romeo und julian | larry

„Romeo und Julian?", liest Niall von dem Flyer, den ich vor ihm auf den Cafeteria Tisch geknallt habe.

Er sieht zu mir auf. „Okay?"

Ich seufze und lasse mich auf die Bank neben ihn sinken. „Mrs. Ramos hat plötzlich den Diversity Kuchen gefressen und will unbedingt ein Stück mit einem schwulen Liebespaar spielen. Jetzt kann ich mir die Hauptrolle abschminken."

Er runzelt die Stirn. „Was?"

„Du weißt doch, dass ich dieses Jahr mitspielen wollte. Und zwar nicht nur den Baum Nummer 2. Ich wollte wirklich mal endlich eine Hauptrolle."

„Baum Nr. 1?" Er grinst.

„Mann, Niall!", beschwere ich mich über sein fehlendes Mitgefühl und er zuckt nur mit den Schultern.

„Was willst du denn hören? Dann ist es halt ein schwules Liebespaar. Na und? Jetzt gibt es doch sogar zwei männliche Hauptrollen. Deine Chance auf Erfolg ist also größer." Niall sieht mich verständnislos an, schiebt sich eine Gabel Rührei in den Mund und kaut langsam.

Ich sehe genauso verwirrt zurück. „Ja. Aber die Hauptpersonen sind beide schwul. Ich bin es nicht."

„Ich wiederhole: Na und? Was macht das denn für einen Unterschied?"

„Ich kann doch keinen schwulen Typen spielen."

„Äääh..." Jetzt sieht Niall fast verärgert aus. „Harry, was laberst du da bitte? Natürlich kannst du einen schwulen Typen spielen."

„Aber ich steh auf Mädchen."

„Deshalb heißt es ja spielen." Niall sieht mich an als würde er mit einem Fünfjährigen reden. „Du spielst eine Rolle. Du heißt ja auch weder Romeo noch Julian und du bist auch nicht verliebt ins Kind deiner Erzfeinde. Du hast noch nicht mal Erzfeinde, Harry. Himmel, du hast nicht mal Feinde, jeder liebt dich. Was ist denn da in deinem hübschen Kopf kaputt gegangen? Du klingst gerade gar nicht nach dir."

„Hm."

Niall seufzt und legt seine Gabel auf den Tisch. „Okay, hau raus, was ist dein Problem?"

Ich rolle mit den Augen. Vor Niall kann man auch nichts geheim halten.

„Ich weiß, was sein Problem ist", meldet sich da eine Stimme neben mir und Eleanor lässt sich zu uns an den Tisch fallen und stellt ihr Tablett hin. Sie hat es genauso wie Niall unglaublich voll beladen, weil es heute Kartoffeln, Spinat und Rührei gibt und das ungefähr das einzige Essen ist, was an unserer Schule einigermaßen genießbar ist. Deshalb muss man zuschlagen. Laut Niall und Eleanor zumindest. Ich hab mir eben nur einen Joghurt geschnappt den es zum Nachtisch gibt, ich hab nicht so Hunger.

„Achja?" Ich sehe sie stirnrunzelnd an und sie nickt lächelnd.

„Oh ja. Du weißt, dass Louis Tomlinson wie vermutlich jedes Jahr die Hauptrolle bekommen wird und jetzt hast du Angst mit ihm zusammen zu spielen, weil du nicht sein Lover sein willst. Auf der Bühne zumindest nicht, denn...wenn wir alle ehrlich sind wissen wir, dass Louis der einzige Typ ist für den du an deiner Heterosexualität zweifelst." Sie grinst, pikst eine kleine Kartoffel auf, zieht sie durch den Spinatsee auf ihrem Teller und steckt sie sich in den Mund.

Ich sehe sie nur stumm an.

Niall legt den Kopf schief, gibt ein bedeutungsschwangeres „hm" von sich und isst einfach weiter.

„Okay, das stimmt nicht", sage ich jetzt trotzig und ziehe den Aludeckel vom Joghurt ab.

„Achja? Was ist denn dann dein Problem?" Meine beste Freundin grinst schelmisch, zuckt mit den Augenbrauen und schraubt ihre Wasserflasche auf.

„Ähm. Na ja. Dass ich halt nicht...äh..."

„Ha! Erwischt."

„Ja ok, ich will nicht mit Louis spielen", gebe ich dann zu. „Aber nicht weil ich auf ihn stehe oder sowas, das ist totaler Quatsch. Ich bin straight."

El sieht nur auffordernd zu Niall und macht eine Handbewegung. „Sagst du ihm bitte, dass das nicht stimmt?"

Niall runzelt die Stirn. „Was? Dass er straight ist?"

El nickt.

„Das werde ich nicht tun."

El runzelt die Stirn. „Komm schon, wir wissen alle, dass..."

„Wer bin ich ihm zu sagen was für eine Sexualität er hat?", unterbricht Niall sie. „Solange er sagt er ist straight, ist er straight. So einfach ist das."

„Ich bin straight", sage ich.

Niall zuckt mit den Schultern. „Siehst du?"

„Okay, aber Louis und Harry wären doch echt süß zusammen. Und Louis ist doch auch safe nicht hetero."

„Das sagst du nur, weil er immer mit Zayn und Liam rumhängt und alle immer denken sobald Freunde von einem zufällig schwul sind ist man selber schwul", meint Niall und schiebt den Spinat auf seinem Teller zusammen um ihn auf die Gabel zu nehmen. „Aber wenn ich mich richtig erinnere hat diese Danielle ihm ziemlich das Herz gebrochen."

„Oh Gott, Liam und Zayn sind auch echt das heißeste Paar auf diesem Planeten", meint Eleanor, ohne auf Nialls eigentlichen Punkt einzugehen.

„Okay, El jetzt komm mal runter, wir wissen alle du hast eine Obsession mit Gay Couples. Aber wir müssen deine Schlafzimmerfantasien nicht unbedingt mitkriegen." Niall verzieht angeekelt das Gesicht.

„Okay, Harry, wenn es nicht ist, weil du auf ihn stehst, warum willst denn dann nicht mit Louis zusammen spielen?" Eleanor sieht wieder zu mir.

„Ich mag ihn einfach nicht." Ich zucke mit den Schultern.

„Wart ihr nicht früher mal beste Freunde?", fragt Niall jetzt, klaut El eine Kartoffel, weil seine eigenen leer sind und ignoriert ihren Prostest.

Ich seufze. Wieso bin ich eigentlich nur mit Fressmonstern befreundet?

„Ja. Aber auf der Grundschule, das zählt nicht. Er hat mich einfach stehen gelassen, er war offensichtlich nicht mehr an einer Freundschaft interessiert."

„Oooh daher weht der Wind." Niall wechselt einen Blick mit Eleanor. „Du bist immer noch heartbroken."

„So ein Quatsch." Ich schüttelte den Kopf. „Er hat mir nicht das Herz gebrochen. Wir waren ja auch nicht zusammen oder so, wie gesagt, ich bin straight. Ich war nur ein bisschen enttäuscht. Und allein."

„Tja, Harry." El legte mir den Arm um die Schulter. „Wie ein weiser Song aus 2013 schon sagte friends can break your heart too." Sie grinste dämlich, nahm den Arm wieder von meiner Schulter und pickst die nächste Kartoffel auf.

„Ist der Song nicht aus 2016 oder so?", fragt Niall und Eleanor runzelt die Stirn.

„Echt? Kommt mir viel älter vor."

„Ja, stimmt, mir auch irgendwie."

„Ähm hallo? Waren wir nicht gerade noch bei meinem Problem?", frage ich, weil die beiden so aussehen als ob sie jede Sekunde in eine tiefe Musikdiskussion verfallen würde.

Niall schnaubt. „Du hast kein Problem."

El nickt nur zustimmend. „Dein einziges Problem ist deine unglaubliche Aufmerksamkeitsgeilheit. Ich meine, wir reden eine Sekunde nicht mehr über dich und du musst sofort zurücklenken."

Niall grinst über Els Worte und nickt. „Geh einfach zum Casting und hol dir eine der Hauptrollen. Schauspielen kannst du, das ist schonmal nicht das Problem. Mach doch nicht immer alles so kompliziert."

Ich seufze nur und beginne meinen Joghurt zu löffeln.

Wenn ich das nächste Mal ein Problem habe frage ich Gemma.

_____

„Gleich, gleich, gleich...aaah, ich halte diese Spannung nicht aus." Ich hüpfe hinter Niall auf und ab, die Hände auf seine Schultern gelegt. Er verdreht nur die Augen. Ich kann sein Gesicht zwar nicht sehen, aber ich kann es mir vorstellen.

Die Auditions waren gestern und ich hatte zwar einen rumpligen Start, aber dann sollte ich mit Nick, der auch vorgesprochen hat eine beliebige Szene spielen und weil er Thybalt spielen will haben wir einfach den Kampf genommen. Eigentlich hab ich zwar für Julian vorgesprochen, aber die beiden haben keine wirklich interessante Szene zusammen. Deshalb hab ich für die Szene halt Romeo gespielt.

Und ich mag Nick wirklich nicht, deshalb hab ich den Hass ganz gut rübergebracht, denke ich.

Vor dem schwarzen Brett tummeln sich eine Menge Leute und es ist lautes Gemurmel zu hören. Louis drängelt sich gerade nach vorne durch, seine besten Freunde Liam und Zayn lehnen nur händchenhaltend an der Wand drei Meter links vom Getümmel und scheinen auf ihn zu warten.

Ein leichtes Lächeln erscheint auf meinen Lippen. Süß sind die beiden schon, da muss ich Eleanor zustimmen. Vor allem weil sie einfach wirklich glücklich zusammen aussehen.

Ich seufze leise. Ich hätte auch gerne mal eine Beziehung. Ich wäre gerne einfach mal wirklich verliebt. Denn auch das war ich noch nie. Klar, hier und da mal ein kleiner Crush, das letzte mal auf die französische Austauschschülerin Camille, aber nie was ernstes.

Niall dreht sich zu mir um und folgt meinem Blick.

„Oh nicht das schon wieder", stöhnt er nur leise, aber ich höre es trotzdem.

„Hör zu, Harry...du kannst es nicht erzwingen dich zu verlieben. Und klar, verliebt zu sein ist eins der besten Gefühle auf der Welt, aber...auch wenn du das nicht glaubst...es kann böse enden. Also ist warten vielleicht gar nicht so schlecht."

Ich sehe ihn nur mitleidig an und er dreht sich schnell weg. Niall weiß ganz genau, dass ich ihn sonst jetzt umarmen würde und er ist nicht so der gefühlsduselige Mensch, deshalb verschwindet er schnell aus dem Gefahrenfeld.

Aber es tut mir nunmal Leid. Er hat eine sehr schwere Trennung hinter sich. Hailee war Nialls Jugendliebe und die beiden hatten wirklich kein gutes Ende. Vor allem weil Niall sich die alleinige Schuld gibt, obwohl El und ich ihm ständig sagen, dass Hailee auch einiges falsch gemacht hat.

Aber er hat das Schlimmste hinter sich und hasst es, dass ich ihn was das angehe immer noch so vorsichtig wie möglich behandle. Aber ich kann einfach nicht anders. Niall ist von meinem „sentimentalen Getue" (seine Worte, nicht meine) allerdings nur noch genervt.

Abstellen kann ich es trotzdem nicht.

„Hör auf mich so anzugucken und sieh lieber mal nach, ob du wirklich Julian spielst oder nur Baum Nr. 1", meint er und ich nicke nur und wende mich dem schwarzen Brett zu.

„Ich war ja nicht mal Baum Nr. 1", seufze ich dann aber, weil der Mut mich wieder verlässt und drehe mich zu Niall um. „Wie soll ich denn von Baum Nr. 2 auf die Hauptrolle aufsteigen?"

„Ach, jetzt stell dich nicht so an, du bist ein grandioser Schauspieler. Du warst letztes Jahr nur Baum Nr. 2, weil du das erste Halbjahr im Ausland warst und deshalb zwei Drittel der Proben verpasst hast. Mrs. Ramos liebt dich und jetzt guck einfach nach. Außerdem stehen die Chancen ganz gut, Louis sieht nämlich nicht so zufrieden aus."

Sofort schießt mein Blick zu Louis, der sich seinen Weg zurück zu Liam und Zayn bahnt und tatsächlich eher unzufrieden aussieht.

„Was soll das denn?", ruft er ihnen zu. „Ich bin Julian!"

Na toll. Mein Herz wird schwer. Das war's dann wohl mit der Hauptrolle. Ich seufze und will mich schon umdrehen, um zu gehen, kann Niall aber nicht entdecken.

Ich zwinge mich die Tränen runterzuschlucken. Vor der gesamten Schule zu weinen muss ich mir nicht geben. Aber ich bin trotzdem enttäuscht.

„Ist das nicht gut?", fragt Liam zurück und man hört Louis' Stöhnen bis hier. „Ich wollte Romeo. Den hat jetzt aber jemand anderes." Sein Blick läuft suchend umher, dann bleibt er an mir hängen. Ich runzelte die Stirn. Was soll das denn jetzt?

„Harry!", ruft Niall in dem Moment laut und ich schrecke auf und finde meinem besten Freund, der sich zum schwarzen Brett durchgeboxt hat.

„Du hast die Rolle!", ruft er laut und strahlt über sein ganzes Gesicht.

„Was?" Ich runzele noch weiter die Stirn. „Aber Louis ist doch Julian!"

Niall grinst. „Du bist ja auch Romeo!"

Meine Gesichtszüge entgleisen. „Was?", rufe ich und laufe zu Niall. Die riesige Traube um das Blatt löst sich langsam auf.

Ich gleite mit meinem Finger die Zeilen entlang. Aber ich komme nicht weit, denn da steht es tatsächlich. Ganz oben. Schwarz auf weiß.

Romeo Montague - Harry Styles

Ich kann es nicht glauben. Ich...ich spiele ernsthaft Romeo. Ich hab es geschafft.

Gut, ich hab nicht Julian, aber den wollte ich doch eh nur weil ich dachte, dass Louis sowieso Romeo bekommt.

Oh Scheiße. Louis. Das hab ich in meiner Freude bis jetzt verdrängt.

Ich muss mit Louis ein Liebespaar spielen. Ausgerechnet mit Louis. Louis, der mich damals einfach stehen gelassen hat.

Gut, er ist nunmal eine Stufe über mir und somit war er auch früher auf der weiterführenden Schule, aber deshalb muss man ja nicht gleich den Kontakt abbrechen.

Ich hatte außer ihm doch niemanden.

Ich sehe jetzt erst, dass Niall die Hand zum High Five ausgestreckt hat und schlage schnell ein. Dann werde ich einen Blick zu Louis und erschrecke als der genau jetzt in meine Richtung kommt.

Aber nur, weil ich in Richtung Ausgang stehe.

Er wirft mir im Vorbeigehen einen Blick zu.

„Dann halt mal deine Lippen warm, Romeo", meint er so halb sarkastisch und ich ziehe nur die Augenbrauen zusammen. Wie bitte? Was soll das denn jetzt?

Auch Liam und Zayn hinter ihm wechseln einen verwirrten Blick und Liam lächelt mir entschuldigend zu. Zayn zuckt nur mit den Schultern.

Und dann haben sie das Gebäude verlassen.

Und ich drehe mich zu Niall und kann nicht anders als wieder breit zu grinsen.

„Ich hab echt eine der Hauptrollen."

„Alles wäre besser als Baum Nr. 2", grinst Niall und ich boxe ihm nur gegen den Arm.

_____

„Soo, alle auf Position, und nochmal. Die Ballszene muss sitzen! Das sieht scheiße aus, wenn ihr alle nicht tanzen könnt." Mrs. Ramos seufzt und gibt Mr. García, der am Klavier sitzt ein Handzeichen.

Ich korrigiere meine Haltung und lege meine Hand wieder auf den Rücken von Grace, meiner Tanzpartnerin. Sie grinst und ich lächele müde zurück. Sie ist ganz süß mit ihrer Zahnlücke, aber sie ist eh mit einem Joshua zusammen.

Mr. García beginnt zu spielen und wir beginnen zu tanzen. Mehr oder weniger.

Grace ist eine von denen aus der Tanzgruppe, die Mrs. Ramos irgendwie dazu gekriegt hat für einige Szenen in denen wir mehr Leute brauchen als Komparsen mitzumachen. Oder, wie in der Ballszene halt, zu tanzen.

Grace ist ziemlich gut, deshalb kriege ich die Schritte auch einigermaßen hin, aber der Großteil des Rests der Gruppe (also der Teil der keine Tänzer sind) ist eine absolute Katastrophe.

Abgesehen von Louis und Ariana. Die beiden sind scheiße gut, sie fliegen mit einer unglaublichen Anmut über die Bühne, dass ich nicht anders kann als manchmal zu ihnen zu gucken und sie zu bewundern. Von der Eleganz kann ich nur träumen.

Aber Louis scheint nicht nur gut dabei auszusehen, sondern auch sehr gut führen zu können, was sehr praktisch ist, denn ich bin eine absolute Katastrophe was das angeht. Bei uns führt immer Grace, was Mrs. Ramos schon mehrfach als Anlass genommen hat uns anzumeckern.

Ich bin also ziemlich froh, dass ich irgendwann mit Louis tanzen muss.

Mrs. Ramos will auf ihrem Diversity Trip natürlich ganz viel das Thema der Akzeptanz und so weiter thematisieren, das Stück soll aber ungefähr in der gleichen Zeit spielen wie das Original, deshalb ist es logisch, dass niemals einfach zwei Typen miteinander tanzen würden. Es ist aber schließlich immer noch Romeo und Julia(n), deshalb sollen wir natürlich miteinander tanzen.

Das Ganze soll aber eher aus Zufall passieren. Dann tanzen wir fast eine ganze Szene lang. Und dabei müssen wir auch noch spielen. Ob ich das alles koordiniert kriege bereitet mir schon ein bisschen Kopfschmerzen.

Aber deshalb bin ich ja ziemlich froh, dass ich mit Louis tanze. Denn er scheint es echt draufzuhaben.

Also...was Tanzen angeht. Nicht mehr. Auf gar keinen Fall.

Sonst ist er ein Arsch der mich mit neun stehen gelassen hat. Alleine. Ohne andere Freunde.

„Okay!" Mrs. Ramos klatscht in die Hände, Mr. García hört auf zu spielen und wir bleiben stehen.

„Das war schon besser, davon dachte ich nicht, dass ich kotzen muss. Das müssen wir übermorgen nochmal machen, jetzt können die Tänzer gehen, ich hätte gerne Harry, Louis, Gigi und Jade noch hier. Der Rest kann für heute auch nach Hause gehen. Wir machen zwei Szenen heute besonders intensiv und zwar eine Szene mit der Amme und Julians Mutter und den Tanz von Romeo und Julian."

Die meisten packen ihre Sachen, manche ziehen noch andere Schuhe an und dann verschwinden sie.

Jetzt sind wir nur noch wenige Leute in der Aula und Mrs. Ramos lächelt uns alle nacheinander an.

„Okay, gut. Dann fangen wir mal an mit der Amme und Gräfin Capulet. Louis und Harry ihr könnt entweder zugucken oder euren Text durchgehen. So schneller ihr ihn könnt, umso besser, auf der Probenfahrt in zwei Monaten muss der sitzen. Und zwar vollständig. Keine Texthefte erlaubt." Sie bedenkt uns mit ihrem strengen Blick und Louis und ich nicken. „Außerdem könnt ihr auch den Tanz nochmal üben, ich möchte, dass das mit euch beiden elegant aussieht", fügt sie noch hinzu. Ich werfe Louis einen flüchtigen Blick zu, dann nicken wir wieder beide und verschwinden schweigend in den Backstagebereich, weil man dank der dicken Schallschutztür hinter der Bühne nicht gehört wird.

„So", meint Louis, sobald die Tür hinter uns zugefallen ist. „Du bist also Romeo."

„Äh." Ich kann nicht beschreiben wie awkward diese Situation ist. Er war mein bester Kindheitsfreund, aber er ist mir unglaublich fremd und wir haben bestimmt seit der vierten Klasse (für ihn fünften) nicht mehr miteinander geredet. Seine Stimme zu hören, an mich gerichtet, bringt mich ganz schön aus dem Konzept. Ich räuspere mich. „Ja, sieht so aus."

„Du hast doch nicht mal für Romeo vorgesprochen. Oder?"

Ich schüttele den Kopf. „Ich äh...wollte Julian."

„Hm. Und ich Romeo."

„Ich weiß."

„Tja, jetzt ist es so."

„Ja."

Schweigen.

„Heißt das, du wolltest meinen Lover spielen?", fragt Louis dann aus dem Nichts und grinst mich interessiert an.

Ich runzele die Stirn. „Nein. Um ehrlich zu sein hätte ich deswegen fast nicht vorgesprochen."

„Ernsthaft?" Jetzt wird sein Blick fast schon abschätzig. „Lass mich raten, weil du nicht schwul bist?" Er lacht leise.

„Was ist denn daran so schlimm?"

„Das hier" Er gestikuliert um sich herum. „Ist Schauspielerei. Wenn du wegen so etwas banalem wie einer Sexualität einen Charakter nicht spielen willst, dann bist du kein Schauspieler."

„Eine Sexualität ist nicht banal."

Er zuckt mit den Schultern. „Für mich schon. Liam und Zayn zum Beispiel? Ist mir egal wen sie daten, solange sie glücklich sind. Und sie sind wirklich sehr glücklich."

„Hm."

Wieder schweigen wir eine Weile, komplett awkward in der Mitte des Raumes stehend mit unseren Textheften in der Hand.

„Außerdem bin ich kein Schauspieler."

„Was?" Er sieht mich an.

„Du meintest wenn ich deswegen eine Rolle verweigere bin ich kein Schauspieler. Aber ich bin eh kein Schauspieler. Ich bin Schüler."

Louis verdreht die Augen. „Du weißt was ich meine."

Wieder Stille.

„Ich meine denk doch mal drüber nach. Fast alle queer Rollen in irgendwelchen Serien oder Filmen die man kennt sind von straighten Leuten gespielt. Aber andersrum genauso. Magnus und Alec, Isak und Even, Simon aus Love, Simon...und fürs Gegenbeispiel Sheldon...Barney...und so weiter. Das hat damit nichts zu tun. Darum geht es ja beim Schauspielen. Jemanden zu spielen, der man halt nicht ist. Und jetzt lass uns bitte einfach diesen Tanz hinter uns bringen."

Louis legt sein Textheft auf eine der Banken, hier im Raum (im Bereich hinter der Bühne stehen Dinge wie Banken mit Haken wie in Umkleiden, aber auch Tische für Maskenbild und so weiter) und blickt auffordernd zu mir.

Ich sehe ihn nur kurz an und seufze dann.

„Ich hab eh keine Lust, dass wir uns streiten. Wir müssen jetzt schließlich 'ne Menge Zeit miteinander verbringen."

„Streiten?" Auf Louis' Gesicht erscheint ein amüsierter Gesichtsausdruck. Ich drehe mich nur weg, lege mein Textheft auch weg und sehe ihn wieder an.

„Okay, wie machen wir das?", fragt er und zieht seine Lippen nachdenklich zu einer Seite. „Du bist größer, hättest also traditionell gesehen eher die Rolle des Mannes, aber so wie ich das gesehen habe kannst du nicht so gut führen."

„Ja äh...Tanz du einfach den Mann", sage ich. „Du kannst das deutlich besser."

„Okay." Louis kommt näher, legt seine rechte Hand auf meinen Rücken beziehungsweise mein Schulterblatt und greift mit der linken nach meiner Hand. Ich räuspere mich (ein nerviger Tick, das tue ich ständig aus Nervosität und es fuckt mich wirklich ab) und schließe meine große Hand um seine zarten Finger.

Er hat wirklich kleine Hände.

Die Situation ist maximal komisch. Vor meinem inneren Auge sehe ich ihn vor mir wie er früher war. Was wir zusammen gemacht haben.

Louis in seinem gestreiften Shirt und der knallroten Hose. So ist er früher jeden Tag rumgelaufen.

Jetzt erkenne ich ihn kaum wieder, in seinen schwarzen Jeans oder grauen Trainingsanzügen.

Aber er sieht immer noch gut aus.

Nein, nein, Harry, stopp!, befehle ich meinem Gehirn und reiße mich aus meinen Gedanken.

„Du kannst die Schritte umdenken?", fragt Louis und ich schließe die Augen, gehe die Schritte einmal in Gedanken durch und nicke dann.

„Okay, lass es uns einmal ohne Musik ausprobieren." Er lächelt aufmunternd, ein Lächeln welches ich nicht erwidern kann, und dann beginnt er mit den Schritten und ich folge.

Das klingt aber zu technisch. Denn wir befolgen nicht nur Schritte. Nein.

Wir tanzen.

Ich habe keine Ahnung wie er das macht, aber er führt mich so präzise, genau und sanft, dass ich gar nicht mehr nachdenken muss. Ich höre sein leises „1, 2, 3. 1, 2, 3." zwar noch, aber ich brauche es nicht.

Ich muss nicht auf meine Füße starren wie mit Grace die ganze Zeit, weil sie von selbst das tun was sie sollen.

Ich sehe hoch und treffe auf Louis' blaue Augen.

Kurz denke ich mein Herz hat einen Schlag ausgesetzt, aber das ist Unsinn. Wieso sollte es? Das hier ist keinerlei eine Situation in der ich irgendwie auch nur ansatzweise romantische Gefühle habe.

Aber scheiße, seine Augen sind so wunderschön, ich will einfach nur darin versink- stopp!

Ich atme tief durch. Louis lächelt aufmunternd und diesmal kann ich es erwidern.

Wir hören nicht auf.

Wir tanzen weiter und ich weiß nicht wie oder wann wir stoppen sollen. Außerdem will ich das auch gar nicht.

Mit Grace zu tanzen, war okay, zwischendurch mal ganz lustig, aber mit Louis zu tanzen...es macht mir Spaß. Wirklich unglaublich Spaß.

Und das verunsichert mich ein wenig.

Aber das liegt bestimmt nur daran wie gut Louis führen kann und dass das Tanzen so perfekt klappt.

An nichts anderem. Nein. Ganz bestimmt nicht.

_____

Mrs. Ramos ist begeistert von unserem Tanz. Sie sieht uns verzückt dabei zu, wie wir über die Bühne schweben, eine Hand auf ihrem Herzen und als Mr. García aufhört zu spielen und wir aufhören zu tanzen seufzt sie laut auf.

„Jungs. Dankeschön. Das ist das Einzige was bis jetzt perfekt geklappt hat. Himmel, wir haben echt noch so viel Arbeit vor uns, aber das gibt mir Zuversicht." Sie nickt lächelnd und Mr. García legt ihr nur eine Hand auf die Schulter. Sie wirft ihm einen Blick zu.

Ich sehe kurz zu Louis und er sieht nur grinsend zurück und nickt. Er denkt also auch, dass da was läuft.

Gerüchte, dass da was ist, gibt es schon seit Mrs. Ramos vor zwei Jahren an die Schule gekommen ist und Mr. García ihr plötzlich leidenschaftlich in der Theatergruppe geholfen hat, obwohl er eigentlich der Fußballtrainer unseres Schulteams ist.

Ich fänd's süß. Die beiden sind Spanischlehrer (Mrs. Ramos kommt soweit ich weiß aus Kuba und Mr. García aus Argentinien) und kämpfen regelmäßig um den Titel beliebtester Lehrer an der Schule. Sie sind beide noch ziemlich jung, sehen gut aus (das sorgt nämlich bei Lehrern nunmal sehr viel dafür wie viele Smypathiepunkte sie bei den meisten Schülern haben) und machen guten Unterricht. Und stecken zusammen ihre Freizeit in die Theater AG.

„Okay, Jungs, also wirklich, das war für den Anfang echt gut." Louis und ich lächeln sie an und auch Mr. García gibt uns ein zustimmendes Nicken. „Dann könnt ihr für heute auch nach Hause gehen. Eine Art Hausaufgabe hätte ich aber noch. Beziehungsweise eher eine Bitte." Sie atmet tief durch. „Ich weiß, das ist eigentlich zu viel verlangt, aber ich möchte, dass ihr euch privat näher kennenlernt. Ich fände es wirklich schön wenn sich bei euch eine Freundschaft entwickeln könnte. Auch bei den besten Schauspielern wirkt es nunmal einfach echter, wenn die Chemie stimmt. Und bei euch...versteht mich nicht falsch, dieser Tanz war perfekt. Die Chemie war definitiv da, ich habe euch abgekauft, dass ihr euch bei diesem Tanz ineinander verliebt habt. Aber abgesehen davon...eine Freundschaft zwischen euch beiden könnte unser Stück wirklich voranbringen. In Authentizität, aber auch einfach in...Spaß. Ihr werdet viel Zeit miteinander verbringen müssen und da wäre es doch viel schöner, wenn ihr...nun ja...wenigstens Freunde wärt. Und mit Leuten arbeiten, die ein Liebespaar spielen müssen, sich aber nicht wirklich mögen ist...nun ja auch anstrengend für uns, sagen wir es so."

Sie und Mr. García sehen uns abwartend an und ich blicke zu Louis. Er mustert mich ebenso und räuspert sich dann.

„Äh, ja, Mrs. Ramos, ich denke..." Seine Stimme wird etwas leiser. „Ich denke, das kriegen wir hin."

„Ja?" Mrs. Ramos lächelt und sieht dann zu mir.

„Ja", bestätige ich und schlucke.

„Okay. Dann machen wir für heute Schluss."

Wir nicken und packen unsere Sachen zusammen. Ich will mich zu Louis umdrehen, um ihn noch mal auf die ganze Freundschaftssache anzusprechen, doch alles was von ihm noch da ist, ist die zufallende Tür.

_____

„Das hat sie ernsthaft als Hausaufgabe aufgegeben?" Eleanor liegt auf dem Rücken auf meinem Bett und lässt sich eine Weingummischlange in den Mund fallen. Ich nicke und ziehe die Beine an mein Kinn. Ich sitze auf dem Schreibtischstuhl, einerseits weil El das ganze Bett einnimmt, andererseits weil mein Schreibtischstuhl nunmal bequem ist.

„Ja." Ich seufze. „Ich meine, dass ich viel Zeit mit ihm verbringen muss war mir klar. Wir werden schließlich unheimlich viel proben, vor allem in den letzten Wochen vor der Aufführung. Und wir werden auf Probenfahrt fahren, da sind wir dann auch das ganze Wochenende zusammen. Aber jetzt...müssen wir uns auch sonst noch irgendwie treffen?" Ich mache eine Handbewegung und El wirft mir auch eine Gummischlange zu. Ich beiße den Kopf ab.

„Ich weiß nicht, ob ich das will." Nachdenklich kaue ich den Rest der Schlange. El legt erst den Kopf schief und rollt sich dann auf den Bauch, um mich besser anschauen zu können.

„Okay", sagt sie dann. „Bevor er dich...verletzt hat" Sie scheint kurz abzuwarten, wie ich auf das Wort reagiere, aber ich verziehe keine Miene. „...wart ihr ja beste Freunde. Und das muss doch einen Grund gehabt haben, oder?" Sie steckt sich noch eine Gummischlange in den Mund. „Ich meine...man ist ja nicht freiwillig mit Arschlöchern befreundet. Wie war Louis denn so? Versuch dich daran mal zu erinnern."

„Naja." Ich muss lächeln. „Louis war echt ein Sonnenschein. Ich meine, wir kannten uns aus dem Kindergarten und kennengelernt haben wir uns, weil er mich vor dem fiesen Malte beschützt hat, der mich immer schlagen wollte. Wir haben alles zusammen gemacht. Hauptsächlich zusammen Astronauten gespielt und von meinen Eltern Süßigkeiten geklaut. Aber mit ihm hat alles Spaß gemacht. Himmel, ich konnte jede Sekunde meiner Zeit mit ihm verbringen und war einfach nur glücklich..."

Eleanor sieht mich nur mit einem verzückten Blick an und in dem Moment wird mir klar, dass ich gerade ziemlich über Louis...geschwärmt habe. Über unsere Freundschaft.

Aber sie war nunmal auch etwas besonderes. Bis Louis mir...das Herz gebrochen hat, wenn man sich so ausdrücken will wie El und Niall (#friendscanbreakyourhearttoo und so).

Bis er mich einfach so stehen gelassen und geghostet hat. Und ich alleine dastand.

Nein, Louis ist einfach ein Idiot.

Und ich will nicht wieder mit ihm befreundet sein. Damit er mich nochmal so kaputtmachen kann? Nein, danke.

„Harry!" Eleanor schnipst mit ihren Fingern vor meinem Gesicht herum und ich falle aus meiner Starre.

„Äh ja?"

Sie seufzt nur leise. „Okay, ich weiß Niall will nicht, dass ich dir eine andere Sexualität einrede oder so...beziehungsweise irgendwas einfach assume...aber...vielleicht solltest du mal drüber nachdenken, ob du wirklich...nur...auf Mädchen stehst." Sie steht auf und greift nach ihrer Tasche. „Ich muss jetzt gleich noch zum Training. Und äh...lass dich mal mit deinen Gedanken alleine, du scheinst ja eh ziemlich abgedriftet zu sein. Ich meine du hast gerade locker eine Minute ins Nichts gestarrt und ich musste dreimal deinen Namen sagen, bis du reagiert hast." Sie lächelt und nimmt auch noch ihre Sonnenbrille, die auf meinem Schreibtisch liegt. Sie schiebt sie sich in die Haare.

„Bis morgen."

„Äh ja. Bis morgen, El."

„Hab dich lieb, falls Niall noch kommt, sag ihm ich hab die Schlangen gekauft, dann schuldet er mir was wenn er die ganze Tüte aufisst."

Ich grinse. „Niall kommt heute nicht mehr, leider keine Chance ihn in deiner Schuld stehen zu lassen."

„Mist." Sie grinst und umarmt mich zum Abschied. „Und sag deiner Mum, sie soll für meinen Geburtstag nächste Woche bitte wieder diese geilen Kekse backen", ruft sie noch auf der Treppe.

„Ja ja", rufe ich hinterher. „Meine Mum liebt dich ja...leider."

Von El bekomme ich nur den Mittelfinger, dann fällt die Haustür hinter ihr zu. Und ich seufze.

Louis. Was soll ich nur mit der ganzen Situation machen? Das ist doch echt verkorkst.

Ich lasse mich auf mein Bett fallen, werfe mir eine weitere Gummischlange in den Mund und greife nach meinem Textheft.

Ich kann die Zeit ja wenigstens produktiv nutzen.

_____

„Nein, shh!" Niall hält mir den Mund zu. „Ich hab Els Überraschungsparty geplant, da vorne kommt sie. Also kein Wort darüber was ich gestern wirklich gemacht habe, denk dir irgendwas anderes aus!"

„Klar", sage ich und Nialls Blick wird verzweifelt. Er weiß ganz genau, dass ich unglaublich schlecht im improvisieren bin.

„So Horan, dann hau mal raus, warum hattest du gestern keine Zeit für deine besten Freunde?", fragt El statt einer Begrüßung.

„Er...äh...hatte ein Date", sage ich sofort überfordert und während Niall sich vermutlich innerlich die Hand vor die Stirn schlägt, klappt El die Kinnlade runter.

„Echt jetzt?" Begeistert mustert sie Niall, dann fällt sie ihm um den Hals. „Ich wusste du bist bald über Hailee hinweg. Meine Fresse, das hat auch lange genug angedauert." Sie löst sich von ihm.

Nialls Gesichtsausdruck wird hart. Ich sehe, wie er schluckt und sein Kiefer sich anspannt. „Ich hatte kein Date", sagt er dann, wirft mir einen Blick zu und dreht sich um und geht weg.

El starrt ihm nur hinterher und ich vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. War ja klar, dass ich es schon wieder vermasseln musste. Dabei wollte Niall nur was Schönes für El planen und mein Gehirn muss natürlich mit der dümmsten Ausrede kommen, die es sich hätte ausdenken können.

Andererseits weiß Niall ganz genau, dass mein Gehirn in solchen Situationen komplett blank ist. Er hätte mich früher vorwarnen können. Oder sich einfach selbst was ausdenken.

Ich seufze. El sieht Niall nur hinterher.

„Okay, ich frage mal nicht, was er wirklich gemacht hat, aber wir wissen beide, dass ich Unrecht hatte." Sie seufzt auch. „Er ist noch nicht über Hailee hinweg."

Ich schüttele nur den Kopf. „Nein. Ist er nicht."

Eine Weile schweigen wir.

„Es tut mir so weh ihn so zu sehen", meint El dann. „Ich wünschte ich könnte ihm helfen."

Ich nicke. „Ja. Ich auch." Ich zuckte mit den Schultern. „Aber Niall verarbeitet seine Gefühle halt allein."

El beißt sich auf die Unterlippe. Dann wirft sie einen stechenden Blick zu Hailee, die am anderen Ende der Cafeteria sitzt und zusammen mit ihrer besten Freundin Anna etwas isst. Als Niall und Hailee noch zusammen waren hatte ich mal ganz kurz was mit Anna, aber da waren auch nicht wirklich Gefühle im Spiel. Das waren eh nur zwei Dates und ein sehr awkwarder Kuss und das auch eher nur, weil Hailee die Idee witzig fand, dass ihre beste Freundin mit dem besten Freund ihres Freundes zusammen ist.

Ich schüttele nur den Kopf. Das ist ja auch bescheuert. So funktioniert Liebe nicht. Und egal wie sehr ich mich verlieben will, Niall hat einfach Recht.

Erzwingen kann man sowas nicht.

„Ich äh...ich hatte übrigens gestern wirklich ein Date", meint Eleanor dann plötzlich und überrascht sehe ich sie an.

„Was?"

Sie grinst. „Ja. Ich hatte Training, das weißt du ja, beziehungsweise, gestern hatte ich nicht selber Training, ich hab die Kleinen trainiert. Und dann wurde eine von ihrem großen Bruder abgeholt und der sah ziemlich...na ja...gut aus und hat mich dann gefragt ob ich spontan Lust hätte was mit ihm zu machen. Und dann haben wir erst Lindsey nach Hause gebracht und sind dann was essen gegangen."

Ich sehe sie begeistert an. „Und?"

Sie lächelt nur. „Es war echt toll."

Ich lächele nur zurück. „Das freut mich für dich."

„Ich habe das Gefühl wir drei sind in allen Stufen der jugendlichen Liebe zu finden", sagt El dann und legt mir einen Arm um die Schulter. „Niall hat Liebeskummer, ich bin mitten im Datingleben und du bist in denial." Sie grinst, lässt mich damit wissen, dass ich nicht alles was sie sagt immer so ernst nehmen soll und reiht sich dann in der Schlange vom Essensautomaten ein.

Und ich stehe nur da und seufze.

Denn tief in mir drin weiß ich, dass sie mit ihrem Witz richtig liegt. Ich bin wirklich in denial was meine Sexualität angeht.

Aber ich weigere mich das einzusehen.

Da gehe ich ja lieber noch mal mit Anna aus.

_____

„Hey, äh, Harry?" Jemand hält mich am Ärmel fest.

Ich drehe mich um und starre geradewegs in blaue Augen. Mein Herz macht einen Sprung. Und ich zwinge mich dazu, zu glauben, dass ich mir das eingebildet habe.

„Ja?"

Louis schluckt und ich runzelte die Stirn. Er ist nervös? Ausgerechnet er?

„Äh, wegen dem was Mrs. Ramos meinte..."

Ich sehe ihn nur stumm an.

Er seufzt. „Wenn du willst können wir heute was zusammen machen. Text lernen oder so." Er weicht meinem Blick aus und ich öffne den Mund. Ich weiß aber nicht so ganz was ich sagen will und schließe ihn wieder.

Dann nicke ich unschlüssig. „Ja, können wir machen."

Er lächelt. „Cool. Wohnst du noch da wo du früher gewohnt hast? Ich komm dann vorbei."

Ich nicke nur und eine Sekunde später ist Louis auch schon wieder weg.

_____

Komplett durcheinander und nervös bin ich immer noch dabei mein Zimmer in Ordnung zu bringen. Ich hab zwar gerade zwei Stunden lang alles penibel aufgeräumt, aber trotzdem habe ich das Gefühl es ist nicht genug.

Es ist schließlich Louis der kommt. Louis, der weiß wie mein Zimmer früher aussah, Louis, der früher jede freie Minute hier verbracht hat, Louis, der sich jetzt vermutlich nicht mal mehr daran erinnert, dass wir Freunde waren.

Louis, der mich aus unerfindlichen Gründen nervös macht. Und ängstlich.

Das Chaos in meinem Zimmer habe ich zwar beseitigt, aber das Chaos in meinem Kopf bleibt.

Seufzend lasse ich mich auf mein Bett fallen und atme tief durch. Ich muss mich echt mal beruhigen.

Leider habe ich dafür kaum Zeit, denn schon im nächsten Moment klingelt es. Ich fahre hoch, stehe auf und atme nochmal tief durch, bevor ich mich auf den Weg die Treppe runter zur Haustür mache.

Leider war meine Mutter schneller als ich. Sie öffnet die Tür und sieht Louis überrascht an.

„Äh...Louis? Du bist der, der die andere Hauptrolle spielt?"

Louis nickt nur und lächelt leicht, während ich mich neben meine Mutter stelle und mir ebenfalls ein Lächeln abringe. „Hey Louis."

„Hey." Er beißt sich auf die Unterlippe und zieht die Augenbrauen hoch. Ich trete zur Seite und mache eine Handbewegung.

„Komm doch rein."

„Mensch, damit hätte ich ja im Leben nicht gerechnet", sagt meine Mum, während Louis reinkommt und seine Schuhe abstreift.

„Louis Tomlinson. Wann warst du wohl das letzte Mal hier?"

Louis lacht leise. „Ist schon'n paar Jährchen her."

„Groß bist du geworden."

Ich runzele die Stirn. „Das ist auch relativ", huste ich und Louis wirft mir nur einen giftigen Blick zu. Was denn? Er ist nunmal fast einen Kopf kleiner als ich.

„Mann, Harry, als ich Louis zum letzten Mal gesehen habe war er ungefähr zehn Jahre alt. Da ist schon ein Unterschied." Meine Mutter schüttelt den Kopf und lächelt dann wieder Louis an.

„Nun, freut mich dich zu sehen. Ich hol euch ein paar Kekse und Saft, ihr könnt ja schonmal hochgehen, wie ich sehe habt ihr einiges zu lernen." Sie nickt zu Louis' Textheft und er nickt nur ebenfalls. „Danke, Anne."

„Ach, wie geht es denn deiner Mutter?" Mum bleibt auf der Schwelle zur Küche stehen und dreht sich zu Louis um.

„Äh, ich glaube wir müssen jetzt wirklich mal hoch", weicht er der Frage aber aus, nimmt meine Hand und zieht mich die Treppe hoch.

Komplett verwirrt starre ich auf seine Finger, die meine umschließen. Es fühlt sich genauso an wie früher.

Mein Herz legt einen Schlag zu und ich muss mich beherrschen nicht mit meinem Daumen über seine Hand zu streifen.

Wir haben oft Händchen gehalten. Früher. Als kleine Jungs. Es gibt noch ein Foto von unserer Einschulung, wo er mich an der Hand irgendwo hinzieht und ich deshalb meine Schultüte fallen lasse. Als sie aufgegangen ist und meine Süßigkeiten in den Dreck gefallen sind musste ich weinen, aber als Louis mir versprochen hat, dass wir uns einfach seine teilen war wieder alles gut.

Kurz muss ich mich wieder ins Hier und Jetzt rufen.

Das ist Vergangenheit. Jetzt ist es anders. Ganz anders.

In meinem Zimmer angekommen lässt er meine Hand aber auch sofort wieder los, lässt sich auf mein Bett fallen und sieht sich um. Er lächelt. „Dein Zimmer sieht echt anders aus."

Ich runzele die Stirn. „Du warst ja auch vor ungefähr sieben Jahren zum letzten Mal hier."

„Ich mag die Lichterketten." Er nickt zum Kopfende meines Bettes, ohne auf meine Aussage einzugehen.

Ich presse die Lippen aufeinander und setze mich neben ihn. Louis nach so vielen Jahren in meinem Zimmer zu sehen löst ein komisches Gefühl in mir aus.

Einerseits gehört er irgendwie hier hin. Andererseits ist er absolut fehl am Platz.

Ich scheine ihn wohl nur komisch anzustarren, denn er zieht die Augenbrauen hoch.

„Was ist?"

„Nichts", meine ich. „Nur...es ist komisch dich hier zu sehen", füge ich dann wahrheitsgetreu hinzu.

Louis mustert mich kurz. „Ja", sagt er dann. „Wer hätte gedacht, dass ich nochmal hier sein würde."

Früher hab ich das gedacht. Dass er wiederkommen würde. Dass er sich entschuldigen würde. Dass er mich vermissen würde. Aber nichts davon war passiert.

Ich schlucke und greife nach meinem Textheft, das auf meinem Schreibtisch liegt.

Kurz herrscht peinliche Stille.

„Vielleicht sollten wir einfach den Text üben."

Louis legt den Kopf schief. „Ja. Könnten wir. Aber Mrs. Ramos will, dass wir wieder Freunde werden. Also erzähl mir erst ein bisschen was über dich."

Ich starrte ihn einfach nur an.

Er will mich jetzt einfach kennenlernen? Als wären wir Fremde? Er will einfach so tun als wären wir nie wir gewesen? Als hätte ich ihn nicht in- und auswendig gekannt? Bis er mich einfach verlassen hatte?

Gott, jetzt klang ich ja wirklich schon so wie Niall und Eleanor es immer aussehen ließen.

Ich muss mich kurz daran erinnern, dass Louis mir nicht das Herz gebrochen hat. Er war nur mein bester Freund.

Mit Betonung auf war.

„Du...willst, dass ich dir was über mich erzähle?"

Louis nickt nur. „Ja. Was hast du so gemacht in den letzten Jahren? Hau raus."

In dem Moment klopft es, die Tür öffnet sich und meine Mum steckt den Kopf herein. Sie lächelt und trägt ein Tablett. „Hey Jungs. Wie versprochen...Saft und Kekse." Sie stellt das Tablett auf den Schreibtisch und ich lächelte sie nur müde an. Sie scheint mir anzusehen wie es mir geht und blinzelt mich nur aufmunternd an.

„Danke Anne", sagt Louis und als meine Mum den Raum wieder verlassen hat greift er sich sofort einen Keks und grinst. „Noch besser. Mit Snacks. Dann schieß mal los, ich bin soweit."

Ich kann ihn für einen Augenblick nur anstarren. Wie kann er einfach so tun, als wäre nichts gewesen? Als hätten wir einfach eine Pause eingelegt und wären befreundet...wie früher...

„Ääh", sage ich also nur etwas durcheinander und er nickt nur auffordernd. „Also...", beginne ich und dann seufze ich, schließe die Augen und fasse einen Entschluss.

Was Louis kann, kann ich schon lange. Wenn er so tun will als wäre das alles nie passiert, fein.

Das kann er haben.

Ich fange also einfach ganz locker an ihm zu erzählen, wie ich auf der weiterführenden Schule sofort am ersten Tag von einem braunhaarigen Jungen vor dem Tod durch einen Bienenschwarm gerettet wurde und dann gegen den Schock von einem netten Mädchen einen Schokoriegel bekommen habe, den sie als Frühstück mithatte. Und dass wir dann den heftigsten Lachflash unseres Lebens hatten.

Das ist in etwa die Geschichte wie El, Niall und ich beste Freunde wurden. Die beiden kennen mich besser als ich selbst mich kenne. Deutlich besser.

Dann erzähle ich Louis noch andere Dinge. Welche Fächer ich mag, wer meine Lieblingslehrer sind und warum ich ein schlecht gemaltes Bild von Benjamin Blümchen an der Wand kleben habe (wegen Eleanor). Und er lacht nur, stellt an den richtigen Stellen Fragen und erzählt mir dann im Gegenzug wie er Zayn und Liam kennengelernt hat, wie er seine Ex-Freundin Hanna kennengelernt und sich von ihr getrennt hat und wie seine beiden besten Freunde schlussendlich ein Paar wurden, es aber schaffen, dass Louis sich nicht wie ein fünftes Rad am Wagen vorkommt.

Und je mehr wir reden, desto einfacher wird es. Ich vergesse tatsächlich für eine gewisse Zeit wie schwierig es war, als er mich von jetzt auf gleich stehen gelassen hat. Wir reden über alles Mögliche, haben die Kekse schon lange aufgegessen und entscheiden uns dann doch noch wenigstens ein bisschen Text zu üben.

Wenn wir so weiter machen, dann sind wir tatsächlich bald wieder Freunde (es kommt mir ja jetzt schon fast so vor als wären wir es). Mrs. Ramos wäre stolz.

„Welche Szene denn?", fragt Louis und blättert in seinem Text.

„Ähh...Zweiter Akt, zweite Szene?"

„Oh, du willst sofort so einsteigen...verstehe." Louis grinst, zieht die Augenbrauen hoch und ich runzele nur die Stirn.

Was hat er denn?

„Ich dachte mit dem Liebe gestehen und Heiratsantrag warten wir noch ein bisschen..." Er zwinkert. Und ich starre ihn nur an.

Was soll das denn jetzt?

„Hey, das war doch nur ein Witz." Louis stößt mich mit der Schulter an, sein Grinsen verwandelt sich in ein Lächeln und dann sieht er auf sein Textheft. Und ich muss kurz tief durchatmen und zwinge mich meinen Blick von ihm zu nehmen.

Das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut. Ich fange jetzt schon an ihn wieder zu mögen.

Ich habe Angst, dass er mir zu schnell wieder zu wichtig wird.

Denn dann kann er mich verletzen.

Und davor habe ich eigentlich Angst.

_____

„Worum genau geht es darin eigentlich, außer um Liebe?", fragt Niall, leckt seinen Joghurtlöffel ab und nickt zu dem Flyer von Romeo und Julian, der etwas zerknickt auf meinem Schreibtisch liegt.

„Du kennst die Geschichte von Romeo und Julia nicht?", frage ich fassungslos und Niall zuckt nur mit den Schultern.

„Also um ehrlich zu sein", beginnt Eleanor. „Viel mehr als Liebe trotz verfeindeter Familien weiß ich auch nicht. Und dieses eine Zitat, wie ging das noch gleich ‚was uns Rose heißt, wie es auch hieße würde lieblich duften'...das kam mal in einem Barbiefilm vor, seitdem kann ich es nicht mehr vergessen."

Ich muss mit einem Mundwinkel grinsen. „Ah ja."

El grinst nur ebenfalls.

„Na ja, dann erklär ich's euch mal."

„Ach, musst du nicht", meint Niall, aber ich wedele nur mit der Hand in seine Richtung. „Werde ich aber."

Niall stöhnt, legt sich aber bequemer hin und sieht mich auffordernd an. „Na okay, dann leg mal los, Romeo."

„Okay, es gibt zwei Familien. Die Montagues und die Capulets."

„Und die sind verfeindet", sagt Eleanor. Ich nicke.

„Genau. Auf den Tod verfeindet, etwas übertrieben, wenn man mich fragt. Und auch wenn man den Prinzen von Verona fragt, der sagt nämlich in der ersten Szene schon, dass ihm die ständigen Kämpfe gewaltig auf den Sack gehen und der nächste, der Blut vergießt mit der Todesstrafe rechnen muss. Jedenfalls haben die Capulets eine Tochter, Julia, schon ganze dreizehn Jahre alt, also laut der damaligen Zeit alt genug zu heiraten, wohoo."

Niall zieht nur die Augenbrauen hoch.

„Also wollen ihre Eltern, dass sie Paris, einen reichen Grafen heiratet. Julia trifft aber auf irgendeiner Party ihrer Eltern auf Romeo, den Sohn der Montagues, der dachte er hat Liebeskummer wegen einer gewissen Rosalinde, sich aber dann als er Julia sieht auf den ersten Blick in sie verliebt."

„Pff. Liebe auf den ersten Blick, ich glaub auch." Niall schüttelt nur den Kopf.

Ich lasse mich davon nicht beirren, vor allem weil El wirklich interessiert wirkt.

„Jedenfalls verlieben sich die beiden, Tybalt, Julias Cousin, erkennt Romeo aber und er muss abhauen. Als Julia checkt, dass ihr neuer Lover ein Montague ist, ist sie absolut am Boden zerstört und redet laut auf ihrem Balkon darüber, dass ein Name ja schließlich nur ein Name sei und so weiter und so weiter."

„Sei", schnaubt Niall. „Ach du meine Güte, jetzt benutzt er sogar schon den Konjunktiv, rette sich wer kann."

Ich verdrehe nur die Augen. Ich hoffe irgendwann bald ist Niall wieder besser gelaunt. Ich dachte wirklich er wäre durch die heftigste Phase nach der Trennung durch, aber in letzter Zeit wirkt es wieder schlimmer.

„Sei still." El macht nur, wie ich vorher, eine Handbewegung in Richtung Niall und sieht mich gefesselt an. „Ja?"

„Dann taucht Romeo da auf, die berühmte Balkonszene, sagt dass er sie liebt bla bla, die beiden wollen heiraten."

„Jetzt schon?" Verstört blickt Niall mich an.

„Ja, ist halt Shakespeare, nh? Was soll ich machen?" Ich sehe wieder zu El. „Jedenfalls willigt ein so ein Kirchentyp ein, Lorenzo heißt der, der hofft auch, dass dadurch die Familien endlich aufhören sich zu hassen. Die beiden heiraten und Romeo will nachts zu Julia kommen. Auf dem Weg dahin trifft er aber auf seinen besten Freund Mercutio und Tybalt. Die beiden wollen streiten, Romeo will nicht mitmachen, Mercutio fordert Tybalt zum Duell, Tybalt tötet Mercutio, daraufhin ist Romeo so in Rage, dass er Tybalt tötet. Er wird aus Verona verbannt, aber immerhin nicht umgebracht. Julia erfährt dann davon, droht sich umzubringen, ihre Amme will das natürlich nicht und sucht diesen Lorenzo auf, der Romeo das mit er Verbannung gesagt hat, die beiden können noch ihre Hochzeitsnacht miteinander verbringen, also Romeo und Julia, nicht die Amme und Lorenzo, dann muss Romeo weg. Julia soll Paris drei Tage später heiraten oder wird von zu Hause verstoßen und droht diesmal nicht der Amme, sondern Lorenzo mit dem Selbstmord. Die denken sich dann einen Plan aus, Julia soll ein Gift nehmen, das sie so aussehen lässt als wäre sie tot, um der Hochzeit zu entkommen und dann mit Romeo glücklich werden. Der kriegt von dem Plan aber leider nichts mit und erfährt nur, dass Julia tot ist. Er besorgt sich ebenfalls Gift, aber ernsthaft tödliches, geht zu Julias Grab, trifft da aber auf Paris, der irgendwie denkt er hätte einen Anspruch auf Julia. Die beiden kämpfen, Paris stirbt und Romeo geht zu Julia. Da bringt er sich um. Als Julia aufwacht und Romeo tot neben sich sieht nimmt sie seinen Dolch und ersticht sich. Am Ende versöhnen sich die Familien dann am Grab."

„Wow. Und bei der ganzen Scheiße war die dreizehn?" Niall verzieht das Gesicht. „Wild."

Eleanor grinst ihn nur an und rollt mit den Augen. Dann sieht sie zu mir. „Aber stimmt schon, ziemlich abgefuckte Scheiße, die da abgeht."

Ich nicke. „Ja. Aber die größte Liebesgeschichte jemals. Sich umzubringen, weil man nicht ohne den anderen leben kann...irgendwie ist das schon romantisch, oder?" Ich seufze.

„Sag mal hast du Juckpulver gefressen?" Entgeistert sieht Niall mich an. „Da ist nicht romantisch, das ist krank."

Ich zucke nur genervt mit den Schultern. „Ach, whatever, hör du mal lieber auf mit deiner schlechten Laune ständig alle runterzuziehen."

Niall starrt mich nur einige Sekunden an, dann springt er auf und meidet meinen Blick. Eleanor sieht er genauso wenig an. „Ich geh einen Spaziergang machen. Ich brauche frische Luft. Wir sehen uns morgen." Und damit ist er weg.

Ich seufze. „So sollte das nicht rüberkommen."

„Ich weiß." El streicht mir über den Arm. „Wir können nur hoffen, dass er bald endlich über das Ganze hinwegkommt."

„Ja." Ich seufze nochmal. „Ja, das können wir."

____

„Du hast mir noch gar nicht erzählt, wie es mit Louis gelaufen ist", meint Eleanor und sieht mich interessiert an. Wir sollen eigentlich eine Partnerarbeit machen, aber niemand macht wirklich die Aufgabe, vor allem, weil wir den Raum verlassen durften und uns auf dem ganzen Schulhof verteilt haben.

„Du bist ja auch gestern, nachdem Niall weg war, abgehauen."

El lächelt. „Ich hab mich mit Max getroffen. Also...dem Typen vom..."

„Training, ich weiß schon. Wie war's denn?"

„Oh Mann, es war echt schön...er ist so-" Sie stockt. „Nein, du lenkst jetzt nicht ab. Es ging hier um dich und Louis. Erzähl mir alles. Und wehe du lügst!"

Ich seufze. War einen Versuch wert.

„Es war wie früher." Ich zucke mit den Schultern. „Er hat auch einfach so getan als wäre das alles damals gar nicht passiert. Als wären wir immer noch die gleichen Freunde, die wir damals waren und hätten uns nur ein paar Jährchen nicht gesehen. Auch in unserem Haus, er hat sich einfach so benommen als gehöre er dahin." Ich seufze. „Und irgendwie...hat es sich auch so angefühlt."

El mustert mich nur nachdenklich.

„Das klingt doch eigentlich ganz schön", meint sie dann irgendwann und lächelt. Ich atme aus. Dann nicke ich.

„Es war auch schön." Dann runzele ich die Stirn. „Es war echt schön."

„Und wieso siehst du dann aus als würdest du gleich deine Oma begraben?"

Ich seufze. „Wenn ich ehrlich bin, war es doch nie so, dass ich ihn nicht mochte", sage ich. „Ich hab ihn einfach nur...vermisst." In Gedanken versunken spiele ich mit dem Füller in meinen Händen rum.

Das ist die Wahrheit. Wenn ich mir eingestehe...was ich irgendwie getan hab...dann war die Abneigung, die ich Louis gegenüber gespürt habe einfach nur Angst.

El verzieht nur nachdenklich den Mund. „Möglich", meint sie dann und fängt an sanft zu lächeln. „Aber dann solltest du es einfach positiv sehen. Du wirst jetzt ziemlich viel Zeit mit ihm verbringen."

„Ja", sage ich, beiße auf meiner Unterlippe herum und bin mit meinen Gedanken völlig woanders. Ich gucke auf eine Stelle meines Heftes und blinzelte nicht, ich bin mental nicht anwesend.

„Harry? Harry!" El schnipst vor meinem Gesicht herum und ich falle aus meiner Starre.

„Hm?" Ich blinzelte und komme wieder zurück in diese Welt. Und verlasse die Welt, in der ich neben Louis aufwache. Ich weiß eh nicht, was das gerade war.

„Wow, okay." Ihr Gesichtsausdruck wird weich. Es sieht aus als würde sie eine Hand auf meinen Arm legen wollen, aber dann lässt sie es doch bleiben und streicht sich eine Strähne hinters Ohr. Sie scheint mit sich zu ringen, ob sie wirklich sagen soll, was sie sagen will und ich suche ihren Blick. „Was ist?"

„Nichts. Nichts." Sie sieht auf ihre Finger und murmelt irgendwas mit den Worten Niall und hat ja Recht, aber ich verstehe es nicht wirklich. Als ich nachfrage, winkt sie nur ab. „Wollen wir vielleicht mal die Aufgabe machen, wir haben nur noch fünf Minuten..."

Ich runzele die Stirn, weil sie so plötzlich ablenkt, aber ich zucke mit den Schultern. Wenn es was Wichtiges ist wird sie mit mir reden.

Und meine Gedanken fliegen zurück zu Louis. Ohne dass ich etwas dagegen tun kann.

_____

Als Eleanor am Samstagabend ihre Tür aufschließt und wir zusammen eintreten springen aus allen Ecken unsere Freunde hervor und rufen laut „Überraschung!"

Eleanor schreit kurz auf, weil sie sich so erschreckt, dann klappt ihr Mund auf, sie sieht zwischen allen hin und her, dann zu mir. Ich grinse nur.

„Wir feiern rein", meine ich und El fällt mir nur um den Hals. Ich lache, umarme sie zurück, drehe sie dann aber zu Niall, der breit grinst.

„Bedank dich lieber bei ihm, Niall hat das alles organisiert. Ich war nur dafür verantwortlich dich den ganzen Tag lang zu beschäftigen."

Eleanors Blick zeigt wie gerührt sie ist und dass sie Niall und mir jetzt am liebsten durch die Haare wuscheln und uns bis an unser Lebensende umarmen möchte.

Aber sie fällt einfach Niall um den Hals, der sie nur lachend auffängt und mir zugrinst.

Ich freue mich für ihn, denn so ein Lachen habe ich schon länger nicht mehr auf seinem Gesicht gesehen. Diese Party zu organisieren scheint ihn etwas abgelenkt zu haben.

„Ähm, Entschuldigung, wieso ist dir noch nicht aufgefallen, dass ich hier bin?", fragte eine Stimme und El fährt herum und entdeckt ihre Cousine, die Niall extra hergefahren hat, neben dem Sofa stehen.

„Emily!", ruft sie und rennt auf sie zu. Ich gehe nur zu Niall und halte ihm die Hand zum High Five hin. „Jackpot, du hast alles richtig gemacht."

„Ich weiß." Er grinst. „Ich bin halt der Beste."

Nachdem Eleanor sich mindestens fünf Minuten fast schreiend mit Emily unterhalten hat räuspert sich jemand neben ihr. Sie sieht auf, blinzelt ungläubig und sieht dann zu uns, bevor sie ihn überhaupt begrüßt. „Ihr habt sogar Max eingeladen?"

„Ich wiederhole, nur Nialls Verdienst."

Eleanor rennt wieder zu uns, umarmt Niall und gibt ihm einen Kuss auf die Wange, was von Max nur eifersüchtig beobachtet wird.

„Oh, keine Sorge, El ist sowas wie meine Schwester. Auf Inzest steh ich echt nicht so", ruft Niall nur lachend zu ihm und wischt sich Els Lipgloss von der Wange. Jetzt läuft Eleanor auch endlich auf Max zu, um ihn zu begrüßen. Ich werfe Niall nur einen Blick zu und er nickt mit hochgezogenen Augenbrauen. El ist viel zu aufgedreht.

„Was hast du denn mit ihr gemacht?", fragt er nur, während er mich in die Küche zieht, um uns was zu trinken zu holen.

Ich zuckte mit den Schultern. „Wir waren nur shoppen."

Niall zuckt auch mit den Schultern. „Na ja wie auch immer", meint er und reicht mir einen Becher. „Auf unsere beste Freundin." Ich lächele. „Auf El."

Etwa zwei Stunden später ist die Party in vollem Gange. El wird in einer halben Stunde siebzehn (sie ist fast die Jüngste des ganzen Jahrgangs) und ich stehe neben dem Billardtisch und spiele gegen ein Mädchen, das überraschend gut ist.

Neben uns ist ein Sofa, auf dem Liam und Zayn sitzen (beziehungsweise Zayn sitzt auf dem Sofa. Liam sitzt auf seinem Schoß) und sich leise miteinander unterhalten, während sie uns zusehen.

Keine Ahnung warum die Beiden hier sind, mit Eleanor haben sie ja jetzt eigentlich nicht so viel zu tun, aber es ist eh noch eine Menge an Leuten hinzugekommen. Da Els Haus allerdings riesig ist und ihre Eltern sich für die Nacht ein Hotelzimmer genommen haben (damit wir in Ruhe alles wieder aufräumen können...ich liebe Els Eltern) stört das niemanden so wirklich.

Außer mich. Mich macht es ein bisschen nervös. Denn wenn Liam und Zayn hier sind, dann vielleicht auch Louis.

Und der verwirrt mich.

Aber ich vermisse ihn auch. Und deshalb trinke ich einfach immer wieder in großen Schlucken aus dem Getränk, das Niall mir gemischt hat.

Ich hab auch das Gefühl es wird nie leer, sobald ich den letzten Schluck nehme, steht ein neuer Becher da.

Deshalb bin ich bald ziemlich voll.

Ich verliere gegen das Mädchen in Billard, gehe aber komischerweise nicht darauf ein, dass sie mich fragt, ob ich eine Revanche will (ich glaube sie ist am flirten, aber das ist ja das Komische. Normalerweise wäre ich froh, wenn ein Mädchen etwas von mir wollen würde, aber...heute ist es irgendwie anders). Außerdem sind meine Sinne inzwischen ziemlich...betäubt.

Zu Reden fällt mir schwerer, zumindest die Worte der Reihe nach aus meinem Mund zu kriegen und ein bisschen schwindelig ist mir auch. Als ich wieder in die Küche gehe, weil die drehenden Lichter der Diskokugel das Schwindelgefühl nicht unbedingt besser machen, stolpere ich geradewegs ins Louis' Arme.

Er ist also wirklich hier.

„Oh wow, Harry, na hallo", sagt er lächelnd als er mich auffängt.

„Uhm...hi", sage ich und kralle meine Finger in sein rotes Shirt. Ich blinzele. Gerade dreht sich wirklich alles, Himmel, ich hatte deutlich zu viel Alkohol.

Das scheint Louis auch zu denken.

„Kann es sein, dass du ein bisschen zu viel Alkohol hattest?"

„Was? Ich? Nö!" Ich winke ab, schlage ihm damit aber nur den Becher aus der Hand, der zu meinem großen Glück aber leer ist. Louis grinst.

„Sicher?"

Ich seufze. „Was machst du denn überhaupt hier? Mit Eleanor bist du doch gar nicht so gut befreundet..."

Louis zuckt mit den Schultern. „Keine Ahnung, bin irgendwie hier gelandet. Stört es dich?"

Ich schüttele den Kopf. Ich liege immer noch in Louis' Armen, aber freiwillig bewege ich mich da jetzt nicht weg. Es ist viel zu schön.

Und außerdem dreht sich immer noch alles und Louis hat mich sicher.

„Dann lass uns mal El suchen und ihr sagen, dass du ihr morgen tagsüber gratulieren wirst. Du musst nämlich nach Hause."

„Muss ich gar nicht", sage ich schmollend, aber in dem Moment verliere ich noch mehr das Gleichgewicht und stolpere so, dass meine Arme jetzt um Louis' Hals liegen. Unsere Nasenspitzen berühren sich fast und ich kann nur in seine blauen Augen starren.

Er räuspert sich und bringt uns wieder in die vorherige Position. Ich schließe nur kurz die Augen. Dann nicke ich. „Okay."

Während Louis eine große Flasche mit Leitungswasser befüllt rufe ich Eleanor an, weil ich keine Ahnung habe wo ich sie suchen soll. Und erstaunlicherweise nimmt sie sogar ab.

„Harry?"

„Kommst du kurz auf die Terrasse?", frage ich und sie willigt sofort ein und legt auf.

Louis stützt mich wieder leicht, weil ich etwas wackelig auf den Beinen bin und wir begeben uns zur Terrasse, wo El zusammen mit Max auf der Hollywoodschaukel sitzt.

„Sorry, euch zu unterbrechen", meint Louis und lächelt. „Ihr könnt gleich da weitermachen, aber Eleanor wärst du sehr enttäuscht, wenn Harry dir erst morgen gratuliert? Also...nachdem er geschlafen hat? Und ich ihn nach Hause bringe? Ich bezweifle, dass es so gut ist wenn er hier bleibt und weiter trinkt."

Eleanor sieht nur kurz zwischen uns her und lächelt dann. „Nein, alles gut, ich sehe Harry eh jeden Tag und hier sind genug andere Leute, die mich lieben." Sie grinst zu Max, der zurück lächelt. „Ich meine, Niall hat sogar meine Cousine hergezaubert, ich komm klar."

„Perfekt."

Ich gehe auf meine beste Freundin zu und umarme sie. „Bis morgen. Und ich wünsche dir noch nicht alles Gute, weil das Unglück bringt. Dafür back ich dir aber noch einen Kuchen."

El lacht. „Mach das." Sie tätschelt mir die Schulter.

„Und danke, dass du dich um ihn kümmerst", sagt sie dann zu Louis. Der lächelt nur.

„Es ist ja noch an der Grenze", sagt er dann. „Es geht ihm gut, er kotzt nicht, alles paletti. Aber einen Schluck mehr und die Grenze ist überschritten, deshalb nehme ich ihn lieber aus der Gefahrenzone."

„Wirklich. Danke."

Louis lächelt und zuckt mit den Schultern. „Er ist mir wichtig", sagt er dann leise, als ob ich gar nicht da wäre. Und vielleicht wollte er auch nicht, dass ich es höre. Oder mich dran erinnern werde. Und wer weiß? Vielleicht werde ich das ja auch nicht. Aber in diesem Moment löst es ein warmes Gefühl in mir aus (nicht dass mir kalt wäre...Alkohol und so...aber ich spüre es trotzdem).

„Das seh ich." Eleanor lächelt.

„Bis Montag." Louis hebt seine Hand zum Winken, legt seinen Arm um mich und lässt El und Max dann alleine.

Auf einer Bank ein paar hundert Meter von Eleanors Haus setzt er mich erstmal hin und reicht mir das Wasser.

„Danke." Ich nehme die Flasche und trinke in großen Schlücken. Denn er hat Recht. Ein Tropfen Alkohol mehr und das Fass wäre übergelaufen. Aber so ist es noch okay, ich bin noch halbwegs bei klarem Kopf und werde relativ schnell wieder ausnüchtern.

Es sind vielleicht vier Kilometer zu mir nach Hause und die mit Louis zu gehen hat etwas sehr friedliches. Es ist dunkel draußen, schließlich fast Mitternacht und dann finde ich es draußen eh sehr friedlich. Wenn die Stadt durch die Straßenlaternen noch erleuchtet ist, aber kaum ein Auto fährt und manche Ampeln ausgestellt sind...

Es weht auch noch eine leichte Brise und es ist trotzdem warm, also...es ist einfach perfekt.

Louis und ich reden nicht besonders viel. Wir lauschen eher der Umgebung, hören ein Martinshorn weit weg oder mal eine S-Bahn in der Nähe und genießen die Anwesenheit des Anderen. Ich genieße zumindest seine Anwesenheit, keine Ahnung wie das bei ihm ist.

Von Minute zu Minute werde ich nüchterner, das Wasser und das Gehen hilft...und als wir nach etwa vierzig Minuten bei mir zu Hause ankommen bin ich schon wieder absolut klar im Kopf.

Etwas awkward stehen wir vor meiner Tür und ich drehe mich zu ihm.

„Ähm...Danke fürs Nachhausebringen", sage ich dann und lächele schief.

Louis lächelt nur zurück und schiebt seine Hände in die Hosentaschen. „Klar."

„Und nur dass du es weißt...", fange ich an und schlucke, aber das Bisschen Restalkohol lässt mich weitersprechen. Ich habe das Bedürfnis es ihm zu sagen. Ich wollte es ihm schon den ganzen Rückweg lang sagen, aber ich konnte irgendwie nicht. Jetzt sieht er mich einfach fragend an. „Unsere Freundschaft damals bedeutet mir immer noch viel."

Louis lächelt noch ein Stückchen breiter.

„Mir auch. Deshalb bin ich sehr froh, dass wir durch die Proben jetzt mehr Zeit miteinander verbringen."

„Ich freu mich."

„Ich mich auch."

Und dann beiße ich mir auf die Unterlippe, nicke nochmal, drehe mich um und schließe die Tür auf.

„Tschüs Harry, Schlaf gut", meint Louis und ich lächele, sage auch Gute Nacht und mache dann die Tür zwischen uns zu.

Kurz atme ich durch.

Scheiße.

Er lässt mich Dinge fühlen.

_____

Die nächsten Wochen fliegen nur so dahin. Es werden gefühlt jede Woche mehr Proben und Louis und ich kommen uns immer näher. Ich habe wirklich das Gefühl es ist fast wie früher. Wir stehen uns sehr nah, gehen in den Pausen oder wenn andere Leute eine Szene proben zusammen essen und er lacht über meine dummen Witze. Und ich lache über seine (aber im Gegensatz zu meinen sind die nunmal auch echt gut).

Wir umarmen uns zur Begrüßung, zum Abschied und mal so zwischendurch und wir proben viel Text zusammen.

Ich stelle ihm Niall und Eleanor vor, er stellt mir Liam und Zayn vor. Aber meistens sind wir trotzdem zu zweit.

Er kommt öfter mal bei mir vorbei, wir gucken uns Filme an (zum Beispiel den Romeo und Julia Film mit Leonardo DiCaprio - um unsere Rollen noch besser zu finden), essen Mums Kekse und als Gemma ein Wochenende zu Besuch ist freut sie sich auch Louis wiederzusehen.

Ich merke wie meine Mutter sich freut, dass Louis und ich wieder Freunde sind.

Ich bemerke wie Eleanor uns ansieht.

Ich bemerke wie Liam und Zayn uns ansehen.

Ich bemerke wie sogar Niall uns ansieht, wenn Eleanor ihn anstößt.

Aber es gibt ein paar Dinge, die komisch sind.

In der ganzen Zeit sind wir nie bei Louis zu Hause. Wenn ich Dinge über seine Mutter frage, blockt er ab (seine Mum ist seine einzige Familie. Sein Vater ist nach seiner Geburt abgehauen und es waren immer nur er und seine Mutter. Zumindest soweit ich weiß, ich hatte schließlich acht Jahre keinen Kontakt mehr mit ihm), manchmal verschließt er sich von jetzt auf gleich.

Und dann ist da noch mein Herz. Das verstehe ich auch nicht. Wenn Louis mich anlächelt schlägt es schneller. Wenn Louis mich umarmt schlägt es schneller. Wenn Louis einfach nur in meiner Nähe ist schlägt es schneller.

Aber ich verstehe das nicht. Wir sind nur Freunde. Wieso macht es das?

_____

Morgen fahren wir auf Probenfahrt in die Jugendherberge, um die letzten Schliffe vorzunehmen, die letzten Texthänger mitten in der Nacht abzufragen (laut Mrs. Ramos...vermutlich sage ich aber eher eine binomische Formel als meinen Text, weil mein Mathelehrer schon seit Ewigkeiten sagt, die müssen wir im Schlaf können), um zusammen Spaß zu haben, bevor es richtig ernst wird.

Jetzt sind El und Niall bei mir und essen meine Snacks leer (sie streiten sich gerade um die letzte Lakritzschnecke - das finde ich sogar gut, denn ich hasse Lakritz). Ich liege auf meinem Bett und erstelle eine Playlist.

„So Harry", meint Eleanor dann aber irgendwann und ich sehe auf. „Hm?"

„Jetzt wird's ernst, oder? Ich meine, die Aufführung ist nächste Woche." Sie scheint gewonnen zu haben, denn sie zieht die Schnecke genüsslich auseinander und Niall hat die Arme verschränkt.

Ich nicke. „Ja. Und die Probenfahrt wird bestimmt ziemlich...intensiv."

El runzelt die Stirn. „Was meinst du damit?"

„Hm?" Ich schrecke aus meinen eigenen Gedanken hoch. Wieso passiert mir das in letzter Zeit so oft? Ich bin ständig woanders.

Meistens bei Louis. Fuck.

„Ach so, ich meine einfach, weil wir durchgehend proben werden uns so. Außerdem wollte Mrs. Ramos wissen, ob Louis und ich bereit wären uns im Stück zu küssen, oder nicht. Ich meine, für die Authentizität und so fände sie es schön, aber wir sind eine Theater AG. Da wird sowas nicht unbedingt erwartet. Also wir werden nicht dazu gezwungen. Aber Louis hat sich noch nicht geäußert."

„Wie siehst du die Sache denn?" Niall reißt die Hälfte von Els Lakritzschnecke ab und sieht mich fragend an.

Ich zucke mit den Schultern. „Mir ist das mehr oder weniger egal. Ich meine...im Endeffekt...sind es nur ein zwei Küsse, oder? Aber andererseits...ist es Louis und...unsere Freundschaft ist gerade erst wieder so gut geworden. Ich will nicht, dass das dann irgendwie komisch wird. Oder dass Leute von der Schule das komisch finden."

„Wieso sollten das Leute komisch finden?"

„Na ja. Im Schultheater ist das doch nicht unbedingt üblich, oder? Vielleicht würden Leute denken wir hätten es drauf angelegt, oder wären heimlich zusammen..."

„Übertreib mal nicht so, Harry." El grinst. „Du denkst schon wieder viel zu viel darüber nach."

„Und wenn schon?", kommt es von Niall. „Sollen die Leute doch denken. Es könnte sogar gut für dein Liebesleben sein. Bei so vielen Mädchen, die Liam und Zayn nachthirsten gibt es dann bestimmt auch Leute, die auf dich und Louis abfahren."

„Ob, ihr wärt so ein heißes Paar!", stimmt Eleanor zu und steht auf. „Ich hol mir eben was zu trinken. Will noch jemand, was?"

Niall nickt. „Einen Pfirsich-Eistee, bitte."

El zieht die Augenbrauen hoch und auch ich sehe ihn überrascht an. Aber Niall sieht nur auf sein Handy runter und bemerkt unsere Blicke gar nicht.

Pfirsich Eistee ist Hailees Lieblingsgetränk. Er konnte das Zeug nicht mal ansehen, weil es ihn immer zu sehr an sie erinnert hat.

El und ich wechseln einen Blick, dann lächeln wir beide breit.

„Okay, ein Pfirsich Eistee. Kommt sofort." Und damit ist sie aus dem Zimmer.

_____

Die Jugendherberge ist wirklich schön. Wir sind nicht als Gruppe hingefahren, sondern haben uns da getroffen, weil wir nur in der Nachbarstadt sind.

Und mit wem bin ich auf einem Zimmer? Richtig, mit Louis. Alleine. Wir sind in einem Zweierzimmer.

Und das macht mich nervöser als es sollte. Man das war doch klar, wir sind gute Freunde, wir spielen die Hauptrollen, wir sind ein Team und schlafen im gleichen Raum. Ist ja nicht so als gäbe es nur ein Bett oder so. Wir haben beide ein eigenes, also alles im grünen Bereich.

Außer natürlich der Tatsache, dass mein Herz in seiner Nähe immer noch schneller schlägt und ich nicht weiß woran das liegt.

Vermutlich steigere ich mich einfach in meine Rolle rein. Ich meine, es ist ja nicht normal wie oft ich Louis schon meine Liebe gestanden habe - also auf der Bühne. Wir haben so viele Szenen bestimmt fünfzehn Mal geprobt. An einem Tag.

Auch heute haben wir schon bestimmt fünf Mal unsere beiden Tode gespielt. Wir haben uns dafür entschieden uns auf der Bühne nicht zu küssen, was Mrs. Ramos zwar etwas schade findet, aber nachvollziehen kann.

Am traurigsten finden das aber die Leute in der Theatergruppe, die schon angefangen haben mich und Louis zu shippen. Das sind inzwischen einige. Und als wir abends den Film sehen (Romeo und Julia, den den Louis und ich schon zusammen gesehen haben) schläft Louis so halb gegen meine Schulter ein und davon werden natürlich sofort Fotos gemacht. Aber es stört mich nicht.

So ist die Dynamik in unserer Theatergruppe halt. Wir sind eine echt coole Gruppe, um ehrlich zu sein und dadurch, dass man so viel Zeit miteinander verbringt entstehen sehr schnell Freundschaften.

Aber ich bin auch relativ müde und als der Film vorbei ist bestellen wir uns zwar noch mit den Anderen Essen, danach gehen Louis und ich aber schon in unser Zimmer (vor allem, weil wir am nächsten Tag direkt mit einer Probe um 8 Uhr anfangen).

Ich sitze einfach auf meinem Bett und schreibe El zurück, während Louis im Badezimmer ist und sich die Zähne putzt. Als er wiederkommt trägt er ein zu großes T-Shirt und sofort erinnert er mich an den Louis von früher.

Und kurz zuckt ein kleiner Schmerz durch mein Herz. Denn auch wenn wir jetzt wieder Freunde sind...es tut mir immer noch weh wir er mich damals von sich gestoßen hat. Und ich kann das nicht länger einfach ignorieren.

Ich schiebe es schon länger vor mir her, ihn darauf anzusprechen.

„Louis?" Ich stehe auf und gehe auf ihn zu. Verwirrt sieht er mich an.

„Ich äh..." Ich schlucke. „Es gibt da noch was worüber ich mit dir reden wollte."

„Ja? Was denn?" Er sieht mich aufmerksam an und kommt näher. Er steht näher an mir als man normalerweise voreinander stehen würde. Er legt eine Hand auf meine Schulter. Ich kann dabei nur zusehen.

Dann schlucke ich wieder. „Also unsere Freundschaft früher...", fange ich an.

„Jaa?" Er lächelt leicht.

„Die war damals alles für mich."

Er lächelt noch breiter. Und nickt. „Für mich auch", flüstert er und legt die Hand näher an meinen Hals. Er sieht mich so intensiv an, dass ich mich fast nicht darauf konzentrieren kann was ich sagen will.

„Warum..." Ich verliere mich in meinen Gedanken, weil Louis mit seiner anderen Hand eine Strähne aus meiner Stirn streicht. Dann schließe ich kurz die Augen und konzentriere mich. Was passiert hier eigentlich gerade?

„Warum hast du das damals einfach...abgebrochen? Wieso hast du mich einfach weggestoßen, so getan als würdest du mich nicht kennen und allein gelassen?", bricht es dann aus mir raus und ich sehe wie sich Louis' Augen weiten. Er nimmt die Hände von mir und will weggehen, aber ich bin schneller. Ich ziehe ihn an der Hüfte zu mir und schüttelte den Kopf.

„Nein. Du bist mir jahrelang aus dem Weg gegangen. Wir reden da jetzt drüber."

„Harry..." Er bricht ab, sieht überall hin, nur nicht in mein Gesicht und seufzt.

„Mann, Harry, ich-", sagt er dann, bricht wieder ab und sieht mir genau in die Augen. Ich atme wieder kürzer. Sein Blick wandert zu meinen Lippen runter, ohne dass er weiterspricht und ich fahre instinktiv mit meiner Zunge darüber.

Er kommt noch näher und ich denke für eine Sekunde wirklich wir küssen uns gleich. Aber dann senkt sich Louis' Blick von meinen Lippen auf den Boden und er seufzt.

„Okay. Wir reden." Er greift nach meiner Hand und zieht mich auf mein Bett. Jetzt sitzen wir nebeneinander und ich fange langsam an mir Sorgen zu machen. Louis verhält sich komisch.

„Ich wollte das nicht, ich schiebe das jetzt Jahre vor mir her, aber um ehrlich zu sein konnte ich eh nicht mehr länger durchhalten."

„O...okay?" Ich runzele vorsichtig die Stirn und sehe ihn aufmerksam an.

„Ist dir aufgefallen, dass ich nie über meine Mutter rede?" Es wirkt fast, als müsse er die Worte zwingen seinen Mund zu verlassen.

„Ähm." Ich schlucke. „Ja?"

„Ich...meine Mum ist..." Er schluckt und atmet tief durch. „Einfach raus damit", flüstert er leise zu sich selbst. „Meine Mum ist gestorben."

Ich sehe ihn einfach nur an. Wellen des Schocks fahren durch meinen Körper und ich kann nichts anderes tun. Ich kann Louis einfach nur anstarren. „Was?", hauche ich dann nach wenigen Sekunden, die sich wie eine Ewigkeit anfühlen. „Wann?"

Er presst die Lippen aufeinander, scheint durch mich hindurchzusehen und sieht dann auf seine Finger. „In der fünften Klasse", gibt er mit zittriger Stimme von sich. Er atmet tief durch.

Ich will etwas sagen, aber ich weiß nicht was.

„Sie...sie hatte Krebs."

Vorsichtig strecke ich die Hand aus. Meine Finger berühren seine und statt sie wegzuziehen greift er danach wie nach einem Rettungsanker und klammert sich mit beiden Händen daran fest.

„Ich war am Boden zerstört. Ich meine, du kennst mich, du weißt wie sehr ich sie geliebt habe. Aber ich war gerade neu auf der Schule, ich hatte Angst, dass die Leute mich nur noch als den sehen dessen Mutter gerade gestorben ist." Er schluckt und starrt weiterhin auf unsere Hände. Seine Daumen streichen beide über meinen Handrücken, fast als würde er mich trösten wollen.

„Außerdem wollte ich nicht...dass du so leidest wie ich." Kurz wirft er mir einen flüchtigen Blick aus seinen blauen Augen zu, dann fixiert er einen Punkt an der Wand. „Ich wollte, dass niemand so leidet wie ich." Pause. „Ich wollte, dass niemand überhaupt wusste, wie sehr ich gelitten habe."

Er sieht mich an. „Ich wollte nicht, dass du es rausfindest. Du...du warst immer so glücklich und fröhlich und ich weiß wie wichtig dir auch meine Mutter war. Ich wollte dich nicht so sehr verletzen. Ich wollte dir nicht zeigen, wie verletzt ich war. Ich wollte es niemandem zeigen, boys don't cry. Ich wollte auf der Schule nicht das arme Schwein sein, ich wollte einfach normal weiterleben. Aber du hättest es rausgefunden. Und dann...wenn ich mit dir darüber geredet hätte...dann wäre ich zusammengebrochen. Endgültig. Also..." Langsam wird seine Stimme brüchig und sein Griff um meine Hand verstärkt sich.

„Also hast du...mich stattdessen einfach...verlassen?" Meine Stimme ist nur ein leises Hauchen.

Louis nickt.

„Du wolltest mich nicht verletzen? Und deshalb hast du mich allein gelassen?"

„Ich war zehn, Harry. Und meine Mutter ist gestorben. Ich hatte doch keine Ahnung was ich tue."

„Aber ich war dein bester Freund. Wenn man sich in solchen Zeiten nicht auf seinen besten Freund verlassen kann...auf wen denn dann?"

„Wir waren Kinder, Harry. Es hätte dich nur unnötig fertig gemacht!"

„Dass du mich verlassen hast hat mich unnötig fertig gemacht, Louis!", rufe ich, viel zu laut. „Natürlich hätte mich der Tod deiner Mutter fertig gemacht. Aber doch nicht so wie dich! Du kannst dich doch wenn es dir scheiße geht nicht einfach vor der Welt verschließen." Den letzten Satz flüstere ich fast und starre ihn nur an.

Er sieht nur zu mir zurück und ich merke wie ihm langsam Tränen in die Augen steigen.

Mein Herz tut weh. Er war so jung. Und so zerbrochen.

„Wissen Liam und Zayn es?", frage ich langsam. Er muss mit jemandem darüber geredet haben. Mit irgendjemandem. Zumindest inzwischen.

Zögerlich schüttelt Louis den Kopf. „Sie wissen nur, dass es ein sensibles Thema ist."

„Weiß es irgendwer?"

Wieder schüttelt Louis langsam den Kopf. Entsetzt sehe ich ihn an. „Was?", bricht es leise aus mir heraus.

Er zuckt mit den Schultern. „Ich hab keine Geschwister. Es waren immer nur meine Mutter und ich. Meine Oma ist bei mir eingezogen. Es gibt niemanden, der es jemandem hätte sagen können."

Ich bin komplett sprachlos. Ich kann ihn nur ansehen.

„Lou", hauche ich dann. „Hast du nie...hast du nie mit irgendwem darüber geredet? Geweint? Dich geöffnet?"

Er schüttelt den Kopf. „Ich hatte meinen besten Freund ja verlassen."

In meine Augen steigen Tränen. Ich kann nicht anders.

„Eigentlich wollte ich dir Vorwürfe machen, dass du mich einfach alleine stehen gelassen hast. Jetzt will ich dich nur noch umarmen und weinen."

Und irgendetwas in Louis scheint mit diesem Satz zu brechen. Er lässt meine Hand los und fällt mir stattdessen so stürmisch um den Hals, dass wir zusammen nach hinten aufs Bett fallen.

„Es tut mir so Leid", flüstere ich in seine Haare, schlinge meine Arme um seinen Oberkörper und lege mich so hin, dass wir bequem auf dem Bett liegen können. Louis hat seinen Kopf in meinem Nacken vergaben und sein Körper bebt vor Schluchzern.

Ich halte ihn nur.

Mindestens eine halbe Stunde lang.

Bis er einschläft.

_____

Okay, wow. Louis hat mich damals alleine gelassen, weil er mir nicht wehtun wollte, obwohl er die schlimmste Zeit seines Lebens überstehen musste.

Seine Mutter ist tot. Seit acht Jahren.

Natürlich trifft mich das tief, Jay war ein großer Teil meiner Kindheit, aber wie Louis mit der Sache umgegangen ist trifft mich noch mehr.

Er hat es noch nie jemandem erzählt. Außer mir und seiner Großmutter weiß niemand von dem Schmerz durch den er gehen musste.

Aber er hat es mir erzählt.

Und ich habe ihn gehalten bis er eingeschlafen ist.

Und jetzt liegt sein Kopf auf meiner Brust, ich streiche durch seine Haare und bewundere wie schön er beim Schlafen ist.

Louis. Mein Louis. Musste so viel durchstehen.

Alleine.

Mein Herz tut mir weh, wenn ich nur daran denke, wie er sich hat fühlen müssen. Er war zehn Jahre alt, unendlich alleine und einfach nur am Boden zerstört.

Wie zur Hölle kommt man denn bitte auf die Idee, dann seinen besten Freund beschützen zu wollen? Während man selbst am Boden ist?

Louis ist zu gut für diese Welt. Diese schreckliche Welt verdient ihn gar nicht.

Sanft streiche ich einzelne Strähnen aus seinem Gesicht. Ich habe kaum geschlafen, vor allem, weil ich eigentlich auf dem Bauch schlafe und mein linker Oberarm unter Louis nicht wirklich viel Blut abbekommen hat, aber das interessiert mich nicht wirklich. Ich kann auch zu Hause schlafen, wenn ich die Proben heute überstanden habe.

_____

Ich überstehe die Proben nur mit Mühe und Not. Je näher man der Aufführung kommt, desto schwieriger wird es und dieser Sonntag ist wirklich schlimm. Zwischen Louis und mir passiert gar nichts mehr, wir fahren einfach nur nach viel Proben und einem mehr oder weniger erfolgreichen kompletten Durchgang des Stücks zurück nach Hause und ich gehe sofort völlig fertig ins Bett.

Auch am nächsten Tag in der Schule bin ich noch nicht besonders wach. Erst nachdem Eleanor mir vom Bäcker auf ihrem Schulweg einen Kaffee mit doppeltem Espressoshot mitgebracht hat bin ich einigermaßen ansprechbar.

„So. dann hau mal raus, mein Lieber", sagt sie. „Wie war dein Wochenende?"

„Anstrengend", stöhne ich und höre Nialls Lachen von rechts.

„Ja, das seh ich." Er kommt zu uns und lässt sich neben mich auf die Mauer nieder. Verwirrt musterte ich ihn.

Seit der Trennung war er morgens noch nie so gut drauf.

Generell gut drauf ist ja schon selten bei ihm. Aber jetzt strahlt er von einem Ohr zum anderen.

Ich seufze und beschließe, dass mir das erstmal egal ist. Ich bin zu müde, um zu denken. „Ja, danke, Niall."

Ich kann sein Grinsen quasi hören, als er sagt: „Du weißt, das war nicht so gemeint" und gut gelaunt mit den Beinen baumelt.

El scheint auch überrascht zu sein, sie mustert ihn mit Argusaugen und wirft mir dann einen fragenden Blick zu. Ich zucke mit den Schultern und nehme einen weiteren Schluck des Kaffees.

„Was ist mit dir los?", fragt sie und Niall runzelt die Stirn.

„Was meinst du?"

„Na ja, du bist so...gut gelaunt."

„Darf ich das nicht?"

„Doch, doch, nur..." Eleanor sieht ernsthaft verwirrt aus. Dann schüttelt sie ihren Kopf, winkt ab und widmet sich wieder mit.

„Also wie geht es jetzt weiter? Freitag ist die Aufführung, richtig?"

Ich nicke. „Wir proben jetzt jeden Tag, bereiten in der Aula alles vor, also die Techniker kommen und bauen den ganzen Kram auf, wir müssen die letzten Sachen mit den Musikern klären, der Kunst-LK muss das Bühnenbild zu Ende machen und es fehlen noch ein paar Schliffe bei manchen Kostümen." Ich seufze. „Das heißt, diese Woche wird hart anstrengend."

El lächelt. „Aber das ist es wert?"

Ich lächele und wärme meine Hände am Pappbecher. „Oh ja. Definitiv. Wenn man im Licht steht und Leute dir applaudieren, das ist das beste Gefühl auf der Welt."

„Ich würd sagen Liebe ist besser", wirft Niall ein und El und ich starren ihn nur an.

„Ernsthaft, was ist los mit dir?", fragt Eleanor.

Niall grinst nur. „Was meinst du denn?"

Eleanor runzelt die Stirn und als sie nicht antwortet zuckt Niall nur mit den Schultern. „Na, da vorne kommt Lewis, wir müssen jetzt zu Musik, ihr wisst doch, Mr. George ist überpünktlich." Und damit springt er von der Mauer und läuft zu seinem Kumpel Lewis, der fünf Meter weiter auf ihn wartet.

Ich sehe ihm nur hinterher.

Und blinzelte zweimal. „Also...also er ist über Hailee hinweg?"

„Scheint so." Eleanor nimmt meinen Kaffee und trinkt einen Schluck. „Wie auch immer er das jetzt plötzlich geschafft hat."

_____

Wie die nächsten paar Tage vergehen, kriege ich kaum mit. Ich bin eine Mischung aus Probe, Schule und Schlafen und als ich am Donnerstag nach der Probe nochmal bei El vorbeifahre, weil ich eine Jacke bei ihr liegen habe und sie immer vergisst mir die in die Schule mitzubringen schlafe ich fast im Bus ein.

Sie begrüßt mich schon mit einer Dose Cola und ich grinse nur. Wir gehen in ihr Zimmer, weil ich zumindest ein paar Minuten bleiben will, ich brauche nämlich auch noch irgendwie einen Rat. Beziehungsweise eine zweite Meinung. Es gibt nämlich immer wieder diese...Momente. Zwischen Louis und mir. Und die verunsichern mich.

Ich weiß nicht mehr was ich fühlen soll. Er verwirrt mich so sehr und ich frage mich so oft einfach wie es sich anfühlen würde ihn zu küssen, dass ich wirklich verrückt werde.

Also lasse ich mich mit der Cola auf Els Schreibtischstuhl nieder und seufzte. Ich runzele die Stirn als ich die aufgerissene Packung Marshmellows sehe, ignoriere das dann aber und drehe mich zu meiner besten Freundin, die mich fragend ansieht.

„Also. Krisensitzung, weil?"

„Louis."

„Hab ich mir fast schon gedacht." Eleanor grinst.

Ich ziehe mein rechtes Bein an meine Brust und lege mein Kinn auf meinem Knie ab. „Er verwirrt mich immer mehr. Also irgendwie...ich fühle irgendwas, weißt du?"

Eleanor sieht mich nur unbeeindruckt an. Dann lächelt sie. „Und weiter?"

„Also...ich will ihn voll oft einfach nur küssen. Und wenn ich mit ihm irgendwo bin...also ich werde nervös in seiner Nähe, aber alles ist so vertraut und ich fühle mich einfach nur wohl und...ach irgendwie komme ich einfach mit meinen Gefühlen nicht ganz hinterher. Weißt du was mit mir los ist?"

Eleanor sieht mich nur belustigt an. Dann wird ihr Blick weich. „Eigentlich ist die Antwort ganz leicht, Harry. Du bist in ihn verliebt."

„Was?" Ich lache. „Unsinn. Ich bin doch nicht in ihn verliebt. Nur weil er so gut aussieht und so witzig ist, dass ich schon so oft seinetwegen vor Lachen Bauchschmerzen hatte, bin ich doch nicht in ihn verliebt. Er ist nur einfach lieb und fürsorglich und ich könnte ihm den ganzen Tag einfach zuhören, wenn er über irgendwas redet, was ihn begeistert. Ich mag ihn halt. Und er ist ein unglaublicher Schauspieler, aber deshalb bin ich dich nicht..."

Ich verliere mich in meinen Worten und lasse mein Bein wieder frustriert vom Stuhl rutschen.

Eleanor lacht nur. „Harry. Jetzt mal ernsthaft. Hast du dir eigentlich mal selber zugehört, wenn du von ihm sprichst?"

Ich starre sie einfach an. Und dann schleicht sich langsam aber sicher die Erkenntnis bei mir ein.

„Scheiße", sage ich leise. „Ich bin echt in ihn verliebt, oder?"

Eleanor grinst. Dann zuckt sie mit einer Schulter. „Würd ich sagen, ja."

„Aber..." Ernsthaft verwirrt runzele ich die Stirn. „Das heißt ja...ich bin nicht hetero. Wie konnte mir das denn...so lange entgehen?"

Eleanor lächelt, setze sich auf meinen Schoß und legt ihren Arm um meine Schulter.

„Weißt du, was ich glaube?", beginnt sie. „Ich glaube, Louis hat dir damals so wehgetan, dass du einfach alle Gefühle, die du für Jungs hattest immer komplett verdrängt hast. Unbewusst. Aus Angst wieder so verletzt zu werden."

Ich sehe sie einige Sekunden nur an. „Du könntest Recht haben", sage ich dann. „Also keine Ahnung, ob es wirklich so ist, aber es hört sich auf jeden Fall nach einer schlauen Erklärung an. Die nehmen wir."

Eleanor lacht. „Tja, hallo, ich bin Eleanor, 17 und Hobbypsychologin, Freut mich Sie kennenzulernen."

Ich grinse nur und stoße ihr in die Seite. Sie übertreibt natürlich und tut so als würde sie deswegen auf den Boden fallen. Ich werfe sie nur mit Marshmallows ab.

Sie fängt sie mit dem Mund.

_____

Der nächste Tag ist komisch. Denn nichts ist anders. Obwohl ich weiß, dass ich in Louis verliebt bin. Wir proben, die Generalprobe verläuft katastrophal, aber da sind wir alle sogar halbwegs glücklich drüber, denn irgendwie ist der typische Theateraberglaube in unserer Gruppe deutlich vorhanden. Ich gucke mir manche Jungs aus der Gruppe an und mir fällt auf, dass Tom wirklich gut aussieht, Timmy unglaublich tolle Haare hat und ich Alex einfach nur heiß finde. Ich weiß nicht, wie ich nicht verstanden habe, dass ich auch auf Typen stehe.

Aber nicht nur. Die Gefühle, die ich für Mädchen habe sind definitiv echt. Aber am echtesten sind wohl meine Gefühle für Louis. Trotzdem schaffe ich es irgendwie mich da heute nicht zu krass reinzusteigern.

In der Mittagspause kommt Eleanor vorbei. Ich bin gerade alleine im Raum hinter der Bühne, die anderen sind was Essen gegangen, aber El wollte mir was bringen. Als sie auftaucht sieht sie irgendwie merkwürdig aufgedreht aus. Als ob sie irgendetwas weiß, was ich nicht weiß.

„Ist was?", frage ich und sie nickt nur.

„Das musst du dir angucken!"

Ich nicke, nehme ihr die kalten Nudeln aus der Hand und stelle die Tupperdose neben mir auf den Tisch.

„Ich war letztens auf SoundCloud unterwegs, weil Max...der macht da auch Musik. Und da bin ich auf was gestoßen, was dich vielleicht interessieren könnte." Sie presst die Lippen aufeinander, sieht aber komplett begeistert aus. Sie tippt auf ihrem Handy herum und dann fängt ein Song an. Es erklingt ein Klavier und dann beginnt eine Stimme zu singen.

„We fight, we get high holding on to love", tönt es aus dem Handy und ich runzele die Stirn.

„Ist das...?", frage ich und El nickt nur langsam. „Ich weiß jetzt wie Niall über Hailee weggekommen ist", meint sie.

Mir entgleisen alle Gesichtszüge. „Wow", stoße ich nur raus und sie nickt wieder. Der Song ist unglaublich traurig, aber er ist wunderschön. Ich wusste, dass Niall singen kann, aber dass er so eine unglaubliche Stimme hat, das...das überwältigt mich völlig.

„Das...wow." Ich weiß immer noch nicht was ich sagen soll.

„Es ist ein ganzes Album", meint Eleanor dann und stellt sich so neben mich, dass ich auf ihr Handy gucken kann. „Es heißt Heartbreak Weather und...es beschreibt eigentlich echt die Geschichte von ihrer Trennung."

„NH?" Ich muss grinsen. „Besonders kreativ war er mit dem Künstlernamen ja jetzt nicht."

„Aber es ist echt krass", meint El und ich kann nur nicken.

„Ja echt. Ich muss mir das morgen mal alles in Ruhe anhören. Vor allem scheint es ihm ja wirklich geholfen zu haben."

„Das Hochladen war anscheinend der Moment." Eleanor tippt ein paar Mal, dann erscheint ein Text von „NH" über das Album. „Er meint er hat das Album ungefähr über ein halbes Jahr lang geschrieben und es jetzt endlich herausgebracht und das hat ihm total geholfen und..." El sieht zu mir. „Guck mal wie viele fucking Fans unser bester Freund hat."

Begeistert gucke ich mir sein ganzes Profil an, El und ich hören Songs über Songs und reden darüber. Einerseits fragen wir uns warum Niall das vor uns geheim hält, aber vermutlich ist das einfach eine ganz andere Welt seines Lebens, die er mit diesem Leben nicht teilt. Deshalb beschließen El und ich auch einfach ihm nicht davon zu erzählen, dass wir seine Musik entdeckt haben. Falls er irgendwann mit uns darüber reden will sagen wir es ihm, aber so genießen wir es einfach. Und machen es für ihn nicht unangenehm, denn manche der Songs sind ziemlich persönlich.

Wir merken gar nicht wie schnell die Pause vorbei ist, denn irgendwann muss ich weiter proben und hab nicht mal was gegessen.

Eleanor verabschiedet sich wieder mit einem „bis heute Abend" und ab da geht alles irgendwie unglaublich schnell.

Ich kriege gar nicht mit wie alles passiert, ich weiß nur irgendwann stehe ich auf der Bühne und spiele meine erste Szene. Vor einem großen Publikum (wirklich, ich hätte nie erwartet, dass so viele Leute kommen).

Es wird immer schlimmer. Also nicht vom Stück her, da läuft alles perfekt. Aber wenn ich vorher nichts gespürt habe, also keine Änderung seit mir klargeworden ist, dass ich in Louis verliebt bin...jetzt wird es immer schlimmer und spätestens als wir unsere Tanzszene spielen fängt mein ganzer Körper an sich nach seinen Berührungen zu sehnen.

Ich will wissen wie er küsst, ich will, dass er mich jeden Tag anlächelt, ich will ihn auf dem Schulhof von hinten umarmen können.

Ich will Louis.

Meine Gefühle überwältigen mich, aber ich spiele trotzdem einfach weiter. Die ganzen Proben haben das Stück so in mein Gehirn eingebrannt, dass ich fast das Gefühl habe, ich könnte meinen Text gar nicht vergessen.

Das Stück geht viel zu schnell vorbei. Insgesamt dauert es fast zwei Stunden, wir haben bei den letzten Proben immer die Zeit gestoppt, aber es kommt mir vor wie vielleicht 20 Minuten.

Und dann liegt Louis da. Als Julian. Als wäre er tot, auf dem Totenbett, oder was auch immer das ist.

Das Stück ist bald vorbei. Und die Erkenntnis trifft mich. Was wenn Louis und ich danach nicht mehr befreundet sein werden? Was wenn wir uns kaum noch sehen und unsere Freundschaft zum zweiten Mal zerbricht? Ich weiß nicht, ob ich das überstehen würde.

Ich atme zitternd durch. Mein Text fließt mir nur so von den Lippen, aber an einer Stelle stocke ich.

Denn plötzlich weiß ich, dass ich den Moment nutzen muss. Louis sieht wunderschön aus. Und ich kann den Gedanken nicht ertragen, niemals zu wissen wie es sich anfühlt ihn zu küssen.

Jetzt kann ich einfach sagen es war alles fürs Stück. Auch wenn es das nicht ist. Das Publikum könnte mir jetzt nicht egaler sein.

„Ein letzter Kuss, mein Geliebter. Noch dieser Kuss", sage ich also, wie wir es gemacht hätten, wenn wir die Küsse im Skript gelassen hätten. Ich beuge mich zu ihm runter und drücke sanft meine Lippen auf seine.

Nur für etwa eine Sekunde, dann löse ich mich wieder, aber das war schon lange genug, um mir zu zeigen, dass ich mehr will. Deutlich mehr.

Scheiße, mein Herz und mein ganzer Körper sehnt sich nach Louis. Seine Lippen waren warm und weich und ich will das jeden Tag spüren dürfen.

Er hat vor Überraschung die Augen aufgeschlagen, das kann das Publikum zum Glück nicht sehen.

Verwirrt mustert er mich, aber ich lege nur meine Hand an seine Wange, streiche mit dem Daumen darüber und erinnere mich an meinen nächsten Satz.

„Ohne dich...ohne dich will ich nicht leben. Ich will und kann es nicht. Was wäre mein Leben denn wert?"

Louis sieht immer noch verwirrt aus, schlägt seine Augen aber einfach wieder zu und lässt mich meine Todesszene spielen.

Ich trinke das Gift (beziehungsweise das Wasser mit grüner Lebensmittelfarbe) und sinke sterbend zu Boden.

Ein paar Sekunden später erwacht Julian und sieht seinen Geliebten tot neben sich liegen.

„Romeo, was...was hast du getan?" Ich spüre wie Louis neben mir in die Knie geht, wie er sich auf mich legt, am Körper bebend, das Reagenzglas nimmt er aus meiner Hand. „Gift!", ruft er. „Das war es was dir in den Tod verholfen hat. Und nicht einen Tropfen hast du für mich übrig gelassen!" Seine Finger fahren sanft durch mein Gesicht. „Deine Lippen sind noch warm. Vielleicht klebt ja noch ein bisschen Gift daran." Die Zeile hatten wir aus dem Originaltext gestrichen. Louis und ich hatten uns für keine Küsse entschieden, die Zeile hatte Mrs. Ramos gestrichen!

Kurz darauf spüre ich Louis' warme Lippen auf meinen.

Und auch wenn ich eigentlich tot bin, ich kann nicht anders als den Kuss zu erwidern. Dann ist er auch schon wieder vorbei. Aber zumindest ist Louis noch nah bei mir.

Man hört Schritte. „Oh nein, sie kommen schon. Es muss schnell gehen." Louis zieht die Dolch-Requisite aus meinem Gürtel und spielt seinen Selbstmord. Mit einem „bald sehen wir uns wieder" als letztem Satz von seinem Monolog bricht sein Körper schlaff auf mir zusammen und ich muss mich wirklich beherrschen ihn nicht zu berühren, nicht meine Arme um ihn zu schließen, ich bin schließlich eigentlich tot.

Den ganzen Rest der Szene - die Versöhnung der Familien - kriege ich gar nicht mit. Zu sehr bin ich darauf fokussiert Louis' Herz an meinem schlagen zu spüren.

Der Vorhang schließt sich, das Publikum beginnt zu applaudieren und Louis und ich rappeln uns auf. Kurz herrscht zwischen uns Stille, keiner weiß so richtig was er sagen soll. Aber da werden wir schon vom Rest der AG in eine riesige Gruppenumarmung gezogen. Und von der Bühne wieder off-stage, denn der Vorhang geht wieder auf. Wir müssen uns noch verbeugen. Wie geprobt gehen nacheinander erst die kleineren Rollen auf die Bühne, verbeugen sich und reihen sich hinten auf.

Dann kommt Louis von rechts und ich von links. Wir treffen uns in der Mitte und ich sehe ihn unsicher an, aber er lächelt nur, greift wie geplant nach meiner Hand und wir verbeugen uns.

Dann verbeugen wir uns nochmal als ganze AG und die Überwältigung davon auf der Bühne zu stehen und diesen Applaus zu bekommen lässt mich Louis ausblenden.

Jetzt haben wir keine Zeit mehr irgendetwas zu klären. Wir rufen Mrs. Ramos und Mr. García auf die Bühne, geben ihnen ihren Applaus, geben ihnen Blumen und bedanken uns dann mit Schokolade auch bei den Technikern und Musikern. Unser Schulleiter kommt auf die Bühne, gratuliert uns allen zu dieser gelungenen Aufführung, wir kriegen alle eine Rose. Dann werden Fotos gemacht, das Publikum löst sich langsam auf, zwei Fünftklässler aus Mrs. Ramos' Klasse stehen in den Ausgängen und sammeln Spenden. El und Niall kommen auf mich zu und fallen mir um den Hals, El stellt mir ihren Freund vor (ich kenne Max zwar so halb schon, aber die beiden sind jetzt offiziell), der gibt mir die Hand und gratuliert mir, meine Familie kommt und gratuliert mir, generell, von überall kommen Menschen und gratulieren mir zum Auftritt. Louis habe ich aus den Augen verloren.

Erst etwa eine halbe Stunde später als langsam die After Show Party beginnt, als der Großteil der Menschen weg sind, nur noch einige enge Freunde von uns, dem Cast und ein paar Lehrer, die mit Mrs. Ramos und Mr. García befreundet sind da sind komme ich ein bisschen zur Ruhe.

Nach und nach haben sich alle wieder umgezogen, aber ich wurde so viel von Menschen hier und da aufgehalten, dass ich noch nicht dazu gekommen bin. Also entschuldige ich mich für fünf Minuten hinter die Bühne.

In der Garderobe greife ich erstmal nach den Abschminktüchern und wische mir das ganze lästige Bühnen Make-Up aus dem Gesicht. Mir fällt nicht auf, dass jemand reinkommt.

„Na, auch noch nicht zum Umziehen gekommen?", ertönt Louis' Stimme hinter mir und ich zuckte zusammen und fahre herum.

Er lächelt. Leicht unsicher. Er legt die einzelne Rose, die er immer noch in der Hand hat (der Kopf ist leicht abgeknickt) auf einen Tisch neben seinen Rucksack. Mein Herz schlägt schneller.

„Nee. Als Hauptfigur wollen einem ganz schön viele Leute sagen wie gut man gespielt hat."

„Ja, wem sagst du das?" Louis lacht leise. „Und dabei hat dieses Make-Up nur noch genervt und ich wollte so schnell wie möglich alles abwischen."

Ich werfe ihm die Packung Tücher zu. Er fängt sie auf, lächelt und bedankt sich. Dann herrscht kurz Stille, in der wir beide nur das Zeug aus unseren Gesichtern entfernen. Dabei kommen wir ein bisschen aufeinander zu.

„Aber ich muss sagen, du hast wirklich gut gespielt", meint Louis dann und wirft das Tuch achtlos auf den Tisch neben seine Sachen. Hier sieht es eh aus wie im Saustall, das müssen wir alles morgen noch aufräumen. „Sehr überzeugend."

„Danke", gebe ich zurück. „Du auch."

„Danke."

Wieder Stille. Dann seufzt Louis, sieht sich ein bisschen um, dann wieder zu mir und grinst mit einem Mundwinkel. Seine Augen strahlen aber Unsicherheit aus. Ich kenne ihn.

„Der Kuss...", fängt er an. „Der Kuss war gar nicht geplant."

„Nein", antworte ich und schlucke. „Das war er nicht." Ich seufze und werfe das Tuch in den Mülleimer hinter mir. Ich verfehle ein bisschen, es bleibt auf dem Rand hängen. „Falls dir das isrgendwie unangenehm war oder so, dann tut's mir Leid, aber Mrs. Ramos war auch ganz begeistert, sie meinte das hat dem Stück noch mehr Authentizität verliehen und-"

Weiter komme ich nicht, denn Louis ist ein paar Schritte auf mich zugekommen, hat seine Arme um mich geschlungen, mich zu sich runter gezogen und seine Lippen auf meine gepresst.

Seufzend erwidere ich den Kuss, ziehe ihn näher an mich heran und fahre mit einer Hand in seine wundervollen, weichen Haare.

Dieser Kuss ist einfach...wow. Ich kann es nicht beschreiben. Wirklich nicht. Es fühlt sich einfach perfekt an.

„Ich fand's nicht unangenehm", flüstert Louis dann gegen meine Lippen als wir uns voneinander lösen und ich muss nur leicht grinsen.

„Das hab ich jetzt gemerkt."

Louis lächelt und küsst mich nochmal.

„Würdest du mit mir auf ein Date gehen?", frage ich dann in einem plötzlichen Anflug aus Mut. Louis lächelt breiter.

„Würdest du mit mir zusammen sein?", stellt er eine Gegenfrage und kurz muss ich kapieren was er gerade sagt, dann beginne ich wie ein Roboter zu nicken und ich kann mein Gesicht nicht davon abhalten breit zu lächeln. „Ja. Ja, definitiv."

„Perfekt." Louis küsst mich wieder. Ich kann jetzt schon nicht genug von seinen Lippen kriegen. „Bereit für die nächste große Show?"

„Schon seit der vierten Klasse", gebe ich zurück, dann schälen wir uns kurz aus unseren Kostümen, ziehen wieder Jeans und T-Shirt an und verlassen Hand in Hand die Umkleide.

Liam und Zayn stehen neben El, Niall und Max und unterhalten sich mit ihnen. Und dann entdeckt Zayn uns, grinst, stößt Liam in die Seite, und deutet auf uns. Liam legt erst nur einen Arm um Zayn, weil er anscheinend zu sehr in sein Gespräch mit Niall vertieft ist und nicht versteht was Zayn von ihm will, aber als El uns auch sieht und einen kleinen Schrei loslässt sieht er dann auch auf.

„Ich fass es nicht. Seid ihr zusammen?", ruft Eleanor und guckt absolut begeistert.

Damit haben wir dann auch die volle Aufmerksamkeit. Alle Augen richten sich auf uns und statt zu antworten, legt Louis nur seinen Zeigefinger an mein Kinn und küsst mich.

Ich bin glücklich.

Zum Glück steht zwischen uns nicht das Problem verfeindeter Familien. Zwischen uns standen andere Probleme.

Aber die haben wir ja jetzt alle aus dem Weg geräumt.




_____
okayyyyy ehrlich gesagt habe ich diesen one shot aus einem einzigen grund geschrieben:

um werbung zu machen. (und vielleicht nochmal eure erinnerung an die geschichte von romeo und julia aufzufrischen.)

(dafür ist er trotzdem ziemlich lang geworden haha...upsi...die geschichte hat sich mal wieder selbstständig gemacht)

ich habe nämlich ein etwas längeres buch geplant (ja, auch larry) und falls irgendwer lust hätte es zu lesen würde mich das sehr freuen.

das buch heißt a rose by another name und das erste kapitel ist schon online, ich werde versuchen immer sonntags updaten (zumindest ist das der plan)

und wie die meisten vermutlich schon kapiert haben geht es auch um eine geschichte von shakespeare...und zwar die gleiche wie hier...aber es geht nicht darum, dass die beiden das stück aufführen, sondern eher darum, dass sie...es leben.

also falls irgendwer den klappentext haben will:

Styles und Sohn ist das erfolgreichste Pharmaunternehmen der Welt. Noch, denn Tomlinson Corp ist kurz davor es vom Thron zu stoßen. Und diese Rivalität zwischen den Familienunternehmen wird auch noch untermalt von dem unbändigen Hass, der sich seit Generationen durch genau diese Familien zieht. Ohne dass irgendwer weiß warum.

Doch was passiert, wenn sich Romeo in Julia verliebt?

Oder besser gesagt: Was passiert wenn Harry Styles und Louis Tomlinson aufeinandertreffen und die Funken so sehr sprühen, dass sie eine ganze Stadt anzünden könnten?

Wird ihre brennende Liebe der Familienrivalität ein Ende setzen?

Oder ist das Feuer so stark, dass alles was sie kennen und lieben in den Flammen untergeht?

ich würde mich freuen einige von euch bei dem buch zu sehen :)

abgesehen davon hoffe ich natürlich euch hat dieser one shot gefallen und ihr hattet einen schönen tag.

lots of love und einfach mal ein riesiges danke, dass ihr lest was ich schreibe, wirklich, das bedeutet mir unglaublich viel.

💕

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