Telefonzelle°ZomDado

Die Regentropfen schlichen die Scheiben der roten Telefonzelle hinab, die Geräusche des sowieso geringen Verkehrs drangen nur gedämpft in meine Ohren. Ich drehte die Scheibe des Telefons, gab die einzige Nummer ein, die sich in meine Gehirn gebrannt hatte, die Einzige, die ich anrufen konnte ohne nachzuschlagen.

"Hier spricht Daisy Shaw, Assistentin von -", ratterte eine kühle Frauenstimme runter. "Danke Daisy, hier ist Maudado.", meldete ich mich, "Ich weiß wo ich angerufen habe. Ich muss Zombey sprechen und zwar schnell." "Natürlich Sir." Während sie vermutlich Zombey holte, fischte ich meine Taschenuhr hervor. 19.48 Uhr. Nervös trappelte ich mit meinen Fingern auf dem, in der Telefonzelle eingearbeiteten, Brett rum.

"Maudado?", ertönte schließlich seine besorgte Stimme. Er wusste, dass ich nur ungern telefonierte, also musste es wohl wichtig sein. "Zombey! Berwick Street. Sie war eben noch hier.", keuchte ich. "Gut, warte kurz." Ich hörte, wie er seinen Leuten irgendwas zurief. "Bist du verletzt? Hat sie dich gesehen? Soll ich -" "Michael! Ich bin nicht mehr minderjährig und ich kann ausgezeichnet auf mich aufpassen. Und wenn sie mich gesehen hätte, würde ich nicht so seelenruhig mit dir telefonieren.", fuhr ich dazwischen. "Tut mir leid, ich hatte bloß... Ich mach mir Sorgen um dich, Dado." "Ich weiß... Aber ich muss wieder los, das Ganze wird mir etwas zu riskant. Wir sehen uns." "Wann kommst du heim?" "Wie es sich mit meinen Pflichten vereinbaren lässt, die du übrigens genauso gut kennst, wie ich." Genervt stöhnte er auf und gerummelte irgendwas in sich rein, dann sagte er noch ein Letztes "Pass auf dich auf" und legte auf.

Verstohlen sah ich zu beiden Seiten, als ich aus dem kleinen Häuschen trat. Die dicken Tropfen brachten meine Haare schon bald dazu platt an meinem Kopf zu kleben. Ich zog meine Schultern hoch, damit sie nicht auch noch in meinen Nacken kamen.

Da vorne, da war doch etwas, oder? Schnell huschte ich zu der Ecke, blickte in die Gasse hinein. Und tatsächlich. Zwei schwarze Gestalten standen dort in dem fahlen Laternenlicht. Die Eine stolperte immer weiter zurück, während die Andere ihr immer näher kam. Ich sollte eingreifen. Das Licht reflektierte sich in der Schneide eines Messers.

In meinem Kopf ratterte es. "Aufhören!", brüllte ich. Die Person, die der anderen gefährlich nahe gekommen war, fuhr herum. Sofort legte sich meine Hand unter den Mantel und umklammerte den Griff meines Dolches.

"Oh wen haben wir denn da?" Die Gestalt kam mir langsam näher. Die Andere verdrückte sich so schnell sie nur kann. Doch wer will es ihr verübeln?

Etwa zwei Meter von mir entfernt blieb sie stehen. Eine Frau. Ihre hellbraunen Haare sind auf Kinnhöhe abgesäbelt worden, zumindest sehen sie nicht sorgfältig bearbeitet aus.

"Wenn du nur ansatzweise so gut bist, wie sie sagen, solltest du wissen wer ich bin." Ich reckte mein Kinn nach vorne, versuchte meine Angst zu verstecken.

"Ich weiß wer du bist. Du bist Maudado. Zombeys rechte Hand und sein größter Schwachpunkt." Sie lächelte mich überheblich an. "Außerdem bin ich mindestens doppelt so gut, wie sie sagen." Dann machte sie einen Satz und landest direkt vor meinen Füßen, gerade weit genug weg, um meinen Dolch nicht zu berühren. "Du willst kämpfen? Gut... Wobei es schade ist, dich nicht als Geisel zu benutzen. Du würdest dich sicher gut als Druckmittel machen.", schnurrte sie.

"Das glaubst auch nur du.", zischte ich. Ich musste das gewinnen, oder wenigstens durchhalten, bis unsere Leute mich fanden.

Ihre Bewegung kam schnell, doch keineswegs unerwartet. Ich täuschte an auf ihre rechte Schulter zu gehen, dann verlagerte ich mein Gewicht minimal und zielte auf die Linke. Doch sie fing meinen Arm ab und machte einen Schritt nach hinten. Ich schlug also mit der Faust zu. Und tatsächlich traf ich sie. Zwar nicht auf der Nase, wie ich hoffte, sondern an der Stirn, doch immerhin besser als gar nichts. Nur Millisekunden später steckte ihre Klinge in meinem Arm. Unachtsamkeit. Die größte Sünde eines Kämpfers.

Der Schmerz zuckte durch meine Glieder, er machte mich nur noch wütender, als ich eh schon war. Mit einem Kampfschrei wandte ich mich aus ihrer Umklammerung, rammte meinen Ellenbogen gegen ihren Brustkorb. Erschrocken keuchte sie auf. Dann donnerte ihre Faust in mein Gesicht. Tränen traten mir in die Augen und ließen mein Sichtfeld verschwimmen.

"Sag Lebewohl...", zischte sie. "Vergiss es." Ich biss mir auf die Lippen und schaffte es ihr mit dem Dolch ein paar oberflächliche Wunden an der Seite zuzusetzen. Sie trat mir als Rache gegen den Oberschenkel. Brüllend vor Schmerz stolperte ich zurück, fiel über einen hervorstehenden Pflasterstein und landete auf den Boden. Mein Untergang war geweiht.

"Hey! Lass ihn sofort in Ruhe!", schallte Zombeys Stimme durch die Nacht. Ich robbte zurück und warf einen Blick über die Schulter. Er stand neben Manuel und Paluten, eine Pistole in der rechten Hand zielte er auf die Frau vor mir. Diese fluchte und rannte davon. Gegen uns zusammen wäre nicht mal sie angekommen.

"Dado alles gut?" Der mit dem Zylinder hockte sich vor mich und legte sanft eine Hand an meine Wange. "Geht schon." Ich lächelte ihn gezwungen an. "Eine Kutsche wartet auf uns, komm." Er lächelte mich an, stand auf und hielt mir eine Hand hin. Ich ergriff sie und folgte ihm humpelnd.

Kaum dass ich die Tür hinter mir zu gezogen hatte, küsste er mich. Etwas überrumpelt verschränkte ich meine Arme hinter seinem Kopf und zog ihn näher zu mir. "Du machst das nie wieder." Es war mehr ein Befehl als eine Bitte. "Es ist meine Aufgabe.", protestierte ich und sah in seine verzweifelten blauen Augen. "Dann werde ich dafür sorgen, dass du eine andere bekommst." "Das kannst du nicht machen!" Entsetzt starrte ich ihn an. "Und wie ich das kann." "Zimbel, du stehst unter Schock.", meldete sich auch Manu zu Wort, "Maudado ist einer unserer wichtigsten Männer, nur weil dein Beschützer Komplex ihn am liebsten einsperren würde, solltest du nicht dumm handeln." "Ich handel doch nicht dumm!", wütend sah er zu dem Grünäugigen. "Manu meint, dass du nicht deinen kühlen Kopf verlieren solltest, nur weil es eben Maudado ist.", warf Paluten beschwichtigend ein. Mein Freund schüttelte den Kopf, beließ es jedoch dabei. Unsere Position war klar. 

Eventueller Teaser für ein kommendes Projekt von mir, allerdings kann das noch etwas dauern. Gute Nacht,
Trollilein

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