Edelsteinstaub

Unter meinen Füßen wird das zentimeterdicke Polster mit diesem angenehmen Knirschen zusammengepresst. Rhythmisch, erst langsam, dann immer schneller.
Dass die klare, kalte Luft in meinen Lungen brennt kümmert mich nicht, ich laufe einfach weiter. Und dabei fühle ich mich unglaublich gut, einfach nur frei.

Es ist so schön still, ich kann außer dem Geräusch meiner Schritte nur mein eigenes Herz pochen hören. Die Sonne scheint mir entgegen, sodass die dünne Eiskruste auf dem weißbedeckten Feld glitzert und funkelt wie Edelsteinstaub. Winzige Kristalle schweben von Himmel herab, bilden eine neue Schicht, werden vom Wind verweht und auf ein Neues in die Luft getragen. Und ich laufe mitten hindurch, durch das magische Spiel von Kälte und Wasser. Die Welt rauscht vorbei und langsam drossle ich mein Tempo, immer weiter, bis ich schließlich stehen bleibe.

Ich höre die winzigen Flocken auf dem Boden aufkommen, leise und doch so laut in ihrer großen Zahl. Der Himmel ist von schmalen Wolkenfäden durchzogen, doch hier und da sieht man blau zwischen dem weiß hindurchschimmern. Ich schließe meine Augenlieder und lasse mich voll und ganz ein auf die neue Welt, die der Schnee schafft.

Freiheit.
Dieses unbeschreibliche Gefühl von Freiheit.
Ich fühle mich schwerelos. Angenehm weich liege ich, spüre sie sichere Geborgenheit unter mir. Auf meiner Stirn schmelzen die kleinen Eiskristalle und hinterlassen nichts als einen Hauch von Dunst. Meine Arme sind ausgebreitet, offen für all das, was kommen mag.
Ich lebe. Und es ist das schönste, was mir je passiert ist. Um nichts in der Welt würde ich aufgegeben wollen, was ich hier und jetzt begonnen habe. Nein, ich bin stark und es ist nichts als wundervoll, diese Momente genießen zu dürfen.
Wir sollten zu schätzen wissen, was wir besitzen. Ich lebe und ich will nie wieder damit aufhören.

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