Neue Chance [1/2]|GxG
Es hätte ein so schöner Tag sein können. Nach einem halben Tag Arbeit hätte ich zusammen mit meiner Panik zu ihren Eltern fahren können wo wir die Weihnachtstage fröhlich verbracht hätten. Aber nein, alles musste schief gehen. Der Tag begann damit, dass ich an Stelle meiner Freundin einen Zettel auf der Betthälfte neben der meinigen fand. An Heiligabend verlassen zu werden war keine schöne Weihnachtsüberraschung. Durch die Aufregung, die durch die böse Überraschung verursacht wurde, verpasste ich meine Bahn, sodass ich zu spät zur Arbeit kam. Meine Motivation, dass es es sich heute nur um einen halben Arbeitstag handelte, wurde durch eine Ansage der Chefin zerstört: "Alle bleiben hier bis das Projekt beendet ist. Bedankt euch bei derjenigen, die zu spät gekommen ist und dadurch das ganze Projekt aufgehalten hat." Alle starrten mich wütend an. Ich biss mir auf die Lippe. "Entschuldigung", nuschelte ich mit gesenktem Blick. "Wie weit sind Sie mit Ihrem Part Frau Stocker?", fragte einer meiner Kollegen genervt. Wieder biss ich mir auf die Lippe. "Hinter dem Plan." Das Starren wurde intensiver. Wenn Blicke hätten töten können. Ich schluckte. "Ihre beiden Kollegen waren deutlich effizienter als Sie." Ich hob meinen Kopf. "Da waren wir zu dritt, alleine ist die schiere Menge nicht zu bewältigen!" Die verachtenden Blicke ließen mich diereckt wieder verstummen. "Ausreden, alles Ausreden. Sie sollten lieber anfangen zu arbeiten anstatt unsere Zeit zu vergolden." Wenigstens sollte die Arbeit mich von meiner Trennung ablenken. Keine halbe Stunde nachdem ich angefangen hatte mich meiner Aufgabe zu widmen meldete sich wieder einer meiner Kollegen zu Wort: "da wir ohne Frau Stockers Part nicht arbeiten können, können wir die Zeit auch in einem Café verbringen." Allgemein Zustimmung. Alle standen auf. Es raschelte überall. Dann wurde es still. Alle waren gegangen. Ich blieb alleine zurück. Mein Blick wanderte zur Uhr. 10:30 Uhr. Ich seufzte. Wie lange ich wohl noch hier bleiben musste? Um so länger ich hier war, um so weniger hatte ich von Weihnachten. Vielleicht war das besser. Traurig lächelte ich. Mein erstes Weihnachten ganz alleine. Mein Blick wanderte weiter zum Büro unserer Chefin. Durch die Glastür konnte ich sehen wie sie konzentriert auf ihrer Tastatur tippte. Sie hatte langes, glattes, schwarzes Haar, ein schmales Gesicht und einen gut gebauten Körper. Ihr gutes Aussehen wurde allerdings durch ihren miserablen Charakter zerstört. In Gedanken versunken hatte ich nicht bemerkt wie meine Chefin sie erhoben hatte und ihr Büro verlassen hatte. Nun stand sie direkt vor mir. "Frau Stocker, sind Sie mit Ihrem Teil fertig?"
"Nein."
"Dann sollten Ihre Augen auf Ihren Bildschirm gerichtet sein und nicht auf mich." Ich nickte. "Heute sind Sie noch unkonzentrierter als sonst."
"Entschuldigung", nuschelte ich. Meine Chefin zog sich einen Stuhl heran und setzte sich mir gegenüber. "Was ist los?" Ich blieb still. Ihre Stimme klang weicher als sonst. "Gibt es irgendeinen Grund?" Nervös spielte ich mit meinen Fingern. "Kann ich dir helfen?" Ich zeigte keine Reaktion auf ihre Frage. Eine gefühlte Ewigkeit verweilten wir in unseren Positionen. Ihr Blick fixierte mich und der meinige meine Hände. Irgendwann seufzte meine Chefin und erhob sich. All die Wärme, die sie eben noch ausgestrahlt hatte, war mit einem Mal verschwunden. "Wenn Sie nicht reden wollen, dann arbeiten Sie weiter. Ihre Freundin wartet doch Zuhause auf Sie." Ich blickte auf. Freundin? Woher wusste sie von meiner Beziehung? Die Schwarzhaarige verschwand in ihrem Büro. Oder eher: woher wusste sie von meiner ehemaligen Beziehung? Eine Tränen lief meine Wangen herab. Ja, ehemalige Beziehung. Es war vorbei. Immer mehr Tränen verließen meine Augen. Ich war wieder alleine. Ich schniefte. All die glücklichen Jahre, all die Zukunftspläne zerstört. Zerstört durch einen kleinen Zettel. Ich schluchzte. Egal wie häufig ich mir meine Tränen wegwischte, es kamen immer mehr nach. Mein Schluchzen wurde immer lauter. Wieso musste ich ausgerechnet jetzt die Trennung richtig realisieren? Die Tränen wollten kein Ende nehmen. Plötzlich spürte ich eine Hand sanft auf meiner Schulter. "Schhh, alles ist in Ordnung."
"Warum?", presste ich zwischen meinen Schluchzern hervor. "Warum hat sie mich verlassen?"
"Alles wird gut." Meine Chefin legte von hinten ihre Arme um mich. "Komm, wische dir als erstes die Tränen weg." Ich schüttelte den Kopf. Leicht lachte sie. "Nein? Ich mag es aber nicht schöne Frauen weinen zu sehen." Ich stockte. Mit dieser Aussage hatte ich nicht gerechnet. Die Schwarzhaarige drehte drehte meinen Stuhl um und hockte sich vor mir nieder. Leider war die Wirkung der Worte meiner Chefin nur von kurzer Dauer. Die ersten Tränen liefen mir bereits wieder die Wangen hinab. Mein Gegenüber wischte mir die Tränen ab. "Alles wird gut. Willst du mir erzählen was passiert ist?" Ich schüttelte den Kopf. Wieder heulte ich. "Schhh." Die Schwarzhaarige zog mich in ihren Arm. Ich krallte mich in ihre Kleidung. "Wieso? Wieso hat sie mich verlassen? Wir hatten doch alles bereits geplant. Wir wollten heiraten, eine Familie gründen." Ich weinte immer stärker. "Und nun ist sie einfach weg." Ich schluchzte. "Nur ein dämlicher Zettel mit: 'ich mache Schluss' ist von ihr übrig geblieben." Ich krallte mich stärker in die Kleidung meiner Chefin. "Warum? Warum?" Ich wurde immer lauter. "Keine Erklärung, nichts."
"Schhh." Mein Gegenüber streichelte meinen Rücken. "Lass alles raus." Ich begann hemmungslos zu weinte. Ich weinte und weinte, bis keine Tränen zum Verschütten mehr da waren. Nur noch ein gelegentliches Schniefen verließ meinen Körper. "Geht es dir jetzt besser?" Ich nickte zaghaft. Vorsichtig löste die Schwarzhaarige sich von mir. Schwach lächelnd wischte sie mir die letzten Tränen weg. "Arbeiten wird heute wohl nichts mehr." Ich schüttelte den Kopf. Meine Chefin seufzte. "Dann gehe nach Hause. Dafür erwarte ich aber besondere Produktivität zwischen den Feiertagen. Ich werde die Kollegen informieren." Sie erhob sich. Jeden ihrer Schritte folgte ich mit meinem Blick. Ich beobachtete wie die Schwarzhaarige in ihr Büro ging, ihr Handy nahm und etwas an diesem tippte. Danach packte sie ihre Sachen zusammen und kam zu mir zurück. "Du sitzt ja immer noch hier. Nah komm, packe deine Sachen und gehe nach Hause." Langsam erhob ich mich und tat wie mir gesagt wurde. An der Tür des Großraumbüros blieb ich allerdings unsicher stehen. Fragend schaute meine Chefin mich an. "Ich will nicht nach Hause, ich will nicht alleine sein." Die Schwarzhaarige überlegte. "Dich zu mir einzuladen oder irgendwo anders hin wäre unangemessen, aber wenn wir uns zufällig im selben Restaurant träfen, gäbe es kein Problem." Ich schaute sie mit großen Augen an. "Welches Restaurant hat an Heiligabend noch Plätze frei?"
"Fast Food Ketten. Bei Frust ist das das beste Essen." Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen. "Sagen wir in ungefähr eineinhalb Stunden bei dem Restaurant am Ende der Stadt? Dann kann ich hier noch auf die anderen warten, hier aufräumen und mich etwas frisch machen?" Ich nickte. "Bis in eineinhalb Stunden." Vielleicht war dieses Weihnachten doch kein so großes Desaster.
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Frohe Weihnachten 🌲
Wenn alles klappt poste ich morgen den 2. Teil
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