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Für MondEngel20.

"Tyler?"
Ich erhielt keine Antwort.
Nur ein leises Brummen.
"Ty?"
Mein Freund schwieg weiterhin, ich stand unschlüssig in der Tür.
"Baby.."
Tyler drehte seinen Kopf weg.
Genervt kam ich auf ihn zu, wich aber zurück, als er zischte: "Geh weg."
"Es kann sprechen", erwiderte ich sarkastisch.
Zornig sah mein Gegenüber auf. "Weißt du was, verpiss dich einfach."
Ich verdrehte die Augen.
"Könntest du das nicht einfach vergessen.."
"Du könntest dich auch einfach mal entschuldigen", schrie er plötzlich und sprang auf, ich fuhr erschrocken zurück.
"Ty..du weißt doch..ich bin nicht so gut mit Entschuldigungen.."
Es schien, als würde Tylers Wut immer stärker werden.
"Dann lern es, verdammte Scheiße!", brüllte er. "Du kannst nicht immer alles verbocken, jede Person die du triffst ficken, dir alles einwerfen was du findest und dann denken, dass ich einfach einen auf verständnisvoll mach'. Ich hab dir doch gesagt, das mit uns funktioniert nicht! Du bist einfach.." "Hör auf, zu schreien..", murmelte ich und sah auf den Boden, Tyler verstummte tatsächlich. "Ich weiß, dass ich viele Fehler mache und ich weiß, dass ich es nicht immer gutmachen kann. Aber gib mir noch eine Chance."
Kurz schwiegen wir und ich sah auf, direkt in seine dunkle Augen. "Wenn du so weitermachst, ist es irgendwann zu spät, sich zu entschuldigen."

Und das war es nun. Ich saß auf Luca Couch und versuchte, mich mit seinem teuren Wein zu betrinken. Luca stand in der Küche. "Ich vermisse ihn", sagte ich in den Raum hinein. Mit einem Teller voller Pfannkuchen kam der Besitzer der Wohnung, in der ich mich vollaufen ließ, ins Wohnzimmer und setzte sich neben mich. Er stellte den Teller auf den Tisch vor uns und fragte dann: "Vermisst du ihn oder seinen Körper?" Ich seufzte und nahm einen großen Schluck Wein. "Ihn."
Wir schwiegen, er aß Pfannkuchen, ich trank Wein.
Und Tyler war über 200 Kilometer von mir entfernt.
Es war zu spät, mich zu entschuldigen.
Ich hatte ihn enttäuscht.
Es war meine Schuld.
Ich wollte es ihm sagen, wollte mich entschuldigen, wollte ihn zurück haben und alles vergessen.
"Warum hast du überhaupt mit ihr geschlafen? Du wusstest doch, dass er.."
"Weil ich dumm bin und immer alles verbocke", murmelte ich, und
"Ich will zu ihm".
Er nahm sich einen weiteren Pfannkuchen und sah mich lange an. "Normalerweise gebe ich dir gerne Ratschläge, baue dich auf und der ganze Mist. Aber diesmal muss ich wirklich sagen: du alleine hast es komplett verschissen."
Ich seufzte. "Ich weiß. Und ich will ja auch, dass es wieder wird wie vorher, aber..."
"Dann klär' das doch endlich", sagte er plötzlich.
Ich sah auf, Luca schob sich den Rest seines zweiten Pfannkuchens in den Mund. Während er kaute, holte er sein Handy aus seiner Hosentasche und drückte es mir in die Hand. Zögerlich nahm ich es und überlegte. Er hatte Recht, ich musste das klären. Aber was sollte ich sagen? "Einfach aus'm Bauch heraus", beantwortete mein Gegenüber meine ungestellte Frage. Ich nickte schwach und wählte Tylers Nummer.
Der - wenn auch geringe - Alkohol wirkte, ich wurde mutig.
Es klingelte. Einmal. Zweimal. Dreimal. Viermal. "Ja?", meldete er sich, ich holte tief Luft. "Hallo?" Ich sah hilflos zu Luca, dieser sah mich nur stumm an und nahm sich noch einen Pfannkuchen. "Hallo!", widerholte Tyler. Ich hörte, was er sagte, aber ich konnte einfach keinen Ton von mir geben.
Als mich aber Angst überkam, dass er auflegen würde, presste ich ein "Hi" heraus.
Es herrschte Stille, Luca aß den letzten Pfannkuchen.
"Was gibt's?", fragte mein Gesprächspartner emotionslos.
Ich schwieg.
Luca brachte seinen Teller weg und als ich alleine im Wohnzimmer saß, überkam es mich plötzlich. "Ich will mit dir reden. Ich vermisse dich und ich brauche dich und ich glaube, vielleicht liebe ich dich. Es tut mir leid, Tyler. Es tut mir wirklich leid. Ich weiß, ich mache dich fertig. Und ich weiß, es ist zu spät, sich zu entschuldigen. Und ja, du hast es mir vorher gesagt. Ich hab schon viele Chancen gehabt und keine genutzt, ich weiß. Aber ich brauche dich, das klingt so eklig gay und ich glaub' selber nicht, dass ich sowas sage, aber ich mein's ernst. Es tut mir leid." Er schwieg, ich atmete stoßweise. Luca war immer noch weg und ich starrte abwartend auf meine linke Hand.
Einige Sekunden, vielleicht sogar Minuten, vergingen und wir sagten beide nichts. Ich, weil ich mich nicht traute und er, weil..ja, warum eigentlich? "Komm, sag doch bitte was", flüsterte ich und in dem Moment erkannte ich mich selbst nicht weder. Wann war ich so weich geworden? Waren meine Eier abgefallen oder was?
"Du hast gesagt, dass du mich liebst", antwortete er und ich hatte das Gefühl, ihn grinsen zu hören.
Ich seufzte erleichtert auf, das klang ziemlich positiv. "Entschuldigung angenommen, Maximilian", sagte er gespielt ernst und wir lachten, obwohl der Moment ziemlich wichtig war und mich sehr erleichterte.
"Bist du eigentlich drauf?", fragte er irgendwann. "Auf Droge nicht, ich hab nur ein bisschen was von Lucas Pussywein getrunken." Er lachte. "Auch Rotweinbetrunken ist betrunken, Max." Ein breites Lächeln stahl sich auf mein Gesicht und ich hätte kotzen können, weil ich in diesem Moment so eine furchtbar kitschige Schwuchtel war.
Und in den nächsten vier Stunden, in denen wir telefonierten.
Gegen halb fünf Uhr morgens gähnte ich kurz und Tyler kommentierte es mit "Geh ruhig schlafen, ich muss sowieso gleich auflegen."
"Warum?", fragte ich.
"Ich muss gleich aufstehen", lachte er. "Du weißt schon, arbeiten und so."
Perplex schwieg ich kurz.
"Du bist meinetwegen wach geblieben, obwohl du gleich arbeiten musst?", fragte ich und irgendwie machte mich dieser Gedanke ziemlich glücklich. "Du wolltest reden, wir haben geredet. Ziel erreicht, würde ich sagen", er lachte auf, ich grinste. "Dann..gute Nacht", murmelte er unsicher.
"Nacht." Wir schwiegen, legten nicht auf.
"Ich liebe dich."
Ich lächelte.
Das alles passte so gar nicht zu uns und war so schwul und so kitschig, aber ich mochte es.
"Ich liebe dich auch."
Schnell beendete ich das Telefonat und warf das Telefon weg, als könnte ich das Gespräch damit rückgängig machen.
"Wie lief's?", ertönte plötzlich hinter mir Lucas Stimme und ließ mich aufschrecken.
Mit dem Rücken zu ihm lächelte ich und antwortete:
"Ich schätze, es lief gut."


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