Peaky Blinders

(Bitte keine Spoiler in den Kommentaren. Ich habe selbst erst die erste Staffel gesehen 😅)

Zwei Jahre war es nun her, dass die Schrecken des Weltkrieges hinter uns lagen.
Zwei Jahre in denen meine erste große Liebe wieder zurück in Small heights war.
Zwei Jahre in denen ich nicht ein Wort mit Tommy gesprochen hatte.
Natürlich wusste ich, wie es ihm ging und dass er nicht ganz unbeschadet heimgekehrt war. Immerhin war er der Boss der Familie die in unserer Gegend das Sagen hatte und daher wusste er auch sicherlich allzu gut über mich Bescheid. Zumindest hatte ich keinerlei Probleme mehr mit Überfällen oder Razzien in meinem Pub, seit die Peaky Blinders wieder vollzählig waren.
Wahrscheinlich schmierte Thomas die Polypen und die Kleinkriminellen hatten anscheinend Angst der ehemalige Freundin des Königs zu schaden, jetzt wo er wieder alles unter Kontrolle hatte. Verstehen konnte ich dies, angesichts des letzten Briefes den ich von ihm aus Frankreich bekam zwar nicht, aber Thomas Shelby war schon immer ein Buch mit sieben Siegeln und überraschte mich immer wieder.

Ich schloss gerade die Tür des Pubs und wollte mich auf den Heimweg machen, als ich eine allzu bekannte Stimme meinen Namen rufen hörte. „Anna, wir brauchen deine Hilfe" hörbar außer Atem stand Polly, Thomas' Tante, vor mir. Die sonst so makellose Schminke war verschmiert und ihr Kleid war mit Blut besprenkelt.
„Ich habe mit euren Machenschaften nichts mehr am Hut, Polly. Außerdem kennt ihr bestimmt jemanden, der euch für ein paar Pfund gerne aus der Scheiße hilft." ich versuchte so desinteressiert wie möglich zu klingen, obwohl ich mir Sorgen machte, von wem das Trockene Blut an ihrer Kleidung war.
„Bitte, es geht um Arthur. Er war dir immer ein guter Freund. Ich weiß, dass du mich hasst, das kann ich dir nicht verdenken, aber die Jungs waren deine Familie. Wie oft haben SIE DICH aus der Scheisse geholt? Wenn du es nicht für mich tust, dann tu es wenigstens für Thommy, er braucht seinen Bruder." ihre Augen zeugten von ehrlicher Angst um ihren Neffen, auch wenn ihre Stimme immer lauter wurde und sie mich jetzt mehr anschrie als mich zu bitten.
Ich dachte an das letzte mal, als Arthur meinen Arsch vor einem betrunkenen Fremden rettete. Die Bilder dieser Nacht zogen vor meinem inneren Auge vorbei.

„Im Auftrag der Peaky Blinders!" schrie er, während seine Fäuste immer wieder auf das demolierte Gesicht des Mannes einschlugen.
„Du gehörst zu unserer Familie, Anna. Gewöhn dir doch endlich an, von dem Namen dieser Familie und der Ehrfurcht die er den Menschen abverlangt, Gebrauch zu machen." sagte Arthur, während er seine Jacke richtete, seine Schiebermütze aufsetzte und mir seinen Arm zum Geleit anbot. Den Fremden ließen wir in der Gosse liegen.

„Aber nur weil es um die Jungs geht. Für dich tue ich das nicht" murmelte ich zu Polly und folge ihr zum Haus der Shelbys.
„Er ist in seinem Zimmer" flüsterte sie, als wir ankamen und in dem Moment wusste ich, dass Thommy über mein erscheinen nicht Bescheid wusste.
Vorsichtig klopfte ich an der Tür die zu Arthur's Zimmer führte und öffnete sie langsam, nachdem ich ein gedämpftes „herein" vernommen hatte.
Er sah schrecklich aus. Sein Gesicht war geziert von einigen Kratzern, Platzwunden und sein Auge färbte sich schon dunkel.
„Das wird aber ein amtliches Veilchen" kicherte ich, als mein Freund aus früherer Zeit seinen Blick hob und mich ungläubig anschaute.
„Anna?" war alles was er sagte, bevor er wieder verschämt auf den Boden schaute. Ich setzte mich neben ihn und fragte, was denn los gewesen war.
„Was juckt es dich? Du hast dich von uns angewendet, als wären wir dir peinlich. Seit wir wieder da sind warst du nie wieder hier" er hörte sich mehr an wie ein quengelndes Kind, als ein erwachsener Mann.
„Arthur, das hat nichts mit dir zu tun. Hätte ich gewusst, wie es um dich steht, wäre ich viel früher gekommen" Schon immer hatte ich mich für die Menschliche Psyche interessiert und befasste mich in den letzten Jahren mit vielen Kriegsversehrten, so dass ich das Posttraumatische Trauma, welches mein bester Freund durchlitt, schnell erkannte.

Nach einer guten Stunde verabschiedete ich mich und lief, als ich das Zimmer verließ, natürlich in Thomas' Arme.
„Ich dachte wir Shelbys seien für dich gestorben" entgegnete er mir so kühl, wie nur er es konnte. Unweigerlich zog ich meinen Mantel fester um meine Schultern.
„Thomas" sagte ich nur zur Begrüßung und Verabschiedung zusammen und drängte mich an ihm vorbei in die Diele. Sein Aftershave stieg in meine Nase als mein Körper seinen streifte und ließ mich nur noch mehr erzittern. Wie sehr hatte ich diesen Duft an ihm geliebt? Er bedeutete immer Sicherheit. Damals zumindest.
„Anna, warte" Thomas hielt mich am Oberarm zurück.
„Was willst du Thomas? Ich hätte zwar von dem großen und fiesen Clan-Boss, der du immer zu sein scheinst mehr Eier erwartet, aber deine Tante hat es mir sehr deutlich gemacht, dass ich nur dein Zeitvertreib war." krampfhaft versuchte ich meine Tränen zurück zu halten.
„Mach dich nicht lächerlich, kleines. Du hast mir doch einen Brief an die Front geschickt, in dem du mir mitgeteilt hast, dass wir Geschichte sind" mit seinen blauen Augen fixierte er meine und sein markanter Kiefer trat noch mehr hinaus. Anscheinend biss er die Zähne zusammen um ein wenig Contenance zu behalten.
Ich blickte ihn ungläubig an. „DU hast MIR geschrieben, dass wir getrennte Wege gehen sollten. Den Brief hat Polly mir gegeben, gespikt mit einigen Nicht so netten Worten" nun konnte ich mich nicht mehr zusammen reißen und Bäche von Tränen rannen meine Wangen hinab.
Gerade wollte mein Gegenüber etwas sagen, als Polly neben uns stand.
„Kinder, könnt ihr eure kabbeleien nicht wo anders austragen? Arthur braucht Ruhe. Danke, dass du mit ihm gesprochen hast, John wird dich nach Hause bringen." mit diesen Worten schob mich die ältere Frau relativ unsanft in Richtung Haustür. 
Doch bevor Polly die Tür öffnen konnte, schnellte Thomas' Arm nach vorne und drückte sie wieder zu.
„Du?" fassungslos schaute er seine Tante an, die plötzlich unglaublich nervös wirkte.
„Was ist hier los? Ich möchte bitte nach Hause" ich kannte diesen Blick, diesen „es-gibt-gleich-richtig-Ärger Shelby"-Blick, und wollte schnellstmöglich aus der Gefahrenzone entkommen.
„Junge, du musst das verstehen. Anna hat dich weich gemacht. Du wärst nicht wieder gekommen wenn du im Krieg immer nur an sie gedacht hättest. Du wärst abgelenkt gewesen, wenn du sie vermisst hättest. Ich wollte dir doch nur helfen"
„Anna war das einzig gute in meinem Leben. Du hast uns beiden geschrieben, nur weil du es nicht aushalten konntest, eine zweite Frau mit Stärke und einem eigenen Willen in der Familie zu haben!" immer näher trat Thomas zu Polly und drängte sie mit dem Rücken zur Wand.
Die anderen Shelbys schauten dem Spektakel stumm zu. Sie wussten, dass sie sich besser raushalten sollten, bevor die Wut von Thommy sie treffen würde.
„Warte. Du hast nicht mit mir Schluss gemacht? Ich dachte ich wäre dir egal und du wolltest mich nie wieder sehen" Vorsichtig griff ich seine Schulter und er drehte sich zu mir.
„Wenn dem so wäre, warum sollte ich dann Watson und Graison abkommandieren, damit sie jeden verdammten Tag deine Wohnung und deinen Pub beobachten? Anna, ich habe nie aufgehört dich zu lieben" bei dem letzten Satz wurde seine Mimik freundlicher und seine Hände, die eben noch zu Fäusten geballt waren, entspannten sich.
„Thomas" hauchte ich und legte meine linke Hand auf seine Wange. Er überbrückte die letzten Zentimeter die noch zwischen uns lagen und legte sanft seine Lippen auf meine.
In diesem Moment fiel sämtliche Anspannung von mir und ich ergab mich seinem Kuss.
Alle, außer Polly, applaudierten und freuten sich für uns.
„Vielleicht wirst du endlich mal ein wenig entspannter, jetzt wo du deine Frau wieder hast" lachte John und klopfte seinem großen Bruder auf die Schulter.
„Wir reden später" raunte Thommy Polly zu, die sich klammheimlich aus dem Staub machen wollte, bevor er meine Hand nahm und mich zu seinem Zimmer führte.

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