Feuertanz
Kalte Luft bläst mir entgegen, als ich die Tür öffne und nach draußen trete. Unmittelbar ziehe ich den Mantel weiter zu und den Schal höher. Schon lange trage ich eine Mütze, denn dem Alter, in dem das uncool ist bin ich mit meinen 32 Jahren schon längst entwachsen und so sorge ich stets dafür, dass mir ausreichend warm ist, wenn ich ins Frei gehe. Ich liebe diese kalten Tage, an denen die Luft so klar ist, dass die Farben so viel kräftiger erscheinen und man das Gefühl hat als könnte man weit über den Horizont hinausblicken. Ich mache mich auf den Weg.
Ich bin bereit, bereit für ihn.
Es ist Herbst und der Waldweg den ich entlanglaufe ist gesäumt von Bäumen deren Blätter in den schönsten Rot, Gelb, Orange und Brauntönen schillern. Der Wind, der durch die Blätter weht, lässt die Farben flackern und im Strahlen der Sonne mutet es an als ob der Wald in Flammen stünde, der Weg eingesäumt vom Feuer wäre und da bin ich, der durch das Flammenmeer wandelt als würde er nichts anderes kennen. Es ist als würde die ganze Welt brennen, aber mir kann nichts geschehen. Ich fühle mich sicher auf meinem Pfad als wäre ein Schutzschild zwischen mir und dem Flammenmeer. Erwartungsvoll auf das ausgerichtet was vor mir liegt.
Versunken in diesen herbstlichen Anblick und den Assoziationen, die er in mir auslöst stelle ich fest, dass das Bild des Feuers sehr genau meine innere Gefühlslage wiederspiegelt. Ich fühle mich wie jemand der durch das Leben wandelt, obwohl rund um ihn alles brennt und zu zerfallen droht. Aber es ist kein bedrohliches Feuer der Zerstörung eher eine reinigende, klärende Kraft, die zur Seite räumt was weg gehört, so dass im fruchtbaren Boden der verbrannten Erde Neues keimen kann.
Und während ich gehe gleiten meine Gedanken zurück an den Anfang.
Noch vor kurzem war alles wie es sein soll. Ich hatte ein Haus, eine Frau und eine wundervolle Tochter und wie es sich für eine gutbürgerliche Familie gehörte einen Hund. Ich hatte eine gut bezahlte Arbeit, die uns einen guten Lebensstandart ermöglichte und uns erlaubte ein gutes bescheidenes Leben zu führen. Ich, Harry Styles führte ein Leben wie im Bilderbuch und war durchwegs zufrieden damit. Mir war klar, dass es hauptsächlich eine Fassade war, die mir und den anderen vorgaukelte, ich wäre normal und alles wäre in bester Ordnung, weil man nun mal so lebt. Ich war nicht unglücklich, denn es war von mir selbst gewählt und mühsam aufgebaut, um wohl vor allem mir zu beweisen, ich wäre wie alle anderen. Das Schlimmste daran war, dass ich mir selbst glaubte, zumindest immer wieder.
Wie hoch der Preis war, den ich und die Menschen die ich liebte dafür bezahlten, wurde mir erst viel später klar.
Denn ab und zu, ganz leise, bekam diese Fassade Risse und ich spürte ganz zaghaft, dass ich nicht das war was ich lebte. Tief in meinem Inneren wusste ich, dass ich mich selbst verleugnete, dass ich mir selbst den Riegel vorschob und damit verhinderte mein wahres Ich zu leben. Mein wahres Ich hatte wenig mit den äußeren Konventionen zu tun. Es war bunt und lebendig und wollte gestalten, wollte fühlen, wollte lieben und dabei war ihm das Geschlecht, waren ihm die Regeln egal. Das Herz wollte fühlen, lieben, sich verbinden, in die Tiefe der Anderen eintauchen, in die Tiefe meiner Selbst und diesem inneren Sein Ausdruck verleihen, bunt, kreativ und lebendig.
Aber dies passte nicht in die allgemein gültige Vorstellung und nicht in meine und so hatte ich mir ein äußeres und inneres Gefängnis gebaut, eine Illusion von einem Leben, das wie Mauern meinen Weg einsäumte, den ich geradlinig nach Vorne schritt, erfolgreich mein Herz weggesperrt, scheinbar glücklich ohne zu wissen, wie groß die Welt war die sich hinter den Mauern befand.
Genau diese Mauern brennen nun, stehen in Flammen, brennen lichterloh und ich habe keine Möglichkeit mehr sie aufzuhalten.
Er, der dieses Feuer auslöste, stand auf einmal in meinem Büro und stellte sich als neuer Praktikant vor. Ich schenkte ihm nicht viel Aufmerksamkeit, kam es doch häufiger vor, dass junge Leute bei uns Praktikas machten. Mich betraf das meist nicht, ich wurde lediglich informiert.
“Guten Tag, Mr. Styles. Mein Name ist Louis Tomlinson und ich beginne heute mein Praktikum.“
Er streckte mir seine Hand entgegen um mich zu begrüßen. Ich blickte auf und diesen Moment werde ich wohl nie vergessen. Ich sah auf in ein Gesicht voller Wärme und Freundlichkeit. Er lächelte leicht und sein Blick streifte sanft meinen. Ich hatte noch nie so ein Blau gesehen. Etwas tief in mir wurde berührt, etwas von dem ich nicht einmal wusste, dass es das gab. Ich sah ihn an und hatte das Gefühl ich würde ihn schon ewig kennen, als wäre es nicht ein Kennenlernen sondern ein Wiedersehen und erkennen, dass wir schon lange voneinander wussten. Mein Herz begann vor Freude zu hüpfen.
Was um Himmels Willen war das? Wie kam es, dass ein fremder Mensch mich so tief berührte und mir so vertraut vorkam? Ich hatte damals keine Antwort, aber eine Stimme tief in meinem Innersten raunte mir zu: “Lass es geschehen! Lass es zu!“
Und meine Welt begann zu brennen, unaufhaltsam breitete sich das Feuer aus. Ich konnte nicht anders als meine Gefühle zulassen, ich konnte seinen blauen Augen nicht ausweichen und so dauerte es nicht lange bis ich meiner Frau gestehen musste, dass ich mich in einen Mann verliebt hatte und meine äußere Welt zusammenzubrechen begann. Aber gleichzeitig wurde in mir etwas lebendig, dass viel mehr mir selbst entsprach und ich fing an meinen Weg zu gehen und zu entdecken wer ich eigentlich bin. Louis hatte diesen Weg erst möglich gemacht, in dem er mein Innerstes berührte und mich fühlen lies, wer und was ich eigentlich bin.
Nun versuche ich ehrlich zu sein, mir und den anderen gegenüber und erstaunlicher Weise tut das nicht nur mir gut. Wenn ich es genau betrachte hat dieses Feuer der Wahrheit nicht nur mich sondern auch meine Frau und meine Tochter befreit und ihnen ermöglicht ihr Innerstes zu leben. Das Zerbrechen, das Brennen unseres Lebens ist nicht einfach und hinterlässt Zerstörung und Wunden, aber es ist auch ein neues Kennenlernen, ein echtes Erkennen, wer und wie wir sind und wir beschreiten einen neuen Weg des Lebens.
So kam es, dass ich jetzt durch das Feuer des Herbstwaldes in seinen bunten Farben laufe, ihm entgegen und es erfüllt mich eine innere Zufriedenheit in dem Wissen, dass der Weg richtig ist. Ich weiß nicht wohin er mich führt und was er noch alles für mich bereit hält. Aber er ist lebendig und reich und es ist mein ganz unverwechselbarer, einzigartiger Weg, dessen der ich nun einmal bin.
Mein Blick wandert nach oben und ich sehe am Horizont eine Silhouette auftauchen. Augenblicklich beginnt mein Herz zu hüpfen und mein Schritt beschleunigt sich. Auch mein Gegenüber wird schneller bis wir voreinander stehe.
Louis, hauche ich. Harry, ist seine Antwort. Mehr Worte bedarf es nicht, denn von nun an sprechen unsere Herzen, als ich seine Lippen auf meinen spüre und wir uns zärtlich küssen.
Ich wollte einfach mal wieder versuchen zu schreiben und natürlich ist es Larry geworden:)
Was sagt ihr zu der Lebenswende von Harry?
Findet ihr gut, dass er seine Familie verlässt?
Glaubt ihr, dass es oft Menschen gibt die sich ihrer Sexualität nicht bewusst sind und ein Leben führen, das halt üblich ist?
Viel Spaß
Merliwa
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