trübe Sternennacht

Sie saß mit ihrer Freundin auf den alten Stadtmauern, der düsteren Ruine. Die Kälte des Efeu bewachsenen Steines, welche sich in das bedrückte Schweigen mit einarbeitete, war für sie deutlich zu spüren.

Minutenlang sagte keine von ihnen ein Wort. Um sie herum herrschte eine Stille, die sie verzehrte und es schien, als würden sich taktgleich zu ihren klanglosen Gedanken die Nebelschwaden immer dichter zuschnüren.

Behutsam griff sie nach der Hand ihrer Freundin, welche sich mit ihren Finger verflocht.

Beide sahen in die undurchdringliche Wand, welche von Minute zu Minute näher kam, als wollte sie die zwei verschlingen. Joras Atmem wurde schwerer, bis er wie ein Grabstein auf ihr lag. Die Atemzüge verlangsamten sich mehr und mehr, bis Jora das Gefühl besaß, ihre Lunge sei mit Blei gefüllt.

Felicé bemerkte es, doch sie sah nur zu, hörte wie Jora nach Luft rang und dabei keine Sekunde ihre Hand losließ, spürte wie sie verzweifelt den Druck in ihren Fingern hielt um bloß nicht gehen zu müssen.

Stille.

"Jora? Kommst du mein Schatz? Wir müssen los, wenn wir unseren Flug noch erwischen wollen." Die Stimme von ihrer Mutter war wie eine einschneidende Klinge, die eine klaffende Wunde in der bedrückenden, aber auch gleichzeitig friedlichen Stille hinterließ.

Traurig schwieg Jora Felicé an. Sie kannten einander nun 5 Jahre lang und waren seither unzertrennlich gewesen. Felicé wusste nicht was sie sagen sollte, langsam löste sie ihre Hand aus der von Joras und rückte ein Stückchen von ihr weg. Sekunden später lag sie ausgestreckt auf der kalten Steinmauer und nur ihr Kopf ruhte auf Joras Schoß.

Sie schloss die Augen und stellte sich unter der dichten Wolkenwand einen wunderschönen, klaren Nachthimmel vor. "Du Fee?" Sie öffnete ihre Augen wieder und erblickte die glasigen Augen ihrer Freundin.

Es war ihr klar, was Jora ihr sagen wollte, es hing mitsamt der Nebelschwaden in der Luft. "Ich werde bei dir bleiben.", sie sog ihre Lungen voll, "Schau, siehst du die Sterne? Nein, du tust es nicht." Felicé deutete mit einer schweifenden Bewegung auf den bewölkten Nachthimmel. "Trotzdem weißt du, dass die Sterne bei dir sein werden, egal wie nebelig oder bewölkt es sein wird, sie werden immer über dich wachen. Wenn du sie Tags nicht siehst, dann nur weil du ein noch viel stärkeres Licht erblicken wirst und nachts, wenn du dann einsam in die Ferne schaust, wirst du mich erblicken. Strahlend aus tausenden von Lichtern.
An manchen Tagen werde ich schlecht gelaunt sein und du wirst mich nur teilweise sehen oder gar überhaupt nichts von mir. Ich werde mich nicht zeigen, dennoch weißt du, dass ich dich lieb hab und bei dir bin, auch wenn du es nicht erkennen wirst."

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