BokuAka - Ohne dich bin ich verloren
"Verdammt!" Wütend stampft Bokuto mit dem Fuß auf und schreit. Augenrollend warte ich, bis er sich einigermaßen eingekriegt hat, damit wir weitermachen können. Es wird nicht mehr lange dauern, dann jammert er wieder und will keine Zuspiele mehr von mir. In letzter Zeit nimmt das immer mehr zu, es häuft sich. Ständig kommt er viel zu schnell an den Punkt, wo nix mehr geht, nix funktioniert und dann mutiert er zur Dramaqueen. Es ist anstrengend. Besonders, wenn er diese Launen auch außerhalb des Trainings oder der Spiele an den Tag legt.
Was auch immer häufiger geschieht. Dann ist er mir gegenüber zickig, distanziert sich von mir und blockt ab.
Ich weiß nicht, was mit ihm los ist. Alle Nachfragen lässt er unbeantwortet. Dabei dachte ich immer, das mit uns wäre was Besonderes. Dass wir auch als Paar alles schaffen könnten, genauso wie zuvor, als wir nur Freunde waren.
Mittlerweile zweifle ich ein wenig daran.
Ich liebe ihn, sehr sogar, trotz seiner überschießenden Energie, seiner wechselnden Stimmungen. Aber diese Negativeinstellung, die sich auch auf uns überträgt, zerrt an meinen Nerven. Wenn ich doch wenigstens wüsste, was ihn belastet. Wenn er es mir doch endlich sagen würde.
Uns bleibt nicht mehr viel Zeit, in der wir gemeinsam jeden Tag Volleyball spielen, unsere Freizeit miteinander verbringen können.
Koutarous letztes Jahr an der Oberschule nähert sich mit riesigen Schritten dem Ende. Da ich erst in der zweiten Klasse bin, werden wir bald voneinander getrennt. Zumindest räumlich. Wirklich konkret sind Bokutos Pläne nicht, er will Volleyball spielen, doch ob er sich sie Aufnahmeprüfung an einer Universität antut, weiß ich nicht. Auch dieses Thema meidet er. Ich vermute, dass er sich davor drückt, weil er es selbst nicht weiß. Ich hoffe es. Denn die andere Version, dass er sich auch emotional von mir entfernt, möchte ich einfach nicht wahrhaben.
"Spiel mir nicht mehr zu, Akaashi!", mault Koutarou jetzt nach einem weiteren Block, der seinen Schlag abgefangen hat. Äußerst theatralisch wendet er sich ab, seufzt, verlässt ernsthaft das Spielfeld. Glücklicherweise ist das hier nur Training, im Ernstfall kann er das nicht bringen.
"Ja, okay", murmle ich nur, alles andere hat aktuell keinen Zweck. Er wird sich melden, wenn er wieder mitmachen will. Wenn das auch dauern wird, er wirkt richtig geknickt.
Traurig sehe ich zu ihm hinüber. Er strahlt sonst eine solche Lebensfreude aus, aber nichts scheint ihn überhaupt noch glücklich zu machen.
Mit hängenden Kopf hockt mein Freund auf der Bank, fährt sich durch die hochgegelten Haare und wischt sich dann mehrmals schnell über die Wangen.
Irritiert beobachte ich das, will zu ihm hingehen, da muss ich wieder den Ball spielen und kann nur aus dem Augenwinkel beobachten, wie Bokuto vorzeitig die Halle verlässt und auch nicht wiederkommt.
"Was ist los mit ihm?", murrt Yaku als wir das Training beendet haben und abbauen. "Er ist der Kapitän, er kann nicht einfach so abhauen! Dann soll er eben doch früher austreten aus dem Club! Das bringt doch so nichts!" Böse werfe ich ihm einen stechenden Blick zu, der ihn verstummen lässt. Ich verkneife mir jeglichen Kommentar, denn er würde Bokuto nicht im besten Licht stehen lassen. Das will ich nicht.
"Was ist los? Wieso bist gegangen? Können wir reden?"
Er antwortet mir erst sehr spät an diesem Freitagabend.
"Ich bin einfach nur noch frustriert... Ich könnte kotzen! Vielleicht sollten wir mal reden, ja. Ich hab das Gefühl, das hat alles keinen Sinn mehr..."
Mir wird schlecht, als ich seine Worte lese. Dabei rast mein Herz und meine Hände zittern. Es hat alles keinen Sinn mehr? Etwa auch unsere Beziehung? Wir haben so gekämpft, um zusammen sein zu können und jetzt sagt er so was?
Mit Tränen in den Augen schreibe ich ihm zurück, schleudere mein Handy danach in mein Kissen und vergrabe schluchzend mein Gesicht in demselben. Das kann er mir nicht antun!
"Wir reden morgen Abend. Ich komme vorbei. Ich hoffe, dass du nicht von uns sprichst...Das würde mein Herz zerfetzen..."
Die Tatsache, dass Koutarou darauf nicht antwortet, bringt mich beinahe um den Verstand.
Ich kriege mein Abendessen nicht runter, habe permanent das Gefühl, ich müsste mich übergeben und leide nachts unter mehreren Heulattacken. Ihn zu verlieren, ist mein absoluter Albtraum.
Ja, er wird die Oberschule ein Jahr früher abschließen, aber das muss nicht bedeuten, dass wir uns trennen!
Leider sagt mir mein Bauchgefühl, dass das nicht der Grund ist, warum er sich so aufführt.
Den Samstag überstehe ich nur mit Mühe, ohne laut zu schreien, bis ich heiser bin. Doch wir haben beide tagsüber keine Zeit, ich muss also bis zum Abend warten, um ihn zur Rede zu stellen. Es lässt sich nicht mehr vermeiden, ich muss ich jetzt damit konfrontieren.
Mein Magen fühlt sich an, als ob er sich gleich umstülpen wollen würde, mir ist speiübel und ich schiebe regelrecht Panik, als ich auf dem Weg zu Bokuto bin.
Wir treffen uns heute bei ihm, weil seine Eltern ausgegangen sind und wir alleine sein können.
Ob ich tatsächlich allein mit ihm in einem Raum sein möchte, kann ich nicht mehr genau sagen. Ich fürchte mich extrem vor dem, was er mir erzählen will. Ich fürchte mich davor, dass er mich abschießt. Schluss mit mir macht.
Unnötig langsam laufe ich von der Bahnstation zu Bokutos Adresse. Jede Minute, die ich es noch hinauszögern kann, erscheint mir wertvoll.
Die Wärme, die noch vorherrscht, hilft nicht gegen die Gänsehaut, die ich am ganzen Körper habe.
Ich komme um ohne dich. Ich kann das nicht. Verlass mich nicht.
Ununterbrochen kreisen diese Gedanken durch meinen Kopf. Sie erdrücken mich fast, nehmen mir die Luft zum Atmen.
Mit geballten Fäusten erreiche ich das Haus von Bokutos Familie und drücke den Summer.
Zügig öffnet Koutarou die Tür, blickt mich verlegen an. "Hey, komm rein." Seine Stimme klingt rau, belegt. Als hätte er geweint.
Dieselbe Sprache sprechen seine geröteten Augen.
Es fällt mir schwer, mich von der Stelle zu bewegen. Ich will nicht in mein eigenes Verderben laufen.
Fast schon widerwillig setze ich einen Fuß vor den anderen, vermeide es, Bokuto anzusehen.
Wir gehen in sein Zimmer. Der Rest des Hauses ist gespenstisch still und dunkel. Mir fällt auf, dass es unordentlicher ist als sonst. Ich war eine Weile nicht hier, sonst war immer alles wie geleckt. Bokutos Mutter hat einen kleinen Putzfimmel.
Stumm setze ich mich neben Koutarou auf sein Bett. Auch sein Zimmer ist chaotisch, unaufgeräumt und müsste definitiv auch mal sauber gemacht werden.
Vernachlässigt er nicht nur mich, sondern auch alles andere?
"Du wolltest reden", murmelt er, ich nicke. Überraschend sieht er mir direkt in die Augen, legt seine Hand auf meine und meint mit brüchiger Stimme: "Ich muss dir was sagen. Etwas, das ich schon eine ganze Weile mit mir herumtrage."
"Bitte nicht", flüstere ich ängstlich, sehe ihn durch einen Tränenschleier an, meine Hand verkrampft, mir wird eiskalt. Doch Koutarou starrt zu Boden, presst die Lippen aufeinander. Er bemerkt nicht, dass ich ihn angsterfüllt anblicke, dass ich bete, dass ich mir wünsche, er würde das jetzt nicht tun.
"Ich, ich kann das alles nicht mehr", stößt er hervor, beißt die Zähne zusammen, schnieft und fügt hinzu: "Aber ich ertrage diese Lügen nicht mehr. Das mit uns-"
"Nein! Kou, nein! Bitte!", flehe ich ihn unerwartet an, ich bin selbst überrascht, dass ich es laut ausgesprochen habe, aber mein Herz sticht so unerträglich, ich muss etwas dagegen tun. Ich darf ihn nicht verlieren!
"Bitte, tu das nicht! Du bedeutest mir alles! Ich weiß nicht, was dich quält, ich weiß nicht, ob ich dir helfen kann, aber ich will es versuchen! Aber bitte verlass mich nicht! Wir können alles zusammen schaffen! Bitte!"
Große Tränen rinnen über meine Wangen, tropfen von meinem Kinn, hinterlassen dunkelblaue Flecken auf meiner Jeans.
"Bitte!", höre ich mich erneut krächzen, mein Körper krümmt sich zusammen, ich schlage die Hände vors Gesicht, verberge meine verzerrte Grimasse vor Bokuto.
Dabei zieht und brennt es in meiner Brust, mein Magen scheint Auf und Ab zu springen, ich bin vollkommen verloren in dieser Angst diesen Jungen hergeben zu müssen.
Sanft berührt er mich am Oberarm, zieht dann meine Hände von meinem Gesicht.
"Keiji", sagt er leise, "beruhige dich bitte. Das ist es nicht, was ich sagen wollte."
Fassungslos blinzle ich ihn an. Mir stockt der Atem.
"W-was? Was denn dann?"
Liebevoll nimmt er meine Hand in seine, wischt mit seinem Daumen meine Wangen trocken und erklärt mir langsam: "Ich wollte sagen, dass ich diese Lügen nicht mehr ertrage, weil das mit uns viel zu wichtig ist, als dass ich das aufs Spiel setze, indem ich dich weiterhin ausschließe. Ich will nicht Schluss machen."
Ungläubig starre ich ihn an, unfähig etwas zu sagen, weshalb er fortfährt: "Es geht um meine Mutter und um die Unis. Meine Mutter ist krank. Schwer krank. Ihre Behandlung kostet viel Geld und sie ist ständig in irgendwelchen Zentren, damit sie ihre Medikamente bekommt oder zur Behandlung, wenn sie davon was nicht verträgt. Deshalb sieht es hier auch so aus. Durch diese finanzielle Belastung sind die Ersparnisse, die für mein Studium gedacht waren, bereits größtenteils aufgebraucht. Selbst wenn ich die Aufnahmeprüfung schaffen würde, ich könnte die Uni nicht bezahlen. Mit dem Volleyballspielen verdiene ich nicht genug dafür."
Ich habe das Gefühl, ich sitze auf meinen Ohren. Oder meine Ohren und mein Gehrin seien nicht mehr miteinander verbunden, weil ich einfach nicht begreife, was er mir da sagt.
"Ich habe versucht, das alles mit mir auszumachen. Aber es geht nicht. Weder mit dir, noch in der Schule, noch beim Volleyball komme ich noch klar. Die Sorgen um meine Mutter fressen mich auf und die Zukunftsängste sind mit einem Mal sehr real. Ich habe immer gedacht, ich würde eben auch meinen Weg gehen, so wie viele andere. Aber momentan befinde ich mich in einer Sackgasse. Alles geht schief. Und ich habe gemerkt, dass ich mit meinem Verhalten alles nur noch schlimmer mache. Dich von mir wegzutreiben, hat sich von der ersten Sekunde an schrecklich angefühlt. Ich wusste mir nicht anders zu helfen. Allerdings bin ich ohne dich noch hilfloser, weil ich dann vermutlich an meinem gebrochenen Herzen verrecke. Ich liebe dich doch so sehr. Ehe also alles kaputtgeht, habe ich mich dazu entschieden, dir doch die Wahrheit zu sagen. Wenn auch mit dem Risiko, dass du mir den Rücken zukehrst, weil du mit so einem Verlierer wie mir nichts mehr zu tun haben willst."
Danach ist es still. Ich versuche noch zu verarbeiten, was er alles gesagt hat. All diese Dinge, von denen ich nichts wusste!
"Wieso hast du es vor mir geheimgehalten?", will ich wissen, als ich endlich meine Sprache wiedergefunden habe. Dass es mich unendlich erleichtert, dass er sich nicht von mir trennen will, kann ich nicht formulieren. Zu gekränkt bin ich, dass er solche Geheimnisse vor mir hatte.
Unsicher mustert Bokuto mich, eine Haarsträhne biegt sich nach unten und hängt ihm jetzt ins Gesicht. Ich liebe das. Dennoch lasse ich mich nicht ablenken und warte auf eine Antwort.
"Wie ich es gerade schon gesagt habe, ich habe Angst gehabt, dass du nichts mehr von mir wissen willst, wenn du erfährst, dass ich mir nicht einmal das Studium leisten kann! Dumme Menschen kannst du nicht ab! Und mit der Erkrankung meiner Mutter kann ich einfach nicht umgehen, ich wusste nicht, wie ich dir das sagen soll. Du verstehst dich so gut mir ihr. Es hätte auch dich durcheinander gebracht, das wollte ich nicht!"
"Stattdessen hast du dich zurückgezogen und alle vor den Kopf gestoßen!", erinnere ich ihn aufgebracht, sehe ich finster an.
Als ich entdecke, dass mehrere Tränen über seine Wangen rollen, halte ich inne.
Was tue ich hier? Endlich öffnet er sich mir, und ich bestrafe ihn dafür?
Schnell rücke ich näher an ihn heran, umarme ihn, ziehe ihn näher an mich, sodass sein Gesicht an meine Brust gedrückt wird.
"Entschuldige, das hätte ich so nicht sagen sollen", nuschle ich betreten, streichle sanft über seinen Rücken und warte ab, dass er sich allmählich beruhigt. Irgendwann lässt das Zucken seiner Schultern nach, das Schluchzen verstummt und er entspannt sich wieder.
"Geht's wieder?", frage ich vorsichtig, er nickt, bleibt aber bei mir.
"Danke, dass du mir gesagt hast, was wirklich los ist", entschuldige ich mich erneut bei ihm, wenn auch indirekt. "Dass deine Mutter so krank ist, tut mir unendlich leid. Ich wünschte, du hättest es mir früher erzählt. Du musstest unfassbar leiden, als du das mit dir ausgemacht hast. Und du brauchst dir keine Sorgen machen, ich verlasse dich nicht, nur weil du das Geld für die Universität nicht aufbringen kannst. Dafür finden wir eine Lösung. Ein Stipendium oder dein Team finanziert dich. Wir werden sehen. Vielleicht wäre es gut, wenn du nächstes Jahr pausierst, Volleyball spielst und wir ganz in Ruhe herausfinden, wie das am besten funktionieren kann. Das machen doch viele. In der Zeit bereitest du dich auf die Aufnahmeprüfungen vor und bis es soweit ist, haben wir das Geld zusammen."
Nicht vollkommen überzeugt hebt er den Kopf, sieht mich an. "Glaubst du wirklich?"
Ich nicke bestimmt und lächle ihn aufmunternd an. "Wir schaffen das. Es ist, wie ich es gesagt habe, wir können alles zusammen schaffen. Ich meinte das auch so", erkläre ich ihm, nun schleicht sich auch auf seine Lippen ein kleines Lächeln.
"Ich liebe dich, Keiji", raunt er mir zu, setzt sich auf und küsst mich sehr lang auf den Mund.
"Ich liebe dich auch", wispere ich zwischen unseren Lippen hindurch und ziehe ihn enger an mich.
Die Erleichterung, die mich durchfließt, ist unbeschreiblich. Wir werden das gemeinsam hinbekommen. Wir beide. Koutarou und ich. Wir geben nicht auf.
------------
Schnief... Ach die Zwei ♡
Ich shippe sie so sehr xD Früher hab ich das alles nicht verstanden - und dann kam Haikyuu... schon komisch ^^
Und ihr so? BokuAka ja oder Nein?
Habt ihr denn mal Vorschläge oder Ideen für andere Storys? Ein bisschen hapert es gerade bei mir bei den One Shots. Also falls euch ne Handlung durch den Kopf wabert, eine Idee, vlt sogar zu welchem Ship, und ihr sie teilen wollt, dann schreibt sie doch gerne mal hier rein! Ich freue mich über jede Art von Inspiration! Dankö!
Nun denn, auch hier wünsche ich allen ein schönes Wochenende, aber haltet euch an die Regeln und passt auf euch und eure Mitmenschen auf!
Bleibt gesund ♡
Knutscha,
eure Mercy <3
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top