the most important thing | larry
or: football is the most important thing in louis' life, until someday it isn't.
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Wieso kann ich mich denn nicht zusammenreißen? Die letzten Jahre hab ich es immer geschafft, einfach damit klarzukommen, sexuell frustriert zu sein und nichts dagegen zu unternehmen.
Und jetzt liegt zum dritten Mal in dieser Woche dieser Mann neben mir im Bett. Dieser wunderschöne Mann, mit seinen wunderschönen Locken und seinem wunderschönen Lächeln und verdammt nochmal, ich muss dringend damit aufhören, mit ihm zu schlafen.
Es ist zu riskant.
Ich werfe noch einen Blick auf ihn.
Fuck, er ist einfach zu anziehend, zu verlockend. Und der Sex ist verdammt gut.
Wieso muss das Leben auch so scheiße kompliziert sein?
Ich hebe meine Hand und streiche vorsichtig durch seine Haare. Harry murmelt irgendwas und lehnt sich im Schlaf weiter in meine Berührung. Auch wenn ich es nicht will, muss ich lächeln und lasse mich wieder in die Kissen sinken.
Wem tut es schon weh, wenn ich drei Minuten länger bei ihm liegen bleibe?
Ich ziehe ihn an mich und genieße das Gefühl seiner warmen Haut an meiner. Meine Hand streicht wie von selbst über seine nackte Schulter und Harry kuschelt sich an meine Brust und gibt ein zufriedenes Brummen von sich.
Eine Weile bleiben wir einfach so, dann scheint er langsam aufzuwachen und gähnt.
Er schlägt die Augen auf, mustert mich kurz, lächelt und lässt sie anschließend wieder müde zufallen.
„Nicht, dass ich mich beschwere, aber...seit wann kuscheln wir?", fragt er, drückt seine Nase in meine Halsbeuge und ich weiß ehrlich gesagt nicht so richtig, was ich darauf erwidern soll.
„Keine Ahnung, ich...", sage ich und streiche gedankenverloren durch seine Haare. „Ich wollte irgendwie einfach."
„Okay", meint Harry, legt sein Bein über meine Hüfte und zieht mich noch ein Stück näher. Ich atme kurz unregelmäßiger und schließe dann auch einfach wieder die Augen.
Er riecht himmlisch.
Erst eine halbe Stunde später, als mein Wecker noch dreimal nervig gepiepst hat, bewegen wir uns schließlich aus dem Bett. Beziehungsweise ich. Harry sieht mir einfach dabei zu, wie ich aufstehe und mich anziehe.
„Verdammt, Louis, du bist so heiß."
Ich werfe ihm einen amüsierten Blick zu, den er nur mit einem Grinsen erwidert, dann verdrehe ich lächelnd die Augen und schlüpfe in eine Jogginghose.
„Am liebsten würde ich dich einfach zurück ins Bett ziehen und nochmal vögeln."
Ich drehe mich zu ihm um. „Ich muss zum Training."
„Ja, ja, ich weiß." Harry seufzt und verdreht die Augen. „Und das heißt ich muss dringend abhauen."
Ich nicke. Harry schlägt die Decke zurück und steht auf und ich zwinge mich wegzusehen, denn sonst kann ich wirklich für nichts garantieren. Er sammelt seine Kleidung vom Boden auf und ich überlege ihm frische Boxershorts anzubieten, aber einerseits wüsste ich nicht ob meine Unterwäsche ihm passen würde und andererseits bin ich nicht schnell genug; er zieht sich schon wieder an.
Kurz starre ich auf seine Muskeln, als er sein Hemd über die Schultern zieht, dann reiße ich mich los und schnipse mir leicht gegen den Kopf. Ja, Harry ist heiß, aber er ist kein Gott. Ich sollte ihn nicht so anstarren, außerdem darf ich nicht zu spät zum Training kommen.
Ich greife also nach meiner Sporttasche und werfe eine Trinkflasche, mein Trikot, meine Sporthose und die Socken rein. Schuhe und Schienbeinschoner hab ich in meinem Spind im Stadion.
Dann verlasse ich das Schlafzimmer, Harry folgt mir die Wendeltreppe runter ins Wohnzimmer und ich greife nach meinem rechten Schuh.
„Okay", sagt Harry. „Ich bin dann weg."
„Brauchst du Taxigeld?"
Er seufzt. „Louis, wenn du das sagst, komme ich mir immer vor wie ein Prostituierter."
Ich zucke mit den Schultern und suche meinen zweiten Schuh. „Ich wollte nur nett sein."
„Ja, ich weiß", sagt Harry, aber danach kommt nichts mehr. Verwirrt drehe ich mich zu ihm um, er mustert mich mit einem merkwürdigen Blick.
„Was?"
„Nichts." Er nimmt seine Jacke vom Haken und obwohl es offensichtlich nicht nichts ist, frage ich nicht mehr nach. Harry muss jetzt gehen, damit ich zum Training kann, er muss das Haus einige Zeit vor mir verlassen.
Er zieht sich seine Jacke über und nimmt die Türklinke in die Hand. „Also dann, ähm...tschüs, Louis", sagt er und ich nicke abwesend.
„Tschüs." Wo ist denn dieser dumme Schuh?
Als ich ihn endlich unter dem Regenschirm entdecke und aufsehe, ist das einzige was von Harry übrig ist die zufallende Tür.
Und irgendwie hinterlässt das ein komisches Gefühl.
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Natürlich komme ich zu spät zum Training. Immerhin konnte ich noch was Kleines essen, denn auf leeren Magen Fußball spielen ist nie eine gute Idee. Ich winke dem Pförtner zu, der mir die Schranke schon aufmacht, bevor ich da bin, weil er mein Auto erkannt hat und parke etwas schief. Dann steige ich aus, greife nach meiner Sporttasche und mache mich auf den Weg ins Innere.
Als ich die Tür zur Umkleidekabine aufstoße, ist keiner mehr da. Die Anderen sind schließlich schon alle auf dem Feld. Ich ziehe mich in Windeseile um, nehme meine Schienbeinschoner und Schuhe aus dem Schrank und laufe dann schnell aufs Feld, den rechten Schuh mache ich erst zu, als ich auf dem Rasen zu stehen komme. Die Jungs sind schon dabei sich einzulaufen, unser Trainer Topher wirft mir einen strengen Blick zu, sagt aber nichts weiter und der Co-Trainer hat es nicht mal mitbekommen.
Also laufe ich einfach los und schließe schnell zu Tom auf.
„Hi", begrüßt er mich und ein paar der Jungs, die einige Meter vor uns laufen, werfen einen Blick nach hinten.
„Oh hey, Louis, auch mal da?", grinst Zack und ich verdrehe die Augen und sage einfach nichts.
„Was hat dich denn heute Morgen so lange aufgehalten?"
„Tempo, Jungs", sage ich statt einer Antwort, erhöhe meine Geschwindigkeit und ziehe an ihnen vorbei. Ich habe wenig Lust jetzt mit meinen Teamkollegen darüber zu reden, warum ich mich entschieden habe länger liegen zu bleiben.
Muss ja niemand wissen, dass der Typ in meinem Bett einfach zu unwiderstehlich war.
Harry und ich haben uns im Club kennengelernt. Zu meiner Überraschung hatte er nämlich absolut keine Ahnung wer ich bin und hat mich nur angesprochen, weil ihm aufgefallen ist, dass ich mein Shirt falsch rum anhatte. Wir sind ins Gespräch gekommen und irgendwie hatte ich mich absolut nicht unter Kontrolle und Harry ist nun mal unglaublich heiß, sodass wir kurz darauf zusammen auf der Toilette gelandet sind.
Und irgendwie treffen wir uns jetzt halt regelmäßig. Inzwischen weiß er wer ich bin („Oooh, deshalb hatte ich das Gefühl dein Gesicht schon irgendwo gesehen zu haben"), aber er weiß auch, dass ich ihn eigenhändig umbringen würde, wenn er irgendjemandem von uns erzählen würde. Harry versteht das und meinte vielleicht ist die viele toxische Maskulinutät genau das, was ihn immer vom Fußball abgehalten hat.
Ich habe eigentlich gedacht die ganze Sache mit ihm lenkt mich ab, vor allem nachdem er heute Morgen dieses komische Gefühl hinterlassen hat, aber ich bin in Topform. Als wir kurz darauf mit anderen Aufwärmübungen weitermachen, komme ich selbst bei den Kniehebeläufen nicht außer Atem und beim Elfmeterschießen, mit dem wir das Training meistens abschließen, haue ich jeden einzelnen Ball an Liam vorbei ins Netz.
Topher ist so zufrieden mit mir, dass er anscheinend komplett vergisst, dass ich zu spät war und mir nach dem Abschlussgespräch nochmal auf die Schulter klopft.
„Okay, Louis...", sagt Léon, als wir anschließend alle in der Umkleide verschwinden und grinst. „Wer war die Glückliche?"
„Was?", frage ich verwirrt und schlüpfe aus meinen Schuhen. Ich entscheide zu Hause zu duschen, irgendwie hab ich gerade nicht so Lust mich mit den Anderen länger in einem schwitzigen Raum aufzuhalten als nötig.
„Du warst heute Morgen durch den Wind und zu spät, aber hast extrem gut gespielt und warst viel lockerer als sonst. Also..." Léon macht eine Handbewegung die so viel heißt wie „liegt ja auf der Hand."
Jack pfeift durch die Zähne. „Hattest du guten Sex, oder was?"
„Was geht dich das denn an?", frage ich zurück und jetzt ist auch Gabe am Gespräch interessiert und klinkt sich ein.
„Also ja." Er grinst. „War sie wenigstens heiß?"
„Ich weiß nicht wovon ihr redet, ich war heute genauso allein wie immer", lüge ich und ziehe mir mein Shirt über den Kopf ohne nachzudenken.
„Verarschen können wir uns alleine", sagt Léon und auch die Anderen sehen mich grinsend an. Ich folge ihrem Blick auf meinen Oberkörper und stöhne leise als ich den Knutschfleck entdecke, den Harry gestern dort hinterlassen hat.
„Also, war sie heiß?", fragt Jamie und ich würde zwar am liebsten kotzen, steige aber mit einem lässigen Grinsen in ihr Spiel ein.
„Was denkst du denn?"
Großes Gejohle ertönt in der Umkleide und ich verstecke meinen Kopf hinter der Tür meines Spindes, um wenigstens kurz genervt gucken zu können.
Ja. Er ist definitiv sehr heiß. Aber das geht die Jungs gar nichts an. Generell geht sie mein Sexleben gar nichts an.
„War ja klar, dass unser Starspieler auch die heißesten Frauen abkriegt."
Sie haben doch keine Ahnung wie „die Frau" aussieht. Ich muss mich zusammenreißen nicht schnaubend mit dem Kopf zu schütteln. Aber ich darf mir nichts anmerken lassen und ziehe einfach grinsend die Augenbrauen hoch, als ich den Spind wieder zumache und mich weiter umziehe.
Es darf keinen einzigen Moment geben, in dem irgendwem auch nur ansatzweise die Idee kommen könnte, dass ich auf Männer stehe.
Denn dann wäre meine Karriere vorbei.
Und Fußball ist das Wichtigste in meinem Leben.
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Harry ist kaum in meiner Wohnung, da küsse ich ihn schon und zerre seine Jacke von seinen Schultern.
„So ungeduldig mich zu sehen?", murmelt er zwischen zwei Küssen und grinst süffisant. Ich verdrehe die Augen und ziehe ihn enger an mich.
„Halt die Klappe."
Und das macht Harry dann auch. Wir stolpern durch meine Wohnung, die Treppe zu meinem Schlafzimmer hoch und landen im Bett. Den Weg würde Harry inzwischen vermutlich blind finden. Das tut er schließlich fast immer.
Es fühlt sich unglaublich an.
Ich habe das Gefühl jedes Mal, das wir miteinander schlafen, wird der Sex besser. Ich weiß nicht ob es Einbildung ist, oder ob Harry meinen Körper inzwischen immer besser kennt, sodass er genau weiß, wie er mich zu Wachs in seinen Händen macht, aber es ist eigentlich auch egal.
Die Hauptsache ist, dass es sich scheiße gut anfühlt. So unglaublich gut, dass ich weiß, dass ich damit nicht wieder aufhören werde. Scheiße, ich kann ihm wirklich nicht widerstehen und ich will es auch gar nicht mehr.
Das heißt nur, ich muss verdammt vorsichtig sein.
„Ist das dein Magen?", fragt Harry, als wir etwa zwei Stunden später schon bestimmt seit einer halben Stunde einfach nur zusammen in meinem Bett liegen und sieht zu mir auf.
Ich verziehe meinen Mund. „Glaub schon. Ich hab ziemlich Hunger."
„Dann lass uns was essen?", fragt er und legt sein Kinn auf meinem Brustkorb ab. Ich lächele, streiche sanft durch seine Locken und nicke.
Harry ist zwar einerseits verboten attraktiv, aber wenn er so guckt, sieht er aus wie ein Welpe. Ich verstehe nicht wie eine Person gleichzeitig so heiß, aber so niedlich sein kann.
Er schließt genüsslich die Augen, als ich kurz seine Kopfhaut kraule, dann stehen wir auf und ziehen uns beide zumindest Boxershorts über. Als ich das Schlafzimmer verlassen will, zieht Harry mich allerdings an meiner Hand zurück und schlingt dann seine Arme um meine Hüfte, um mich eng an sich zu drücken.
Verwirrt und etwas aus dem Konzept gebracht sehe ich in seine grünen Augen, aber er senkt einfach seinen Kopf und küsst mich leidenschaftlich.
Sehr leidenschaftlich.
Überrumpelt erwidere ich, lasse Harry den Kuss vertiefen und lege meine Hände an seine Wangen. Er hat komplette Kontrolle über mich und meinen Körper, als seine Zunge in gekonnten Bewegungen meine umarmt und ich gebe mich ihm völlig hin.
Aber dann löst er sich von mir, stupst nochmal mit seiner Nase gegen meine und zieht mich dann an der Hand hinter ihm her, die Wendeltreppe runter ins Wohnzimmer.
Ich weiß nicht was ich denken soll. Aber dieser Kuss...heilige Scheiße, Harry weiß wirklich immer was er tut.
Er verwirrt mich irgendwie.
Wir gehen in den Flur und dann in die geräumige Küche, wo ich mich erstmal auf die Arbeitsfläche aus Marmor hieve und den Kopf schief lege. „Was wollen wir denn essen?", frage ich und Harry zuckt mit den Schultern und sieht sich um. „Ist das dein Kühlschrank?", fragt er und deutet auf einen Schrank mit einer abgedunkelten Glasscheibe. Ich nicke.
„Klopf mal gegen das Glas", sage ich und greife nach einer Wasserflasche, die neben mir steht, um einen Schluck zu trinken. Harry runzelt die Stirn, kommt meiner Aufforderung aber nach.
Das Licht im Kühlschrank geht an und die Scheibe wird durchsichtig. Er lacht ungläubig auf. „Heilige Scheiße."
Kurz mustert er die verschiedenen (zugegeben nicht so vielen) Sachen in meinem Kühlschrank und legt den Kopf schief. „Soll ich was kochen?"
Ich runzle die Stirn. „Ist das nicht viel zu aufwändig? Außerdem hab ich ja kaum was da? Ich dachte einfach Tiefkühlpizza oder so."
Harry schüttelt den Kopf. „Ach, ich krieg schon was hin, das Meiste hier drin muss vermutlich eh weg", meint er mit einer Handbewegung zum Kühlschrank und lächelt dann. „Außerdem liebe ich es zu kochen."
Ich zucke mit den Schultern. „Okay. Wenn du willst. Fühl dich einfach wie zu Hause."
Harry nickt, öffnet den Kühlschrank und beginnt ein paar der Sachen rauszuholen und auf meinem Esstisch zu stapeln. Dafür, dass ich hier alleine wohne, ist der Tisch viel zu groß. Aber die Küche ist eh viel zu groß, sie wäre sonst echt leer.
Eigentlich ist meine Wohnung auch viel zu groß. Manche Leute fragen mich manchmal warum ich in einer Wohnung lebe und nicht in einer großen Villa, wo ich doch so viel Geld habe, aber ganz ehrlich...was soll ich da? Da fühle ich mich ja noch einsamer.
Ich nehme mein Handy, was neben mir auf der Anrichte liegt, weil Harry eh ziemlich beschäftigt aussieht. Er räumt irgendwelche Sachen zurück in den Kühlschrank, guckt bei anderen wie viel noch da ist und sucht dann die Küchenschränke und Schubladen nach den Sachen ab, die er braucht. Also gehe ich auf Twitter und scrolle ein bisschen durch meine Mentions.
Bei einem sehr alten Bild von mir stoppe ich.
Ich komme immer noch nicht darauf klar, dass Louis Tomlinson (ja, genau...der beste Fußballspieler Englands) und Zayn Malik (ja, der Sänger Zayn Malik) seit ihrer Kindheit Freunde sind, hat die Person getweetet und dazu ein Foto gepostet, auf dem Zayn und ich in der Grundschule zu sehen sind. Grinsend like ich den Tweet und klicke dann auf antworten. Ich tagge ihn und schreibe dazu „Das waren noch Zeiten. Schreckliche Frisur, Mate".
Zayn und ich sind zusammen aufgewachsen und wenn man so drüber nachdenkt, ist es wirklich ein komischer Zufall, dass wir beide auf unterschiedliche Weisen so berühmt geworden sind.
Er ist eigentlich mein einziger richtiger Freund. Ich lasse einfach niemanden an mich ran, weil ich Angst habe, ihnen nicht vertrauen zu können. Vor allem was meine Sexualität angeht.
Neben Harry, meiner Schwester und ein/zwei Typen mit denen ich mal was hatte ist er der einzige, der weiß, dass ich auf Männer stehe.
Weil ich ihm zu hundert Prozent vertraue. Genau wie Lottie. Und diese One Night Stands wirkten nicht so als würden sie es überall rum erzählen, zwei wussten nichtmal wer ich bin, außerdem haben sie keine Beweise.
Nur bei Harry...ich weiß nicht warum, aber ich habe auch bei Harry keine Bedenken. Ich kenne ihn eigentlich viel zu wenig, um ihm wirklich so zu vertrauen, aber irgendwie fühlt es sich mit ihm sicher an.
Auch das hier...er in meiner Küche...das kommt mir viel zu natürlich vor als es sollte. Er ist zum ersten Mal in einem anderen Raum als in meinem Schlafzimmer, wir kennen uns kaum, das hier sollte sich nicht so einfach anfühlen.
Also tue ich das Gleiche wie immer, wenn ich zu viel über etwas nachdenke. Ich ignoriere es einfach.
Ich mache leise Musik an und beobachte ihn, wie er kurz zu mir lächelt und dann weiter irgendwas zubereitet und im Takt mit dem Kopf wippt. Er hat seine Haare in einen Dutt gebunden, damit keine im Essen landen, sucht nach Töpfen und einer Auflaufform und ich kann nicht genug davon kriegen ihm einfach dabei zuzusehen. Harry kommt mir fast nicht real vor, so schön ist er.
Und ich meine damit nicht sein Aussehen. Ja, er sieht auch absolut fucking gut aus, als wäre er eine antike Statue, aber das ist es nicht, was diese Magie ausmacht, die von ihm ausgeht. Er strahlt einfach irgendwas aus, sein Lächeln, die Art wie er sich bewegt...er hat einfach eine Aura an sich, die Menschen in einen Bann zieht. Ich bin mir sicher, dass es dabei nicht nur mir so geht.
Und irgendwie stört mich das. Dass andere Menschen ihn auch so sehen könnten, ihm nah stehen. Er hat jedes Recht dazu, wir sind ja...nichts, aber meine Finger verknoten sich gestresst miteinander, als ich darüber nachdenke, wie sich andere Menschen an Harrys Seite kuscheln. Wie sie sein strahlendes Lächeln sehen können, wie sie ihm auf der Straße nachblicken, weil er der Fremde ist, den man einmal sieht und sein Leben lang nicht mehr aus dem Kopf bekommt.
Wir haben nur Sex, erinnere ich mich, schließe kurz die Augen und schlage leicht gegen meine Wange. Nur Sex.
Aber als ich sehe, wie Harry irgendwas, was er in einem Topf zubereitet hat, jetzt in die Auflaufform gießt und das letzte Stück Gouda, dass er in meinem Kühlschrank gefunden hat darüber reibt, während er sich eine Strähne aus der Stirn pustet, die sich irgendwie aus dem Haarband gelöst hat, wird mir ganz anders.
Ich weiß, dass das egoistisch ist. Aber ich will ihn für mich.
„Welcher davon ist dein Ofen?", fragt Harry kurz darauf, sieht sich zu mir um und zeigt auf den Ofen, den Dampfgarer und meine Mikrowelle. Ich grinse.
„Das in der Mitte."
Er grinst zurück und stellt ihn dann an. Fünf Minuten später ist er aufgeheizt und Harry schiebt den Auflauf auf die mittlere Schiene.
Dann kommt er zu mir. „Was gibt es in dieser Küche eigentlich nicht?", fragt er und legt seine Hände auf meine Oberschenkel. Ich lasse meine über seine Arme auf seine Schultern wandern und lächle sanft.
„Wieso, bist du überfordert mit dem Dampfgarer?"
Er lacht leise. „Eher neidisch, Gemüse schmeckt damit zubereitet so viel besser."
„Ich bin eh nicht so der Gemüsefan", sage ich und Harry grinst.
„Dann nehme ich an, du hast den Dampfgarer noch nie benutzt?"
„Ich weiß nicht mal wie das geht."
„Dann werde ich definitiv alle Dinge in deiner Küche einweihen, die du noch nicht benutzt hast."
Ich grinse dreckig und er verdreht die Augen. „Du bist so ein perverses Schwein, Louis."
„Und du stehst drauf."
Statt zu antworten küsst er mich einfach.
„Nein, aber ernsthaft, ich meine mach das ruhig, aber ich verstehe einfach nicht, wofür zur Hölle man einen Besteckaufwärmer braucht."
„Einen Besteckaufwärmer?", wiederholt Harry. „Sicher, dass du nicht einen Tellerwärmer meinst? Von Besteckaufwärmer hab ich noch nie was gehört."
Ich zuckte mit den Schultern. „Kann auch sein. Ich kenn mich mit dem ganzen Kram nicht aus. Ich hab den Typen, der meine Küche eingerichtet hat, einfach machen lassen. Ich meine, ich hab sogar diese super High-Tech Kaffeemaschine", sage ich und deute auf das Teil, das einen Meter neben mir steht. „Dabei mag ich Kaffee nicht mal."
„Scheiße, ich vergesse echt immer wieder, dass du Millionär bist", meint Harry, nachdem er die Maschine ein paar Sekunden gemustert hat und ich grinse.
„Glaub mir, das geht mir auch manchmal so." Gedankenverloren streiche ich eine Locke, die ihm ins Gesicht fällt, hinter sein Ohr und ertappe mich dabei, wie ich mir vorstelle, das hier öfter zu tun. Mit Harry zu kochen. Ihn zu küssen, wenn das Essen im Ofen ist. Ihn so zu berühren, ohne dass es direkt sexuell ist.
Aber das geht nicht. Ich kenne ihn eigentlich nicht mal. Wir haben nur Sex. Mit ihm zu schlafen ist eine Sache, aber das hier...Gefühle sind tabu. Ich kann mich nicht outen, also würde das nicht gut gehen. Wenn ich Gefühle zulasse, endet das mit mindestens einem gebrochenen Herzen. Außerdem weiß ich ja gar nicht, ob Harry sich überhaupt in mich verlieben würde. Wieso sollte er?
Also nix mit Liebe. Es würde einfach nur alles kaputt machen.
„Nur so aus Interesse...", murmelt Harry und küsst meinen Hals. Ich seufze leise auf. „Wieviel genau hast du?"
„Zu viel", antworte ich sofort und fahre mit meiner Hand in seine Haare. Das Haargummi, das sowieso schon locker war, fällt zu Boden. „Das willst du gar nicht wissen."
„Komm schon, sag's mir", flüstert er gegen meinen Hals und saugt an einer Stelle leicht, aber nicht genug, um Spuren zu hinterlassen. Er hebt seinen Kopf wieder und seine Augen funkeln mich herausfordernd an. „Sonst google ich es einfach." Er grinst.
Ich verdrehe die Augen und schlinge meine Beine um seine Hüfte, um ihn noch näher zu ziehen.
„Google weiß eh nicht die Wahrheit, was das angeht."
Harry zieht die Augenbrauen hoch. „Zu viel oder zu wenig?"
„Sagen wir es so...", seufze ich und wickele einzelne Locken um meine Finger. „Ich spende jedes Jahr vier Millionen an Charities und habe immer noch das Gefühl, ich bin viel zu geizig."
„Oh Shit", lacht Harry und seine Hände wandern über meine Oberschenkel zu meiner Taille. „Also bist du echt Millionär Millionär."
Ich nicke etwas abwesend, ziehe ihn an mich und küsse ihn. Er erwidert sofort, seine Zunge spielt mit meiner und ich seufze zufrieden auf. Fuck, Harry kann so gut küssen. Es ist schwer, nicht daran zu denken, ihn gleich einfach wieder in mein Bett zu ziehen.
Oder wirklich einfach die Küche einzuweihen, so wie Harry eben gesagt hat.
Er scheint ähnliche Gedanken zu haben, denn der nächste Satz, den er spricht lässt mein Blut sofort Richtung Süden wandern.
„Und ist der Millionär schonmal in den Genuss eines Blowjobs auf der Küchentheke gekommen?"
Ich ziehe die Augenbrauen hoch und beiße mir grinsend auf die Unterlippe. „Nein. Das ist der Millionär noch nicht."
„Dann würd ich sagen ändern wir das mal", flüstert er, küsst wieder meinen Hals und meine Augen fallen automatisch zu.
Verdammt, nein. Ich kann wirklich nie wieder hiermit aufhören.
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Harry hatte Unrecht. Er kann nicht nur „ganz gut" kochen, er kann wirklich unglaublich gut kochen.
Ich hatte nur noch Unsinn in meinem Kühlschrank und er hat eine halb volle Nudelpackung im Schrank gefunden, aber er hat den geilsten Auflauf daraus gemacht, den ich seit Langem gegessen hatte.
Gut, ich weiß auch nicht wann das letzte Mal war, dass ich etwas Selbstgekochtes gegessen habe. Ich glaube, ich hab seit mindestens einem halben Jahr immer nur Essen bestellt. Aber trotzdem schmeckt es unglaublich. Harry scheint zu merken wie begeistert ich bin, denn er sieht mir nur grinsend dabei zu, wie ich Gabel um Gabel in mich reinschaufele.
„Schmeckt's?"
Mir entgeht der belustigte Unterton nicht, aber ich nicke nur und lecke mir Soße von der Lippe. Es ist viel zu lecker, als dass ich mich dafür interessieren würde. Harry beobachtet das, schlingt seine Beine unter dem Tisch um mein linkes Bein und zieht es etwas näher zu sich. Ich lasse ihn einfach und esse weiter.
„Du kannst echt gut kochen", sage ich nach einem weiteren Bissen, weil ich einfach nicht anders kann und Harry grinst.
„Das will ich hoffen, ich wurde schließlich dafür bezahlt."
„Du bist, du...du warst Koch?" Ich sehe ihn überrascht an.
Er zuckt mit der rechten Schulter. „Also nur an Wochenenden und neben meinem Studium. Aber ja, ich hab relativ lange in einem Restaurant gearbeitet."
„Und jetzt nicht mehr?"
„Ich hatte an Wochenenden nie Zeit, meine Freunde haben mich vermisst. Und geldmäßig ist es gerade eigentlich echt entspannt, deshalb..." Er zuckt wieder mit seiner Schulter und isst eine Gabel.
„Hm." Ich mustere ihn. Plötzlich habe ich das Bedürfnis ihn viel besser kennenzulernen. Ich will alles über ihn wissen. Nicht nur was er arbeitet, sondern auch was seine Interessen sind. Ich will wissen bei welchen Songs er weinen muss, ob er irgendeine Allergie hat, welche Eissorte er am liebsten mag, wo er oft Urlaub macht, welche Stadt er noch sehen will, was sein Lieblingsdinosaurier ist, einfach alles. Ich will wissen, ob er tanzt wenn er alleine ist, ob er eher bar oder mit Karte zahlt, was er über Regen denkt und was er lieber mag; Hunde oder Katzen.
Ich lege den Kopf schief. Bestimmt Katzen.
„Was studierst du denn?"
Er lächelt und pikst eine Nudel auf. „Musikproduktion und Songwriting."
Ich ziehe überrascht die Augenbrauen hoch. „Wow."
Harry lacht. „Ja, also..." Er zuckt mit den Schultern. „Das war schon immer meine Leidenschaft."
„Willst du auch so richtig Sänger werden? Ist das so dein großer Traum?"
Er verzieht nachdenklich den Mund und schüttelt dann den Kopf. „Das dachte ich früher immer, aber irgendwie...also ich glaube schon, dass auf der Bühne stehen voll meins wäre, so...das Performen, im Mittelpunkt stehen, das wäre mein Ding. Aber der ganze Rest. Berühmtheit ist mir, glaub ich, zu anstrengend."
Ich beiße mir auf die Unterlippe und nehme eine neue Gabel. Mir ist die Berühmtheit auch zu anstrengend. Aber der Fußball ist es mir einfach wert. Der Sport ist das Wichtigste in meinem Leben. Und wenn Harry in irgendeinem anderen Universum mit mir zusammen wäre, würde er ja auch im Licht der Öffentlichkeit stehe- stopp. Wir sind nicht zusammen. Ich lebe in diesem Universum. Nur Sex, nichts weiter.
„Und das wäre es dir nicht wert?", frage ich.
Er schüttelt den Kopf. „Ich glaube ich käme auch gut damit klar einfach hinter der Bühne zu stehen. Also die Songs zu schreiben oder zu produzieren oder einfach nur der beste Freund backstage zu sein. Das bin ich sogar teilweise mein bester Kumpel tritt oft in Bars auf und ich würde sagen ich bin ganz gut darin ihn zu unterstützen."
„Aber als Freund würdest du ja auch in der Öffentlichkeit stehen."
„Ja, aber nur ein winziges bisschen. Es würden nur Paparazzi Fotos von mir gemacht werden wenn ich mit ihm unterwegs bin, nicht alleine. So von...Ariana Grandes Ehemann werden ja alleine auch keine Fotos gemacht."
„Wie kommst du denn jetzt darauf?"
„Keine Ahnung, ist mir irgendwie eingefallen."
Ich muss lächeln. „Magst du ihre Musik?"
„Wer nicht?"
„Ich?"
„Was?" Harry blickt mich fast schon empört an.
Ich gucke mit den Schultern. „Ist mir irgendwie zu langweilig."
„Langweilig? Okay, wow. Du musst irgendwann mit mir auf ein Konzert, da kommst du nicht mehr raus."
Ich lache und nehme noch einen Bissen von dem Essen, um meine Unsicherheit zu überspielen. So gerne ich auch würde...ich kann nicht mit Harry auf ein Konzert. Vor allem nicht auf eins von Ariana Grande. Das ist zwar bescheuert, aber für die Klatschpresse wäre dann alles klar.
Englands begehrtester Fußballspieler mit männlicher Begleitung auf Ariana Grande Konzert gesichtet! Alles was man über Louis Tomlinsons Sexualität wissen muss.
Nein, danke. Darauf kann ich verzichten.
Harry scheint gemerkt zu haben, dass er bei mir irgendwas getriggert hat, denn er stößt mich leicht mit seinem Knie an und lächelt aufmunternd. „Oder auch nicht. Keine Sorge."
Ich lächle zurück, weiß nicht was ich sagen soll und esse einfach schnell den Rest meines Tellers. Harry tut es mir gleich, dann stehe ich auf und räume beide in die Spülmaschine. Den Rest des Auflaufs mache ich in eine Tupperdose und stelle ihn in den Kühlschrank. Aber irgendwie ist die Stimmung ein wenig kaputt.
Als der ganze Tisch abgeräumt ist und ich die Küche wieder verlassen will, hält Harry mich aber auf und sperrt mich zwischen seinen Armen und meiner Küchentheke ein.
„Es tut mir Leid", sagt er. Ich sehe ihn nur an. Ich will nicht, dass er so schuldbewusst aussieht.
„Ach, dir muss nichts Leid tun", sage ich also. „Ich war einfach nur wieder aus dem Konzept gebracht von deinem göttlichen Aussehen."
Er muss grinsen und sieht erleichtert aus. „Also alles gut?"
„Alles gut", versichere ich ihm und meine es auch so. Ich fahre mit meinem Finger seine Jawline nach, weil ich es nicht lassen kann und sein Grinsen verschwindet langsam. Er mustert mich nachdenklich und irgendwie fast schon wehmütig.
Ich runzele die Stirn. „Ähm, Harry?", sage ich, denn der Blick sieht irgendwie so aus als hätte Harry...Gefühle.
Also Gefühle für mich. Oder als wäre er zumindest auf dem besten Weg dahin. Und das geht wirklich nicht, ich würde ihn nur verletzen. Oder er mich, wenn er keine Lust mehr hat sich zu verstecken und geht.
Er blinzelt kurz und sieht mich dann aufmerksam an.
„Ja?"
„Ich würde mich immer für Fußball entscheiden", sage ich. „Das weißt du, oder?" Ich sehe ihn eindringlich an.
Harry verdreht die Augen und geht einen kleinen Schritt zurück. „Ja, Louis. Das weiß ich."
„Gut, ich wollte ja nur sichergehen."
„Du erinnerst mich oft genug", sagt er leicht bissig und ich runzle die Stirn. Was hat er denn jetzt? Ich will ihn damit doch nur schonen. Und mich selber auch.
„Das ist ja nicht böse gemeint."
„Ich weiß." Harry seufzt und sieht auf die Uhr über der Küchentür. „Es ist schon relativ spät, ich sollte lieber gehen."
Erst will ich ihn aufhalten, aber er hat Recht. Ich hab morgen auch wieder relativ früh Training.
Stumm folge ich ihm die Treppe hoch, wo er seine Sachen aufsammelt, sich vollständig anzieht und dann die Treppe wieder runter, wo er seine Schuhe und Jacke nimmt.
„Bis dann", sagt er.
„Bis dann", sage ich, aber weil mir die Stimmung so komisch vorkommt schiebe ich noch ein: „Kommst du übermorgen wieder?" hinterher und Harry dreht sich zu mir um und lächelt.
„Ja. Ja, ist gut." Und dann geht er.
Und ich ignoriere alle Gefühle, die ich habe und schalte einfach den Fernseher an.
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„Hey Jonny", begrüße ich den Lieferanten, als ich ihm die Tür aufmache und er grinst.
„Hey Louis", sagt er und kniet sich hin, um die Bestellung aus seinem Rucksackdings rauszuholen. „Lange nicht gesehen, hast du jetzt etwa plötzlich kochen gelernt?" Er grinst zu mir hoch.
Ich lache leise und schüttele den Kopf. „Du kennst mich doch, ich und kochen?"
Jonnys Grinsen wird breiter. „Oooh, hast du etwa jetzt jemanden, der für dich kocht?" Er steht wieder auf und boxt mir spielerisch gegen die Schulter.
Schnell schüttele ich den Kopf. „Nein, ich war nur nicht so viel da", lüge ich, nehme die warmen Boxen entgegen und stelle sie auf den kleinen Schuhschrank neben der Tür (den ich nie benutze), um mein Portemonnaie aus meiner Hosentasche zu kramen.
Meine Gedanken fliegen aber zu Harry. Seit er vor zwei Wochen zum ersten Mal bei mir gekocht hat, hat er das abends öfter gemacht. Ich hab Jonny tatsächlich zum ersten Mal seit Ewigkeiten fast zwei Wochen in Folge nicht gesehen und ich muss zugeben, es war ungewohnt.
„Okay, wenn du meinst." Jonny sieht zwar nicht aus als würde er mir glauben, aber irgendwie ist das auch nicht so schlimm. Die Gesellschaft denkt ja eh bei kochen meistens erst an Frauen, also was soll's?
„Danke für das Essen", sage ich und gebe ihm gut Trinkgeld, so wie jedes Mal.
„Na ja, ist mein Job, nh?" Jonny nimmt das Geld dankend an und setzt seinen Würfel-Rucksack wieder auf. „Bis zum nächsten Mal, Louis, guten Appetit."
„Danke, dir noch einen schönen Abend."
„Ja, dir auch, ciao." Und damit läuft er die Treppe wieder runter und ich schließe die Tür.
Ich gehe mit dem Essen in die Küche, mache Musik an und esse und ich muss zugeben, es fühlt sich absolut merkwürdig an, es alleine zu tun. Zumindest an einem Freitag. Harry war ja nicht jeden Tag da, aber doch ziemlich oft.
Ich seufze und versuche es einfach zu ignorieren. Aber es wird immer schwieriger.
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„Was guckst du dir an?"
Ich erschrecke zu Tode als Danny sich plötzlich neben mir niederlässt und atme erstmal tief durch, das Handy von ihm weggedreht.
„Mein Gott, willst du, dass ich einen Herzinfarkt kriege?"
„Sorry, Mann, ich wusste nicht, dass du so schreckhaft bist." Er schlägt mir lachend auf die Schulter und ich steige einfach in sein Grinsen mit ein, auch wenn ich mich nicht so fühle.
Ich bin eigentlich nicht so schreckhaft. Aber ich habe dieses eine Bild, was ich von Harry auf meinem Handy habe (Er steht darauf müde in meiner Küche und rührt in einem Kaffee. Ich konnte mich einfach nicht beherrschen, weil er dabei so unglaublich gut aussah, ganz ohne es zu versuchen, deshalb musste ich ein Foto machen.) angesehen und für meinen Kopf ist es irgendwie nicht so leicht zu kapieren, dass da eigentlich nichts dabei ist, wenn mich jemand dabei „erwischt", wie ich das Foto ansehe, es ist ja nicht mal irgendwie revealing oder so, er liegt ja nicht in meinem Bett und er ist sogar vollständig angezogen, er könnte auch einfach mein Cousin sein oder sowas. Aber meine Panik versteht das nicht.
Und wie sagt man so schön „Vorsicht ist besser als Nachsicht."
Wir fahren gerade zu einem Spiel und eigentlich ist es ziemlich ruhig im Bus, alle schlafen oder bereiten sich schon auf die Gegner vor, aber Danny scheint sich gelangweilt zu haben und hat sich kurzerhand zu mir gesetzt.
Er ist eigentlich ganz nett. Nicht der Hellste, aber wirklich nett.
„Ja, keine Ahnung, ich war gerade irgendwie nicht so ganz da."
Er nickt. „Das kenn ich. Ganz ehrlich, man kann ganz schön gestresst sein vor Spielen, selbst wenn die gar nicht so wichtig sind. Wie das jetzt zum Beispiel."
Erleichtert, dass er anscheinend keine weiteren Fragen zu meinem Handy stellt und sich einfach nur ein bisschen mit mir unterhalten will, nicke ich.
„Ja, es ist ziemlich nervenaufreibend. Der Druck ist einfach immer da."
Und wenn ich ganz ehrlich zu mir bin...manchmal, ist es mir eigentlich schon zu viel.
_____
„Und was machst du dann?"
„Na ja, ich kann mit ihm zusammen an dem Projekt arbeiten, das wird unglaublich." Harry nimmt seine Schuhe und schlüpft nacheinander in den rechten, dann in den linken. „Es ist echt eine Ehre, ich meine er ist einer der größten Producer Englands und alleine seinen Kaffee holen zu dürfen wäre schon krass, aber so...kann ich wirklich mit ihm zusammen etwas kreieren."
Er lächelt mich an und sieht auf seine Uhr. „Gut, ich sollte dann mal echt..."
Ich nicke und gehe noch einen Schritt auf ihn zu, er lehnt sich in meine Richtung. Ich will schon meine Augen schließen und ihn küssen, da halte ich ihn an den Schultern fest und blinzle kurz. Was tun wir hier denn?
„Ähm, Harry...", sage ich also. Er hält inne. „Wir haben nur Sex. Das weißt du, oder?"
Harry gibt eine Mischung aus Seufzen und Lachen von sich und nickt dann. „Ja, Louis. Ich weiß das", sagt er. „Die Frage ist nur, weißt du das auch?"
Ich runzele die Stirn. „Wie meinst du das?"
„Na ja, ich verlange nie mehr von dir. Ich verlange nichts mehr als Sex und vielleicht ein bisschen Zuneigung danach, oder dass wir mal zusammen essen wenn ich Hunger habe. Du bist derjenige, der mich ständig daran erinnert, dass das hier ja ‚nur Sex' ist und dass ‚du dich immer für Fußball entscheiden wirst' und so weiter." Er zuckt mit den Schultern. „Ich weiß das. Mir brauchst du das nicht zu sagen, ich habe da kein Problem mit. Dass du das aber ständig wiederholst, wirkt eher so, als müsstest du dir das selber immer wieder klarmachen." Er lächelt mit einem Mundwinkel und nimmt seine Jacke. „Denk da mal drüber nach."
Und damit drückt er mir einen Kuss auf die Stirn, öffnet die Tür und verschwindet.
_____
Ich bin betrunken. Ich bin wirklich, wirklich sehr betrunken und das ist vielleicht ein bisschen gefährlich. Aber wir haben den Sieg in der Bar gefeiert, Topher hat sie extra für uns gemietet und als Zack schon wieder nur in einem Seitenkommentar einen homophoben Spruch rausgehauen hat, hab ich es nicht mehr ausgehalten. Und neben mir standen drei Vodka-Shots.
Im Nachhinein betrachtet war es vermutlich nicht die beste Idee mir den Frust wegzutrinken, denn wenn ich betrunken bin werde ich ziemlich clingy, aber das Gute ist, dass ich nicht der Einzige bin. Danny zum Beispiel ist genauso schlimm und auch Liam erzählt allen immer wie lieb er sie hat, wenn er betrunken ist.
Heute ist er das allerdings nicht.
Ich weiß nicht warum, aber er hat kein einziges Bier getrunken, zumindest keins mit Alkohol. Trotzdem ist er super drauf und kommt wohl ganz gut damit klar zusammen mit Topher der einzig Nüchterne zu sein.
Einige der Mannschaft (unter anderem ich) bilden einen Kreis und grölen lachend irgendwelche Fangesänge, während wir komisch umherhüpfen. Ich bin zwischen Danny und Tom und fühle mich zum ersten Mal seit Ewigkeiten zwischen meinen Teamkollegen wieder einigermaßen gut. Ich bin sonst immer so unglaublich angespannt aus Angst irgendjemand könnte darauf kommen, dass ich auf Männer stehe, oder ich bin wütend und muss mich zurückhalten nicht auf einzelne loszugehen.
Den Großteil vom ihnen finde ich zwar echt okay und unseren Torwart mag ich eigentlich sogar, aber Léon und Zack habe ich schon oft mental ordentlich eins übergezogen. Dinge, die die beiden und auch Gabe von sich geben, gehen mir echt gewaltig gegen den Strich.
Ich spüre wie meine Blase sich bemerkbar macht, löse mich aus den Umarmungen der anderen und verschwinde mit einem etwas gelallten „Ich muss aufs Klo" auf die Toiletten. Mein Bier, das ich immer noch in der Hand halte, stelle ich kurzerhand aufs Waschbecken, bevor ich mich erleichtere.
Dann wasche ich mir die Hände und starre mein eigenes Spiegelbild an.
Ich mustere meine Bartstoppeln und meine Augen sehen auf einmal so traurig aus, dass ich seufze.
„Du bist so ein Feigling", sage ich leise und seufze. Ich spüre den Alkohol zwar deutlich, aber ich werde gerade von meinen Gedanken zu sehr mit der Wahrheit konfrontiert, also nehme ich die Bierflasche, die noch zu einem guten Dreiviertel voll ist und trinke sie in großen Schlucken aus.
Eine Viertelstunde später dreht sich alles. Ich weiß kaum mehr was abgeht, torkele durch die Kneipe und pralle mit irgendjemanden zusammen. Es ist eine sehr muskulöse Brust und ich blinzele, während ich hochgucke. Ich kenne das Gesicht, Moment.
„Liam", sage ich glücklich, als mein Gehirn endlich auf den Namen kommt und lächle.
„Oh Gott, Louis", lacht unser erster Torwart und stützt mich. „Du solltest definitiv mal nach Hause und schlafen, du hast viel zu viel getrunken."
„Quatsch", sage ich und mache eine abwinkende Bewegung mit der Hand, die allerdings so überschwänglich ist, dass ich das Gleichgewicht verloren hätte, hätte Liam mich nicht festgehalten.
„Mhmm, ich glaube doch", sagt er und seufzt. „Gib mir mal dein Handy."
„Warum?", frage ich, gebe ihm aber einfach mein Telefon.
„Weil ich jetzt jemanden anrufen werde, der sich darum kümmert, dass du sicher nach Hause kommst. Ich kann das nicht machen, ich hab Tom versprochen auf ihn auf zu passen und muss gleich sogar selber weg, meine Freundin noch vom Flughafen abholen."
„Ach, deshalb hast du nichts getrunken."
„Boah, Louis." Liam zieht eine Grimasse, weil ich ihm direkt ins Gesicht gelabert habe und vermutlich ziemlich nach Alkohol rieche. „Sag mir lieber mal wen ich anrufen kann."
Anrufen. Mein Gehirn zermartert sich, aber wen kann er denn anrufen? Wer kümmert sich um mich? Eigentlich niemand.
Zayn ist gerade im Urlaub. Und jemand anderes fällt mir nicht ein.
„Harry", sage ich dann aber glücklich, als er mir einfällt. Harry würde sich um mich kümmern.
„Harry. Okay. Entsperr mal." Liam hält mein Handy vor mein Gesicht und ich versuche still zu halten, damit es mich erkennt. Es funktioniert zum Glück, denn ich wüsste nicht, ob ich mich noch an mein Passwort erinnern kann und kurz darauf scrollt Liam durch meine Kontakte, um nach Harry zu suchen.
„Harry, Harry, Harry...", murmelt er. „Hier. Warte, hier sind zwei. Welcher ist es?"
„Nimm Harry McCurlyfries", sage ich und Liam runzelt die Stirn.
„Okay", sagt er dann, klickt auf anrufen und hält sich mein Handy ans Ohr. Harry scheint abzuheben, aber von dem Gespräch kriege ich nicht viel mit. Ich bin viel zu sehr damit beschäftigt die ganzen verschiedenen Geräusche hier wahrzunehmen. Und Liams Bauchmuskeln zu bewundern. Aber das kriegt der glaub ich nicht mit.
„Komm wir gehen schonmal vor die Tür, ich glaube ein bisschen frische Luft ist das Richtige", höre ich Liam sagen und spüre dann wie er mir mein Handy an die Brust drückt. Ich greife danach und schaffe es, es in meine Hosentasche zu schieben.
Kurz darauf stehen wir in der kalten Luft vor der Bar und ich versuche nicht mal klarer zu denken. Der Alkoholnebel ist angenehm, die Anspannung jeden Tag ist wirklich anstrengend. Ich will nicht nüchtern werden. Vielleicht will ich nie nüchtern werden.
Warte, das ist ein gefährlicher Gedanke, schnell weg damit. Ich taumele ein Stück, Liam fängt mich auf und ich berühre seinen Bizeps.
„Du bist echt krass durchtrainiert", sage ich und Liam lacht.
„Das hat Profisportler zu sein so an sich", sagt er und grinst. Ich nicke langsam und beiße mir auf die Lippe. Ich bin bei weitem nicht so muskulös. Klar, ich bin gut in Form, muss ich sein, bei dem Geld, das ich verdiene, aber ich bin nicht so ein Schrank wie unser Torwart.
Wir stehen einfach nur hier draußen rum, warten auf - ich hab schon wieder vergessen auf wen, und Liam versucht mich dazu zu kriegen Wasser zu trinken. Aber ich will nicht. Ich will diese Betrunkenheit so lange wie möglich auskosten. Als Profi kann man sich leider nicht oft die Freiheit nehmen sich zu betrinken. Man muss fit sein, der Körper muss funktionieren und da ist Alkohol nun mal mehr als kontraproduktiv.
Weil die Bar gemietet ist kommt niemand raus und niemand geht rein, außer einmal Dannys Freundin, die Liam und mir ein Lächeln zuwirft.
Und dann taucht jemand auf, der mir ebenfalls sofort ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
„Harry", sage ich glücklich und löse mich von Liam, um zu ihm zu gehen. Er fängt mich auf, erwidert meine stürmische Umarmung und stützt mich dann.
Mir wird warm, wärmer als mir durch den Alkohol eh schon ist und ich schmiege meine Wange an seine Schulter. Harry redet über meinen Kopf hinweg mit Liam, ich habe keine Ahnung worüber, aber dann spüre ich wie Liam mir nochmal freundschaftlich auf die Schulter klopft und höre wie er zurück in der Bar verschwindet.
„Okay, Louis", sagt Harry leise in mein Ohr und beim Klang seiner Stimme muss ich seufzen.
Er ist so wundervoll.
„Dann bringen wir dich mal nach Hause."
„Okay."
„Und du trinkst Wasser."
„Okay."
„Und du schläfst."
„Okay." Ich mache alles was er sagt, solange er weiter sanft mit seiner Hand über meinen Rücken streicht, wie er es gerade tut.
„Hier, das Taxi mit dem ich gekommen bin ist noch da, wir steigen einfach ein."
„Mhm." Ich lasse mich von ihm zu einem Auto ziehen und klettere auf den Rücksitz. Harry redet kurz mit dem Fahrer, während ich ihn nur ansehe und den Schwung seiner Nase bewundere.
Er hat die Flasche, die Liam auch hatte und versucht mich zum Trinken zu bewegen und bei ihm lasse ich es einfach zu. Ich meine, es ist Harry.
Fuck, ich glaube ich mag ihn echt.
Wir haben nicht darüber geredet. Also dass er meinte, ich hab vielleicht ein Problem damit, dass es nur Sex ist. Zwei Tage später habe ich ihn nur gefragt ob er vorbeikommen will und wir haben wieder miteinander geschlafen. Aber das war letzte Woche und danach war irgendwie Funkstille.
Und ich habe ihn vermisst.
Ich sitze links und Harry auf dem Sitz in der Mitte, damit er mich stützen kann falls irgendwas ist. Und er sieht so wunderschön aus, selbst mit dieser Sorgenfalte auf der Stirn und dem unergründlichen Gesichtsausdruck.
Ich hebe eine Hand und streiche sanft über seine Wange. Sein Blick wird weicher, aber auch leicht panisch.
„Harry?", flüstere ich und er sieht mich nur an.
„Ja?"
„Du machst mich verrückt", wispere ich und dann küsse ich ihn und ganz kurz ist die Welt in Ordnung. Bis er mich von sich drückt, mich verwirrt ansieht und mir dann selbst wieder auffällt wo wir sind.
„Fuck", stoße ich leise hervor, schlucke und nehme meine Hand von seiner Wange.
Ich versuche klarer zu denken, es gelingt mir nicht und mein Blick schießt zum Fahrer. Er scheint tatsächlich nichts mitgekriegt zu haben, oder er ist sehr gut darin, so zu tun. Er sieht gelangweilt auf die Straße und trommelt mit seinen Fingern aufs Lenkrad, als wir an einer roten Ampel stehen.
Mein Herz rastet aus, aber so ganz kommt mein Gehirn nicht mit.
Fuck, ich bin viel zu betrunken. Und gleichzeitig auch gar nicht, ich brauche mehr, sonst überlebe ich das alles hier nicht.
Wir sind tatsächlich kurz darauf schon da und sobald Harry den Fahrer bezahlt hat und mich ins Haus geschafft hat, falle ich ihm um den Hals.
„Es tut mir Leid", flüstere ich kurz vor seinen Lippen.
„Was?", fragt er.
Eigentlich meinte ich den Kuss aber...
„Alles", sage ich. Harry lächelt, legt seinen Zeigefinger unter mein Kinn und küsst mich.
„Komm lass uns dich ins Bett schaffen."
„Okay."
Mit Harrys Hilfe komme ich nach oben, ehrlich gesagt kann es gut sein, dass er mich getragen hat, so sicher bin ich mir da nicht und nachdem ich unter seiner Aufsicht ganz viel Wasser getrunken, ein Stück Brot gegessen und meine Zähne geputzt habe liege ich im Bett.
„Harry?"
Er scheint sofort zu wissen, was ich will, denn er nickt nur, zieht sich Schuhe, Jacke und Hose aus und krabbelt zu mir ins Bett.
Er schlingt seine Arme um mich, vergräbt sein Gesicht an meinem Hals und streicht sanft über meine Brust. Es beruhigt mich immer mehr und ich bin sowieso extrem müde. Aber bevor ich einschlafen kann muss ich wieder an unser letztes Gespräch denken.
„Harry?"
Stille. Dann: „Ja?"
„Wir...wir haben doch nur Sex, oder?" Ich kann mich nicht an irgendeine andere Situation erinnern, in der meine Stimme so unsicher klang.
Harry hält eine Sekunde inne. Dann höre ich ihn leise seufzen und er streicht weiter über meine Haut.
„Ja", flüstert er, aber es klingt müde und erschöpft und irgendwie nicht nach der Wahrheit. „Ja, Louis, wir haben nur Sex." Er küsst die empfindliche Haut hinter meinem Ohr und zieht mich enger an sich.
„Gut", flüstere ich, immer noch ein bisschen im Alkohol versunken. „Gefühle sind nämlich gefährlich. Ich will dich nicht verletzen." Ich seufze leise und bin so müde, dass ich morgen bestimmt nicht vor eins aufwachen werde. „Und ich will mich nicht verletzen", ist dann das Letzte was ich sage, bevor ich in Harrys Armen in den Schlaf sinke.
_____
„Weiß ich doch nicht, Mann, ich bin doch nicht schwul."
Bei dem Wort schwul halte ich sofort inne und höre zu. Vorher hatte ich mich aus dem Gespräch so gut es ging ausgeklinkt, aber da werde ich hellhörig.
„Das hat doch nichts damit zu tun, ob du schwul bist." Liam. Ich muss mich zusammenreißen nicht zu lächeln. Liam ist wirklich der einzige Typ aus meiner Mannschaft, zu dem ich ein bisschen mehr Vertrauen habe.
„Was?"
„Na ja, du kannst doch trotzdem objektiv sagen, ob jemand gut aussieht oder nicht. Also ein Typ. Frauen können das bei anderen Frauen ja auch, das hat nichts damit zu tun, dass sie auf Männer stehen."
„Chill mal. Stehst du etwa auf Männer, oder warum gibst du mir hier direkt eine Predigt?"
Liam verdreht die Augen.
„Nein, Zack, ich bin zufälligerweise nicht schwul, aber ich bin es einfach satt. Wirklich, das ist alles so ekelhaft was ihr von euch gebt. Meine Freundin ist bi, das heißt ich kriege zumindest eine Idee davon wie schrecklich dieser ganze Diskriminierungsscheiß ist und ich finde euren Mangel an Akzeptanz einfach zum Kotzen. Wie kommt es, dass ihr es immer super heiß findet wenn sich zwei Frauen küssen, aber sobald ein Mann auch nur einen anderen anguckt, ist er für euch kein richtiger Mann, wäre niemals in der Lage richtig Fußball zu spielen und generell einfach weniger wert...was ist denn euer fucking Problem?" Liam nimmt seine Tasche, hängt sie sich schwungvoll über die Schulter und verlässt rauschend die Umkleide.
Gabe pfeift durch die Zähne. „Wow, was ist denn mit dem los? Untervögelt, oder was?"
„Okay, Gabe jetzt schalt mal einen Gang runter, ja?", sage ich genervt und verfluche mich im selben Moment dafür, den Mund aufgemacht zu haben. Er sieht mich auch nur etwas verwirrt an.
„Was denn? Fandest du es angemessen so auszurasten?"
Ich bin überfordert und weiß nicht was ich antworten soll. Denn ja, ich fand es absolut angemessen so auszurasten. Aber das kann ich Gabe nicht sagen.
„Na ja, Liam hat schon einen Punkt", rettet mich aber Tom in dem Moment und ich wende mich schnell meinem Schuh zu.
„Was meinst du?", fragt Zack und Tom zuckt mit den Schultern.
„Einfach, dass ich finde Liam hat Recht mit dem was er sagt", meint Tom und zieht sich sein Shirt über den Kopf. „Ich bin da voll auf seiner Seite, es ist abartig, dass ihr alle anscheinend so homophob seid. Was hat es euch denn zu interessieren, wen eure Teamkameraden lieben? In Sixth Form haben sich alle aus meinem Team immer darüber lustig gemacht, dass ich Ballett getanzt habe und es kamen dauernd solche Sprüche. Ein Typ in der Mannschaft, der wirklich schwul war hat deshalb aufgehört, weil er die ganzen Kommentare nicht mehr ausgehalten hat."
Ich mochte Tom irgendwie schon immer.
„Du hast Ballett getanzt?", fragt Zack und ich stöhne innerlich.
„Das ist das einzige was du davon mitgenommen hast?", fragt Tom auch und sieht ihn genervt an. Zack zuckt mit den Schultern.
„Ich meine nur, auch statistisch gesehen ist es absolut unwahrscheinlich, dass hier in der Mannschaft keiner schwul ist. Und das hat auch nichts damit zu tun wie gut er Fußball spielt, bei uns damals war Sam der Beste im Team", erklärt Tom.
Léon schnaubt. „Das würde ja heißen, dass Louis schwul ist."
Ich verschlucke mich fast an meiner Spucke und sehe auf. „Was?", frage ich einfach nur, weil ich absolut keine Ahnung habe, wie ich darauf reagieren soll.
Tom seufzt. „Also manchmal frage ich mich schon ob du ein paar zu viele Bälle gegen den Kopf bekommen hast, Léon", sagt er und zieht sein frisches Shirt über. „Das war nicht was ich damit aussagen wollte."
„Und äh ich bin nicht schwul", sage ich schnell. „Ich steh auf Frauen."
Okay, Louis, das war jetzt etwas zu defensiv.
„Keine Angst, Mann, das glaub ich auch nicht", meint Léon und grinst mir zu. Ich grinse zurück und nicke, will mich am liebsten aber mal wieder übergeben.
Keine Angst.
Als wäre es ein tödliches Virus. Ich mache schnell meinen anderen Schuh auch zu und werfe meine Trinkflasche in meine Tasche. Wieso kann ich mich nicht einfach raushalten, wie fast alle anderen aus dem Team? Mein Gott, so schwer ist das doch nicht.
Irgendwie scheint das Thema beendet, auch Tom hat anscheinend keine Lust mehr darüber zu reden und ich hebe nochmal fake lächelnd die Hand und mache mich dann aus dem Staub.
Verdammte Scheiße, wenn das so weitergeht kann ich bald mein eigenes Grab schaufeln.
_____
Harry scheint sofort zu merken, dass irgendwas nicht stimmt. Ich habe nur die Tür aufgemacht und ihn angesehen und er runzelt schon die Stirn.
„Ist alles ok?", fragt er und ich nicke einfach nur. Aber ich sehe schon, dass er mir das nicht so richtig abkauft.
Er kommt rein, schließt die Tür hinter sich und zieht seine Jacke aus. Dann hängt er sie an die Garderobe neben uns, schlüpft aus seinen Schuhen und sieht mich wieder an.
Der Wasserkocher in der Küche scheint fertig zu sein und Harry folgt mir einfach wortlos als ich hingehe und das Wasser in die Tasse mit dem Tee gebe.
„Louis", sagt er dann aber nochmal und nimmt meine Hand.
Ich drehe mich zu ihm um und er sieht mich eindringlich an. Dann hebt er mich einfach mühelos auf die Küchentheke und ich habe nicht mal Zeit beeindruckt zu sein, weil er sanft über meinen Oberschenkel streicht und mich damit ablenkt. „Was ist los?"
„Nichts, ist schon ok", antworte ich und weiche seinem Blick aus. „Lass uns einfach gleich hoch und dann-"
„Hey." Er nimmt meine Gesicht in seine Hände, um mich zu zwingen ihn anzusehen, aber seine Berührungen sind trotzdem so zart als hätte er Angst mich zu zerbrechen. „Lüg mich nicht an."
Und da halte ich es nicht mehr aus. Ich seufze und kralle meine Finger in die Seiten seines Shirts. „Mein Team ist homophob", sage ich. „Also nicht alle, aber es geht ständig darum und irgendwie...fuck, ich weiß ja, dass Fußball und Homosexualität nicht gut zusammen arbeitet, aber...es tut jedes Mal mehr weh. Ich hab das Gefühl es wird immer schlimmer."
Er mustert mich eine Weile, fährt dann mit einer Hand in meine Haare und zieht mich einfach eng an sich. „Das tut mir Leid", flüstert er und ich klammere mich an ihn, drücke mich in die warme Umarmung und atme seinen Geruch ein.
Das hier spendet mir zu viel Trost, es fühlt sich zu gut an, zu vertraut, ich darf mich nicht darauf einlassen, darf nicht so viele Gefühle haben, aber ich ignoriere einfach mein Gehirn und genieße Harrys Arme um mich.
Denn im Moment ist Harry das Einzige was sich richtig anfühlt. Das Einzige was mich nicht wahnsinnig macht. Das Einzige was mich hält.
Und ich werde einfach nicht darüber nachdenken, was das heißt.
_____
Eine Woche später komme ich nach dem Training zu Hause an und erwische mich dabei wie ich mir wünsche Harry wäre schon da.
Er hat mir geschrieben, dass er vorhat heute noch zu kommen, aber er muss an irgendeiner Hausarbeit schreiben und meinte er kann deshalb erst heute Abend wirklich da sein.
Deshalb setze ich mich nach dem Duschen vor den Fernseher und bestelle mir essen. Als es klingelt schlägt mein Herz schon kurz schneller, weil ich denke vielleicht hat Harry es ja doch schon geschafft, aber es ist nur Jonny, der mir das Essen bringt.
„Besuch?", fragt er, weil ich anscheinend relativ viel bestellt habe. Ich nicke nur und versuche mich dabei zu entspannen. Könnte ja auch mein Cousin vorbeikommen, wer weiß.
Als er dann wieder weg ist und ich das Essen auf dem Tisch ausbreite seufze ich. Kann Harry jetzt mal endlich kommen?
Als es eine halbe Stunde später klingelt springe ich auf und renne fast schon zur Tür. Und so war das nicht geplant, eigentlich wollte ich ja erst mit ihm essen, aber als ich aufmache und sehe wie unglaublich heiß Harry aussieht, seine Haare heute offen und ein Hemd, das kaum zugeknöpft ist, kann ich nicht anders als ihn sofort an mich zu reißen und leidenschaftlich zu küssen und er grinst nur gegen meine Lippen und lässt sich die zwei Knöpfe des Hemdes aufmachen.
Harry kickt die Tür mit dem Fuß zu und ich streiche über seine Brust und das Hemd dann von seinen Schultern. Er lacht leise, aber mustert mich aufmerksam.
„Schlafzimmer?", fragt er und ich nicke nur, nehme seine Hand und ziehe ihn mit nach oben. Wir fallen sofort in die Kissen und ich gebe mich ihm komplett hin. Verdammt, Sex mit diesem Mann ist nun mal anders als alles was ich vorher erlebt habe.
Als wir beide eine halbe Stunde später nur ziemlich erschöpft daliegen, brauche ich eine Minute, dann drücke ich einen Kuss auf seine Brust, bevor ich mich aufsetze und Boxershorts überziehe.
Er tut es mir gleich, wirkt aber etwas aus dem Konzept gebracht und ich lächele nur und halte ihn an den Schultern fest. Harry sieht mich fragend an und ich grinse. „Ich hab Essen bestellt. Ich hol das nur eben aus der Küche hier hin. Du kannst einfach hier liegen bleiben und dich gerne auch wieder komplett ausziehen wenn du willst."
Das scheint ihn wieder zu entspannen, er lächelt und ich drehe mich um und gehe zur Tür.
„Louis", sagt Harry dann aber und eine Hand schließt sich um meine bevor ich das Zimmer verlassen kann. Kurz bin ich an das eine Mal vor ein paar Wochen erinnert als ich ihn vorm Training fast rausgeworfen habe, weil ich es so eilig hatte und er mich hier im Schlafzimmer genauso zurückgezogen und dann geküsst hat.
Diesmal zieht er mich auch zu sich zurück. Dann legt er seine Hände an meine Wangen, sieht mich noch einmal forschend an und küsst mich dann. Hauchzart.
Etwas überrumpelt erwidere ich den sanften Kuss und verliere fast meinen Verstand, weil es sich so anders anfühlt.
So hat Harry mich noch nie geküsst. Bis jetzt war es immer heiß und leidenschaftlich und lustvoll, aber das hier...das hier ist süß und vorsichtig und fast schüchtern und schmeckt nach Sommer, Umarmungen und Lavendel, oder wie man sich zumindest vorstellt wie Lavendel schmeckt, und es ist einfach nur himmlisch und es bringt alles in mir dazu sich zu verdrehen und zu tanzen und zu kribbeln und ich will nie wieder aufhören Harry so zu küssen.
Er löst sich von mir und wir starren uns in die Augen und Harry sieht mich etwas unsicher und ängstlich an und deshalb lächle ich sanft, löse meine linke Hand von seiner Taille, um sie an seine Wange zu legen und ziehe ihn wieder zu mir, um ihn weiter zu küssen.
Das hier ist unglaublich, ich will nicht, dass es endet. Oder dass er denkt ich wäre irgendwie dagegen. Ich spüre sein Lächeln an meinen Lippen und seine Hände an meinem Nacken und streiche mit meiner rechten Hand über seine weiche Haut und als wir uns dann wieder voneinander lösen lächeln wir uns beide selig an.
„Ich hole eben das Essen, ja?"
Er nickt und ich verschwinde zur Treppe und bin drei Minuten später wieder oben mit diversen Boxen und Besteck und wir breiten alles auf meinem Bett aus. Er hat die Boxershorts angelassen, alleine aus Angst, sich zu verbrennen und er küsst mich. Immer und immer wieder und ich kann nicht anders als jedes Mal zu schmelzen und ihm ein bisschen mehr zu verfallen. Ich denke nicht darüber nach was ich hier tue. Und das werde ich auch nicht, das wäre mir viel zu kompliziert.
Als wir fast alles aufgegessen haben, bringt Harry die Reste in die Küche und den Müll weg und dann liegen wir einfach zusammen in meinem Bett.
„Wenn du kein Fußballer wärst...", beginnt Harry langsam und krault meine Kopfhaut. Ich sehe zu ihm auf und lege mein Kinn auf seiner Brust ab. „Glaubst du, du wärst schon out?"
Ich denke eine Sekunde nach, beiße mir auf die Lippe und nicke dann vorsichtig. „Ja, ziemlich sicher."
Harry mustert mich nur, seine Finger verhaken sich in meinen Haaren.
„Ich meine..." Ich seufze. „Klar, Sexualität macht einen nicht aus, aber es ist ja schon ein ziemlich großer Teil von mir. Und...wenn ich immer lüge während ich von meinem Liebesleben spreche...fühle ich mich einfach nicht wie ich selbst. Ich hab ich einfach das Gefühl, niemand weiß, wer ich wirklich bin, niemand...kennt mich richtig. Und das mag ich nicht."
Harry schweigt. Er scheint wohl zu merken, dass das Thema für mich ziemlich emotional ist.
„Vor allem nicht bei Leuten, die mir wichtig sind."
„Zum Beispiel?", haucht er leise und ich setze mich auf, um die aufkommenden Tränen wegzuwischen. Harry tut es mir gleich, sodass wir gegenüber in Schneidersitz auf meinem Bett sitzen und nimmt meine Hand. Das gibt mir irgendwie Halt.
„Na ja, ich..." Ich schniefe kurz. „Ich hab das Gefühl, dass meine Schwester und meine Mutter beide..." Träne. „Beide gestorben sind ohne...mein richtiges...Ich zu kennen."
Harry sieht mich einige Sekunden starr an, seine Lippen öffnen sich. Dann wird der Druck um meine Hand stärker und er rückt näher.
„Oh Lou", flüstert er und nimmt mich in den Arm. „Das tut mir so unendlich Leid."
Ich weiß nicht, woher das plötzlich kommt, aber ich werfe mich in die Umarmung und schluchze auf. Er zieht mich nur auf seinen Schoß und streicht beruhigend über meinen Rücken.
„Ich hatte keine Ahnung", flüstert er nach einer Weile in meine Haare und ich hebe den Kopf und sehe ihn mit gerunzelter Stirn an.
„Was?"
„Ich wusste nicht, dass du..." Er stockt. „Dass du deine Mutter und...und deine Schwester verloren hast."
„Oh." Ich hole tief Luft und nicke dann. „Es war ziemlich groß in den Schlagzeilen, deswegen gehe ich immer davon aus, jeder weiß es, aber das ergibt Sinn, du wusstest ja nicht mal, wer ich bin." Ein kleines Lächeln schleicht sich unter die Tränen auf mein Gesicht. Bei Harry kommt diese winzige Aufmunterung aber nicht an. Sein Blick zeigt immer noch Ernst und...Mitgefühl. Aber es ist anders als das Mitleid mit dem mich andere Menschen mustern, wenn es um dieses Thema geht. Er sieht mich nicht so an als ob er mich bemitleidet, sondern als täte es ihm weh, dass ich Schmerz fühle.
Ich lege meine Hände an seine Wangen und lächle vorsichtig. „Meine Mum hatte Krebs", murmelte ich und streiche eine seiner Locken aus seinem Gesicht. Mit Harrys Haaren zu spielen beruhigt mich und es ist zu so einer Gewohnheit geworden, ich merke kaum mehr, dass ich es tue.
Er soll sie bitte nie abschneiden.
„Und Fizzy ist..." Ich schlucke. „Fizzy hatte zwei Jahre später einen Herzinfarkt. Überdosis." Ich spüre wie noch mehr Tränen in mir aufsteigen und presse meine zitternden Lippen aufeinander. „Sie war erst 18."
Harry zieht mich wieder in einer Bewegung an sich und ich schlinge meine Arme fest um ihn und halte mich an ihn fest.
So etwas verlässt einen nicht. Man lernt mit der Zeit damit klarzukommen, aber man kommt nicht darüber hinweg. Nie.
Es gibt immer mal wieder Momente in denen es einen einholt. Und jetzt gerade ist so einer.
Ich zittere und drücke mich eng an Harry und er hat mich einfach fest in seinen Armen und lässt nicht los.
Es dauert, aber ich beruhige mich und meine Tränen versiegen. Mit einem lauten Ausatmen löse ich meinen Kopf von seiner Schulter und sehe ihn an.
„Meine andere Schwester, Lottie, ist die einzige Familie, die ich noch habe", sage ich und schniefe leise. „Aber sie ist in Frankreich an einer Modehochschule." Ich schlucke. „Ich vermisse sie ganz schön."
„Das verstehe ich", haucht Harry und kratzt sich im Nacken. Eine Weile ist es still. Dann lächelt er, streicht mit seinem linken Daumen die letzte Träne weg und nimmt mit rechts meine Hand in seine.
„Louis, ich glaube...ich glaube selbst wenn deine Mutter und deine Schwester es wirklich nicht wussten...sie kannten dich trotzdem. Und spätestens jetzt, wenn sie auf dich runterblicken und hier sehen, hier mit...mit mir, spätestens jetzt wissen sie auch Bescheid."
Für die Aussage küsse ich ihn.
Wir schlafen in dieser Nacht nicht noch mal miteinander. Diesmal übernachtet er einfach bei mir, schläft in meinem Bett und hält mich die ganze Nacht.
Und ich rede mir ein, dass das nichts bedeutet.
Auch wenn ich weiß, dass das nicht die Wahrheit ist.
_____
Ich weiß nicht, wie ich in diese Situation kommen konnte.
Aber hier bin ich und ich weiß nicht, was ich tun soll.
Wie konnte ich so dumm sein? Wie konnte ich so unvorsichtig sein?
Harry wollte kochen und wir hatten eine Sache für das Gericht, das er machen wollte, nicht. Aber weil er noch ein zwei andere Sachen holen wollte, meinte er es ist einfacher wenn er geht. Also hab ich ihm erklärt wo der billige Mini-Supermarkt um die Ecke ist, zu dem ich immer gehe und weil der Weg relativ kompliziert ist, meinte ich dann ich komme einfach mit.
Es war spät, aber natürlich hab ich drüber nachgedacht. Es geht gar nicht anders, ich denke immer darüber nach. Aber ich dachte irgendwie...ich dachte...
Mein Gott, ich dachte ich kann einmal irgendwohin gehen, ohne gesehen zu werden.
Und jetzt gibt es diese Fotos. Diese Fotos von mir und Harry, wie wir zusammen aus dem Supermarkt kommen und offensichtlich eingekauft haben, um zu kochen.
Ich hab es nicht mal gesehen. Normalerweise habe ich fast einen sechsten Sinn, wenn es darum geht, Kameras zu entdecken, aber dieses Mal...ist es mir einfach nicht aufgefallen.
Und ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich habe Angst. Ich habe wirklich Angst. Um Gerüchte, um Schlagzeilen, um meine Karriere, das Wichtigste in meinem Leben zu verlieren.
Also tue ich etwas was vermutlich noch dümmer ist, aber einen Tag später stehe ich vor dem Restaurant und kann es nicht rückgängig machen.
Ein schwarzes Auto hält, die hintere Tür geht auf und Bella steigt heraus. Sie erblickt mich, lächelt und kommt auf mich zu.
„Hi", sagt sie und ich erwidere die Begrüßung und umarme sie leicht. Sie ist ein Stück größer als ich, aber nicht so, dass er stört. Außerdem ist sie deutlich kleiner als Harry.
Ich biete ihr meinen Arm an, sie hakt sich unter und wir betreten das Restaurant.
„Ich muss zugeben, deine Nachricht kam ein bisschen überraschend", sagt Bella, als wir am Tisch sitzen und Getränke bestellt haben.
Ich runzele die Stirn. „Ich hab doch damals schon gesagt, dass ich dich als Dankeschön zum Essen einladen wollte. Alleine hätte ich diese Feier für Zayn nie auf die Beine stellen können und Gi kann nun mal nichts für sich behalten."
Sie zuckt mit den Schultern. „Ja, aber trotzdem. Ich habe irgendwie nicht damit gerechnet, dass du es wirklich tust."
Gespielt empört lege ich mir die Hand auf die Brust. „Hältst du etwa so wenig von mir?"
Sie lacht leise und grinst.
„Nein, nein", sagt sie dann. „Ich halte dich für ein super soziales Wesen."
Jetzt muss ich fast lachen. Auf allen Partys auf denen wir beide waren, hauptsächlich die Geburtstage von Zayn und seiner Freundin, die zufälligerweise Bellas Schwester ist (daher kenne ich Bella auch überhaupt) war ich eher angestrengt und gestresst als wirklich entspannt und partytauglich. Aber das bin ich irgendwie durchgehend.
Ich habe auch einfach durchgehend irgendwie Angst irgendetwas zu tun, was mich verraten könnte.
Wir schlagen unsere Karten auf und sie macht irgendeinen Witz über Pasta, der wirklich lustig ist.
Die Stimmung bleibt die ganze Zeit so gut und es ist wirklich nett.
Aber es fühlt sich so falsch an.
Es ist falsch, weil sie nicht Harry ist.
Es ist sogar falsch, alleine schon, weil sie kein Mann ist.
Und das ist mir bewusst.
_____
Ich starre auf die Paparazzi Fotos mit Bella auf meinem Handy.
Louis Tomlinsons neuer Fling?
Model Bella Hadid und Starfußballspieler Louis Tomlinson, das neue Traumpaar?
Datenight bei Nummer 28 und dem Model Bella Hadid!! Alles was wir über ihre Beziehung rausfinden konnten.
Es ist was ich wollte. Warum fühlt es sich dann so falsch an?
Ganz einfach, Louis, weil du schwul bist und das auf den Bildern nicht du.
Seufzend klicke ich auf den Homebutton und sehe dann die kleine 1 bei Nachrichten. Ich zögere, aber dann zwingt mein Herz mich, ihm endlich zu antworten. Ich schiebe das schon viel zu lange vor mich her.
Nachdem ich bestimmt fünfzig Mal verschiedene Nachrichten eingetippt und wieder gelöscht habe kommt nur ein einfaches Kannst du vorbeikommen? dabei heraus. Ich weiß, das ist vermutlich nicht was Harry verdient hat, nicht nachdem ich ihm tagelang nicht geantwortet habe, aber mehr kriege ich nicht hin.
Er ist kein Typ für komische Psychospielchen mit wer schreibt zuerst und wie schnell und das bestätigt sich nur wieder als einige Augenblicke später schon die Antwort kommt.
Bin in zwanzig Minuten da.
Mein Herz macht einen Sprung.
Fünfundzwanzig Minuten später klingelt es an der Tür und ich weiß nicht, ob ich mich beruhigen soll, weil er immerhin da ist (die letzten 5 Minuten waren die Hölle) oder komplett den Verstand verlieren soll. Aber ich habe eh nichts was ich tue unter Kontrolle und mein Finger hat schon auf den Summer gedrückt bevor ich überhaupt zu Ende gedacht habe.
Ich höre Harry die Stufen hochlaufen und versuche ruhig zu atmen. Es funktioniert nicht so richtig. Aber als er dann in meinem Blickfeld auftaucht beruhigt dich irgendwie alles auf einmal.
Das leichte Lächeln auf seinen Lippen lässt mich zurück lächeln und als er reinkommt, die Tür zumacht und wie selbstverständlich seine Schuhe abstreift wird mir irgendwie warm.
„Hey", meint er dann, lehnt sich an die Tür und lächelt schief.
„Hey", erwidere ich und schlucke.
Eine Weile ist es still und ich weiß nicht wirklich, was ich sagen soll.
Er seufzt und sein Lächeln bröckelt. „Louis, findest du nicht, dass ich wenigstens ein Sorry verdient habe?", fragt er und ich beiße mir auf die Lippe.
Du verdienst die Welt.
Ich lasse meine Schultern hängen und schließe kurz die Augen. Ich kann irgendwie nichts sagen, ich bringe kein Wort heraus.
„Ich werde aus dir nicht schlau. Erst wohne ich fast schon hier und dann antwortest du tagelang nicht. Mein Kumpel Ed meinte vielleicht hast du einfach krasse Commitment Issues, aber ich glaube das ist eher weniger der Fall und ich kann ja sogar nachvollziehen, dass-"
Er scheint meine Panik sofort sehen zu können.
„Nein, Himmel, Louis, beruhig dich, ich hab niemandem von uns erzählt." Harry seufzt und rollt mit den Augen. „Er weiß nur, dass ich mich mit jemandem treffe, er hat keine Ahnung wer dieser jemand ist. Und er respektiert meine Privatsphäre."
„Okay." Ich schlucke wieder. Ich hab das Gefühl mein Hals trocknet bald aus, wenn das so weitergeht. „Es tut mir Leid, dass ich so lange nicht geantwortet habe...ich hatte einfach Angst."
Eine Weile ist wieder Pause.
„Ist schon ok", sagt Harry dann und seufzt leise. Er sieht aber nicht aus, als wäre das die Wahrheit. Ich will das nicht, er soll nicht so gucken. Ich gehe auf ihn zu, lege meine Hände in seinen Nacken und küsse ihn. Allein schon, weil ich einfach nicht weiß, was ich sonst tun kann, um es irgendwie besser zu machen. Ich will ihm nicht wehtun.
Er erwidert, murmelt dann aber als wir uns kurz lösen: „Verdammt, Louis, wir müssen auch mal reden, das geht so nicht."
Ich küsse ihn wieder. „Aber nicht jetzt, oder?", flüstere ich mit geschlossenen Augen an seine Lippen.
„Nein", seufzt er. „Nicht jetzt." Und damit legt er seine Hände an mein Gesicht und küsst mich stürmischer. „Fuck, hab ich das vermisst."
Ich sage nichts. Aber ich fühle alles.
Als er einige Zeit später schlafend neben mir liegt und ich beobachte wie meine Hand, die auf seiner Brust liegt, sich mit seinem Atem hebt und senkt, seufze ich leise.
Seine Locken liegen durcheinander auf dem Kissen und er sieht einfach nur wunderschön aus. Wie ein Engel. Gut, vielleicht wie ein gefallener Engel, mit seinen dunklen Haaren und vielen Tattoos, aber trotzdem weiß ich einfach nicht wie jemand so perfekt sein kann.
Ich habe ihn so sehr vermisst, alles in mir hat sich nach ihm verzehrt und ich kann einfach nicht weiter so tun, als würde er mir nicht die Welt bedeuten.
Denn verdammt nochmal, wir haben schon lange nicht mehr „nur Sex".
_____
Ich war noch nie bei Harry zu Hause.
Noch nie bis jetzt. Sein Mitbewohner ist fürs Wochenende weg, auf irgendeinem Schreibcamp oder so und Harry sah so unsicher aus, als er mich gefragt hat, ob ich vielleicht vorbei kommen will, dass ich ihn einfach nur schnell geküsst und ihm versichert hab, dass ich unbedingt wissen will, wie er so lebt.
Und jetzt stehe ich hier und mein Herz klopft aufgeregt. Ich weiß nicht mal, warum, aber irgendwie ist das hier wichtig.
Ich bin vor der Wohnung, weil eine Frau rauskam, als ich unten klingeln wollte und mir die Tür aufgehalten hat. Ich hole tief Luft dann drücke ich auf die Klingel und höre einen melodischen Dreiton hinter der Tür. Kurz darauf ertönen Schritte und dann wird die Tür aufgemacht.
Harry trägt ein schwarzes Shirt, eine blaue Sporthose und seine Haare offen über seine Schultern. Sein ganzer Gesichtsausdruck ist weich und ich fühle mich sofort so wohl unter seinem Blick, dass ich fast Angst bekomme. Wieso kam die Art wie jemand einen anguckt sich so gut anfühlen? Das kannte ich bis jetzt nicht.
Bis jetzt kannte ich nur unangenehme Blicke. Selbst wenn es gar nicht so gemeint war, wenn es eigentlich nette Blicke waren, auch wenn meine Mum mich lächelnd angesehen hat, war mir das nach einiger Zeit immer zu viel.
Von Harry will ich immer angesehen werden. Irgendwas ist da in seinen Augen, irgendein Funkeln, irgendein Unterton, irgendwas, was mich beruhigt, erdet und gleichzeitig absolut high macht. Und das soll nie aufhören.
Wenn er mich so ansieht, als wäre ich das einzig Wichtige, wenn er mir seine komplette Aufmerksamkeit schenkt, schwebe ich.
„Hallo", flüstere ich und Harrys Lächeln vertieft sich, seine Augen funkeln.
„Hi", sagt er zurück, zieht mich in die Wohnung, macht die Tür zu und küsst mich.
In mir flattern sofort so viele Gefühle auf, aber ich habe keine Kraft mehr das alles zu ignorieren. Also lasse ich es einfach zu und entscheide dem Ganzen so aus dem Weg zu gehen, nicht darüber nachzudenken.
Das klingt doch auch gut. Man denkt eh viel zu viel nach.
„Soll ich dir eine kleine Tour geben?", fragt er gegen meine Lippen und seine Hände streichen sanft über meinen Rücken. Ich glaube, ich habe mich noch nie in meinem Leben so geborgen gefühlt.
Ich nicke und halte einfach Augenkontakt, meine Hände auf seiner Brust.
„Ja?" Seine Augen spiegeln sein Lächeln wider.
„Ja", hauche ich und lege meine Lippen wieder auf seine. Himmel, ich könnte einen ganzen Tag damit verbringen, ihn einfach nur zu küssen.
Als wir uns voneinander lösen nimmt Harry meine Hand und verschränkt sie mit seiner. „Du kannst deine Schuhe einfach hier hin stellen", sagt er und zeigt auf die Garderobe links von mir, wo unter den Haken mit unzähligen Jacken einige Schuhe auf dem Boden stehen. Ich schlüpfe aus meinen Sneakers, Harry nimmt mir die Jacke ab und hängt sie zu den anderen.
Kurz fliegen seine Augen über meinen Körper. Ich trage ein körperbetontes Shirt und mir wird warm unter seinem Blick. Er lächelt nur, drückt mir noch einen Kuss auf die Lippen und deutet dann auf die Tür neben und. „Das ist das Bad", erklärt er und öffnet kurz die Tür. „Ziemlich unspektakulär, ein Badezimmer eben. Vor allem im Vergleich zu deinem, Mr. Multimillionär."
Ich pikse ihm nur in die Seite, er lächelt und zieht mich weiter den kurzen Flur entlang.
„Das hier ist Eds Zimmer", sagt er zu der nächsten Tür auf der rechten Seite und dreht mich dann nach links, wo nicht wirklich eine Tür, sondern eher eine Art Durchgang ist.
Es ist eine ziemlich große Wohnküche, rechts die Küchenzeile, die mit einer Art Theke vom Rest des Raumes abgetrennt ist und links eine Couch und ein Fernseher. Hinter der Küchenzeile ist rechts an der Wand noch eine Tür und an der Wand uns gegenüber sind zwei große Fenster und eine Tür zum Balkon.
Das macht das Zimmer ziemlich hell und generell ist es ziemlich gemütlich hier. Ich fühle mich sofort wohl. Obwohl das auch einfach an Harry liegen könnte, der direkt hinter mir steht und mir mit seiner alleinigen Anwesenheit Schmetterlinge verpasst.
„Ja, also Küche und Wohnzimmer", sagt er und zieht mich dann mit sich zur letzten Tür, die hinter der Küchenzeile. „Und das ist mein Zimmer."
Er öffnet die Tür und zum Vorschein kommt ein Raum, der zu hundert Prozent zu Harry passt. Wirklich alles stimmt.
Vor uns steht ein 1,40 Bett, das von der rechten Wand abgeht, mit einem kleinen Nachtschrank daneben, der einfach nur eine umgekippte Kiste ist, aber komisch passend aussieht. Links an der Wand neben der Tür ist ein Kleiderschrank, an der Wand daneben, vorm Fensterbrett, das mit Topfpflanzen übersät ist, steht ein Schreibtisch. An der Wand uns gegenüber stehen zwei große Bücherregale aus dunklem Holz und dazwischen ein Sideboard mit Plattenspieler und ein paar Kerzen darauf. Das Regal links ist voll mit Platten, das rechts mit Büchern.
Zwischen dem Regal und dem Schreibtisch ist ein Gitarrenständer, in dem vier verschiedene Gitarren nebeneinander stehen und auf dem Schreibtisch zwei große Bildschirme, eine Tastatur und eine Art Minikeyboard, die aber zur Seite geschoben sind, weil irgendein Notizbuch und Stifte in der Mitte liegen.
Über dem Bett hängen einige Poster, die größten beiden sind von Fleetwood Mac und den Doors. Auf dem Bett liegen ein zugeklapptes MacBook und irgendein Roman, der schon ziemlich abgegriffen aussieht.
„Es passt perfekt zu dir", sage ich und gehe ein bisschen in den Raum rein, um mich genauer umzusehen. Harry lächelt und klickt dann mit dem Fuß auf einen Kippschalter an einer Steckdose, die neben ihm auf dem Boden liegt. Damit geht eine Lichterkette an, die oben an der linken Wand an der Kante zur Decke befestigt ist und eine Stehlampe zwischen Bett und Bücherregal.
Das macht das eine unglaublich gemütliche Stimmung und ich lächle ihm zu. Zwischen den Postern sind ein paar Fotos an die Wand geklebt und als ich eins sehe, auf dem er vielleicht sechs ist muss ich mich zusammenreißen kein quietschendes Geräusch von mir zu geben. Er war viel zu süß.
„Ist das deine Schwester?", frage ich, denn ich weiß zwar nicht, ob er Geschwister hat, aber die beiden sehen stark danach aus. Nicht mal, weil sie sich so ähnlich sehen, aber einfach wie sie auf dem Bild miteinander umgehen, der Altersunterschied, dass ich sie auch noch auf anderen Bildern erkenne, es passt einfach.
Harry nickt und kommt zu mir.
„Ja. Gemma."
„Ihr seht aus, als würdet ihr euch gut verstehen."
„Das tun wir auch." Harry lächelt. „Wir stehen uns ziemlich nah."
„Hast du noch mehr Geschwister?", frage ich und er schüttelt den Kopf.
„Nein."
Ich lächle ihm noch einmal zu, dann wende ich mich zu seinen Regalen.
Harry geht zum Schreibtisch und macht auch da irgendeine kleine Lampe an, während ich seinen Plattenspieler genauer unter die Lupe nehme. Dann muss ich leise lachen, denn ich erkenne das Design von der Platte, die gerade aufliegt.
„Was ist los?", fragt Harry mit einem leicht verwirrten Grinsen und ich sehe ihn nur an.
„Du hörst Zayn?", frage ich und er runzelt die Stirn.
„Du sagst das so als wäre das etwas Komisches, die ganze Welt hört Zayn."
Und ja, irgendwie hat er da Recht. Er kannte mich nicht, weil ich Fußballer bin und das so gar nicht sein Gebiet. Aber Musik ist sein Ding, natürlich kennt er den berühmtesten Sänger Englands. Nur weiß er halt eine Sache anscheinend nicht.
Ich gehe auf ihn zu. „Zayn ist mein bester Freund", sage ich und grinse.
Harry macht ein noch verwirrteres Gesicht und öffnet den Mund. Schließt ihn wieder, beißt sich auf die Lippe.
„Was?", fragt er dann.
Ich nicke. „Zayn ist mein bester Freund. Seit der Kindheit."
„Also das..." Harry blinzelt als würde er überlegen, ob ich ihn verarsche oder nicht. „Echt jetzt?"
Ich nicke nochmal und hole mein Handy aus meiner Hosentasche. Ich lehne mich an die Kante seines Schreibtisches, während ich auf Fotos gehe und halte ihm dann eins mit Zayn unter die Nase. Es ist fast ein Dreiviertel Jahr alt, ich habe ihn wirklich viel zu lange nicht mehr gesehen.
Harry nimmt mir das Handy aus der Hand und starrt das Bild einige Sekunden an. Dann lacht er leise. „Wow, also das...das überrascht mich jetzt echt."
„Du kannst auch weitergehen, ich hab da ein paar mit ihm."
Harry nickt und sieht sich ein paar Bilder an, dann swipt er zu weit und landet auf einem Foto, das Zayn mir geschickt hat, weil es ihn tagelang amüsiert hat. Es ist ein Bild von mir auf dem Spielfeld mit einer komischen Schiene ihm Gesicht, auf dem ich komisch gucke.
„Was zur Hölle ist denn das?", fragt Harry und sieht mich etwas entgeistert an.
„Da..." Ich seufze. „Da hatte ich einen Augenhöhlenbruch."
„Bitte was?"
Ich lache leise und zucke mit den Schultern. „Ja, ich...keine Ahnung, es ist so eine typische Fußballerverletzung, ich hab halt einen Ball zu krass ins Gesicht bekommen."
„Und wieviele Spiele hattest du dann danach dieses dämliche Ding auf?"
„Zu viele." Ich werfe noch einen Blick auf das Handy und vergrabe peinlich berührt mein Gesicht in meinen Händen. Es sah wirklich bescheuert aus.
Harry lacht. Und dann zieht er meine Hände aus meinem Gesicht und küsst mich. „Selbst mit dieser Schlafmaske sahst du umwerfend aus", flüstert er und ich verdrehe gespielt genervt die Augen.
Aber mein Herz wird warm.
Und die Stimmung anders und ich habe da nichts gegen.
„Durch Schlafmasken kann man nicht durchgucken", sage ich und jetzt verdreht Harry die Augen und küsst mich einfach wieder. Verlangender, aber langsam. Er legt das Handy auf den Schreibtisch und seine Hände an meine Taille. Ich weiß, was er meint (weil wir uns inzwischen wirklich schon ohne Worte verstehen und nein, das macht mir überhaupt gar keine Angst hahahahahaha), schiebe das Notizbuch zur Seite und hebe mich kurzerhand auf auf die Tischplatte. Dann lege ich meine Hände in seinen Nacken und spiele mit den Locken dort.
„Louis, hat..." Harry schluckt. „Hat dir jemand schonmal gesagt, wie unglaublich schön deine Taille ist?"
Ich entferne mich ein Stück, um Harry verwundert anzusehen, aber seine Augen sehen dahin wo seine Hände liegen. An meiner Taille.
„Was?" Ich will schon lachen, aber Harry sieht wirklich so beeindruckt aus, dass ich ernst bleibe.
Er streicht sanft über meinen Körper, seine Atmung schnell.
„Nein, ernsthaft, Louis", sagt er. „Immer wenn du diesen hautengen Sachen trägst kann ich mich kaum beherrschen." Er hat beide seiner Hände an meiner Taille liegen und sie sind so riesig, dass ich fast das Gefühl habe er kann meinen ganzen Torso umfassen. Aber ich fühle mich sicher in seinem Griff. Es fühlt sich gut an, wie er mich hält. „Du bist so wunderschön und deine Figur, also..." Seine Hände fahren gleichzeitig unter das Shirt und schieben es hoch. „Zieh das aus", haucht er.
Ich hebe meine Arme und lasse ihn einfach machen. Er atmet unregelmäßig und zitternd und ein unglaublich warmes Gefühl breitet sich in mir aus. Denn seine ganze Erregung kommt einfach nur von...von mir. Und ich mache nicht mal irgendwas, ich sitze hier nur auf seinem Schreibtisch und sehe ihn an und das reicht, um ihn so...aus der Fassung zu bringen.
Seine Hände streichen über meine Haut, sein linker Daumen zeichnet ein Muster an meinen Rippen und seine Augen fahren so über meinen Körper als wolle er jeden Zentimeter genau abspeichern.
„Fuck, Louis, du bist das Schönste, was ich je gesehen habe", sagt er leise und ich bin so überfordert, aber so glücklich, dass ich einfach meine Hände in seinen Nacken lege und ihn an mich ziehe, um ihn zu küssen.
Er ist auch das Schönste, was ich je gesehen habe.
_____
Als ich aufwache, mit Harry in meinem Arm, muss ich mich zusammenreißen nicht zu seufzen. Stattdessen hebe ich einfach meine linke Hand und fahre irgendwelche Muster über seinen Rücken, bis er anfängt sich ein bisschen zu bewegen.
Er gibt ein genießerisches Summen von sich und schlingt seine Arme enger um mich. Ich lege meine andere Hand an seine Wange. Harry lächelt und schlägt die Augen auf. Dann zieht er sich ein Stück hoch und küsst mich. Ich seufze gegen seine Lippen und kann nicht glauben, wirklich in diesem Moment zu sein. Ich kann nicht begreifen, wie glücklich ich gerade bin, einfach nur weil ich hier bin, in Harrys Zimmer, in Harrys Bett, mit seinen Lippen auf meinen und unseren Beinen verhakt.
Bestimmt eine halbe Stunde liegen wir einfach nur hier und nehmen uns Zeit zum aufwachen. Immer wieder küsse ich ihn, immer wieder küsst er mich. Ich fahre durch seine Haare, durch sein Gesicht, sehe ihn teilweise minutenlang einfach nur an, präge mir jeden Zentimeter seines Körpers ein, für Tage an denen ich ihn nicht mehr bei mir habe, ihn nicht mehr ansehen kann. Denn die werden kommen.
„Lust auf Frühstück?", flüstert er dann irgendwann in die kleine Kuhle zwischen meinem Hals und meinem rechten Schlüsselbein und seine Worte tanzen über meine Haut und hinterlassen eine wohlige Wärme, die das Lächeln auf meinem Gesicht noch breiter macht.
„Ja", flüstere ich. Aber wir beide machen keine Anstalten uns zu bewegen. Erst fünf Minuten später drückt Harry mir noch einen sanften Kuss auf die Lippen und gegen den Hals und rollt sich dann aus dem Bett.
„Ich geh uns schonmal Frühstück machen, lass dir einfach Zeit, Baby."
Er erstarrt kurz in der Luft und runzelt die Stirn, dann lächelt er einfach, zieht sich Boxershorts über und verschwindet.
Ich kann mich nicht bewegen.
Baby.
Mir wird heiß und ich will es irgendwie nicht, aber meine Lippen verziehen sich zu einem glücklichen Grinsen. Ich rolle mich so, dass meine Nase auf seinem Kissen liegt und atme tief ein.
Baby.
Baby, baby, baby, baby.
Eine kurze Weile bleibe ich noch liegen, lausche meinem viel zu schnellen Herzschlag und den Geräuschen, die Harry in der Küche macht und kann einfach nur lächeln.
Das hier fühlt sich besser an, als alles in den letzten fünf Jahren zusammen. Und das schließt eine gewonnene Weltmeisterschaft mit ein.
Ich krabbele dann ebenfalls aus dem Bett, vor allem weil ich Harrys Wärme vermisse und ziehe mir Unterwäsche an. Nach kurzer Überlegung nehme ich auch die Sporthose, die Harry gestern anhatte und ziehe sie ebenfalls über. Ich muss das Band enger ziehen, aber Harry ist nun mal breiter als ich. Es macht mich weirdly glücklich seine Kleidung zu tragen und so gehe ich aus seinem Zimmer und dann um die Bar herum in die Küchenzeile. Harry steht am Herd und macht wie es aussieht Teig für Pancakes, ich schlinge meine Arme von hinten um ihn und drücke einen Kuss zwischen seine Schulterblätter. Er schmilzt sofort in die Berührung, dreht sich dann um und küsst mich richtig.
Er schlägt zwei Eier in die Schüssel und greift dann nach der Musikbox, die neben ihm steht. Er macht sie an und gibt mir sein Handy. „Mach einfach die Musik an, die du willst", sagt er und lächelt. Ich nicke, stehle mir noch einen Kuss und hebe mich dann auf die Arbeitsfläche neben den Kühlschrank.
Harry kennt gefühlt jedes Lied, das existiert.
Egal was ich anmache, er kann mitsingen. Seine Stimme klingt wunderschön, fest und tief und ich will ihn mehr singen hören. In meiner Dusche zum Beispiel. Vielleicht macht er das schon. Ich sollte mal zuhören.
Er kommt wieder zu mir als der dritte Pancake in der Pfanne brät und lächelt. Ich nehme seine Hände und wir legen sie auf meine Oberschenkel. Dann sehen wir uns einfach nur an und kommen uns näher und dann...
Dann plötzlich ertönt das Geräusch von einem Schlüssel im Schloss.
Wir frieren beide mitten in der Bewegung ein.
„Fuck", flüstert Harry.
„Hey Harry, ich bin doch schon wieder da", ertönt eine Männerstimme aus dem Flur und man hört wie irgendwelche Sachen abgestellt werden. „Ich komm gleich in die Küche, ich hoffe ich kann was von den Pancakes haben, es riecht mal wieder geil", ruft der Typ, dann hört man die Badezimmertür.
„Du hast gesagt wir wären alleine." Meine Stimme klingt zischend.
„Das...verdammt, das dachte ich auch." Harrys Gesichtsausdruck spiegelt in einer Sekunde gefühlt sieben verschiedene Emotionen wider. Die letzte ist Entschlossenheit. Er scheint meine Panik nämlich ganz genau spüren zu können, er nimmt mein Gesicht in seine Hände und sieht mich ernst an.
„Louis, hör mir zu", sagt Harry eindringlich. „Ed ist der vertrauenswürdigste Mensch, den ich kenne. Er wird es niemandem sagen. Ich verspreche dir, dein Geheimnis ist sicher, er hat-"
„Nein, nein, nein, Harry, das-"
„Shh, hey Louis, keine Panik." Harry sieht mir tief in die Augen und versucht mich zu beruhigen.
„Nein, du...du verstehst das nicht, ich-"
„Doch, ich versteh das", unterbricht er mich. „Louis, ich sehe wie du immer wirst, wenn man auch nur das Wort Outing in den Mund nimmt, ich weiß, was in dir vor sich geht, aber du musst mir vertrauen. Wir können die Situation jetzt nicht ändern, wir haben keine Zeit dich zu verstecken."
Und dann küsst er mich und die Panik ist von jetzt auf gleich vergessen. Seine Lippen auf meinen beruhigen mich sofort, lassen mich leise aufseufzen und meine Hände in seinen Haaren vergraben.
Ich vertraue ihm.
Ich vertraue zwar seinem Mitbewohner nicht, aber ich vertraue ihm. Und er wird schon dafür sorgen, dass mir nichts passiert. Mir nicht und meiner Karriere auch nicht.
„Okay?", flüstert er leise, als ich wir uns lösen und streicht ein Haarsträhne hinter mein Ohr.
„Ja, okay." Ich blinzle nur, weil Harrys Nähe mich aus dem Konzept bringt und nicke dann.
„Er wird es niemandem sagen."
Ich schlucke und Harry sieht es.
„Lou, wirklich, ich-"
„Die Pancakes", unterbreche ich ihn, denn es riecht langsam verbrannt und Harry ist mit einem Schritt wieder bei der Pfanne und wendet die kokelnden Scheiben.
Ich greife nach seinem Handy, um mich abzulenken und Lieder in die Warteschleife zu machen, da öffnet sich die Tür.
„Hey Harry", sagt der rothaarige, etwas ulkig aussehende Typ mit bunten Tattoos an den Armen, der die Küche betritt. Dann fällt sein Blick auf mich. „Oh, ich wusste gar nicht, dass du Besuch-"
Er stockt und mustert mich. Dann runzelt er die Stirn und blinzelt. Ich hebe etwas schüchtern grüßend die Hand und senke dann wieder den Blick auf Harrys Handy.
„Keine Angst, Teddy, wir haben ja beide was an", gibt Harry nur zurück und ich muss schmunzeln.
„Ähm...Harold?", fragt Harrys Mitbewohner dann und räuspert sich. „Ist das..." Seine Stimmlage steigt um gefühlt zwei Oktaven. „Ist das...Louis Tomlinson...in unserer Küche?"
Ich lächle unschuldig.
„Kann schon sein", antwortet Harry gelassen und katapultiert einen Pancake aus der Pfanne. „Pancake?"
Ed fängt den Teigfladen reflexartig auf und starrt Harry einfach an.
„Hey, ich will auch", beschwere ich mich und Harry guckt zu mir. „Keine Angst, Lou, du kriegst sogar einen, der nicht verkokelt ist", sagt er, stellt die leere Pfanne in die Spüle, den Herd aus und nimmt einen der fertigen Pancakes von Teller.
Er hält ihn mir hin, aber ich ziehe Harry näher und mache den Mund auf. Er grinst, reißt ein Stück ab und füttert mich damit. Ich kaue zufrieden (Himmel, Harry ist wirklich ein begnadeter Koch) und streiche eine Locke aus seinem Gesicht, Ed wieder komplett vergessen. Harry lächelt und er sieht so süß aus, dass ich nicht anders kann, als ihn an mich zu ziehen und zu küssen, nachdem ich den Bissen runtergeschluckt habe.
Er erwidert sanft und stupst mir dann mit dem Finger gegen die Nase als wir uns lösen.
Ed steht immer noch nur in der Küche und starrt uns an. Harry dreht sich zu ihm um und zieht fragend die Augenbrauen hoch. Ed verzieht anerkennend den Mund und beißt in den Pancake.
„Ok, ich tu jetzt einfach mal so als wäre es normal, dass der beste Fußballspieler Englands neben unserem Kühlschrank sitzt und meinen besten Freund küsst."
Harry runzelt die Stirn und sieht wieder zu mir. „Du bist der beste Fußballspieler Englands?"
„Würden manche sagen, ja", sage ich und zucke mit einer Schulter.
„Wow." Er verzieht beeindruckt das Gesicht. „Also ich bin davon ausgegangen, dass du wirklich gut bist, weil du auch in der Nationalmannschaft spielst, aber...also wow, wirklich."
Ich beginne breit zu lächeln. „Du hast mich wirklich noch nicht gegoogelt, oder?"
Harry schüttelt lächelnd den Kopf. „Wieso sollte ich? Ich hab ja die Topinformationsquelle direkt hier."
Ich lächele, schlinge von hinten meine Beine um seine Taille, meine Arme um seinen Hals und lege mein Kinn auf seiner Schulter ab. Er schmiegt seine Wange in meine Berührung.
Ed nimmt einen weiteren Bissen des Pancakes und stützt sich dann an der Bartheke uns gegenüber ab.
„Also der...der Typ, mit dem du dich seit einigen Wochen triffst...", beginnt er und kratzt sich am Kinn. „Ist Louis Tomlinson?"
Harry nickt und greift nach der Tasse Kaffee, die neben dem Toaster steht.
„Hi", sage ich. „Ähm...schön dich kennenzulernen?"
Ed nickt langsam. „Ja. Ja, die Freude ist ganz meinerseits."
„Also bist du eher Fußballfan als dein Mitbewohner hier?", frage ich und drücke Harry einen Kuss auf die Wange.
Verdammt, ich sollte mich eigentlich vor Panik kaum bewegen können. Aber stattdessen fühlt es sich einfach nur unglaublich gut an, Harry vor jemand anderem küssen zu können. Ich hab mich innerhalb Sekunden daran gewöhnt und das macht mir irgendwie Angst.
Ed lacht leise. „Definitiv. Das ist aber auch nicht so schwer. Ich meine, als ich ihn bei der letzten WM mal gefragt habe, was er über Belgien denkt, meinte er ‚die haben schöne Shorts'."
„Schöne Shorts?" Ich sehe Harry stirnrunzelnd an.
„Sie haben schöne Shorts", verteidigt er sich und ich muss lachen.
„Siehst du? Ich glaube jeder ist mehr Fußballfan als Harry. Sogar...die Queen", sagt Ed. „Obwohl, ich glaube die ist eh ziemlich Fan, oder?"
Ich nicke breit grinsend. „Ja, ist sie."
„Ach, du hast sie doch sogar mal kennengelernt, oder?", fragt Ed und hebt sich auf die Theke.
„Du hast die Queen kennengelernt?" Harry reißt seinen Kopf zu mir herum und ich grinse und zucke mit einer Schulter.
„Harry, ich bin...schon irgendwie ziemlich berühmt."
„Holy Fuck", flüstert Harry und mustert mich immer noch. Ich lasse es mir nicht nehmen, ihm einen Kuss auf die Lippen zu drücken und sehe dann wieder zu Ed.
„Okay", sagt er. „Das müsst ihr mir jetzt aber mal erklären." Er deutet auf Harry und mich. „Wie ist es denn bitte dazu gekommen?"
„Er hatte sein Shirt falsch rum an", meint Harry und deutet mit dem Daumen auf mich. Ich pikse ihm in die Seite und er gibt ein leises Quietschen von sich.
„Wir haben uns im Club kennengelernt."
„Und dann ging alles irgendwie ganz schnell."
„Er konnte einfach nicht genug von mir bekommen."
„Ähm, hallo, du hast mich doch immer angerufen", beschwert er sich und ich grinse.
Ed grinst ebenfalls. Er baumelt mit den Beinen und isst den letzten Rest vom Pancake. „Na, das freut mich für euch." Er lächelt. „Bock auf 'ne Runde FIFA?"
Ich mache mich begeistert von Harry los und springe von der Arbeitsfläche. „Bin dabei!", rufe ich und Ed lacht.
„Okay, okay, ich mach uns Snacks und versuche mich dann daran mich nicht komplett zu blamieren." Harry grinst und als Ed und ich zusammen zum Fernseher gehen wollen hält er seinen Mitbewohner noch kurz auf.
„Aber ernsthaft, Ed", sagt er und pikst mit seinem Finger in Eds Brust. Er sieht ihn ernst an, das ganze Spielerische von gerade aus seinem Gesucht gewichen. „Wenn du irgendjemandem hiervon erzählst mach ich dich kalt."
„Woah." Ed nimmt Harrys Finger und schiebt ihn von sich. „Entspann dich, Harold. Euer Geheimnis ist bei mir sicher."
Ich glaube ihm, dass er das auch meint und Harry lächelt wieder. „Gut. Dann los."
Der Nachmittag ist wirklich schön. Es entspannt mich unglaublich einfach ich selbst sein zu können und Harry küssen zu können und auch mir keine Gedanken übers Training oder Spiele machen zu müssen, weil ich heute frei habe.
Erst viel später als ich wieder zu Hause bin, fällt mir auf, dass wir auch einfach so hätten tun können als wären wir Freunde. Vielleicht hätte Ed ein paar Fragen gestellt, vor allem, weil wir beide nun mal nur Unterwäsche anhatten, aber es wäre eine viel einfachere Lösung gewesen.
Nur ist das wohl keinem von uns in den Sinn gekommen.
_____
„Ich äh...ich hab eine Frage", sage ich als Harry seine Schuhe ausgezogen hat und seine Jacke an den Haken hängt.
„Ja?" Er sieht mich aufmerksam an und ich beiße mir auf die Lippe. Ich will ihn das jetzt schon eine Weile mal fragen und habe mich bis jetzt irgendwie nicht getraut.
Er mag ja Fußball nicht mal und...
„Also..." Ich schlucke. „Ich hab mir gedacht vielleicht...also ich meine, ich kann ja wenn ich will immer ganz einfach Plätze reservieren und Karten besorgen und so...und äh..." Ich biege mein linkes Fußgelenk ein Stück und stecke meine rechte Hand in meine Hosentasche. „Ich dachte mir vielleicht hast du ja Lust diesen Freitag zu kommen? Du kannst auch jemanden mitbringen, wenn du willst, Ed oder so, damit es nicht so langweilig ist, aber ich dachte vielleicht, also...vielleicht gefällt dir die Idee ja. Ganz...möglicherweise."
„Du..." Harrys Mund steht leicht auf und er sieht mich ungläubig an. „Du willst, dass ich zu einem Spiel komme?"
Ich schlucke. „Ja? Also ich weiß, dass du Fußball nicht so magst, aber ich dachte vielleicht würdest du mich ja mal gerne...arbeiten...sehen?" Meine Worte verlaufen sich irgendwie und ich werde mit jeder Silbe unsicherer. Vielleicht ist das ja viel zu viel, vielleicht findet er das ist die komischste Idee jemals, vielleicht ist es für ihn immer noch einfach nur Sex.
Er will bestimmt nicht kommen.
„Du willst mich da haben?", haucht Harry dann leise und als ich sein Gesicht sehe, die versteckte Hoffnung aus seinem Ausdruck lesen kann, kommt mir plötzlich der Gedanke, dass in dieser Situation vielleicht gar nicht ich der Unsichere bin.
Also lächle ich vorsichtig und gehe einen Schritt näher, sodass meine Brust an seine stößt.
„Ja? Also...wenn du auch willst?" Ich ziehe seinen Kopf zu mir und küsse ihn sanft und Harry erwidert den Kuss genauso vorsichtig und mir bleibt fast die Luft weg, weil das der unschuldigste Kuss ist, den ich je hatte und weil es sich gleichzeitig doch so überwältigend anfühlt.
„Ja", flüstert er leise und ich muss lächeln, als ich sehe, dass er seine Augen immer noch geschlossen hat. Als hätte er Angst sie wieder zu öffnen und ich bin weg. Ich lege meine Hände auf seine Wangen und lege den Kopf leicht schief.
„Mach die Augen auf, H."
Harry öffnet seine Augen und als das Grün mir entgegen strahlt, schießen plötzlich drei Wörter durch meinen Kopf und ich kann mich gerade noch rechtzeitig davon abhalten, sie auszusprechen.
Was zur Hölle? Was war das denn gerade?
Ich schüttele verwirrt den Kopf und konzentriere mich dann einfach wieder auf unser Gespräch.
„Also willst du Freitag kommen?", frage ich glücklich und er nickt.
„Ja, Louis." Dann schmunzelt er und zuckt mit der rechten Schulter. „Am liebsten sogar zweimal." Er senkt seinen Mund zu meinem Ohr und haucht: „Einmal zum Spiel...und einmal danach."
Ich hole tief Luft und lecke mir über die Lippen. „Und du nennst mich perverses Schwein", raune ich, greife nach seiner Hand und ziehe ihn ins Schlafzimmer.
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Ich habe noch nie so gut gespielt, glaube ich. Zu wissen, dass Harry da ist und mir zusieht motiviert mich so sehr, wie ich es nie für möglich gehalten hätte.
Ich schieße drei Tore in einem Spiel und gebe eine perfekt Vorlage für das vierte. Topher ist außer sich vor Freude und auch meine Teamkollegen kriegen sich danach fast gar nicht mehr ein.
Die ganze Zeit schlägt mir noch irgendeine Hand auf die Schulter und gratuliert mir und ich kriege das Grinsen selbst nicht aus dem Gesicht.
Die Anderen verschwinden nach und nach in der Umkleide, aber ich will noch ganz kurz Harry sehen. Er ist schließlich der Grund dafür, dass es heute so gelaufen ist und ich will ihn auch einfach so kurz sehen. Die Halle leert sich bereits, ich habe ihm außerdem einen Platz in der ersten Reihe verschafft und als ich ihn erblicke, winke ich ihm so zu, dass er zu mir runterkommt und der Sicherheitsansgestellte lässt ihn nach einem kurzen Winken von mir durch.
„Hey", sage ich glücklich.
„Das war unglaublich", sagt er während er auf mich zukommt und ich muss noch breiter lächeln.
„Ja?"
„Ja." Er umarmt mich und drückt mich an sich und obwohl ich es nicht will, mache ich mich schnell von ihm los, weil mein ich Angst habe. Hier sind immer noch eine Menge Menschen.
„Ich weiß ja nichts über Fußball", sagt er. „Aber ich bin mir sicher, was du da gerade gemeistert hast war eine unglaubliche Leistung."
Ich grinse und er schüttelt den Kopf. „Wirklich, das war der Wahnsinn."
„Danke."
Er legt eine Hand auf meinen Arm und eigentlich will ich näher zu ihm gehen und mich an ihn schmeißen und ihn küssen, aber er nimmt die Hand nicht wieder weg und ich werde noch nervöser.
Er scheint an meinem Blick sofort sehen zu können was ich denke, denn seine Augen werden stumpf und er schluckt.
„Mein Gott, Louis, du bist viel zu paranoid, du kannst doch bitte mit einem Mann reden, ohne dass jeder denkt du bist schwul", sagt er und ich kann nicht lesen, wie enttäuscht, sauer oder verletzt er ist. Aber es ist eine Menge, so viel weiß ich.
„Nein", sage ich und reiße meinen Arm aus seinem Griff. „Zumindest nicht so."
Harry schnaubt und sieht weg. Ich merke, wie die Stimmung sich um hundertachtzig Grad gedreht hat und ich mag es nicht. Aber es hat sich einiges angestaut und früher oder später musste es zu so etwas kommen. Ich habe nur gehofft es wäre noch etwas später.
„Bist du jetzt beleidigt, oder was?"
„Nein." Er spannt seinen Kiefer an. „Aber ich gebe zu, es fühlt sich nicht schön an, das Gefühl zu haben man selber sei falsch, nur weil du mit deiner Sexualität nicht zurecht kommst", sagt er extrem leise und fast schon bedrohlich ruhig.
„Ich komme mit meiner Sexualität klar, Harry", zische ich zurück und er zieht nur die Augenbrauen hoch. „Nur meine fucking Branche nun mal nicht."
Harry seufzt. „Wie auch immer." Er macht eine Pause und starrt mich an, fast als ob er erwartet, dass ich etwas sage. „Ich kann das nicht mehr", sagt er dann. „Ich kann nicht mehr so von dir behandelt werden."
Ich starre ihn nur an. „Was?", frage ich und er verdreht die Augen.
„Du hast eine Woche lang auf keine meiner Nachrichten geantwortet, als wir zusammen gesehen wurden", sagt er. „Eine. Woche."
Ich beiße mir auf die Unterlippe. Ich habe halt Angst. Auch wenn niemand auf die Idee gekommen ist, dass Harry irgendwie in einer Art romantischer Beziehung zu mir stehen könnte.
„Und bist mit diesem Supermodel essen gegangen."
Ich schlucke.
„Du warst derjenige, der sich an mich geklammert hat, als er betrunken war, du warst derjenige, der im Taxi diesen Kuss initiiert hat, du bist derjenige, der diese Fehler macht und du lässt mich die Konsequenzen tragen."
Er hat Recht. Und er weiß, dass ich das auch weiß.
Aber ich kann nicht anders. Wir können diese Gefühle nicht zulassen. Das geht nicht.
„Harry, wir...wir haben nur Sex", lüge ich. Ich weiß nicht mal woher das kam, ich glaube es ist irgendein innerer Schutzmechanismus, den ich nicht unter Kontrolle habe. Denn das ist absoluter Bullshit und das weiß ich auch. Harry starrt mich eine Sekunde an, dann gibt er ein leises Geräusch von sich, eine Mischung aus Keuchen und Lachen.
„Wow", sagt er und blinzelt. „Okay."
Ich presse die Lippen aufeinander und mustere ihn. „Ich hab dir von Anfang an gesagt, dass ich mich-"
„Dass du dich immer für Fußball entscheiden wirst, ja, ich weiß", sagt er und starrt mich an. Jetzt sieht er wirklich sauer aus. „Und deshalb nehme ich dir den schweren Teil jetzt einfach ab."
Ich blinzle. „Was?"
„Ich weiß, dass Fußball für immer deine Priorität bleibt, das hast du mir von Anfang an ungefähr jedes Mal gesagt, als wir miteinander geschlafen haben."
Obwohl er wütend ist spricht er extra leise, damit niemand uns verstehen kann. Ich verdiene ihn wirklich nicht.
„Ich weiß, dass du Angst hast. Aber das heißt nicht, dass du so mit mir umgehen kannst, Louis", sagt er. „Du kannst mich nicht einfach...so küssen und so berühren und diese Dinge zu mir sagen, nur um jetzt wieder zu behaupten wir hätten nur Sex. Tut mir Leid, aber ich kann das nicht mehr."
„Harry-"
„Nein", schneidet er mir das Wort ab. „Das kannst du nicht machen. Find jemand anderen mit dem du ‚nur Sex'..." Er zeichnet Anführungszeichen in die Luft. „...haben kannst. Keine Ahnung, zur Not geh einen Fußball ficken." Er richtet sich auf und streicht seine Haare nach hinten. Seine Augen sehen stumpf aus. „Aber ich bin raus. Tut mir Leid."
Seine Stimme klingt belegt und als er nochmal gezwungen lächelt, sich umdreht und geht, wird mir schlecht.
Aber ich habe keine Zeit zu überlegen, ob ich ihm nachlaufen soll, denn in dem Moment taucht Liam neben mir auf, der sich noch mit Topher bei der Trainerbank unterhalten hat und schlägt mir brüderlich auf die Schulter. Ich zucke zusammen. „Wer war das denn?", fragt er interessiert und ich sehe Harry nur nach, drehe mich dann zu unserem Torhüter und schüttele den Kopf.
Der wichtigste Mensch meines Lebens, ist was ich denke.
„Niemand", ist was ich sage.
Liam sieht nicht aus, als würde er mir das glauben und ich weiß ja auch, dass er kein homophobes Arschloch, sondern wirklich ein toller Mensch ist, aber ich kann einfach nicht mehr.
Ich schlucke.
Harry hat das Richtige getan. Er hat es nicht verdient so von mir behandelt zu werden, er verdient nur das Beste und das bin ich nun mal nicht. Er kann mich vergessen und ich kann wieder zu dem werden, der ich die letzten Jahre war.
Der beste Fußballspieler Englands. Sexuell frustriert, einsam und schwul.
Es ist besser so, wenn das mit Harry und mir vorbei ist.
So kann ich mich wenigstens auf meinen Job konzentrieren.
_____
Ich spiele absolut scheiße. Die nächsten drei Spiele lang kann ich mich kaum konzentrieren, meine Gedanken kreisen nur um Harry.
Ich habe bis zur letzten Minute krampfhaft versucht keine Gefühle zuzulassen, dabei war es schon viel zu spät. Ich bin Harry schon nach den ersten paar Malen verfallen.
Und als ich nach dem Spiel als erster in der Umkleide sitze, aber einfach nur auf den Boden starre und keine Anstalten mache mich umzuziehen, weil ich einfach gerade nicht kann, sprechen mich die Anderen auch darauf an als sie reinkommen.
„Alter, Louis, was ist denn los mit dir?", fragt Jamie und schlüpft aus seinen Schuhen. „Letztens hattest du dein bestes Spiel jemals und jetzt kriegst du nicht mal einen vernünftigen Pass hin. Wie passiert sowas?"
„Wirklich", schaltet sich auch Léon dazu. „Das ist echt weird."
„Keine Ahnung", sage ich und massiere mir die Schläfen. „Ich bin gerade einfach nicht in Topform, das ist alles."
„Das ist alles?", fragt Liam. „Die Anderen haben schon Recht, Louis, du bist gerade überhaupt nicht du selbst. Du kannst mit uns reden, wenn irgendwas los ist, ja? Wir haben bestimmt Verständnis, ich meine, Toms Großmutter ist gestorben und wir sagen ja auch nicht ,oh der Wichser ist heute nicht da', sondern haben Mitleid mit ihm."
Ich seufze. „Es ist nichts, alles gut."
„Du wirkst nicht wie ‚alles gut'", sagt Léon und ich seufze.
„Ich hab einfach gerade ein bisschen Stress, ich verspreche euch, es wird bald wieder besser."
Ich kann das nicht. Ich kann jetzt nicht weiter darüber reden, denn das lässt mich an Harry denken und wenn das so weitergeht explodiere ich hier gleich. Ich vermisse ihn so unglaublich sehr, dass ich eh schon kaum atmen kann und jetzt auch noch darauf angesprochen zu werden wie schlecht es mir wohl geht hilft kein Stück.
„Stress in der Liebe etwa?", fragt Gabe sarkastisch und grinst. Und da reicht es mir.
„Ja! Okay?", platzt es aus mir raus und ich starre ihn abgefuckt an. „Ja, ich hab Stress in der Liebe. Es ist verdammt kompliziert. Aber mein Liebesleben geht euch, genau wie alles andere, absolut nichts, ich wiederhole, wirklich nichts an und wenn noch einmal einer von euch meint, irgendeine dumme Frage stellen zu müssen, dann hau ich ihm eine rein. Haltet euch einfach aus meinem Leben raus, okay? Wir sind keine Freunde."
Und damit greife ich nach meiner Sporttasche und fliege aus der Umkleide. Verdammt. Eigentlich mag ich die meisten aus der Mannschaft ja sogar, aber ich halte es einfach nicht mehr aus. Das geht so nicht weiter.
_____
Das Gitter des Bolzplatzes gibt das typische metallische Klirren von sich, als der Ball volle Kanne dagegen donnert. Ich jogge dahin wo er zurückspringt und halte ihn kurz, bevor ich ihn wieder in die Luft kicke und dann versuche gegen die Latte zu schießen.
Ich verfehle. Mindestens einen Meter höher trifft der Ball wieder auf den Zaun und ich seufze und drücke meine Hände gegen meine Stirn. Nichts hilft.
Es ist ungefähr drei Uhr nachts und alles ist anders. Früher, beziehungsweise vor ein paar Wochen noch, war das hier - nachts alleine auf dem Bolzplatz im Park Fußball zu spielen - das was mir geholfen hat, immer wenn es mir nicht gut ging.
Wenn ich zu viel über meine Familie nachgedacht habe, oder wenn ich zu viel Druck auf mir lasten hatte oder wenn ich gestresst von meinem Bekanntheitsstatus war oder generell einfach ein bisschen Zeit für mich brauchte.
Es hat immer meinen Kopf frei gemacht. Es hat mir Spaß gemacht, mir gezeigt warum Fußball meine Leidenschaft und das Wichtigste in meinem Leben ist, es hat mir geholfen den Stress abzubauen.
Jetzt werden meine Gedanken mit jedem Schuss lauter. Das hier ist was zwischen mir und Harry steht.
Ich bin schon seit über einer Stunde hier und ich fühle mich kein Stück besser. Es ist eher als würde mich jede weitere Minute alleine mit meinem Fußball runterziehen.
Das hier ist, warum ich ihn seit drei Wochen nicht gesehen habe.
Ich schieße den Ball wieder. Es hat nicht mehr die gleiche Wirkung, ich fühle mich eingeengt.
Das hier ist der Grund, dass ich ihn seit drei Wochen vermisse.
Das hier ist der Grund, dass ich ihn verloren habe.
Das hier ist der Grund, dass ich nicht ich selber sein kann.
Ich schieße den Ball komplett frustriert von mir, als er wieder zu mir rollt.
Er trifft die Latte.
Ich sinke auf den Boden und fange an zu weinen.
_____
Ich weiß nicht mal, wie es dazu gekommen ist, aber irgendwie geht es in der Umkleide mal wieder um Homosexualität. Ich habe keine Kraft mehr mich damit zu befassen, ich ziehe mich einfach stumm um und versuche nicht zuzuhören.
Das hier zeigt nur wieder, dass Harrys Entscheidung das einzig Richtige war.
Von meiner Mannschaft so behandelt zu werden...ich weiß nicht, ob ich das überstehen könnte.
Liam seufzt. „Nochmal, ich bin nicht schwul. Aber ihr seid wirklich das Allerletzte wenn um dieses Thema geht."
Die Anderen schweigen und ich atme fast auf, weil das klang, als wäre das das Schlusswort gewesen, da scheint Liam es sich anders zu überlegen und spricht weiter.
„Wenn ich es wäre...hättet ihr dann alle Angst? Dass ich auf euch stehe? Auf euch alle gleichzeitig? Dass ich mich nicht beherrschen kann und euch in der Dusche vergewaltige? Was ist das für ein Bullshit? Was für ein arroganter Wichser muss man eigentlich sein, um zu denken, dass jeder schwule Mann mit einem schlafen will? Du stehst ja auch nicht auf jede Frau, die du siehst!", sagt er und Gabe grinst.
„Auf die Attraktiven schon", lacht er und Jamie und er klatschen sich ab.
Liam lacht trocken. „Ja. Sorry, ich hab vergessen was für ein riesiges Arschloch du bist."
Léon zieht die Augenbrauen hoch. „Na ja, aber das bestätigt es doch. Mir wäre nicht so wohl, wenn jemand von euch darüber fantasieren würde mit mir zu schlafen."
Niemand, absolut niemand, der ihn persönlich kennt, fantasiert darüber mit Léon zu schlafen, da bin ich mir ziemlich sicher. Auch keine Frau.
„Wie jetzt, das bestätigt es doch? Willst du damit sagen, dass Schwule wirklich auf die Mannschaft stehen würden, weil hier in der Mannschaft alle attraktiv sind? Ich dachte immer, du als Mann könntest das eh nicht einschätzen, weil du ja nicht schwul bist. Oder ist das plötzlich anders?"
Liam ist on fire. Darauf hat niemand einen richtigen Konter, er hat sie mit ihren eigenen Vorurteilen geschlagen. Also schnaubt Gabe einfach nur. „Hier ist eh keiner schwul, Schwuchteln können kein Fußball spielen."
Ich wende mich ab und mache meinen linken Schuh auch zu, damit niemand mich so genau sehen kann. Ich habe meine Gesichtsausdrücke nämlich nicht mehr unter Kontrolle. Dieses Wort triggert mich so sehr, er hat ja keine Ahnung. Und er wirft einfach damit herum als wäre es etwas völlig Banales.
Ich ziehe meine Trainingsjacke noch über und sehe Liam nach, der mit einem letzten gemurmelten „Ihr seid doch alle Idioten" die Umkleide verlässt.
„Mann, was für eine Diskussion." Danny schüttelt den Kopf ein leises Gemurmel brandet auf.
Ich schultere meine Tasche, hebe kurz die Hand und mache mich ebenfalls aus dem Staub. Länger kann ich mir das nicht geben und ich will eh Liam noch einholen.
Ich erblicke ihn auf dem Parkplatz. Seine Freundin hat ihn wie es aussieht abgeholt, sie stehen vor ihrem Auto und sie hat ihre Arme um seine Taille gelegt und scheint leise auf ihn einzureden, während er ihr sanft eine Haarsträhne aus der Stirn streicht. Man kann wirklich von hier aus sehen, wie sehr er sie liebt.
Ich seufze, verdränge den schmerzenden Gedanken an Harry und gehe auf die beiden zu.
„Hey, Liam?", frage ich und er wirft mir einen genervten Blick zu, sieht aber schon etwas ruhiger aus. Maya hat diese Wirkung auf ihn.
„Ich bin schonmal im Auto", sagt sie, drückt ihm noch einen Kuss auf die Wange, wirft mir ein kurzes Lächeln zu und steigt dann ein.
„Willst du mir jetzt auch noch sagen, wie unangebracht das gerade war und dass du Angst hast, dass ich schwul bin?", fragt er und ich schüttele sofort den Kopf.
„Nein, ich..." Ich schlucke. „Eher im Gegenteil, ich fand das total cool von dir", sage ich und verknote meine Hände. „Also dich gegen das ganze Team zu stellen für Sachen, an die du glaubst, das...das ist extrem mutig. Ich würde mich das niemals trauen...also..." Ich kratze an meinem linken Daumennagel und spüre wie die Haut aufreißt. „Also ich meine, stell dir mal vor jemand aus unserem Team würde wirklich auf Männer stehen, dann...ich glaube nicht, dass diese Person sich trauen würde so etwas abzuziehen. Also...ähm...danke", sage ich und Liams Gesichtsausdruck verändert sich komplett. Er sieht mich forschend an und eine Falte entsteht zwischen seinen Augenbrauen.
„Louis", beginnt er leise. „Meinst du das so, wie ich-"
„Ich muss jetzt wirklich los", unterbreche ich ihn und schiebe mich an ihm vorbei. Ich renne fast schon zu meinem Auto, öffne die Tür, werfe meine Sporttasche auf den Beifahrersitz und setze aus der Parklücke zurück. Als ich vom Parkplatz fahre und mich mit einer Hand anschnalle, sehe ich durch den Rückspiegel, wie Liam immer noch da steht und mir nachsieht.
Ja, das war nicht überzeugend und ja, vermutlich weiß er jetzt Bescheid, er ist ja nicht dumm (so wie der Rest des Teams).
Aber es ist irgendwie seltsam okay. Ich vertraue Liam.
Vor allem nach seiner Ansprache eben.
Und dieses winzige Gefühl von Freiheit, das mich erfasst, weil zumindest eine Person mehr vielleicht weiß wer ich bin, dieses Gefühl macht mir mehr Angst als irgendetwas anderes jemals zuvor.
_____
Es ist zwei Uhr nachts als mich die Realisation wirklich trifft. Ich weiß nicht mal warum ich noch wach bin, vielleicht weil ich morgen kein Training habe und es genießen will mal spät ins Bett zu gehen, aber vielleicht hab ich auch nur deshalb so lange vorm Fernseher gehangen, damit ich nicht alleine mit meinen Gedanken bin.
Als ich aber in der Dunkelheit in meinem Bett liege und es viel zu still ist, kann ich meine Gedanken nicht mehr verdrängen.
Es wird immer so sein.
In meiner Lebenszeit wird sich die ganze Fußballbranche nicht von jetzt auf gleich verändern. Ich werde mich mein Leben lang verstecken müssen.
Solange ich Fußball spiele, kann ich niemals ich selbst sein. Ich kann niemals mit einem Mann Händchen haltend durch die Straßen laufen, ich kann niemals öffentlich jemanden küssen.
Wenn ich auf dem Feld ernst genommen werden will, muss ich mich außerhalb des Feldes immer verstellen.
Und auf einmal fühle ich mich schrecklich allein.
So sehr, dass ich es nicht aushalte. Normalerweise würde ich mich einfach zwingen nicht mehr darüber nachzudenken, mir Musik anmachen oder noch einen Film ansehen und dann dabei einschlafen.
Aber heute ist es irgendwie anders.
Realer.
Also stolpere ich aus meinem Bett, greife nach meinem Handy und zögere nicht mal besonders lange. Ich weiß, ich habe es mit Harry verbockt und ich weiß, dass ich es nicht mal geschafft habe, mich angemessen zu entschuldigen, weil ich zu feige war, aber ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden kann.
Und ich vermisse ihn.
Verdammt, ich vermisse ihn so sehr.
Also rufe ich ihn an und als er vollkommen verschlafen abhebt, schluchze ich nur irgendwelche Sätze ins Telefon, die anscheinend wirklich verzweifelt klingen, sodass Harry mir versichert so schnell wie möglich da zu sein.
Ich warte auf dem Sofa, komplett aufgelöst und nur in Boxershorts, aber ich verschwende nicht mal einen Gedanken daran wie kalt mir ist. Ich kann nur daran denken, dass ich für immer in diesem Gefängnis bin und nicht weiß, wie ich freikommen soll. So viele Menschen in meiner direkten Nähe haben eine Abneigung gegen „Leute wie mich". So viele würden mich hassen, wenn sie wissen würden wer ich wirklich bin, mein ganzes Leben ist eine Lüge und ich weiß nicht was ich tun soll.
Als es klingelt, gehe ich zur Haustür und ich weiß nicht warum, aber ich wische meine Tränen weg. Ich drücke auf den Summer und höre wie Harry die Stufen hochrennt.
„Okay, ich weiß nicht so richtig was los ist, aber ich bin hier", sagt er, als er ankommt und ich stehe einfach nur da, in meinem Flur, starre diesen wunderschönen Mann an und versuche mich irgendwie unter Kontrolle zu halten.
Aber dann tritt Harry ein und schließt die Tür. Er kommt zu mir, nimmt mein Gesicht in seine Hände und sieht mich an. Und ich kann mich vor ihm nicht verschließen.
„Es ist okay!", flüstert er. „Es ist okay, komm her." Und dann zieht er mich an sich und ich breche in seinen Armen zusammen. Er sinkt mit mir auf den Boden, presst mich eng an seine Brust und streicht beruhigend über meinen Rücken. Seine andere Hand liegt an meinem Hinterkopf und ich spüre wie er mir sanft einen Kuss auf die Stirn gibt. Ich weine einfach in sein Hemd und schluchze unkontrolliert.
Aber Harry gibt mir genau den Halt, den ich so dringend brauche.
„Das kann so nicht weitergehen, Louis", flüstert er. „Ich weiß, Fußball war immer das was dich glücklich gemacht hat, aber ich sehe, wie der Sport dich nach und nach zerbricht." Er legt sein Kinn auf meinen Kopf. „Und das ist nicht okay."
Ich sage nichts dazu.
Und diese Stille ist vielleicht das Lauteste, was ich je von mir gegeben habe.
_____
Als ich aufwache liege ich in Harrys Armen. Wir sind auf meiner Couch, er hat mich fest umschlungen und mein Herz fängt augenblicklich an wehzutun, denn alles was ich will ist das hier für den Rest meines Lebens.
Aber es geht nicht. Ich kann nicht mit ihm zusammen sein. Ich würde ihn nur verletzen. Und damit mich selber auch.
„Harry?", flüstere ich also leise und streiche sanft durch sein Gesicht und nach ein paar Sekunden bewegt er sich und seufzt.
„Morgen", flüstert er und öffnet seine Augen. Er sieht besorgt aus und ich schlucke. Aber gleichzeitig ist er so heiß und wunderschön und es erfüllt mich so vielen Gefühlen, dass ich ihm nicht egal bin, dass ich nicht anders kann als ihn zu küssen.
Harry erwidert den Kuss und fährt mit seiner Hand in meine Haare, da löse ich mich wieder von ihm. Das hätte ich nicht tun sollen.
„Es tut mir Leid. Du musst gehen."
Harry sieht mich drei Sekunden lang nur an. „Ist das dein Ernst?", fragt er und ich schlucke.
Nein, ich will, dass du bleibst.
„Ja." Ich rolle mich von ihm runter und sehe ihn nicht an. „Es tut mir Leid, aber wir würden uns nur verletzen."
„Das hier verletzt mich auch", sagt Harry und ich dränge mich in die Kissen des Sofas. Ich will einfach nur verschwinden. Ich will das nicht. Ich will Harry nicht sagen müssen, dass er gehen soll.
„Es tut mir Leid. Bitte geh." Ich presse die Augen zusammen. Harry steht vom Sofa auf uns sieht mich an. Ich hebe den Kopf und er starrt mich unergründlich an.
„Das geht so nicht, Louis!" Ich kann seine Wut und Verzweiflung spüren. Und ich fühle mich ja ähnlich. Zumindest was den Verzweiflungspart angeht.
„Du kannst dich nicht einerseits mitten in der Nacht darauf verlassen, dass ich vorbeikomme und die Scherben, die von dir übrig sind, wieder zusammenflicke, und mich andererseits so behandeln und von dir stoßen, Louis. Das funktioniert nicht!" Er rauft sich frustriert die Haare und schließt kurz die Augen. „Ich weiß, dass du dich in deiner Position nicht einfach so outen kannst, wirklich, ich verstehe das. Aber ich weiß auch, dass du dich immer für Fußball entscheiden wirst. Und ich bin auch nur ein Mensch, ich kann das nicht mehr mitmachen. Du bist mir wirklich wichtig, Louis, aber was immer das mit uns war ist vorbei. Endgültig. Ich muss auch mal an mich selber denken." Während seiner Rede hat er sich beruhigt, der letzte Satz kam fast geflüstert aus seinem Mund. Ich spüre wie er mir einen Kuss auf die Stirn drückt.
Und dann ist er weg.
Ich habe nicht mal mitbekommen, wie er gegangen ist, es ist als ob er sich einfach aufgelöst hat. Ich starre nur ins Nichts und versuche zu verstehen was gerade passiert ist. So viel hat sich in den letzten Wochen verändert und ich komme nicht mehr hinterher.
Ich bin wie betäubt. Auch den ganzen nächsten Tag bleibe ich einfach nur auf meiner Couch und nehme kaum etwas war. Ich kann mich nicht mal daran erinnern, ob ich auf Toilette war oder etwas gegessen habe.
Ich sitze einfach nur da und denke nach und weiß nicht mal so richtig worüber. Vielleicht darüber wann Fußball aufgehört hat, mich glücklich zu machen? Warum ich mich gerade so leer fühle? Warum ich das Gefühl habe gestern etwas verloren zu haben, was mir alles bedeutet?
Ich sitze einfach nur da, starre an die Wand und versuche Antworten auf diese Fragen zu finden.
Und auf einmal trifft es mich.
Es hat sich verändert. Ich habe mich verändert.
Harry ist wichtiger. Harry ist mir viel wichtiger. Harry ist das Wichtigste.
Ich liebe ihn, verdammt noch mal. Und zwar so sehr, dass ich lieber alles aufgebe, als nicht mit ihm zusammen zu sein.
Ich weiß noch ganz genau, wie oft ich ihm gesagt habe, dass ich mich immer für Fußball entscheiden würde, dass er sich damit abfinden muss, aber ich hatte ja keine Ahnung, dass das eine Lüge war.
Denn ich weiß nicht wann es passiert ist, ich habe nicht die leiseste Ahnung, wann sich alles verändert hat, aber ich entscheide mich nicht mehr für Fußball.
Ich entscheide mich für Harry.
Ich will nicht, dass er geht und ich wieder alleine mit diesen Schmerzen bin.
Ich will, dass er bleibt und die Schmerzen weggehen.
_____
Es ist wahrscheinlich die dümmste Idee, die ich je hatte. Aber irgendwie hat sie sich in meinen Kopf gesetzt und ich kriege sie nicht mehr weg.
Ich brauche Harry. Er ist Priorität Nummer eins. Und solange ich Fußball spiele, solange diese Angst in mir geoutet zu werden alles beherrscht was ich mache, kann ich nicht mit ihm zusammen sein.
Ich starre auf den Regenbogen auf meinem Handy. Wenn ich das jetzt wirklich mache...dann bin ich frei.
Aber es könnte mein Leben auch zur Hölle machen.
Neuer Beitrag.
Meine Finger zittern so stark als ich tippe, dass ich kaum die richtigen Tasten treffe. Ich korrigiere die letzten Tippfehler und lese mir dann die ganze Caption, die ich formuliert habe, nochmal durch.
Es tut mir weh diese Zeilen zu schreiben, aber ich muss euch allen schweren Herzens mitteilen, dass ich meine Karriere aufs Eis legen werde. Ich höre auf Fußball zu spielen. Ich darf das hier vermutlich eigentlich nicht mal posten, denn ich habe weder mit meinem Manager, noch mit meinem Trainer oder irgendjemandem darüber gesprochen und sie werden mir morgen den Kopf abreißen. Aber ich habe einfach das Gefühl die Branche und ihre sehr homophobe Einstellung bringt mir inzwischen mehr Schaden als Gutes.
Fußball war immer das Wichtigste in meinem Leben. Es hat mich glücklich gemacht, mich erfüllt und war das einzige was zählte. Aber wenn ich mich überall außerhalb des Feldes verstellen muss, um auf dem Feld respektiert zu werden...ist es das dann wirklich wert?
Ich weiß nicht wann genau, aber es hat sich verändert. Inzwischen ist Fußball nicht mehr das Wichtigste in meinem Leben. Es ist und bleibt für immer ein großer Teil von mir, aber das ist meine Sexualität nun mal auch.
Ich bin schwul.
Und weil ich nicht glaube, dass ich all den Hate, die Kommentare, die Witze, Sätze wie „natürlich kann er nicht richtig spielen, er ist ja kein richtiger Mann", oder „er würde bestimmt besser spielen wenn er sich nicht in den Arsch ficken lassen würde" aushalten kann, habe ich mich dafür entschieden meine Karriere aufzugeben.
Topher, es tut mir Leid, dass du es so erfahren musstest, du bist wirklich ein toller Trainer gewesen. Und an meine Mannschaft: Ich hoffe ihr hasst mich jetzt nicht. Zumindest nicht alle.
Danke, an alle die mich unterstützt haben und danke an all die tollen Erinnerungen und wunderbaren Momente.
Aber ich bin raus.
Louis.
Mein Finger schwebt über Posten und ich glaube mein Herz hat noch nie so schnell geschlagen. Ich sehe weg und tippe. Dann schalte ich mein Handy sofort aus und werfe es in die Ecke von meiner schwarzen Couch.
Mein Herz klopft wie verrückt. Hab ich das gerade wirklich gemacht? Hab ich mich gerade wirklich geoutet? Und einfach so das Ende meiner Fußball-Karriere verkündet?
Ja, verdammte Scheiße.
Habe ich.
_____
Ich bin ein nervöses Wrack. Seit einer halben Stunde laufe ich unruhig durch meine Wohnung und bleibe nur vor den großen Fenstern im Wohnzimmer manchmal stehen und starre nach draußen. Das Wetter passt zu meinem unruhigen Herzschlag, es regnet in Strömen und immer mal wieder zuckt ein Blitz über den Himmel.
Ich weiß nicht was ich tun soll. Mein Handy werde ich definitiv nicht anschalten. Ich hab viel zu viel Panik.
Was hab ich nur getan?
Ich habe mein gesamtes Leben auf den Kopf gestellt. Mit einem einzigen Instagram-Post.
Ich weiß nicht, ob es die richtige Entscheidung war. Ich weiß nicht, ob ich es bereue oder gut finde. Aber rückgängig machen kann ich es eh nicht mehr.
Meine Gedanken fahren Achterbahn. Zwischen Harry, meinem Team und der Presse fliegen sie hin und her und ich weiß einfach nicht, wie ich mich beruhigen soll. Ich bin so durcheinander, dass ich sogar kurz ernsthaft überlege eine dieser Videomeditationen auf YouTube zu machen, auf die Harry so schwört.
Aber dann klingelt es an der Tür.
Ich zucke zusammen und überlege erst nicht aufzumachen, denn es könnte Topher sein, oder mein Manager oder irgendwer anderes, der mich anschreien wird, aber es hat an meiner Wohnungstür geklingelt, nicht an der Haustür, das heißt die Hausmeisterin hat die Person eh schon hochgelassen.
Und außerdem ist da diese Hoffnung, dass es der Mann sein könnte, für den ich gerade alles hingeschmissen habe.
Mit zittrigen Beinen gehe ich zur Tür und hole tief Luft. Egal wer es ist, das ist meine erste Begegnung mit einem Menschen nach meinem Outing.
Verdammt, ich habe mich echt geoutet. Ich glaube ich werde Jahre brauchen, das zu verstehen.
Ich greife nach dem Griff und mache die Tür auf.
Sofort schlägt mein Herz wieder schneller, denn es ist tatsächlich Harry, der vor mir steht.
Er ist komplett durchnässt, trägt nur Jeans, T-Shirt und Sneakers, seine Haare hängen wirr aus seinem Dutt und er scheint völlig außer Atem zu sein, aber er sah noch nie schöner aus.
Eine gefühlte Ewigkeit starren wir uns einfach nur an. Dann schluckt er.
„Es ist nicht mehr das Wichtigste?"
Ich schüttele einfach nur den Kopf.
„Was ist wichtiger?", fragt er leise und ich kann sehen, dass er Angst vor der Antwort hat.
Ich mustere seine nassen Locken, seine sich schnell hebende und senkende Brust und sein wunderschönes, perfektes Gesicht und gehe einen kleinen Schritt auf ihn zu.
Ich zucke mit meiner rechten Schulter. „Du."
Harry sieht mich einfach nur an. Ich sehe zurück.
Und dann fliegt er förmlich auf mich zu, legt seine großen Hände auf meine Wangen und unsere Lippen treffen sich.
Wir stehen einfach in meinem Hausflur und küssen uns leidenschaftlich, fast schon gierig. Meine Arme schlingen sich eng um seine Taille und Harry hält mein Gesicht sanft aber fest.
Nach einer Weile ziehe ich ihn in meine Wohnung und werfe die Tür zu.
Es ist wirklich so.
Harry ist wirklich das Wichtigste.
_____
Ich verlasse die Wohnung fünf Tage nicht. So viel Angst habe ich vor der Reaktion der Öffentlichkeit.
Harry verlässt meine Wohnung auch nicht. Er bleibt die ganze Zeit bei mir und küsst mich und umarmt mich und hält mich, wenn mir wieder alles zu viel wird.
Mein Handy liegt ausgeschaltet auf dem Küchenthresen und ich habe auch nicht vor es in den nächsten zwei Tagen wieder anzuschalten.
Aber Harry liest mir ab und an von seinem manche Antworten vor, von denen er denkt, dass ich sie hören will. Nichts von Leuten, die ich gut kenne, das will ich noch nicht, sondern nur positive Reaktionen von zufälligen Leuten.
„Louis Tomlinson, bester Spieler Englands, zeigt ein für alle mal, dass das Vorurteil Schwule können kein Fußball spielen genau das ist; ein beschissenes Vorurteil, das absolut nicht stimmt. Und jeder, der an so bekackten Denkweisen festhält, ist ein Arschloch", liest er und drückt mir einen Kuss gegen die Schläfe. „Von diesem Sänger Niall Horan."
Ich muss lächeln und kuschele mich an seine Brust.
„Niall ist cool", sage ich. „Hab ihn mal bei einem Charity Event kennengelernt und er meinte damals schon wir müssen mal zusammen was trinken gehen."
Harry lacht leise und scrollt weiter.
„Ich mochte Louis schon immer lieber als die anderen Fußballspieler. Das hier macht ihn noch sympathischer. #Proudof28", ließt er und drückt einen Kuss auf meine Haare. „Du weißt, dass der gerade trendet, oder?"
Ich nicke und lächle. „Das hast du mir gestern schon gesagt." Ich bin so erfüllt von Glück. Ich weiß, dass Harry mir gerade nur die positiven Reaktionen vorliest, aber es fühlt sich trotzdem gut an, auch zu sehen, dass es die überhaupt gibt. Und ihn dabei zu umarmen und sein Herz schlagen zu hören macht es noch besser.
„Louis ist unglaublich mutig für das was er getan hat und jeder der etwas anderes behauptet, hat offensichtlich keine Ahnung von der Fußballindustrie. Fuck you, an alle die sagen, dass er ein Feigling ist, weil er seine Karriere aufgegeben hat. Er hat mehr Courage als ihr alle zusammen", liest er weiter vor. „Das ist von Maya, so ein Model...Moment, ist die nicht mit einem deiner Teamkollegen zusammen?"
„Maya Henry?" Ich reiße ihm das Handy aus der Hand und starre auf den Tweet. Ich klicke auf den Thread und sehe, dass ihr jemand geantwortet hat, der meinte, dass ich ein gutes Vorbild hätte sein können, wenn ich nicht einfach aufgegeben hätte.
„Sorry Lou, ich wollte dir keine Antwort von jemandem, den du kennst vorlesen."
Ich presse meine Lippen aufeinander, aber dann sehe ich Mayas Antwort auf diesen Tweet. „Als eine bisexuelle Frau, die mit einem Fußballer zusammen ist kann ich sagen, dass ich mich mit dem Thema Akzeptanz im Fußball ziemlich gut auskenne. Mit dem was du „aufgeben" nennst, hat Louis viel mehr Mut bewiesen als du es dir vorstellen kannst. Er ist ein wunderbares Vorbild. Vielleicht fangen die Leute jetzt endlich an zu realisieren, dass Sexualität absolut gar nichts damit zu tun hat inwiefern man in der Lage ist, einen bestimmten Sport auszuüben oder nicht", flüstere ich und Harry lächelt.
Ich gebe ihm das Handy wieder, schließe die Augen und genieße es einfach seinen Duft einzuatmen. Und klar irgendwie habe ich noch Angst und bin unsicher, aber so friedlich habe ich mich seit Jahren nicht gefühlt.
„Hier ist ein Artikel", sagt er. „Die traurige Wahrheit über die Fußballindustrie und wie Louis Tomlinson einen gewaltigen Schritt nach vorne wagt."
Ich will Harry gerade sagen, dass es mir für heute mit Artikeln und Reaktionen reicht und er sich lieber mal ausziehen und mich küssen soll, da klingelt es an meiner Tür.
Und zwar schon wieder nicht an der Haus-, sondern an der Wohnungstür. Wieso lässt Mrs Vera die denn immer alle hoch?
Seufzend und widerwillig löse ich mich aus Harrys Umarmung und stehe auf.
„Das war es dann wohl mit der Ruhe vor dem Sturm", murmele ich und Harry lächelt aufmunternd.
„Komm schon, wenn jemand sich die Mühe macht dich zu besuchen, dann wird es ja wohl niemand sein, der dich beleidigen will."
„Man weiß nie." Ich seufze. „Außerdem kann es auch mein Trainer sein, oder unser Manager, oder irgendwer anderes, den ich nicht sehen will." Kurz beuge ich mich zu ihm runter. „Und außer dir will ich gerade eigentlich niemanden sehen", sage ich und küsse ihn kurz. Er lächelt mich an und nickt dann zur Tür.
„Na los, ich mach dir auch Tee."
Ich seufze und gehe in den Flur, Harry verschwindet in der Küche.
Als ich die Tür allerdings aufmache, muss ich feststellen, dass ich Unrecht habe. Genau eine Person außer Harry gibt es nämlich wirklich, die ich jetzt sehen will.
„Ich bin so unglaublich stolz auf dich", flüstert meine Schwester, als sie mir um den Hals fällt und ich ziehe sie nur eng an mich und atme tief den vertrauten Duft ihres Parfüms ein. Irgendwie steigen mir Tränen in die Augen und ich drücke sie noch ein bisschen fester.
„So, so stolz", flüstert sie nochmal, löst sich dann so weit aus meiner Umarmung, dass sie mich ansehen kann, nimmt mein Gesicht in ihre Hände und wischt mir die Tränen weg. Sie hat selbst welche in den Augen glitzern. „Und Mum und Fiz auch, das weiß ich ganz genau."
Ich schluchze auf und Lottie umarmt mich wieder. „Ich hab dich so vermisst", wispere ich in ihre blonden Haare und ich hab das Gefühl wir erdrücken uns gegenseitig. Bestimmt zwei Minuten bleiben wir einfach so, bis es irgendwann dann doch zu kalt wird im Durchzug des Treppenhauses und wir uns voneinander lösen, um ganz in die Wohnung zu gehen und die Tür zuzumachen.
„Louis?", sagt Lottie dann und sieht an mir vorbei. „Wer ist der fremde Mann in deiner Wohnung?"
Ich folge ihrem Blick. Harry lehnt in der Küchentür und lächelt zu uns.
„Das ist mein Freund", sage ich langsam und mein Herz fängt förmlich an zu glühen, denn es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich diesen Satz sagen kann. „Harry."
Harry stößt sich vom Türrahmen ab, kommt auf uns zu und schlingt von hinten seine Arme um mich.
„Der Mann, der wichtiger ist als Fußball", fügt er hinzu und ich kann nicht anders als liebevoll zu ihm hochzusehen. Denn es ist nun mal die Wahrheit.
„Sowas, und ich dachte schon mein Bruder hätte einfach eingesehen, dass seine Gesundheit wichtiger ist als Fußball." Meine Schwester grinst Harry an und ich sehe, dass sie jetzt schon beschlossen hat, dass sie ihn mag.
„Freut mich dich kennenzulernen."
„Mich auch. Ich bin Lottie."
Harry lässt mich mit seinem rechten Arm los, um ihre Hand zu schütteln.
Und ich lächele nur und lehne mich an seine Brust.
In den letzten Tagen hatte ich so viel Angst. Aber es war definitiv die richtige Entscheidung.
Ich fühle mich so sicher und so glücklich und so sehr ich selbst wie noch nie.
Und ich hab Harry endlich an meiner Seite. Und für mich. Und das ist das beste Gefühl von allen.
_____
Ich hab eine Menge Probleme. Meine ganzen Verträge sind über den Haufen geworfen und ich verbringe zwei Tage nacheinander im Büro meines Managers, damit er mir helfen kann, das alles wieder gerade zu biegen. Aber im Endeffekt funktioniert es alles und ich bin ihm unglaublich dankbar, dass er mich nicht anschreit.
Natürlich war er alles andere als begeistert und die ein oder andere Moralpredigt musste ich mir auch von ihm anhören, aber dann hat er einfach nur alles getan was in seiner Macht steht, um mir zu helfen.
Ich bin jetzt offiziell gekündigt. Gut, ich bin offiziell erst für Ende der Saison gekündigt, aber ich habe eine Ablösegebühr bezahlt und werde zu nichts mehr erscheinen.
Mit einem letzten Händedruck verlasse ich sein Büro und irgendwie fühlt sich alles plötzlich leichter an.
Und dann sehe ich eine Person im Gang sitzen. Ich erstarre.
„Louis!"
„Liam." Ich bin überrascht ihn hier zu sehen. „Hast du auch einen Termin mit-"
„Louis, es tut mir so Leid." Er springt auf und kommt auf mich zu. „Wirklich. Ich meine, ich-"
„Was tut dir Leid?" Ich mustere ihn verwirrt.
„Das ganze mit der Mannschaft, was in der Umkleide alles gesagt wurde, das ist einfach...ich meine, wie du dich gefühlt haben musst und-"
„Liam", unterbreche ich ihn und ein kleines Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen. „Dir muss gar nichts Leid tun. Du bist doch der Einzige, der je was gegen das alles gesagt hat. Wenn überhaupt bist du mein Held, ich hätte mich das alles nie getraut, ich war generell so voller Angst und ich-"
„Ich fühl mich trotzdem schuldig", sagt er. „Ich meine vor allem nach dem einen Mal letztens auf dem Parkplatz hatte ich eh schon irgendwie...also die Vermutung halt und ich hätte mich noch mehr einsetzen sollen, ich-"
„Liam, wirklich", sage ich. „Wenn irgendwer sich absolut keine Vorwürfe zu machen hat, dann bist das du. Ich bin dir unglaublich dankbar für alles was du getan hast."
Er sagt nichts mehr und mustert mich nur. Dann beginnt er langsam zu lächeln.
„Okay?", frage ich.
Er nickt. „Okay."
Ich grinse und ziehe ihn in eine Umarmung. Er drückt mich an sich und es fühlt sich irgendwie befreiend an.
„Ähm", sagt er dann als wir uns lösen. „Maya und ich hatten uns überlegt dich zum Essen einzuladen. Sie ist wirklich extrem begeistert und beeindruckt von dir und würde dich gerne mal richtig kennenlernen. Hättest du Lust?"
Ich nicke sofort. „Wenn ich meinen Freund mitnehmen kann."
Ein verblüffter Gesichtsausdruck huscht über Liams Gesicht. Dann lächelt er noch breiter.
„Ja, klar, ja." Dann kneift er kurz die Augen zusammen. „Warte, ist es dieser Harry? Der dich bei der Bar abgeholt hat?"
Ich nicke verliebt. „Ja", flüstere ich. „Ja, genau der."
Liam nickt. „Dem scheint wirklich viel an dir zu liegen."
Ich nicke.
Liam kratzt sich am Hals. „Vielleicht essen wir aber erst nächste Woche? Das Spiel am Wochenende zerrt an meinen Nerven, ich glaube bis dahin bin ich noch keine gute Gesellschaft."
Ich nicke verständnisvoll. „Gerne."
„Apropos Spiel...wirst du es dir ansehen?"
Ich beiße mir auf die Lippe. Da habe ich tatsächlich auch drüber nachgedacht. „Ich weiß es noch nicht", sage ich wahrheitsgemäß und Liam nickt nur.
„Okay."
Als wir uns kurz darauf wieder verabschieden (Liam hat übrigens tatsächlich noch ein Meeting mit dem Manager, warum auch immer) und ich im Auto sitze muss ich nochmal kurz durchatmen und verstehen, dass das hier jetzt gerade wirklich mein Leben ist.
Ich bin geoutet, frei und fahre jetzt nach Hause, wo mein Freund und meine Schwester auf mich warten.
Kann es eigentlich noch besser kommen?
_____
Ich gehe zum Spiel. Ich weiß nicht so ganz warum, aber irgendwie will ich es unbedingt. Ich will sehen, wie meine Mannschaft sich ohne mich so schlägt, ich will ihnen zeigen, dass mir noch viel an ihnen liegt, der Welt zeigen, dass mir generell noch viel am Fußball liegt und ich will der Welt zeigen, dass ich zu meiner Sexualität stehe.
Deshalb nehme ich Harry mit. Deshalb, und weil ich gerade nicht das Gefühl habe irgendwo ohne ihn hingehen zu können. Ich brauche ihn gerade an meiner Seite.
Und auch wenn sich das unglaublich Anhängliche legen wird, ich will ihn auch für den Rest meines Lebens an meiner Seite. Denn, Himmel, er bedeutet mir alles.
Als wir auf dem Parkplatz ankommen bin ich unglaublich nervös und Harry scheint das zu merken, denn nachdem er den Motor abstellt greift er nach meiner Hand und sieht mich an.
„Hey", sagt er leise und streicht mit der anderen Hand kurz über meine Wange. „Alles wird gut, okay? Du schaffst das."
Ich sehe wohl nicht so aus als würde ich ihm glauben, Harry lächelt nämlich nur, küsst mich und flüstert: „Ich verspreche dir, es gibt keinen Grund dir Sorgen zu machen."
Ich nicke langsam. „Okay", sage ich. „okay."
Und dann steigen wir aus und ich greife sofort nach seiner Hand, während wir zum Eingang laufen. Es ist natürlich nicht der gleiche, wir der den die Fans benutzen, das Privileg lasse ich mir nicht nehmen. Lottie wartet dort mit ihrer besten Freundin aus England, die sie endlich mal wiedersieht und lächelt uns zu.
„Hey", begrüße ich Em erfreut und umarme sie kurz, sie lächelt zurück und dann stellen Harry und sie sich einander vor. Zusammen gehen wir rein und schon das zerrt unglaublich an meinen Nerven. Der Weg ist nicht besonders lang und wir begegnen nicht vielen Menschen, zumindest keinen mit denen ich pflichtmäßig reden muss, aber als wir bei den VIP-Sitzen ankommen, habe ich schon das Gefühl, ich habe gerade einen Marathon gelaufen.
Es dauert noch eine Weile bis das Spiel losgeht, die Sitze füllen sich auch gerade erst, aber ich werde nur immer nervöser. Ich kriege es kaum hin mich zu beruhigen, das hier ist gewissermaßen schließlich mein erster öffentlicher Auftritt nach meinem Outing und ich weiß nicht so ganz, wie ich damit umgehen soll. Harry zum Glück schon.
Er weiß ganz genau, wie er mir Stabilität gibt und mich unterstützt und das tut unglaublich gut. Er umarmt mich, flüstert mir versichernde Sachen ins Ohr und zeichnet sanfte Muster an meiner Taille.
Als er nur ganz kurz weg ist, um Snacks zu holen glaube ich schon fast in Ohnmacht zu fallen, zum Glück beruhigt Lottie mich ein bisschen.
Es sind natürlich andere Leute in der VIP-Sektion, auch Leute mit denen ich reden müsste, aber das mache ich erst in der Halbzeit, da habe ich jetzt wirklich keine Kraft für.
Kurz danach geht es irgendwann los, Harry legt wieder einen Arm um mich und ich werfe ihm einen dankbaren Blick zu.
Als meine Mannschaft aufs Feld läuft, brauche ich eine Sekunde. Dann steigen Tränen in meine Augen. Ich kann nichts dagegen tun. Das hier raubt mir den Atem. Harrys Griff um meine Taille verstärkt sich als wüsste er, dass ich sonst gleich umfalle und ich kralle mich in seine Arme.
Sie tragen Pride-Trikots.
Alle.
Sogar Gabe, Zack und Léon.
Es zieht sich ein leuchtender Regenbogen quer über jedes weiße Shirt und auch ihre Nummer auf dem Rücken ist in den bunten Farben gedruckt.
Und Liam trägt zwar Gelb, aber seine Kapitänsschärpe am Arm passt zu den Trikots der anderen.
Und manche der Kinder, mit denen sie einlaufen haben kleine Prideflaggen in der Hand.
Ich schnappe nach Luft und blinzele, aber meine Sicht wird immer verschwommener. Die Jungs stellen sich zur Hymne hin und ich versuche mich wieder unter Kontrolle zu bekommen, vor allem meinen Atem. Ich spüre Harrys Blick von der Seite auf mir, aber ich kann meinen nicht vom Spielfeld nehmen.
In mir ist ein einziges Chaos.
Aber ein gutes Chaos.
Sie unterstützen mich. Zumindest so viele von ihnen, dass sich das hier ergeben hat. Sie zeigen mir, wie okay es war, dass ich das alles getan habe, sie zeigen mir, dass sie immer noch für mich da sind und sie setzen dabei ein Zeichen für die ganze Welt.
Ich spüre abwesend, wie Harry mir einen Kuss auf die Wange drückt, Lottie mir eine Hand auf den Arm legt und die Kameras auf mir, um meine Reaktion aufzufangen, aber das ist mir gerade alles egal.
Ich atme tief ein und meine Lungen füllen sich mit Sauerstoff und als mein Gehirn die Situation endlich komplett begriffen hat, den unglaublich lauten Jubel des ganzen Stadions zu mir durchgesickert ist, bricht das Lächeln auf meine Lippen durch.
Wow.
Ich beginne leise glücklich zu lachen und spüre wie Harry mich enger an sich drückt.
Alles fühlt sich leicht und schön an und ich hätte niemals hiermit gerechnet. Ich hatte eher Angst vor homophoben Postern und Buhrufen wenn jemand mich erblickt, deshalb war ich glaub ich auch so unglaublich gestresst, aber das hier...das hier ist das Gegenteil davon.
Das hier zeigt mir, dass ich das Richtige getan habe. Obwohl ich „aufgegeben" habe. Obwohl ich nicht so zu mir gestanden, sondern gekündigt habe.
Ich bin einen großen Schritt in die richtige Richtung gegangen und das hat schon einen riesigen Unterschied gemacht. Ich habe etwas für die ganze LGBTQ+ Community, für meine Community, getan, ich kann damit wirklich etwas bewirken und das fühlt sich unglaublich an.
Ich wische meine Tränen weg, schlinge meine Arme um meinen Freund und sehe meiner Mannschaft dabei zu, wie sie gewinnt.
Als Danny das erste Tor geschossen hat, hat er sogar zu mir gezeigt, ganz im Sinne von „der war für dich".
Das hier ist wirklich der beste Moment meines Lebens.
_____
„Okay, ich bin dann weg", ruft Lottie und ich stelle die Waschmaschine schnell an und gehe dann zu ihr in den Flur.
„Okay", sage ich. „Schreib mir, wenn du wieder nach Hause kommst und trink nicht zu viel, ja? Sei vorsichtig, nimm dir ein Taxi, das bezahl ich."
Meine Schwester verdreht die Augen und nickt. „Ja Dad", sagt sie und ich seufze.
„Ich mach mir doch nur Sorgen um dich."
Sie lächelt und drückt mir einen Kuss auf die Wange. „Ich weiß, Lou. Aber ich kann auf mich aufpassen. Genieß einfach den Abend mit deinem Freund. Alleine." Sie grinst nochmal, dann ist sie aus der Tür.
Ich schüttele grinsend den Kopf und gehe dann zu Harry ins Wohnzimmer. Er sitzt auf der Couch, hat immer noch mein Handy in der Hand, mit dem wir eben ein paar Tweets über das Spiel und die Trikots gelesen haben, um die Reaktionen einschätzen zu können (die glücklicherweise wirklich zu einem überwältigenden Ausmaß positiv waren) und ich runzele die Stirn, weil er immer wieder leise lacht.
„Was ist so lustig?", frage ich und lasse mich neben ihn fallen.
„Ach nichts", sagt er. „Ich gucke mir nur die ganzen Kommentare darüber an, wie heiß ich bin."
„Was?" Ich reiße ihm das Handy aus der Hand muss anfangen zu grinsen, je weiter ich scrolle. Bei einigen Tweets sind Bilder angehängt, manche nur von Harry, manche von uns beiden, wie ich mich in seine Arme kuschele oder er mir einen Kuss auf die Stirn drückt.
Ok, aber können wir mal über Louis' Männergeschmack reden? Heilige Scheiße, da hat er sich aber einen guten rausgesucht.
Louis Tomlinson's bofriend. That's it, that's the tweet.
Kann ich bitte auch so einen gutaussehenden Freund haben, der mich so ansieht wie Louis Tomlinsons Freund ihn ansieht?
Er ist heiß. Er ist wirklich heiß.
Also für ihn hätte ich Fußball auch aufgegeben.
Mein ganzer Feed ist wirklich voll von Menschen, die Harry heiß finden. Ich muss grinsen und drücke mich an meinen Freund. Denn er gehört nur mir. Ich hab ihn und sein göttliches Aussehen ganz für mich alleine.
Dann sperre ich mein Handy und küsse Harry. Er erwidert, zieht mich auf sich und vertieft den Kuss.
Verdammt, ich liebe diesen Mann. Und ich glaube ich kann das nicht mehr besonders lange für mich behalten.
_____
„Ich hab zwei Tickets für Ariana Grande."
„Was?" Harry sieht mich geschockt an und ich muss anfangen zu grinsen. Ich zucke mit den Schultern.
„Du meintest doch, du willst mit mir dahin."
Harry sieht mich immer noch nur mit offenem Mund an.
„Also hab ich zwei Tickets gekauft. Aber VIP Box, weil ich wirklich keine Lust habe, die ganze Zeit-"
Bevor ich zu Ende sprechen kann, hat mein Freund sich auf mich geworfen und meine Lippen für sich beansprucht. Ich grinse in den Kuss und lege meine Hände auf seinen Rücken.
„Ich nehme das mal als ein Danke?", frage ich und Harry küsst mich wieder.
„Danke", haucht er dann. Und jetzt sehe ich erst wie viel besser es auch ihm mit der ganzen Situation geht. Ich weiß nicht, warum mir das vorher nicht aufgefallen ist, aber er ist genauso wie ich viel entspannter und lockerer, seit ich mich geoutet habe.
Er weiß jetzt, dass ich es wirklich ernst mit ihm meine. Er hätte mich genau so unterstützt, wenn ich mich nicht geoutet hätte, wenn wir uns hätten verstecken müssen, das weiß ich jetzt. Aber jetzt weiß er auch, dass es mir genauso geht.
Jetzt weiß er, dass ich ihn nicht gehen lassen werde.
„Wirklich. Danke."
Ich schlinge nur meine Beine um seine Hüfte und er lacht und küsst mich, bis ich nicht mehr atmen kann.
„Ew, Jungs, keinen Sex auf der Couch, solange ich noch da bin." Lottie lässt sich mit einem Buch in den Sessel neben dem Fernseher fallen und ich rolle nur mit den Augen.
„Hatten wir nicht vor", sage ich.
„Hatten wir nicht?" Harry sieht mich grinsend an und ich haue ihm nur gegen die Schulter.
„Du Spinner."
Er schlingt nur seine Arme um meinen Hals und lässt seinen Kopf gegen mein Schlüsselbein fallen und ich drücke ihn fester an mich und schließe die Augen.
Drei Worte.
_____
„Woah", entflieht es Harry, als er aus meinem Auto steigt und das Haus sieht. Ich grinse und öffne die Tür zum Rücksitz, um den Blumenstrauß rauszuholen, bevor ich sie wieder zuschlage und das Auto abschließe.
Meine Hand greift automatisch nach Harrys und ich ziehe ihn zur Tür. Dort drücke ich auf die Klingel und küsse den immer noch leicht überforderten Harry kurz, einfach weil ich kann.
Die Tür geht auf und Anwar grinst uns entgegen. „Louis!", ruft er und begrüßt mich mit einer Umarmung.
„Hi." Ich erwidere die Umarmung und lege dann meine Hand auf Harrys Rücken. „Das ist mein Freund Harry", stelle ich ihn vor und Anwar nickt.
„Das sehe ich", sagt er. „Hi, ich bin Anwar, kommt rein, das glückliche Pärchen ist dahinten im Wohnzimmer."
Wir treten ein und gehen mit ihm rüber ins Wohnzimmer. Einige Menschen sind hier, aber es ist eine angenehme Größe für diese Party.
Und da entdecken sie mich.
„Louis", ruft Gigi erfreut und Zayn neben ihr hebt den Kopf. Ein Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus und beide rennen auf mich zu.
Ich grinse zurück und erwidere die stürmische Umarmung von beiden. „Heyyy", sage ich und meine Stimme trieft vor Liebe für die zwei. „Lange nicht gesehen."
„Viel zu lange", seufzt Zayn und ich nicke und wir lösen uns wieder voneinander. „Herzlichen Glückwunsch zur Verlobung", sage ich mit dem ehrlichsten und breitesten Lächeln und drücke ihnen den Blumenstrauß in die Hand. Beide strahlen um die Wette und ich greife blind hinter mich.
Harry versteht sofort und schließt seine Finger um meine, sodass ich ihn neben mich ziehen kann.
„Das ist Harry", sage ich und sehe wie Gigis Grinsen sich vertieft. Oh Mann, mein Freund wird sich ganz schön von ihr ausquetschen lassen müssen. Ich hab nur ein bisschen Mitleid mit ihm.
„Hi", sagt Zayn und gibt ihm die Hand. „Hab schon viel von dir gehört."
„Gleichfalls", grinst Harry und ich muss grinsen, denn zu sagen, dass Harry schon viel von Zayn gehört hat wäre nicht mal eine Lüge, wenn man alles, was ich ihm erzählt habe rausnimmt. Er hat unglaublich viel Musik von Zayn gehört.
Zayn und ich gehen uns nach ein paar Minuten einen Drink holen und ich lasse Harry mit Gigi allein, die sich schon jetzt prächtig verstehen zu scheinen.
„Woah, Bro", sagt er, als er beide ein Bier in der Hand haben. „Es ist ja fast schon ekelhaft wie ehr du verliebt bist."
Ich kann nichts gegen das Grinsen tun und schüttele nur den Kopf. „Sagst ausgerechnet du, hallo, du hast dich gerade verlobt!"
„Ich hab nie gesagt, dass es nicht auch fast schon ekelhaft ist, wie sehr ich verliebt bin", kontert er und trinkt einen Schluck.
„Aber Spaß beiseite", sagt er. „Ich glaub, ich hab dich noch nie so glücklich gesehen. Das ist wirklich schön."
Sein Lächeln ist so ehrlich, dass ich nicht anders kann als ihn in eine kurze Umarmung zu ziehen.
„Ja", sage ich dann. „Ich bin wirklich glücklich und das ist wirklich schön."
Etwa eine halbe Stunde entdecke ich Bella und entschuldige mich kurz von Zayn, um zu ihr zu gehen.
„Hey."
Sie dreht sich zu mir um. „Oh hey." Sie lächelt erfreut.
„Schön dich zu sehen."
„Ja, dich auch", sagt sie. Dann sieht sie irgendwo hinter sich. „Und deinen Freund." Sie grinst.
Ich nicke und hole tief Luft. „Ja äh...hör zu."
Sie sieht mich aufmerksam an, aber als ich dann mit „Bella, es tut mir-" anfange, unterbricht sie mich sofort.
„Stopp!", sagt sie. „Du musst dich für nichts entschuldigen." Sie lächelt. „Wenn überhaupt, bin ich dir dankbar. Es war nie ein Date, du hast von Anfang an gesagt, dass du mich nur als Dankeschön zum Essen einladen willst. Mir war zwar klar, dass da vermutlich mehr hinter steckt und du die Schlagzeilen wolltest, aber ich hatte kein Problem damit. Und außerdem hört die Presse jetzt vielleicht endlich mal auf zu denken, dass jeder Mann, mit dem ich gesehen werde, sofort mein Lover ist."
„Meinst du das echt?" Ich sehe sie bewundernd an und sie nickt. Dann zieht sie mich in eine lockere Umarmung.
„Ich freue mich sehr für dich."
„Danke."
Ich lächle sie an und sie grinst zurück und nickt hinter sich. „Ich wollte eh mal zu meiner Schwester, also geh ich mal und rette deinen Freund."
Ich lache. „Ja. Mach das."
Sie läuft zu Gigi und Harry und redet kurz, dann zieht sie Gigi mit sich. Harry sieht sich um, erblickt mich und kommt lächelnd zu mir.
„Na, hast du ihr Verhör überstanden?", frage ich und er lacht nur und legt seinen Arm um meine Taille.
„Sie ist wirklich cool."
„Und du wirkst ein bisschen starstruck", gebe ich zurück und ziehe ihn mit mir auf die Terrasse.
Harry lacht nochmal. „Ich muss zugeben, ich muss mich erstmal dran gewöhnen, dass ich plötzlich meine Wochenenden auf Verlobungspartys von A-List Celebrities verbringe."
„Hey, du bist sogar mit einem zusammen", sage ich grinsend und küsse ihn kurz.
Er nickt. „Und daran könnte ich mich gewöhnen."
Ich küsse ihn nochmal.
„Genau wie an so einen Ausblick", fügt er hinzu und sieht seufzend raus aufs Meer. Ich lache leise und kuschele mich an seine Seite. Er hat Recht, so ein Strandhaus hat wirklich seine Vorteile.
„Willst du?", frage ich.
„Was?" Er sieht verwirrt zu mir runter, aber auf seinen Lippen liegt immer noch ein seliges Lächeln. Alles in mir beginnt zu kribbeln unter seinem Blick. Verdammt, ich liebe ihn wirklich so sehr.
„Na ja, ich meine...willst du öfter herkommen? Oder eine Zeit lang einfach hier bleiben?"
„Ich verstehe immer noch nicht ganz."
Ich grinse, drehe uns ein Stück und zeige auf das Haus links neben uns, eine exakte Kopie von Zayns. „Das Haus da..." Ich küsse Harry. „Ist meins."
„Das..." Er starrt zum Haus, dann zu mir. „Das ist deins?"
Ich nicke und verschränke unsere Hände miteinander. „Ich hatte es sogar vor Zayn. Und als der Besitzer dieses hier dann zum Verkauf frei gestellt hat, hat Zayn sofort zugeschlagen."
„Meinst du das ernst?"
„Ja." Ich streiche über seinen Rücken. „Und ich finde, wir haben uns eine kleine Auszeit verdient."
Harry sieht mich ein paar Sekunden nur lächelnd an, dann nickt er. „Okay", sagt er. „Okay, ja, ich bin dabei."
„Perfekt." Ich küsse ihn wieder.
Wir bleiben irgendwie die ganze Zeit auf der Terrasse. Zwei Stunden später als der Großteil, der Gäste auch hier draußen ist und Gigi und Zayn im goldenen Licht der tiefen Sonne eine Flasche Champagner öffnen, woraufhin alle jubeln und miteinander anstoßen, sehe ich Harry einfach nur von der Seite an, wie er meinen besten Freunden lächelnd zusieht.
Sein Seitenprofil ist wunderschön. Der Glanz der Sonne lässt ihn noch mehr strahlen, als er es eh schon tut und ich kann es einfach nicht mehr für mich behalten. Ich will es auch gar nicht.
Ich lege meine Hände um seine Taille, sodass er mich ansieht und als ich sehe, wie er mir sofort seine gesamte Aufmerksamkeit schenkt, seine Augen funkeln und seine Lippen noch breiter lächeln wird mir fast schwindelig.
„Ich liebe dich", flüstere ich.
Und es ist so überwältigend die Wahrheit, dass ich unglaublich emotional werde und meine Hände in sein Shirt kralle. Es ist so echt, so real, ich glaube ich habe noch nie etwas gesagt, was so wahr war.
Und das ist es eigentlich schon von Anfang an. Ich liebe Harry seit der ersten Sekunde, in der ich ihn gesehen habe, seit er mich mit diesem verdammt charmanten Lächeln und seiner tiefen Stimme darauf hingewiesen hat, dass ich mein Shirt falsch rum getragen habe.
Und ich liebe ihn so sehr, dass mir egal ist, wie kitschig das ist.
Harry lächelt sein Sternelächeln. Er wirkt nicht mal überrascht, dass ich es gesagt habe, sondern streicht mir nur eine Haarsträhne aus der Stirn und beugt sich zu mir runter.
„Ich liebe dich auch", flüstert er und dann küsst er mich und die ganze Welt hält einfach mal für eine Weile die Fresse.
The End.
_____
ok ich glaube inspiriert wurde diese geschichte aus einer mischung aus unbelievers, lightning, diesem film „mario", den ich letztens gesehen habe und ein paar anderen dingen. kurz gesagt ich hab mich irgendwie in letzter zeit zu viel mit homosexualität im sport (und besonders fußball) beschäftigt und musste das hier schreiben haha
wie hat es euch gefallen?
lol an dieser stelle stand am anfang mal: „übrigens hab ich letztens irgendwann das spiel deutschland gegen frankreich gesehen und neuer hatte sogar wirklich so eine regenbogenkapitänsschärpe am arm. fand ich sehr cool :)"
daraus ist ja eine ganze debatte und so geworden, aber ich habe diesen one shot halt schon vor ewigkeiten angefangen haha. es scheint auf jeden fall so als würden ganz langsam dinge in die richtige richtung geben, es gibt ja jetzt auch diesen einen nfl-spieler, der sich geoutet hat...
das hier ist mal wieder ein sehr langer one shot (er wird also auch extra hochgeladen haha). ich glaube es ist sogar der längste, es sind so 1000 worte mehr als flatmates...das heißt ich habe den hier schon sehr sehr lange in arbeit und wollte ihn jetzt auch endlich hochladen. tippfehler und andere dinge werde ich jetzt also nicht überarbeiten bzw. ich werde nicht nochmal alles durchlesen. ich hoffe ihr verzeiht mir das haha
xx
p.s. irgendwie hätte ich auch lust, das hier in ein ganzes buch zu verwandeln. es hätte potenzial, oder? würdet ihr das gerne lesen?
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