You're Beautiful
Nach der Schule habe ich mir alleine eine Wohnung gesucht. In einem Ort wo mich niemand kannte, zog ich hin und mied jeden Kontakt zu alten 'Freunden'. Nur meine Familie wusste warum und wo ich war. Sie konnte und wollte ich nicht auch noch verlieren. Während der gesamten Schulzeit war ich den gleichen Jungen verliebt und es tat mir immer weh, zu sehen, wie er mit anderen zusammen war. Meine vermeidlichen Freunde rieten mir, ich sollte ihn doch ansprechen und fragen, ob er nicht mit mir ausgehen wollen würde. Naiv wie ich war fragte ich und er sagte erstaunlicherweise auch zu. Das es nur eine Wette war, erfuhr ich später, denn er ging mit mir einmal essen. Und ich war einfach blind, machte für ihn meine Beine breit und stand danach als naives Flittchen da. Die letzten Monate in der Schule blieb ich alleine, niemand traute sich in meine Nähe. In meinem Körper wuchs ein kleiner Mensch heran und ich habe es erst meinen Eltern gegenüber verschwiegen. Ich hatte einfach Angst, dass sie mich hassen würden. In der Schule erfuhr niemand davon, denn ich wollte nicht noch als Freak dastehen. Nach dem Abschluss konzentrierte ich mich darauf, dass ich aus der Stadt raus kam und es meinem ungeborenem Kind gut geht. Die Monate wurden immer anstrengender, besonders weil ich vieles alleine schaffen musste. Der Stress wurde auch mehr, nach dem mein kleiner Schatz geboren wurde. Bei der Geburt hat man festgestellt, dass ich eine Lungenkrankheit habe. Diese würde mir früher oder später das Ende des Lebens einläuten, so wie der Arzt das ausgedrückt hat. Ich habe mir selbst zu gesagt, dass ich mich um mein Kind kümmern würde, solange es nun einmal geht. Mein Kind sollte nichts davon mitbekommen und normal aufwachsen.
Die ersten sieben Jahre habe ich gute Arbeit geleistet. Mein Kind wuchs zu einem einfühlsamen und liebenswerten Menschen heran. Mein Zustand verschlechterte sich immer mehr und ich konnte es vor ihr auch nicht verstecken. Ich war auf eine Sauerstoffflasche angewiesen und die konnte man leider nicht verstecken. Es tat mir weh zu sehen, wie sie weinte, wenn ich einen starken Hustenanfall hatte. Da ich immer weniger Zeit hatte und ich nicht wollte, dass die kleine in einem Heim aufwuchs, machte ich mich auf die Suche nach ihrem Vater. So komisch es auch klingen mag, auch wenn er mich verletzt hatte, liebte ich ihn immer noch. In der Geburtsurkunde stand auch sein Name drin, damit die Behörden nichts dagegen sagen konnten. Beim Amt hatte ich schon die Unterlagen eingefordert und die haben mir gesagt, dass wenn sie ausgefüllt waren, konnte er sie an sich nehmen und es musste nicht einmal ein Gerichtsverfahren geben für eine Adoption. Ich dachte, es wäre leichter ihn zu finden, schließlich hatte er etwas aus sich gemacht und war einer der größten Chefs des Landes, aber man wusste nie, wo er sich aufhielt. In seiner Firma rief ich immer dann an, wenn er krank war oder eine Sekunde vorher gegangen ist. Die Sekretärin hatte mir gesagt, sie mache mir einen Termin, weil sie nicht wollte, dass sich meine Pechsträhne noch weiter zieht.
Heute morgen hatte sie zurück gerufen und mir gesagt, ich habe einen Termin gegen Mittag. Meine Tochter wollte ich mitnehmen, nicht das er denkt, ich lüge. Sie sieht fast genauso aus wie er. Sie sieht förmlich aus, denn ich habe ihre Haare geflochten und sie in eines ihrer besten Kleider gesteckt. Sie war von Natur aus schon wunderschön. Nach der etwas längeren Autofahrt kaufte ich ihr etwas zu essen und machte mich zusammen mit ihr auf den Weg in das Bürogebäude. Sie nahm meine Hand und ließ nicht los, auch nicht als ich uns anmeldete. Wir mussten noch ein bisschen warten, konnten uns aber schon einmal in das Chefbüro setzen. Ich brauchte diese Pause, weil meine Lunge drohte zu kollabieren. Ich bekam einfach zu schwer Luft und musste immer mal wieder husten. Mein Mädchen hat sich brav auf meine Schoß gesetzt und sah mich mit großen Tränen gefüllten Augen an. „Mäuschen es ist alles gut“, beruhige ich sie, als ich den Hustenanfall besiegt habe. „Tut mir Leid für die Ver... Bist du es? Es tut mir so leid.“ „Ich bin es zwar, aber aus diesem Grund bin ich hier.“ Er setzt sich hin und starrt unsere gemeinsame Tochter an. „Wer ist denn das kleine Mädchen? Ist das deine Tochter? Aber sie hat nicht deine Augen.“ „Ja, dass ist meine Tochter und sie hat nicht meine Augen, dafür aber deine. Sie ist sieben Jahre alt und wird bald acht.“ „Das ist meine...“ Erschrocken hat er seinen Mund aufgerissen. „Wie ist das möglich. Du bist doch ein Mann.“ „Und ein Freak.“ „Kann ich sie mal in den Arm nehmen. Gibt es einen Grund, dass du sie mir vorstellen wolltest? Hättest du nämlich gewollt, dass ich sie wirklich kenne, dann hättest du es mir früher gesagt.“ Ich lasse meine Tochter runter und sie geht schüchtern auf ihren Vater zu. Dieser hält seine Arme offen und zieht sie auf seinen Schoß. Unser kleines Mädchen grinst und kichert. Es wundert mich, dass er es so leicht hingenommen hat, denn schließlich habe ich gesagt, dass aus unserem One Night Stand ein Kind entstanden ist und ich eigentlich als Mann kein Kind hätte kriegen dürfen. „Stimmt ich hätte es dir nicht gesagt, wenn es nicht etwas gibt. Gibt es vielleicht einen Ort, wo die kleine hin kann, damit wir beide unter vier Augen miteinander sprechen können.“ „Sicher, ich kann sie zu meiner Sekretärin setzen, sie ist super im Umgang mit Kindern. Warte hier, ich bringe sie eben hin.“ Er steht auf und nimmt sie bei der Hand. Zusammen verlassen sie das Büro und er kommt nach zehn Minuten mit etwas zu trinken wieder. „Hat ein bisschen gedauert, tut mir Leid. Ich habe etwas zu trinken mit gebracht, denn ich habe dich husten gehört.“ „Danke. Jetzt können wir in Ruhe reden. Ich möchte nicht, dass die kleine es weiß.“ „Ist es denn so schlimm. Ist okay, die kleine ist beschäftigt.“ „Gut, ich möchte, dass du ihr Vater wirst. Du sollst sie bei dich aufnehmen und ihr ein guter Vater sein.“ „Das geht doch nicht so einfach. Warum möchtest du denn die kleine abgeben. Sie ist schließlich auch deine Tochter und ich sehe doch, dass du sie liebst.“ „Ich liebe sie auch und es tut mir weh, dass ich sie abgeben muss, aber ich kann nicht mehr lange für sie da sein.“ „Du wirst sterben? Bitte, ich würde gerne für sie da sein, aber ist es nicht viel zu schlecht für sie, wenn du sie abgibst und dann den Kontakt abbrichst.“ „Ich will nicht, dass sie sieht, wie ich langsam vor mich hin sterbe und du bist ebenfalls der Vater. Ich bin mir sicher, du bist ihr ein wundervoller Vater. Bitte, ich habe Angst, dass sie in ein Heim kommt und dann in eine schreckliche Familie. Ich werde sie auch nicht im Stich lassen, sondern ich werde sie immer noch kontaktieren und sie auch besuchen, wenn du sie aufnimmst.“ „Gibt es keinen Stress mit den Behörden? Ich meine ich bin nicht in ihrer Akte eingetragen.“ „Da muss ich dich unterbrechen, ich habe es schon gemacht, besonders weil mir die Ärzte bei der Geburt schon gesagt haben, dass es schlecht um mich steht.“ Ich erkläre ihm noch alles, was ich über mich und meine Krankheit weiß und ich gebe ihm die Papiere für die Übertragung des Sorgerechts. „Ich danke dir, dass du mir zutraust, auf die kleine auf zu passen. Ich muss mich bei dir entschuldigen, weil ich so ein Idiot gewesen bin. Ich habe dich missbraucht um eine Wette zu gewinnen und um in meiner Beliebtheit auf zu steigen“, erklärt er mir. „Ich wollte dich nie so verletzen, aber ich war unsicher und wollte unbedingt an Freunden gewinnen. Du bist kein schlechter Mensch gewesen und du bist es immer noch nicht. Du schickst deiner Tochter zu mir, weil du Angst hast, dass sie in ein Heim kommt. Ich werde wirklich alles versuchen, dass sie ein wunderschönes Leben hat. Hier hast du meine Nummer und wir machen noch ein Treffen aus. Diesmal privat.“ „Ich bin gerade dabei meine Wohnung zu kündigen und zu meinen Eltern zu ziehen, damit sie sich nicht um die Dinge kümmern müssen. Gut, dann treffen wir uns. Ich denke wir fahren jetzt mal.“ Er steht auf, nimmt meine Hand und zieht mich in eine Umarmung. „Danke, ich danke dir so sehr, dass du mir gesagt hast, dass du mir zutraust auf unsere Tochter auf zu passen. Und das du mir überhaupt gesagt hast, dass ich eine Tochter habe.“
Meine kleine Tochter zog bei ihrem zweiten Vater ein. Ich zog zu meinen Eltern und starb langsam vor mich her. Es tat mir weh, dass sie nicht mehr hier war, aber so konnte sie ein normales Leben führen und sie konnte aufwachsen ohne mitansehen zu müssen, wie ihr Vater starb. Natürlich besuchte ich sie immer wieder und ich sagte ihr, wie sehr ich sie liebte. Sie sollte wissen, dass ich sie immer lieben werde, und ich sie immer in meinem Herzen tragen werde. Damit sie immer etwas von mir hatte, bereitete ich einige Geschenke und Briefe vor, die sie erhalten sollte, an besonderen Tagen. In meinem Testament gab ich nur ihren Namen und den ihres Vaters, denn ich wollte das sie es immer gut hatte und das ihr Vater ihr alles ermöglichen kann. An ihrem Geburtstag schenkte ich ihr einen kleinen Welpen und von ihrem anderen Vater bekam sie ein Kätzchen. Sie war glücklich, und wusste nicht, dass sie bald ohne mich sein würde. Meine Eltern haben mich unter Beobachtung gestellt, aber sie konnte mich nicht im Schlaf beobachten. Ich schlief ein mit dem Kuscheltier meiner Tochter im Arm.
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