähnung/Andeutung von Blut, Mord, Trauma, Panik
Um mich herum wird langsam alles klarer, der beißende Geruch von Desinfektionsmittel holt mich ins Hier und Jetzt zurück. Mein Schädel brummt und als ich mühsam die Augen aufschlage, sticht mir die grelle Neonröhrenbeleuchtung entgegen.
Doch selbst die brennenden Schmerzen in meinem gesamten Körper sind nichts im Vergleich zu der Panik, die sich in mir ausbreitet.
Renn schreit förmlich jede Faser meines Körpers, aber meine Handgelenke und Knöchel werden von kalten, dicken Metallmanschetten an der harten Trage unter mir fixiert.
Mein Atem geht schneller, als ich im rechten Augenwinkel eine Bewegung wahrnehme, jemand kommt auf mich zu.
Bleiben Sie ruhig sagt die Person in einem abfälligen, gelangweilten Ton. Einfach kooperieren.
Ein weiterer stechender Schmerz in meinem Arm, dann verschwimmt die Umgebung um mich herum abermals.
Alles wird schwarz, vereinzelt ziehen Bilder um mich herum. Leute, die mir Unverständliches zurufen, nur, um dann in ihrer eigenen Blutlache zusammenzusacken.
Ich höre einen Knall, von einer Pistole, doch ich spüre merkwürdigerweise keine Angst. Dann blicke ich auf meinen Arm. Ich halte die Pistole.
Es fühlt sich an, als würde ich aus meinen Körper herausgezogen, ich sehe alles von weit weg, habe dieses taube Gefühl und nehme alles um mich herum nur bruchstückhaft wahr.
Die Welt verrauscht, ich fühle mich merkwürdig leicht und trotzdem, als würde mich etwas zerquetschen. Es ist stockdunkel, nur in weiter Ferne ein schwaches Licht. Ich versuche zu atmen, doch anstelle von Luft strömt eiskaltes Wasser in meine Lunge.
Wieder bekomme ich Panik, mein Brustkorb brennt und ich kann nichts dagegen unternehmen.
Ein schrilles Piepen dringt an meine Ohren und ich schlage ruckartig die Augen auf.
Wieder ist alles hell und ich sitze auf einen weißen Krankhausbett.
Nein, kein Krankenhaus.
Obwohl mir diesmal anscheinend keine Fesseln angelegt wurden, ist mir klar, dass es kein Krankenhaus sein kann. Ich reiße mir mit zittrigen Fingern die Kontakte von Körper und endlich verstummt der Monitor. Ohne auf die Kanüle in meiner Armbeuge zu achten, stehe ich taumelnd auf, um zu fliehen.
Ich laufe los, zur Tür, in den Flur. Der Alarm, den ich dabei auslöse ist mir egal, ich muss hier weg. Die Welt dreht sich, ständig stoße ich gegen die Wände, doch irgendwie schiebe ich mich vorwärts an den grauen Metalltüren vorbei, hinter denen alles liegen könnte. Gefängniszellen. Versuchslabore. Folterkammern.
Hinter mir ruft eine Frau etwas, folgt mir. Ich laufe schneller, stolpere, rapple mich auf und renne weiter.
Schließlich geben meine Beine nach und ich schlage der Länge nach auf den Boden.
Ich muss weiter, sofort.
Doch ich kann nicht, ich habe keine Kraft mehr. Ich versuche, irgendwie weg zu kriechen, doch ich sacke wieder zurück. In der irrationalen Hoffnung, mir würde nichts passieren, kauere ich mich an die Wand des Korridors. Verzerrt sehe ich den Schemen einer menschlichen Gestalt auf mich zu kommen. In meinen Ohren dröhnt es.
Die Gestalt bleibt stehen. Ich sitze nur da, warte auf das, was kommen wird.
Ich höre wieder Schritte, aber diesmal klingen sie auf eine beruhigende Art und Weise vertraut.
Nein, ich darf mich nicht der Illusion hingeben, ich wäre in Sicherheit.
Eine Stimme dringt an mein Ohr, doch ich verstehe nicht, was sie sagt. Alles dreht sich. Vielleicht ist es das Beste, wenn ich einfach wieder zusammenklappe. In der Ohnamcht habe ich wenigstens meine Ruhe.
Doch die Stimme lässt mich nicht der Realität entfliehen, wieder und wieder wiederholt sie die selben Worte, bis ich sie endlich verstehe.
Du bist sicher hier, Josie. Alles ist gut, ich bin bei dir. Es ist vorbei.
Bei jeder anderen Stimmt hätte ich nur noch mehr Panik bekommen, nie war ich sicher, nie war alles gut oder sogar vorbei. Doch diesmal...
Nein.
Du bist nicht real flüstere ich.
Es kann nicht real sein.
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