14: Jandre
Jan Meyer
Ich war einsam, saß zu Hause und wartete, doch wusste nicht worauf. Dumpfes Licht erhüllte mein Zimmer. Fragte sich jemand, wie es mir eigentlich ging? Wenn man alleine war, machte diese Stadt einen krank. Ich schaute aus meinem Fenster, auf eine Backsteinwand. Mir kam es vor, als wären die Wände aus Pappe, als hörte ich den Nachbar atmen. Mein Blick schweifte zu meiner zur Tür. Da hängt die Jacke. Denk nicht nach, zieh dich an und geh raus. Hör auf, in Selbstmitleid zu Baden. Lenk dich ab, wie andere Leute auch. Tu etwas, renn durch die Straßen, mach Erinnerungen. Wickel jemanden mit deinem Lächeln um den Finger rum. Ich sprang auf, zog Jacke und Schuhe an, trat aus meinem Zimmer - und knallte gegen Andre. Erschrocken quiekte ich auf. "Pssst!", flüsterte Andre und zog mich mit sich aus unserer WG. Als wir das Gebäude verließen, fragte Andre: "Du wolltest auch raus?" Ich nickte. "Sollen..willst..", er räusperte sich und deutete auf sein Auto, das ein paar Meter entfernt von uns stand. Unsicher nickte ich. Etwas mit Andre zu unternehmen, um mich von Andre abzulenken war vielleicht nicht die beste Idee. Wir setzten uns in den schwarzen Wagen und fuhren los. Nach ein paar Minuten des Schweigens steckte sich Andre eine Zigarette zwischen die Lippen, fuhr das Fenster runter und nahm einen tiefen Zug. Dann legte er seine mit der Zigarette bestückte Hand aus dem Fenster.
Andre Schiebler
Wir fuhren zu schnell, bis alles verschwamm. Okay, Andre, noch dieser Tunnel. Ich hatte das beklemmende Gefühl, ich schnippte mein halbes Leben mit der Kippe durchs Fenster. Ich ließ sie auf den Asphalt fallen und behielt eine Hand im Fahrtwind, die andere am Lenker. Na los, raus aus den Ketten, flieh aus der Dunkelheit. Sprich mit ihm. Ich schaltete das Radio ein und der Subwoofer drückte uns den Bass in den Magen. Erste Tropfen fielen auf die Glasscheibe, dann mehr und mehr, bis ich ohne Scheibenwischer nichts mehr sehen konnte. Das waren wir also geworden. Aus zwei besten Freunden, wurde so etwas. Noch oft frage ich mich, warum alles so verlief. Wir zogen Schneisen durch die Pfützen in verlassenen Straßen. Der Regen perlte ab von meinem Wagen. "Los, drück auf's Gas und die Stadt macht ein Foto!", grinste Jan. Sein Humor war vielen nicht verständlich. Seine Lache nervte viele. Doch das waren die Dinge, die ich an ihm so schätzte. Er war gut zu Freunden, aber manchmal kalt zu Fremden. Man konnte verschieden an seinen Charakter rangehen. Die einen versuchten, Halt zu finden, die andern wendeten bald. Ich hatte Halt gefunden. Aber ich drohte, abzurutschen. Mein Blick lag auf dem leeren Feldweg. Ich verlangsamte das Auto und blieb schlussendlich stehen. Wir blieben regungslos sitzen, während ich aus dem Fenster sah. Das Geräusch der Regentropfen war beruhigend. "Niemand ist hier. Wir sind die einzigen. Mit den Sternen, den Lichtern der Stadt. Wir sind die Lichter der Stadt." Jan schmunzelte hörbar. "Philosoph wäre auch was für dich." Ich lachte und sah ihn an. Er war so wunderschön. "Jan?" Unsicher lächelte er. "Andre?" "Ich..." Er nahm meine Hand. "Lichter der Stadt klingt schön", flüsterte er. Leise tropfte der Regen aufs Dach. Eigentlich hatte ich alles richtig gemacht.
Lichter der Stadt - ApeCrime
ideacloud
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