Infinity Narry

Es sind jetzt genau 365 Tage vergangen an denen das Herz meines Cousins aufgehört hat zu schlagen. Er war wie ein großer Bruder gewesen, und immer dann zur Stelle wenn mein eigener nicht bei mir sein konnte. Innerhalb weniger Sekunden hat sich mein Leben verändert. Nicht nur das er verstorben ist, sondern auch das ich kaum jemanden hatte mit dem ich etwas bereden konnte. Ihm konnte ich viele Fragen stellen auch über peinliches. Nie hat er mich komisch angesehen, noch hat er mich verurteilt. Er war ein Schutz den ich hatte. Seit der Beerdigung habe ich nicht einmal den Friedhof betreten, in mir machte sich immer ein komisches Gefühl breit und ich musste mich immer zusammen reißen nicht einfach los zu weinen. Meine Freunde wussten zwar das er verstorben war und das er mir viel bedeutet hat aber ich konnte ihnen nie das sagen, was ich sonst mit meinem Cousin besprochen hatte. Ich schämte mich weil ich kein Vertrauen hatte und es immer komisch wurde wenn man mir Fragen stellte, die ich nicht beantworten konnte. Das nervöse Gefühl kam aber nicht nur zu mir wenn ich an den Friedhof dachte sondern sucht mich auch immer heim wenn ich alleine war. Ich konnte den Gedanken nicht abwenden, dass ich auf mich alleine gestellt war, und ich nicht mal eben einen guten Freund finden werde, weil es doch recht schwer ist für mich, jemandem mein Vertrauen blind zu schenken. Meine Eltern kennen mich auch nicht so gut und ich finde es auch besser so.

„Mum, ich bin mal kurz laufen." „Pass auf dich auf, und ich bin nachher nicht Zuhause, sondern bringe deinen Vater zum Flughafen. Es kann sein, dass ich erst in der Nacht wieder komme, oder morgen früh." „Ist gut." Ich greife meine Jacke und verschwinde aus dem Haus. Um meinen Kopf frei zu kriegen, gehe ich laufen und mache so viel Sport wie es geht. Meine Route ist eigentlich immer die gleiche und vielleicht nicht die beste, wenn man sich alleine unwohl fühlt. Mich stört es nicht mehr. Der Weg ist nicht überall beleuchtet. Bei einer Kreuzung stelle ich die Musik lauter und binde mir noch die Schuhe richtig zu, nicht das ich hinfalle, wenn ich renne. Beim Überqueren der Straße sehe ich keine Auto oder sonstige fahrbaren Untersetze, die mir in die Quere kommen könnten. Im nächsten Moment aber kann ich nichts mehr erkennen, ich werde in ein schwarzes Loch gezogen und fühle mich befreit, schwerelos.

„Hey, mein Kleiner", begrüßt mich eine Stimme die ich viel zu lange nicht gehört habe. „Patrick, wie kann das sein? Du bist tot. Nein, nein, ich muss doch träumen, du bist vor einem Jahr gestorben." Hysterisch schaue ich mich in der Gegend um, und erkenne mein eigenes Zimmer, in dessen Bett ich liege. „Ganz ruhig. Niall, es ist alles gut." Patrick setzt sich neben mich und schaut mich an. „Ich bin zwar tot, aber wie du siehst bin ich in diesem Moment bei dir und unterhalte mich mit dir." „Muss das nicht heißen, dass ich auch tot bin. Wie soll ich mich denn sonst mit dir unterhalten?" ich sehe entsetzt in die Augen meines Cousins und fange an zu weinen. „Niall, du bist vielleicht tot, aber jemand wird dir helfen, ich verspreche dir, dass ist nicht das Ende. Du sollst leben." „Patrick, du bist gerade mal zwanzig Jahre alt geworden und sagst mir, ich soll leben. Ich vermisse dich. Lass mich doch hier bleiben. Ich kann nur mit dir reden, sonst habe ich niemanden. Bitte, ich möchte nicht alleine sein." „Ni, ich liebe dich wirklich, aber du kannst nicht bleiben. Deine Eltern brauchen dich und auch deine Freunde. Es sieht vielleicht so aus, als würden sie sich nicht um dich sorgen. Sag ihnen die Wahrheit, du muss nicht lügen. Sie werden es schon verstehen, ich meine, sie werden dich schon nicht verurteilen. Sie lieben dich genauso wie ich es auch tue. Du bist zwar nur für diesem Moment aus dem Leben geschieden, aber wir haben nicht mehr viel Zeit." Patrick nimmt mich einmal fest in den Arm und drückt mich noch einmal. „Ich werde dich vermissen. Ich liebe dich, passe auf dich auf." Ich werde wieder zurück gezogen in sein richtiges Leben, ohne, dass ich die Worte erwidern kann.

„Er ist wieder da. Leute macht Platz, der Junge muss frei atmen können." Ich kann wieder meine Augen öffnen und bin enttäuscht, weil ich wieder alleine bin. „Er ist stabil", höre ich eine tiefe Stimme. „Wieso? Wieso hast du mich zurück geholt? Hättest du mich nicht einfach sterben lassen?", frage ich den Sanitäter neben mir. „Weil es mein Job ist. Es ist meine Pflicht Menschen das Leben zu retten, und es ist mir wichtig", antwortet er mir. „Es ist falsch. Ich will das nicht." „Sei doch froh, dass du lebst, du hast Freunde und Familie. Apropos Familie, deine Mutter sitzt draußen, ich werde sie rein bringen."

Nach einer Woche, war ich aus dem Krankenhaus entlassen worden. Der Sanitäter war zusätzlich auch mein Krankenpfleger, und deshalb fast immer in meinem Zimmer und an meiner Seite. Ich verfluchte ihn dafür, dass er mir das Leben gerettet hat und mich von Patrick zurück geholt hat. Mehr denn je vermisste ich ihn, aber dennoch hatte ich auch mehr für meinen Pfleger übrig, als nur Hass. Ich wollte immer wieder mit ihm reden, aber ich konnte es nicht. Irgendetwas hemmt mich und ich konnte nicht sagen, was es war. Vielleicht vermisse ich ihn auch . „Niall, hier ist jemand für dich. Geht doch bitte raus." Meine Mutter schiebt mich aus dem Haus und wirft mich fast in die Arme von Harry. „Hey, ich wollte mit dir reden." Harry greift nach meiner Hand und wir bewegen uns ein Stück. „Wo sollen wir hin?" „Das mag vielleicht komisch klingen, aber ich würde gerne zum Friedhof gehen." „Ist gut, darf ich fragen, wen du besuchen möchtest?", fragt er mich und langsam laufen wir los. „Meinen Cousin. Ist es egal, ich möchte nicht darüber reden." „Ist gut." Am Friedhof angekommen, laufen wir zu dem Grab und ich knie mich davor um für Patrick zu beten. „Du fehlst mir." Stumm laufen mir Tränen über die Wange. Ich bin so mit mir beschäftigt, dass ich nicht merke, wie Harry sich hinter mich kniet und mich in den Arm nimmt. „Es ist alles gut. Ich bin bei dir."

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