Cherry Blossoms of Life

Für den frühen Mai war es ein recht heißer Tag, die Sonne brannte auf die Erde hinab und Bienen flogen unaufhörlich von einer Kirschblüte zur nächsten. Die gesamte Luft war von einem erstickenden Summen gefüllt, zusammen mit dem erdrückenden Gefühl eines aufkommenden Gewitters.
Die kleinen Insekten schienen einen unermüdlichen Energievorrat zu besitzen, mit welchem sie stundenlang zwischen den weißen Blüten umherschwirrten. Wenige Meter höher flogen Schwalben durch die Lüfte und schnappten sich alles, was die Bäume verließ.

Die Arbeiterin ließ sich erneut nieder, sie hatte schon kleine Pollenpolster an den Beinen und einiges an Nektar aufgenommen, bald würde sie zum Stock zurückkehren. Schon seit Stunden war sie beschäftigt, arbeitete nach und nach den gesamten Garten ab.
Das tat sie jeden Tag, immerzu dasselbe, doch es störte sie natürlich nicht. Sie konnte ja nicht groß denken und auch nicht wissen, wie andere Lebewesen ihr Leben lebten. Und hätte es ihr jemand erzählt, so hätte sie vermutlich mit Unglauben reagiert.
Wie sollte ein Leben denn anders sein, als ihres? Was wäre denn ihre Aufgabe, ihr Sinn, wenn nicht Arbeit und Futterbeschaffung für die Gemeinschaft? Etwas anderes, als ihre eintönige Beschäftigung konnte sie sich bei bestem Willen nicht vorstellen.
Die Weibchen waren schon immer dafür ausersehen gewesen, sich um die Nahrung und den Nachwuchs zu kümmern und selbstverständlich dem Staatsoberhaupt zu dienen. Und wenn sie immer nur eins tun musste, so war es doch richtig.

Auf der Wiese neben dem Kirschbaum spielten zwei Kinder, warfen sich lachend immer wieder einen Ball zu. Die Biene nahm sie nicht wirklich wahr, für sie zählte nur der nächste blütenbedeckte Zweig.
Die Kinder waren ein Mädchen und ein Junge, sie waren Geschwister. Noch waren sie frei, zu tun und zu lassen, was sie wollten. Noch konnten sie den ganzen Tag lang spielen und Spaß haben. Dennoch, der Junge wusste, er würde einmal einen tollen Beruf mit Computern haben, wo er auch entspannt Zuhause sitzen konnte. Das Mädchen war sich sicher, einmal Prinzessin werden zu wollen. Oder Kindergärtnerin oder Konditorin, je nachdem, wie es sich ergab. Beide hatten eine genaue Vorstellung ihrer Zukunft, wie sie der Gesellschaft dienen wollten.

Und irgendwo da draußen im Universum wohnten andere Lebensformen, von den Erdbewohnern nie wahrgenommen. Vielleicht hatten sie ja die Menschen bemerkt und studiert.
Vielleicht arbeiteten wir sogar unwissentlich für sie.
Und vielleicht, vielleicht hatten sie unsere gesellschaftliche Ordnung nicht nur bemerkt und fasziniert betrachtet, sondern sogar ihre eigene reflektiert.

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