Zugfahrt
Die Sonnenstrahlen fühlten sich herrlich warm auf meiner blassen Haut an. Bewundernd sah ich hinaus, sah wie Hunde mit ihren Besitzern spielten, wie Vögel an mir vorbeiflogen und wie die Menschen sich über Kleinigkeiten aufregten. Wie sehr ich mir doch wünschte, dass ich mich nur über Kleinigkeiten aufregen müsste. Es ist einfach verrückt wie drastisch sich das Leben von dem einen auf den Nächsten Moment ändern kann. Vor einem Monat hatte ich mich noch um Jobangebote gekümmert und nun? Ich hatte einen unheilbaren Tumor und würde in ein paar Monaten ins Gras beißen. Es war so absurd daran zu denken, einfach so surreal. Ich hatte mir ganz klar mein Leben anders vorgestellt: Drei Kinder, einen tollen Ehemann, ein schönes großes Haus, mit einem großen Garten und einem Hund. Eine schöne Vorstellung, doch ich würde mit Mitte 20 tot sein und bis dahin hatte ich gewiss nichts davon. Einen Hund würde ich vielleicht noch irgendwoher bekommen, aber das Andere wäre so gut wie unmöglich. In den letzten Tagen hatte sich immer wieder eine Frage in meinen Kopf geschlichen: Warum verdammt nochmal ich? Ich hatte immerzu geglaubt, dass mir oder meiner Familie nie etwas zustoßen könnte. In den Nachrichten oder auch im Radio hörte man immer wieder von Unfällen, Pandemien oder eben unheilbaren Krankheiten, wie Alzheimer, Aids oder auch bestimmte Tumoren, doch das so etwas mich jemals treffen würde? Ich hatte es nie für möglich gehalten. Mein Leben war, wenn ich jetzt so zurückdachte, eigentlich so gut wie perfekt. Ich hatte in einem kleinen Haus, mit meinen liebevollen Eltern, gelebt, hatte viele Freunde gehabt und hatte sogar einen Freund gehabt, doch ich hatte alles hinter mir gelassen. Für manche war es schön, wenn man bei seinen Liebsten war, wenn man starb, doch ich konnte das nicht. Ich konnte nicht in meiner kleinen Stadt bleiben, konnte nicht mehr so tun, als wäre alles okay. Ich konnte ja nicht mal mehr meiner Mutter in die Augen sehen. Sie und meinen Vater hatte es sehr mitgenommen. Ich war schon immer ihre kleine Prinzessin gewesen und dann zu hören, dass ihre einzige Tochter sterben würde... Es war unvorstellbar. Meine beste Freundin Victoria hatte ich es nicht erzählt. Ich kannte sie mittlerweile seit 14 Jahren und ich hatte es nicht übers Herz gebracht, es ihr zu sagen. Sie würde es früher oder später sowieso herausfinden. Als letztes gab es noch Paul. Ich hatte ihm mit einer einfachen WhatsApp das Herz gebrochen:
Es tut mir leid, aber ich habe Gefühle verloren. Es liegt nicht an dir. In Liebe, Maria.
Es war gar nicht mal gelogen gewesen, denn in letzter Zeit hatte ich echt gemerkt, dass ich ihn nicht mehr so liebte wie ich es einst getan hatte. Er würde das schon verkraften. Sie würden es alle vermutlich alle. Das hoffte ich zumindest.
„Hey, ist hier noch frei?" Verwirrt blickte ich zu einem jungen Mann, ich schätzte ihn auf Anfang Zwanzig, welcher braune zerzauste Haare und haselnussbraune Augen hatte. Ich war so in Gedanken vertieft gewesen, dass ich mich kurz sammeln musste und ihm mit einem Nicken symbolisierte, dass der Platz links von mir frei war.
„Du bist wohl nicht sehr gesprächig.", meinte er lächelnd.
„Ich war nur in Gedanken."
„Über was zerbrichst du dir deinen hübschen Kopf?" fragte er mich und lächelte mich weiterhin schief an.
„Belangloses.", flüsterte ich fast schon, denn diese Augen und dann noch das Lächeln. Es war eine gefährliche Mischung.
„Erzähl mir etwas von dir.", sagte er, war anscheinend wirklich interessiert, doch ich würde ihm nicht von meiner Krankheit oder meinem Leben erzählen. Ab jetzt würde ein neuer und mein letzter Lebensabschnitt beginnen und da würde ich zu einem anderen Menschen werden. Ich würde viel offener und selbstbewusster sein, würde jeden einzelnen Moment genießen und mich die Dinge trauen, die ich nie im Leben gemacht hätte.
„Ich bin Sarah, bin 20 Jahre alt und habe gerade mein Abitur gemacht. Ich wohne auf einem Bauernhof, mit Kühen, Hühnern und Pferden und sitze neben einem viel zu attraktiven Mann in einem Zug, obwohl ich keine Ahnung habe, wo dieser hinfährt.", sagte ich mit einem Grinsen. Ein Teil davon entsprach wenigstens der Wahrheit.
„Die Herrin.", murmelte er. Die bitte was? Er hatte anscheinend meinen verwirrten Blick gesehen und sprach weiter: „Der Name Sarah stammt aus dem Hebräischen und heißt übersetzt die Herrin oder auch die Fürstin."
„Gutaussehend und gebildet.", meinte ich und schenkte ihm ein Lächeln.
„Du hast ein schönes Lächeln, Sarah." Alleine schon wie er meinen Namen aussprach, machte mich verrückt.
„Danke, Unbekannter.", sagte ich und nun lächelte er auch. Ich konnte mich selber nicht hindern, auf seine Lippen zu blicken. Sie sahen so einladend aus und ehe ich mich versah spürte ich sie schon auf meinen. Er küsste so sanft und es fühlte sich so gut an. Meine Hände hatte ich hinter seinem Nacken verschränkt, während seine Hände über meinen ganzen Körper strichen. Vermutlich starrten uns gerade um die drei Personen an, doch es war mir egal. Ich würde sie nie wieder sehen, also warum sollte es mich auch stören? Ich würde vermutlich auch ihn nie wieder sehen, weswegen ich hier und jetzt die Chance ergreifen musste.
„Komm mit.", flüsterte ich ihm ins Ohr und hauchte einen Kuss auf seinen Hals, was ihn keuchen ließ. Er und ich standen also auf und drängelten uns an den anderen Passagieren entlang, die uns genervte Blicke zuwarfen, als wir schließlich in dem engen und nicht wirklich sauberen Badezimmer angelangt waren. Es hatte ein Klo, ein kleines Waschbecken und einen Tuchspender. Es hatte gerade mal Platz für maximal drei Personen, doch wenigstens waren wir hier ungestört. Ich schloss also die Tür ab und küsste den Braunhaarigen erneut. Diesmal aber leidenschaftlicher und fordernder.
„Willst du das wirklich, Baby?", fragte er mich ganz außer Atem.
„Mehr küssen, weniger reden.", sagte ich, was ihn zum Grinsen brachte, als er mich erneut küsste und mich gegen die Wand hinter mir drückte, wo er meine Hände nahm und sie über meinem Kopf hielt. Daraufhin begann er meinen Hals zu küssen, was mich stöhnen ließ. Seine eine Hand massierte meine Brüste und strich über meinen Bauch, als er schließlich bei meiner Hose angelangt war, sie aufmachte und über meinen Slip strich. Es machte mich wahnsinnig! Ich spürte, wie ich untenrum feucht wurde und genau das wollte er anscheinend auch, als er einen Finger in mich hineingleiten ließ und ich erneut stöhnen musste. Er massierte mich zuerst mit einem, dann zwei und am Ende sogar drei Fingern und verdammt nochmal fühlte sich das gut an. Immer wieder küsste er mich und ließ dadurch mein Stöhnen verstummen. Aus dem Gang hörte man die gewohnte Roboter Stimme, die sagte, dass wir in zehn Minuten in Hamburg ankommen würden.
„Fuck wir müssen uns beeilen.", raunte er, holte seine Finger unter meinen Slip hervor und öffnete nun selber seinen Reißverschluss, wo man eine große Beule wahrnahm. Er zog auch noch seine Boxershorts hinunter, sodass er untenrum komplett entblößt war. Als ich endlich wieder meine Fassung zurückerlangt hatte, schubste ich ihn auf die Toilette, zog meinen Slip hinunter und setzte mich auf ihn, sodass ich ihm in die Augen sehen konnte.
„Bereit?", fragte ich ihn.
„Na los, Baby.", flüsterte er in mein Ohr, was verdammt heiß war. Ich ließ ihn also langsam in mich hineingleiten und gewöhnte mich kurz an seine Länge, als ich anfing mich zu bewegen und er nun der war, der stöhnen musste. Ich erhöhte mein Tempo etwas und küsste ihn stürmisch. Unsere Zungen harmonierten perfekt miteinander und für einen kurzen Moment hatte ich einfach all meine Sorgen vergessen. Aus dem Gang hörte man wieder die Stimme: „In Kürze erreichen wir Hamburg Hauptbahnhof. Der Ausstieg befindet sich in Fahrrichtung rechts." Ich beschleunigte mein Tempo um so mehr und ließ ihn immer und immer wieder in mich hineingleiten. Ich stöhnte wieder und wieder, während er meinen Po spielerisch, aber dennoch bestimmend drückte.
„Du darfst nicht so laut sein, Baby.", raunte er in mein Ohr, was mich nur erneut zum stöhnen brachte. Ich hielt mir schnell eine Hand vor meinen Mund, denn er hatte recht. Die Anderen würden uns vermutlich hören und das wäre nun wirklich peinlich. Mein Körper fing an zu zittern und ich wusste, dass ich gleich meinen Höhepunkt erreichen würde, weswegen ich nochmal alles gab.
„Komm für mich.", flüsterte er in mein Ohr und nach ein paar Stößen tat ich das auch, fühlte mich so leicht und unsterblich. Nach wenigen Augenblicken kam er schließlich tief in mich hinein. Für einen Moment verharrten wir noch in dieser Position, als ich schließlich aufstand, meine Slip und meine Hose wieder hinaufzog und mich einigermaßen im Spiegel zurecht machte. Auch er zog sich wieder an und stand nun auch auf.
„Das war unglaublich.", meinte er und lächelte breit. Vor ein paar Wochen hätte ich mich vermutlich selber für eine Schlampe gehalten, da ich vor kurzer Zeit erst mit meinem Freund Schluss gemacht hatte, doch ich hatte mich dazu entschlossen jeden Moment auszukosten und das hatte ich eben getan. Sex in einem Zug zu haben, hatte definitiv nicht auf meiner Liste gestanden, mit den Dingen, die ich mal erleben wollte, doch es war überrascht gut gewesen und ich würde es vielleicht sogar wiederholen.
„Das war es. Nun geh schon, du musst los."
„Du hast recht. Tschau tschau Baby.", meinte er mit einem verführerischen Lächeln, küsste mich auf die Wange und verließ das viel zu kleine Badezimmer. Ich wartete noch kurz ab, wollte sicher sein, dass er weg war, als ich auch aus der Türe ging und mich wieder auf meinen Platz setzte, wo das Gepäck von dem Fremden nun weg war. War das gerade wirklich passiert?!
1594 Wörter
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